Cover-Bild Alles, was wir geben mussten
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20,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Blessing
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 352
  • Ersterscheinung: 30.10.2017
  • ISBN: 9783896676320
Kazuo Ishiguro

Alles, was wir geben mussten

Roman
Barbara Schaden (Übersetzer)

Ein großer Sportplatz, freundliche Klassenzimmer und getrennte Schlafsäle für Jungen und Mädchen – auf den ersten Blick scheint Hailsham ein ganz gewöhnliches englisches Internat zu sein. Aber die Lehrer, so engagiert und freundlich sie auch sind, heißen hier Aufseher, und sie lassen die Kinder früh spüren, dass sie für eine besondere Zukunft ausersehen sind. Dieses Gefühl hält Kathy, Ruth und Tommy durch alle Stürme der Pubertät und Verwirrungen der Liebe zusammen – bis es an der Zeit ist, ihrer wahren Bestimmung zu folgen.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.02.2024

Internat und Selbstaufgabe

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Kathy beabsichtigt bald ihre Arbeit als Betreuerin aufzugeben. Nachdem sie sich lange selbst um die Genesung von Spendern gekümmert hat, wird es nun Zeit für sie selbst zur Spenderin zu werden. Rückblickend ...

Kathy beabsichtigt bald ihre Arbeit als Betreuerin aufzugeben. Nachdem sie sich lange selbst um die Genesung von Spendern gekümmert hat, wird es nun Zeit für sie selbst zur Spenderin zu werden. Rückblickend erzählte sie hierbei von ihrem Leben, insbesondere ihrer Zeit im englischen Kinderheim/Internat Hailsham. Gemeinsam mit ihren Freunden Tommy und Ruth wächst sie dort auf und erlebt Freunde und Leid des Alltags. Das Ganze könnte eine gewöhnliche Internatsgeschichte sein, würde nicht immer eine Art dunkler Schatten über den Protagonisten schweben. Als Klone besteht ihre spätere Aufgabe in Spenden, die spätestens nach dem dritten oder vierten Male zum Abschluss führen.

Alles, was wir geben mussten ist ein leiser aber erschütternter Roman mit dystopischen Elementen. Spannung wird durch die anfängliche Ungewissheit beim Leser erzeugt. Die Kinder erfahren allerdings von ihrer Zukunft immer mehr, als sie im jeweiligen Alter verarbeiten können, sodass es zu einer grundlegenden Akzeptanz kommt. Mich konnte dieses Buch auch ohne Actionmomente sehr fesseln, auch wegen seines distanzierten Stiles. Ein Buch, das nachdenklich und traurig macht und auf jeden Fall lange nachwirkt.

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Veröffentlicht am 29.11.2017

Bewegend, fordernd, eindringlich

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„Alles, was wir geben mussten“ von Kazuo Ishiguro ist ein Roman, der mich bewegt und nachdenklich gestimmt hat. Ein Roman, über den ich reden und diskutieren, den ich weiterempfehlen will! Doch das ist ...

„Alles, was wir geben mussten“ von Kazuo Ishiguro ist ein Roman, der mich bewegt und nachdenklich gestimmt hat. Ein Roman, über den ich reden und diskutieren, den ich weiterempfehlen will! Doch das ist gar nicht so leicht, ohne den Dreh- und Angelpunkt der Geschichte zu verraten, der für all das unbeschreibliche Entsetzen verantwortlich ist, das einen während des Lesens beschleicht.

Kurzum: „Alles, was wir geben mussten“ ist eine Dystopie. Keine der leichten, unterhaltsamen Sorte, sondern eine anspruchsvolle, fordernde, die ihrem Leser nicht einfach ein paar vergnügsame Lesestunden beschweren will. Kazuo Ishiguro erzählt eine Geschichte, die sich mit (scheinbar) dystopischen Elementen beschäftigt, allerdings in der Vergangenheit angesiedelt ist und in den 70er Jahren beginnt. Die Handlung zieht sich durch die Jahrzehnte bis in die Gegenwart, was für ein ganz ungutes Gefühl sorgt: Könnte das, was Kazuo Ishiguro beschreibt, in unserer Zeit, unserer Welt tatsächlich geschehen?

Erzählt wird die Geschichte von Protagonistin Kathy, die mit ihren 31 Jahren als Betreuerin arbeitet. Sie berichtet in Rückblenden von ihrem Leben: ihrer Kindheit und Jugend in dem wohlsituierten und angesehenem Halisham, in dem besonders viel Wert auf die Kollegialität und die Kreativität der Schüler gelegt wird, und ihrer Zeit danach als junge und freie Erwachsene, bis Kathy schließlich von ihrem beruflichen Werdegang und ihren Erfahrungen erzählt. Passend dazu ist der Roman in drei Abschnitte unterteilt.

Schon nach wenigen Seiten wird einem klar: Irgendetwas geht hier nicht mit rechten Dingen zu. Obwohl man die Einzelheiten, wie zum Beispiel der sonderliche Umgang, die Andeutungen Kathys und die Unterhaltungen zwischen den Kollegiaten, ohne den Blick über das große Ganze nicht versteht, spürt man den grausig-schaurigen Unterton der Geschichte deutlich. Je weiter man in der Handlung voranschreitet, desto deutlicher wird, worum es in „Alles, was wir geben mussten“ tatsächlich geht. Dass Kazuo Ishiguro Themen behandelt, die man lange geahnt, aber nicht wahrhaben wollte. Und dennoch trifft es einen mitten in der Magengrube, wenn die Wahrheit im zweiten Teil des Romans endlich ausgesprochen wird.

Was Kazuo Ishiguros Geschichte so besonders, so speziell und vor allem einzigartig macht, ist die stille und harmlose Atmosphäre, die zwischen den Buchdeckeln extrem präsent ist. Sie steht im starken Kontrast zur Handlung und sorgt damit für ein Gänsehaut-Feeling, das es in sich hat. Vor allem Kathy will mit ihrer ruhigen Art nicht in die Geschichte passen – oder besser: Man möchte es als Leser selbst nicht, dass sie es tut. Sie sollte schreien, weinen, um sich schlagen! Stattdessen prügelt sie mit ihrer perfekt passenden Art, ihrem Realitätsbezug, der einem selbst beinahe verloren geht, den Lesern ein Gefühl unter die Haut, das einen noch lange beschäftigt. Kombiniert mit Ishiguros emotionslosem Schreibstil verschlägt einem „Alles, was wir geben mussten“ wahrlich die Sprache.

Fazit:
„Alles, was wir geben mussten“ ist eine Dystopie, die nicht einfach unterhalten, sondern zum Nachdenken bewegen, fordern, aufwühlen will. Kazuo Ishiguro hat einen bedrückenden und eindringlichen Roman geschrieben, der mich in jeglicher Hinsicht begeistert hat. Schon während des Lesens wollte ich über die Geschichte diskutieren, in sie abtauchen und schreien, die Charaktere an den Schultern rütteln! Doch Ishiguros eiskalter Schreibstil und seine einzigartige Art, eine schrecklich realistische Geschichte auf brutal ehrliche Weise zu erzählen, hat mich immer wieder erstarren lassen und mich sprachlos gemacht. „Alles, was wir geben mussten“ von Kazuo Ishiguro ist mehr als lesenswert. Eine Dystopie mit Anspruch, die genau deshalb nachdenklich stimmt, weil sie nicht völlig abwegig ist.

Veröffentlicht am 27.02.2022

Traurig schön

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Wieder mal ein Meisterwerk von Kazuo Ishiguro - einer meiner Lieblingsautoren. Das Drama „Alles, was wir geben mussten“ spielt in England. Obwohl bereits 2005 erschienen, ist es von zeitloser Aktualität ...

Wieder mal ein Meisterwerk von Kazuo Ishiguro - einer meiner Lieblingsautoren. Das Drama „Alles, was wir geben mussten“ spielt in England. Obwohl bereits 2005 erschienen, ist es von zeitloser Aktualität und thematisch vielleicht mehr näher an uns, als wir uns eingestehen.
Das schöne Cover einer großzügigen Parkanlage mit einem Internat erweckt den Eindruck, es handele es sich um ein herrschaftliches Anwesen, ein elitäres Internat. Man könnte meinen, die Insassen seien zu beneiden. Anspruchsvoller Unterricht, Gemeinschaft und großzügige Grünanlagen - auf den ersten Blick scheint Hailsham ein wunderbares Internat zu sein. Aber die Lehrer, so freundlich und engagiert sie auch sind, heißen hier "Wächter" und lassen die Kinder früh spüren, dass ihnen ein besonderes Schicksal auferlegt worden ist. Als Leser spürt man, dass etwas nicht stimmt, bis die Begriffe „Spende“ und „Spender“ immer öfter in den Seiten auftaucht, bis man versteht: Es ist ein Internat, in denen menschliche Klone zum Zweck der Organspende aufgezogen werden.
Das Drama wird aus Sicht der Insassin Kathy geschildert, die gemeinsam mit ihren Freunden Ruth und Tommy durch die Kindheit, die Pubertät und die Verwirrungen der Liebe geht. Sie und ihre Mitschüler sind elternlos, sind Klone, gezüchtet quasi als Organlager. Klar ist auch, dass sie niemals Kinder bekommen können. Das Drama ist: Sie haben dieselben Sehnsüchte und Lebenswünsche wie natürlich gezeugte Menschen. Sie rebellieren nicht gegen ihr Schicksal, doch einige wenige versuchen, einen Ausweg zu finden. Aber ob das gelingen kann?
Mit 16 Jahren müssen sie Hailsham verlassen, um ihrer wirklichen Aufgabe als Betreuer oder Spender zugeführt zu werden. Kathy übernimmt eine Rolle als Betreuerin, wobei sie immer wieder auf Ruth und Tommy trifft. Große Liebe, große Verbundenheit.
Sehr berührend, Traurig und bewegend, und wie immer gefällt mir die besondere Sprache von Ishiguro.

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Veröffentlicht am 30.03.2021

Am leben, um Leben zu retten …

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Auf der Fahrt zu einem Spender hat Kathy ausreichend Zeit, über ihr bisheriges Leben nachzusinnen. Sie ist jetzt 31 Jahre alt und arbeitet seit über 11 Jahren als Betreuerin, doch in etwa acht Monaten ...

Auf der Fahrt zu einem Spender hat Kathy ausreichend Zeit, über ihr bisheriges Leben nachzusinnen. Sie ist jetzt 31 Jahre alt und arbeitet seit über 11 Jahren als Betreuerin, doch in etwa acht Monaten wird auch sie zum Spender werden. Sie erinnert sich an Hailsham, ein Eliteinternat, in dem sie unbeschwert mit ihren Freunden Tommy und Ruth aufgewachsen ist. Damals wussten sie noch nichts über ihre wahre Bestimmung, sie merkten nur, dass sie anders sind als die da draußen. Nach und nach klärte man sie dann darüber auf, dass sie als junge Erwachsene zu „Spender“ werden, um nach der dritten oder vierten Operation endgültig „abzuschließen“ …

Der Autor Kazuo Ishiguro wurde 1954 in Nagasaki geboren. Bereits 1960 kam er nach England, wo er Englisch und Philosophie studierte. Schon während seines Studiums machte er die Literaturszene mit Kurzgeschichten auf sich aufmerksam. Inzwischen schrieb er mehrere Romane, für die er zahlreiche Auszeichnungen und Preise erhielt und die teilweise verfilmt wurden. „Alles, was wir geben mussten“ erschien als Buch erstmals 2005, der Film dazu stammt aus dem Jahr 2010. Der Autor ist seit Jahrzehnten britischer Staatsbürger, seit 1986 verheiratet und lebt heute mit Frau und Tochter in London.
2017 erhielt Ishiguro den Literatur-Nobelpreis. Die Schwedische Akademie zeichnete ihn als einen Autoren aus, der mit „starker emotionaler Wirkung den Abgrund in unserer vermeintlichen Welt-Verbundenheit aufgedeckt hat“.

Wer erinnert sich nicht noch an das Schaf Dolly, das 1996 als erstes geklontes Säugetier Schlagzeilen machte. In diesem Roman sind die Protagonisten ebenfalls Klone, die nur dazu gezüchtet und aufgezogen werden, um später als Organspender zu dienen. Eine bedrückende Vorstellung, dass dies so oder so ähnlich jederzeit irgendwo auf der Welt im Verborgenen passieren könnte.

Weniger das Klonen, sondern vielmehr die Ergebenheit der Protagonisten in ihr Schicksal, ist das hervorstechende Merkmal dieses Romans. Zumindest die erste Hälfte liest sich wie ein ganz normaler Jugendroman. Kathy, eine der drei Freunde, erzählt über das Leben im Internat, über Unterricht und Sport, über Freundschaften und Gefühle, wie sie alle jungen Leute mehr oder weniger erleben. Erst viel später, als die Jugendlichen bereits auf dem Weg zur Selbständigkeit sind, kommt etwas Spannung auf. Ein Aufbegehren gegen ihr Schicksal erwartet man jedoch vergeblich, vielleicht wirken die Personen gerade deshalb so authentisch. Der Sprachstil ist dem Alter der Akteure angepasst und lässt sich gut und zügig lesen, wenn auch einige langatmige Passagen etwas Durchhaltevermögen erfordern.

Fazit: Eine Dystrophie, die sich beängstigend realistisch liest, einfühlsam und berührend.

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