Cover-Bild Wovon wir träumten
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18,00
inkl. MwSt
  • Verlag: mareverlag
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 160
  • Ersterscheinung: 10.07.2012
  • ISBN: 9783866481794
Julie Otsuka

Wovon wir träumten

Katja Scholtz (Übersetzer)

"Auf dem Schiff waren die meisten von uns Jungfrauen."
So beginnt die berührende Geschichte einer Gruppe junger Frauen, die Anfang des 20. Jahrhunderts als 'picture brides' von Japan nach Kalifornien reisen, um japanische Einwanderer zu heiraten. Bis zu ihrer Ankunft kennen die Frauen ihre zukünftigen Männer nur von den strahlenden Fotos der Heiratsvermittler, und auch sonst haben sie äußerst vage Vorstellungen von Amerika, was auf der Schiffsüberfahrt zu wilden Spekulationen führt: Sind die Amerikaner wirklich behaart wie Tiere und zwei Köpfe größer? Was passiert in der Hochzeitsnacht? Wartet jenseits des Ozeans die große Liebe?
Aus ungewöhnlicher, eindringlicher Wir-Perspektive schildert der Roman die unterschiedlichen Schicksale der Frauen: wie sie in San Francisco ankommen (und in vielen Fällen die Männer von den Fotos nicht wiedererkennen), wie sie ihre ersten Nächte als junge Ehefrauen erleben, Knochenarbeit leisten auf den Feldern oder in den Haushalten weißer Frauen (und von deren Ehemännern verführt werden), wie sie mit der fremden Sprache und Kultur ringen, Kinder zur Welt bringen (die später ihre Herkunft verleugnen) - und wie sie nach Pearl Harbor erneut zu Außenseitern werden.
Julie Otsuka hat ein elegantes kleines Meisterwerk geschaffen, das in ebenso poetischen wie präzisen Worten eine wahre Geschichte erzählt. 'Wovon wir träumten' verzauberte bereits die Leser in den USA und England, stürmte dort die Bestsellerlisten, wurde von der Presse hymnisch gefeiert, mit dem PEN / Faulkner Award ausgezeichnet und für zwei weitere große Literaturpreise nominiert; die Übersetzungsrechte sind inzwischen in zahlreiche Länder verkauft.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.10.2020

Viele Schicksale, eine Geschichte

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Ein Schiff voller japanischer Frauen steuert auf die amerikanische Westküste zu, wo sie ihre Ehemänner treffen werden - die sie bisher noch nie gesehen haben. Die meisten erwartet ein hartes, entbehrungsreiches ...

Ein Schiff voller japanischer Frauen steuert auf die amerikanische Westküste zu, wo sie ihre Ehemänner treffen werden - die sie bisher noch nie gesehen haben. Die meisten erwartet ein hartes, entbehrungsreiches Leben, sei es in der Landwirtschaft oder in der Stadt.


Das Besondere an diesem kurzen Buch ist, dass es konsequent in der Wir-Form gehalten ist. Es gibt nicht die eine Protagonistin, sondern alle Frauen erzählen die Geschichte als eine Gruppe. Vereinzelt fallen einmal Namen, immer wieder gibt es Zitate, aber nie hebt sich eine dominant aus der Gruppe hervor. Weite Teile des Buches sind Aufzählungen, die verschiedene Entwicklungen zusammenfassen.

Die meisten Frauen landen nach ihrer Ankunft in einer unglücklichen Ehe. Sie schuften in der Landwirtschaft und leben in Armut, einige leben im japanischen Viertel irgendeiner Großstadt und haben kleine Läden oder sind als Hausangestellte beschäftigt. Ringsum begegnet ihnen Rassismus, jedoch fällt auf, dass sie auch selbst einen gewissen Rassismus mitbringen, beispielsweise gegenüber Chinesen. Später bekommen die meisten viele Kinder, die sich dann einem eher amerikanischen Lebensstil zuwenden, von denen manche jung sterben oder die selbst Erfahrungen mit Rassismus in der Schule sammeln müssen.

Schließlich kommt der zweite Weltkrieg und alle japanischen Einwanderer fallen unter Generalverdacht Spione zu sein. Sie werden noch stärker ausgegrenzt und diskriminiert und schließlich zu tausenden von der Westküste deportiert. Von letzterem hatte ich vor dem Lesen dieses Buches noch nie etwas gehört und war darüber sehr schockiert.

All diese Schicksale erwecken in einem viel Mitleid und Mitgefühl, aber auch Bewunderung dafür, das alles aushalten und durchstehen zu können.

An den Wir-Schreibstil und die endlosen Aufzählungen muss man sich gewöhnen und sie sind sicherlich nicht für jeden etwas. Dies ist wieder so ein Buch, das man wegen des Inhalts liest, aus Interesse an der Thematik, aber nicht zur reinen Unterhaltung.

Ungewöhnliche aber gelungene Umsetzung, die auf wenig Seiten viele Einblicke ermöglicht. Phasenweise ist es vielleicht etwas langatmig, aber wer sich für das Einwanderer-Thema und/oder die Zeit Anfang des 20. Jahrhunderts in Amerika interessiert, der wird hierin eine interessante und lesenswerte Abbildung des Zeitgeschehens vorfinden.

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