Spannende Politik, langweilige Protagonisten
Im dritten Teil von Ken Folletts Jahrhundert-Trilogie steht wieder eine neue Generation der aus „Sturz der Titanen“ und „Winter der Welt“ bekannten Familien im Mittelpunkt.
George Jakes, der dunkelhäutige ...
Im dritten Teil von Ken Folletts Jahrhundert-Trilogie steht wieder eine neue Generation der aus „Sturz der Titanen“ und „Winter der Welt“ bekannten Familien im Mittelpunkt.
George Jakes, der dunkelhäutige Enkel von Lew Peschkow, arbeitet für die amerikanische Regierung und setzt sich für die Rechte der Schwarzen ein, während Grigori Peschkows Enkel Dimka eine wichtige Position im Kreml innehat. Dimkas Zwillingsschwester Tanja steht dem Regime jedoch sehr ablehnend gegenüber und nimmt einige Risiken auf sich, um seine Schattenseiten aufzuzeigen.
Die Nachkommen der Familie Williams haben dagegen weniger Interesse an Politik – Dave träumt davon, ein Rockmusiker zu werden, seine Schwester Evie strebt eine Karriere als Schauspielerin an.
Familie Franck sitzt inzwischen in Ostberlin fest und ist den Repressionen der Stasi ausgeliefert. Doch einige Familienmitglieder entschließen sich, die gefährliche Flucht in den Westen zu wagen.
Usw.
Obwohl hier also ziemlich viele Hauptfiguren auftreten (zu denen natürlich noch etliche Nebencharaktere kommen), hatte ich beim Lesen keine Schwierigkeiten, den Überblick über die diversen Personen, ihre Hintergründe und Beziehungen zueinander zu behalten. Dazu tragen auch die Familienstammbäume und das Personenverzeichnis am Beginn des Buches bei.
Bisweilen hatte ich allerdings den Eindruck, dass der Autor es den Lesern zu leicht machen will, der Handlung zu folgen – oft werden Ereignisse, die vielleicht 100 Seiten zuvor geschildert wurden, nochmals rekapituliert.
Erneut hat der Ken Follett seine Protagonisten an entscheidenden Stellen der Zeitgeschichte platziert, um mittels ihrer unterschiedlichen Lebensgeschichten den Zeitraum von 1961 bis 1989 (und dabei vor allem die 1960er Jahre) zu illustrieren.
Diese Lebensgeschichten wirken allerdings öfters ziemlich konstruiert, damit jemand beispielsweise immer genau zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein kann, um historisch bedeutsame Ereignisse miterleben zu können.
Weiters sind die Protagonisten eher flach gezeichnet, scheinen mehr Prototypen als echte Menschen zu sein und ihr Leben verläuft großteils ziemlich vorhersehbar. Außerdem ist es unrealistisch, wie leicht es den meisten fällt, erfolgreich zu sein, und dass selbst Rückschläge und Probleme bald wieder vergessen sind.
Dafür hat sich der Autor aber offenbar viel Mühe bei der Recherche gegeben, bei vielen heiklen politischen Entscheidungen (zB während der Kuba-Krise) hat man das Gefühl, hautnah mit dabei zu sein.
Der Erzählstil ist gekonnt und flüssig, und trotz seiner 1200 Seiten ist der Roman nie langweilig, richtig begeistern konnte er mich allerdings auch nicht.