Ganz anders als erwartet
Die beiden Schwestern Sofija und Aljona verschwinden eines Tages auf der Halbinsel Kamtschatka. Eine Frau hat ihre Entführung beobachtet, kann allerdings nicht genügend Hinweise geben, mit denen der Mann ...
Die beiden Schwestern Sofija und Aljona verschwinden eines Tages auf der Halbinsel Kamtschatka. Eine Frau hat ihre Entführung beobachtet, kann allerdings nicht genügend Hinweise geben, mit denen der Mann gefasst wird. Auch die Suchtrupps enden ohne jeglichen Fund. Julia Phillips beschreibt in Kapiteln, die nach Monaten unterteilt sind, von verscheidenen Frauen auf Kamtschatka. Dabei beschreibt sie detailliert das Einzelschicksal jeder Frau, ihr Umfeld, ihre soziale Rolle und ihr Verhältnis zu ihrer Herkunft und dem jeweiligen Wohnort. Gerade zu Beginn viel es mir schwer, den Überblick zu behalten, Verbindungen richtig einzuordnen und einen Gesamtkontext herzustellen. Daher war die Übersicht zu Beginn sehr hilfreich.
Die Autorin schreibt von der Angst um die Mädchen, die nicht erfolgreichen Ermittlungen und dem Umgang damit innerhalb der Bevölkerung. Wichtige Grundpfeiler sind dabei das einfache Leben auf Kamtschatka, Armut, die untergeordnete Rolle der Frauen, die Abhängigkeit von ihren Ehemännern, Familien und die fehlenden Freiräume zur Selbstentfaltung.
Obwohl ich die einzelnen Kapitel ganz interessant und den Schreibstil sehr angenehm zu lesen fand, hinterlässt das Buch keinen nachhaltigen Eindruck. Die Geschichten stehen recht unabhängig voneinander, von Thrill habe ich nur im ersten Kapitel etwas gespürt, und irgendwie fehlt mir ein Mehrwert nach der Lektüre. Mich hat das Buch nicht emotional berühren können, ich bin lediglich den Ausführungen und den Famillienkonstellationen auf recht nüchterner und sachlicher Ebene gefolgt.