Cover-Bild Kostbare Tage
Band 4 der Reihe "Ein Holt Roman"
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24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Diogenes
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 352
  • Ersterscheinung: 27.05.2020
  • ISBN: 9783257071252
Kent Haruf

Kostbare Tage

pociao (Übersetzer), Roberto de Hollanda (Übersetzer)

Es ist der letzte Sommer für Dad Lewis am Rand der Kleinstadt Holt – die er nie verließ, im Gegensatz zu seinen Kindern. Aber was wäre Holt ohne neue Geschichten? Die kleine Alice zieht im Nachbarhaus bei ihrer Großmutter ein, und der neue Reverend Lyle hat nicht nur mit den eigenwilligen Anwohnern zu kämpfen.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.07.2020

Kostbare Tage

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Wie immer hat Kent Haruf es geschafft, mich emotional abzuholen mit diesem Buch. Ich würde mal behaupten, dass es nicht unbedingt für junge Menschen gedacht ist, denn die melancholische Geschichte eines ...

Wie immer hat Kent Haruf es geschafft, mich emotional abzuholen mit diesem Buch. Ich würde mal behaupten, dass es nicht unbedingt für junge Menschen gedacht ist, denn die melancholische Geschichte eines alten Mannes, der seine letzten Kostbaren Tage damit verbringt, sein Leben zu ordnen und sich leise zu verabschieden, hat einen langsamen und sehr bedächtigen Rhythmus. Haruf ist ein Meister der wenigen Worte. Einer der sein Land und seine Menschen kennt und ihre spröde Naturverbundenheit und ihre raubeinige Gelassenheit auch vor dem nahen Tod liebt und versteht.

Holt ist eine fiktive Kleinstadt irgendwo in Colorado. Hier kennt jeder jeden und Neuankömmlinge haben es nicht immer einfach, sich einzufinden. Es ist eine Gegend, aus der die Jungen flüchten und die wenig Abwechslung zu bieten hat, außer der Natur. Aber wenn ich dort nicht hinziehen würde, so habe ich doch die Einwohner schätzen gelernt und ich mochte es sehr, wie Haruf dem Leser seine Darsteller und die Stadt näherbringt. Voller Liebe und Wärme und Klugheit.

Veröffentlicht am 26.07.2020

zurück in Holt

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In Kostbare Tage nimmt uns Kent Haruf wieder mit nach Holt, einer kleinen Stadt mitten in Colorado. Diesmal beleuchtet er das Schicksal von Dad Lewis, und dessen letzten Tage. Dad hat Krebs im Endstadium ...

In Kostbare Tage nimmt uns Kent Haruf wieder mit nach Holt, einer kleinen Stadt mitten in Colorado. Diesmal beleuchtet er das Schicksal von Dad Lewis, und dessen letzten Tage. Dad hat Krebs im Endstadium und seine Tochter Lorraine kommt nach Hause um ihrer Mutter bei der Pflege zu helfen. Wie in Kleinstädten üblich unterstützen auch Nachbarn und Freunde die Familie. So kommen die Johnssons, Mutter und Tochter, immer wieder vorbei und auch die Nachbarin Berta-May und ihr Enkelin Alice helfen wo sie können. Nach und nach erfahren wir auch ihre Geschichten und auch die des Pfarrers Lyle und seiner Familie wird erzählt.

An sich ist es kein aufregendes Buch, der Autor erzählt einfach aus dem Alltag. Und doch kommen immer wieder Themen hoch, die unsere Gesellschaft beleuchten, wie Homophobie, Patriotismus und Sterbebegleitung. Der Schreibstil ist fast emotionslos und da die wörtliche Rede im Text nicht wirklich hervorgehoben wird, hat man manchmal das Gefühl, dass der Text ein wenig mehr Ecken und Kanten vertragen hätte. Trotzdem hat mich gerade die Geschichte Dads sehr berührt, macht er sich am Ende doch noch einmal Gedanken darüber was alles nicht so gut in seinem Leben gelaufen ist.

Als Wohlfühlbuch würde ich es nicht bezeichnen, allerdings bewirkt der ruhige Schreibstil tatsächlich eine gewisse Entschleunigung, sofern man sich drauf einlassen kann.

Von mir bekommt das Buch eine Leseempfehlung. Besonders möchte ich auch die schöne Gestaltung des Buches durch den Verlag hervorheben, der Leinenumschlag unter der schön gestalteten Cover macht auch das haptische Erlebnis zu einem Genuss.

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Veröffentlicht am 24.07.2020

Eine Kleinstadt - eine Welt

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Ein Kaff am Ende der Welt. Eine Handvoll Bewohner, deren Leben von außen betrachtet vollkommen unspektakulär verläuft. Im Zentrum der alte Dad Lewis, dessen Tage auf Erden gezählt sind, aber gehalten, ...

Ein Kaff am Ende der Welt. Eine Handvoll Bewohner, deren Leben von außen betrachtet vollkommen unspektakulär verläuft. Im Zentrum der alte Dad Lewis, dessen Tage auf Erden gezählt sind, aber gehalten, umsorgt, nicht allein gelassen von den Menschen seiner Umgebung. Die kurzen Episoden, die dem Leser in einer lakonischen Sprache erzählt werden, vermitteln die Erkenntnis, dass ein jedes Schicksal einzigartig ist, dass ein jedes Individuum seine Hoffnung auf Glück im Herzen trägt. Und doch beansprucht das Unglück in ganz unterschiedlicher Gestalt seinen Platz im Lebenslauf eines jeden Einzelnen. Der amerikanische Kleinstadtroman - eine große literarische Tradition, und Kent Haruf ein zeitgenössischer Autor, der dieser Gattung seinen unvergesslichen Stempel aufdrückt.

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Veröffentlicht am 21.07.2020

Kostbare Lektüre

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,,Tja, das war's dann", sagt Dad Lewis nach seiner Krebsdiagnose zu seiner Frau Mary. Ihre Antwort lautet: ,,Ich möchte nicht, dass du schon gehst." So undramatisch, fast sachlich erzählt Kent Haruf vom ...


,,Tja, das war's dann", sagt Dad Lewis nach seiner Krebsdiagnose zu seiner Frau Mary. Ihre Antwort lautet: ,,Ich möchte nicht, dass du schon gehst." So undramatisch, fast sachlich erzählt Kent Haruf vom letzten Sommer, den Dad Lewis in der fiktiven Kleinstadt Holt in der Nähe von Denver erlebt. Dabei lässt gerade die lakonische und sachliche Erzählweise dem Leser viel Raum für Emotionalität, die dadurch, dass sie nicht explizit ausgedrückt wird, umso eindringlicher wirkt.
Dad Lewis verlebt seine letzten Wochen und Tage mit seiner Frau Mary und der Tochter Lorraine, die zur Unterstützung ihrer Eltern nach Holt zurückkehrt. Dad Lewis sitzt auf der Terrasse, schaut auf die vertraute Landschaft, die Nachbarhäuser, bekommt Besuch von seinen Angestellten, den Nachbarn oder dem neuen Reverend, der mit seinen Ansichten keinen leichten Stand in der Gemeinde hat. Diese eigentlich alltäglichen Begegnungen bekommen eine besondere Bedeutung, da es vielleicht letzte Begegnungen sein werden. Auch diese Szenen werden unaufgeregt geschildert, Dad Lewis' Krankheit wird von allen, vor allem von ihm selbst, recht sachlich, aber knapp thematisiert. So bleibt ihm Zeit, noch offene Angelegenheiten zu klären. Lorraine und Mary fahren mit ihm noch einmal durch die kleine Stadt und besuchen Orte, die Dad Lewis noch einmal sehen möchte. So kann er Erinnerungen aufleben lassen und gleichzeitig Abschied nehmen. Sehr bewegend fand ich, wie liebevoll und vertraut die Familie und insbesonders auch die Eheleute miteinander umgehen. Allerdings beschäftigen Dad Lewis auch unangenehme Gedanken und Träume. Zu seinem Sohn Frank hat er nach einem bösen Streit seit Jahren keinen Kontakt mehr. Auch Marys Suche nach dem ,,verlorenen Sohn" verläuft erfolglos. Und so spricht Dad Lewis in den stillen Nachtstunden mit ihm und auch mit seinen verstorbenen Eltern.
Wie in den anderen Romanen von Kent Haruf gibt es Nebenfiguren und mit ihnen neue Geschichten. So zieht z.B. die kleine Alice im Nachbarhaus ein. Nach dem Tod ihrer Mutter lebt sie nun bei ihrer Großmutter. Ihre Jugend verleiht der teils doch sehr melancholischen Stimmung einen zarten Hoffnungsschimmer.
,,Kostbare Tage" ist keine leichte Lektüre, sondern ein berührender und vielschichtiger Roman über Liebe, Vertrauen und Lebensfreude, aber auch über Kummer, Abschied, Sterben und Fehler im Leben, die nicht immer wiedergutzumachen sind.

Veröffentlicht am 20.07.2020

Der letzte Sommer von Dad Lewis

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Holt, eine Kleinstadt im Herzen Colorados, mitten in den Great Plains: Dad Lewis (77) ist unheilbar an Lungenkrebs erkrankt. Die Ärzte geben ihm nicht mehr viel Zeit. Und so ist es der letzte Sommer, den ...

Holt, eine Kleinstadt im Herzen Colorados, mitten in den Great Plains: Dad Lewis (77) ist unheilbar an Lungenkrebs erkrankt. Die Ärzte geben ihm nicht mehr viel Zeit. Und so ist es der letzte Sommer, den er zusammen verlebt mit seiner fürsorglichen Frau Mary und der gemeinsamen Tochter Lorraine, die zu ihrem sterbenden Vater geeilt ist. Nur Sohn Frank, zu dem die Eltern keinen Kontakt mehr haben, steht dem Sterbenden nicht zur Seite. Im Gegensatz zu den Nachbarn und anderen bekannten Bewohnern der Stadt, die Dad am Krankenbett Gesellschaft leisten. Auch der neue Reverend Lyle stattet dem Kranken einen Besuch ab. Immer deutlicher wird, dass einige in der Stadt auch mit ihren eigenen Problemen zu kämpfen haben…

„Kostbare Tage“ ist ein Roman des bereits verstorbenen Autors Kent Haruf. Das Buch ist der „Plainsong“-Reihe zuzuordnen, die im fiktiven Ort Holt spielt.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus 39 Kapiteln mit einer angenehmen Länge. Erzählt wird aus der Sichtweise unterschiedlicher Personen. Dieser Aufbau funktioniert prima.

Der Schreibstil ist schnörkellos, unaufgeregt und recht nüchtern, gleichzeitig jedoch eindringlich, atmosphärisch dicht und einfühlsam. Er ist darüber hinaus von viel wörtlicher Rede gekennzeichnet. Dem Schriftsteller gelingt es, auch mit wenigen Worten viel ausdrücken und mit seinen Landschaftsbeschreibungen beeindruckende Bilder zu schaffen.

Die Geschichte baut nur sehr lose auf den Romanen „Lied der Weite“ und „Abendrot“ auf und lässt sich ohne Vorkenntnisse verstehen. Sie lässt sich unabhängig lesen, wobei ich dennoch empfehlen würde, die Bücher in dieser Reihenfolge zu lesen.

Im Mittelpunkt steht Dad Lewis, der in seinen letzten Tagen auf ein Leben zurückblickt, das viele glückliche, aber auch weniger glückliche Momente hatte. Vor allem auf seiner Familie liegt ein Fokus. Aber auch der Reverend und seine Familie, die Johnsons sowie Großmutter und Enkelin nebenan spielen eine wichtige Rolle. Wie schon in seinen früheren Romanen zeichnet der Autor ein vielschichtiges und authentisches Bild der Protagonisten, die als Menschen mit Ecken und Kanten dargestellt und dennoch nicht bloßgestellt werden.

Gleich mehrere Schicksale und Probleme werden thematisiert. Tod, Abschied, Verlust, Trauer und Krankheit, diese Aspekte rahmen die Geschichte ein. Vor allem das langsame Sterben Dads hat mich sehr bewegt. Aber der Roman handelt auch von Enttäuschungen in der Liebe, Vertrauensbruch, Loyalität und unverrückbaren Überzeugungen. Wieder einmal geht es auch um seelische Abgründe, um Schwächen, um Fehler und um Schuldgefühle, aber auch um Hoffnungsschimmer. Dargestellt werden unterschiedliche Facetten der Menschlichkeit. Dabei bleibt die Handlung stets realistisch und kommt ohne Kitsch aus.

Das vom Verlag gewohnt reduzierte Cover mit dem Gemälde drückt die Stimmung des Romans gut aus. Auch der Titel ist treffend gewählt, wobei ich das amerikanische Original („Benediction“) noch prägnanter und dadurch vielleicht auch ein wenig passender finde.

Mein Fazit:
Auch mit „Kostbare Tage“ konnte mich Kent Haruf überzeugen und berühren. Ein Lesehighlight in diesem Jahr, das ich nicht nur Liebhabern schöngeistiger Literatur wärmstens ans Herz legen kann.