Cover-Bild Macht
(1)
  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
21,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Galiani Berlin ein Imprint von Kiepenheuer & Witsch
  • Themenbereich: Belletristik - Dystopische und utopische Literatur
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 416
  • Ersterscheinung: 18.02.2016
  • ISBN: 9783869710082
Karen Duve

Macht

Roman
Noch nie war Liebe so finster und Weltuntergang so unterhaltsam.

Frauen haben die Regierung an sich gerissen, Pillen geben ewige Jugend, religiöse Endzeitsekten schießen wie Pilze aus dem Boden und ein genervter Mann kettet seine Frau kurzerhand im Keller an …

Wir schreiben das Jahr 2031: Staatsfeminismus, Hitzewellen, Wirbelstürme, Endzeitstimmung und ein 50-jähriges Klassentreffen in der Hamburger Vorortkneipe ›Ehrlich‹. Dank der Verjüngungspille Ephebo, der auch Sebastian Bürger sein gutes Aussehen verdankt, sehen die Schulkameraden im besten Rentenalter alle wieder aus wie Zwanzig- bis Dreißigjährige, und als Sebastian seine heimliche Jugendliebe Elli trifft, ist es um ihn geschehen. Wen interessiert es da noch, dass die Krebsrate von Ephebo bei 60% innerhalb der nächsten zehn Jahre liegt?

Alles könnte so schön sein, wäre da nicht Sebastians Frau, die ehemalige Ministerin für Umwelt, Naturschutz, Kraftwerkstilllegung und Atommüllentsorgung, die er seit zwei Jahren in seinem Keller gefangen hält. Dort muss sie ihm seine Lieblingskekse backen und auch sonst in jeder Hinsicht zu Diensten sein. Seiner neuen Liebe steht sie jetzt allerdings im Weg. Bei dem Versuch, sich seine Frau vom Hals zu schaffen, löst Sebastian eine Katastrophe nach der anderen aus...

Weitere Formate

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.01.2024

Misogynie durch Staatsfeminismus?

0

Karen Duve entwirft in diesem Roman eine nahe Zukunft im Jahre 2031, die eigentlich scheinbar recht positive politische Entwicklungen andeutet: Es gibt mindestens 50% Frauen in den Ministerien und Unternehmen, ...

Karen Duve entwirft in diesem Roman eine nahe Zukunft im Jahre 2031, die eigentlich scheinbar recht positive politische Entwicklungen andeutet: Es gibt mindestens 50% Frauen in den Ministerien und Unternehmen, durch ein CO²-Punktesystem werden die Bürger Deutschlands dazu angehalten sich einzuteilen, ob sie nun eine Flugreise unternehmen oder Fleisch essen (können), in Russland wurden Mammuts ausgewildert, um den Permafrostboden festzutrampeln und damit das Methan zu binden. (Auf den letzten Punkt komme ich später noch zu sprechen.) Trotz der Bemühungen scheint jedoch die Erde als Lebensraum für die Menschen am Ende. Umweltkatastrophen ziehen über den Planeten und, wer hätte es gedacht, religiöse Sekten schießen aus dem Boden.

Die gesellschaftlichen Umwandlungen erfahren wir aus den Erzählungen des Ich-Erzählers dieser Geschichte. Sebastian ist eigentlich um die 70 Jahre alt, aufgrund eines populären Medikaments sieht er aber aus wie Ende 30. Was die Autorin meines Erachtens großartig macht, ist diesen verachtenswerten Menschen psychologisch vollkommen schlüssig darzustellen. Denn obwohl er früher Umweltaktivist und Befürworter des Feminismus war, kann er an anderer Stelle auch ganz anders. Er ist nämlich ein psychopathischer Sadist. Er verachtet die Frauen für ihr hart erkämpftes Oberwasser und lässt diesen Hass an seiner Ex-Frau aus, die er seit zwei Jahren im Kellerverlies gefangen hält. Jede seiner verdrehten Einstellungen ist dabei (im Rahmen seiner Persönlichkeit) hochrealstisch und zeigt, wie perverse Gewalt gegen Frauen innerlich gerechtfertigt wird von bestimmten Tätergruppen. Dabei wird Karen Duve in ihren Schilderungen der (sexuellen) Gewaltszenen sehr konkret und drastisch. Das kann und will sicherlich nicht jeder Leserin aushalten. Meines Erachtens sind diese Szenen auch irgendwie nur aushaltbar, weil man im Hinterkopf hat, dass dieses Buch von einer Frau geschrieben wurde und sie etwas deutlich machen will damit. Die Beschreibung hätte es jedoch auch bei der ersten auftauchenden Szene getan und hätte nicht zwingend immer wieder so ausführlich geschildert werden müssen. Trotzdem finde ich dies im Rahmen des Gesamtwerks hinnehmbar. Sprachlich glänzt Duve in diesem Roman ohne Zweifel. Ich war von der ersten Seite an gefesselt und blieb es bis zum Schluss aufgrund des Könnens der Autorin.

Die Autorin macht im Rahmen des Plots viele Themen auf, die durchaus realistisch bzw. bezogen auf die Zukunftsszenarien wissenschaftlich fundiert sind. Das oben genannte Vorhaben mit den Mammuts wird z.B. tatsächlich derzeit angestrebt, so abwegig die (im Buch verwobene) Nachrichtenmeldung während des Lesens auch wirken mag. Über die ersten zwei Drittel des Buchs hinweg, hätte dieses für mich Potential für ein Jahreshighlight gehabt. Leider baut sich der Plot zum Ende hin zu einem deplatzierten Showdown auf, thematisch so angesiedelt, dass insgesamt der Roman nicht mehr rund wird. So bleiben leider zu viele (interessante und wichtige!) Themen angeschnitten. Eine Reduktion hätte dem Roman gut getan.

Trotzdem ist mir die Lektüre im Nachhinein eine eindeutige Leseempfehlung wert. Es muss jedoch klar und eindeutig vor den frauenverachtenden Szenen sexualisierter Gewalt gewarnt werden!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere