Cover-Bild You are (not) safe here
(18)
  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
15,95
inkl. MwSt
  • Verlag: dtv Verlagsgesellschaft
  • Genre: Kinder & Jugend / Jugendbücher
  • Seitenzahl: 400
  • Ersterscheinung: 24.01.2020
  • ISBN: 9783423740555
Kyrie McCauley

You are (not) safe here

| Psychologischer Spannungsroman, intensiv und authentisch erzählt
Uwe-Michael Gutzschhahn (Übersetzer)

Wenn die größte Bedrohung für dein Leben dort lauert, wo du dich am sichersten fühlen solltest – in deinem Zuhause

Tausende Krähen belagern die Kleinstadt Auburn, Pennsylvania, und es werden immer mehr.  Alle Einwohner empfinden dies als Bedrohung – alle außer der 17-jährigen Leighton und ihren beiden jüngeren Schwestern. Denn die größte Gefahr lebt in ihrem Zuhause: ihr Vater, der immer wieder gewalttätig wird – und ihre Mutter, die schweigt und ihn nicht verlässt. Und die Nachbarn, die konsequent wegschauen. Leighton würde nichts lieber tun, als der Stadt den Rücken zu kehren, aber sie kann und will ihre Schwestern nicht zurücklassen. Denn eins ist klar: Irgendwann wird die Situation eskalieren...

Weitere Formate

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.05.2020

You are (not) safe here

0

Allgemeines:

You are (not) safe here ist Ende Januar 2020 bei dtv junior erschienen. Das Taschenbuch hat 400 Seiten und wird vom Verlag ab einem Lesealter von 14 Jahren empfohlen. Diese Leseempfehlung ...

Allgemeines:

You are (not) safe here ist Ende Januar 2020 bei dtv junior erschienen. Das Taschenbuch hat 400 Seiten und wird vom Verlag ab einem Lesealter von 14 Jahren empfohlen. Diese Leseempfehlung möchte ich gerne nach oben korrigieren. Meiner Meinung nach sollte dieses Buch frühestens ab einem Lesealter von 16 Jahren gelesen werden. Es triggert Themen, auf die vor allem Jugendliche sehr sensibel reagieren könnten. Jugendliche verfügen nicht im gleichen Ausmaß wie Erwachsene über Coping-Strategien. Bitte überlegt euch also vor der Lektüre, ob ihr das Buch lesen und mit dem Inhalt umgehen könnt.

Auf dem Cover sind schwarze Federn abgebildet, die in der Geschichte in anderer Form eine große Rolle spielen werden. Besonders hervorzuheben ist der Titel, in dem das „not“ durchgestrichen ist. Er ist so treffend, besser geht es nicht.

Inhalt:

„Tausende Krähen belagern die Kleinstadt Auburn, Pennsylvania, und es werden immer mehr. Alle Einwohner empfinden dies als Bedrohung – alle außer der 17-jährigen Leighton und ihren beiden jüngeren Schwestern. Denn die größte Gefahr lebt in ihrem Zuhause: ihr Vater, der immer wieder gewalttätig wird – und ihre Mutter, die schweigt und ihn nicht verlässt. Und die Nachbarn, die konsequent wegschauen. Leighton würde nichts lieber tun, als der Stadt den Rücken zu kehren, aber sie kann und will ihre Schwestern nicht zurücklassen. Denn eins ist klar: Irgendwann wird die Situation eskalieren…“ (Quelle: dtv Verlag)

Meine Meinung:

Was wäre, wenn der Ort, der für dich der Inbegriff von Sicherheit bedeuten sollte, genau das Gegenteil darstellt? Was wäre, wenn du dir niemals sicher sein kannst… wenn Sicherheit ein Wort wäre, das für dich nicht gilt? Wenn du immer auf deine kleinen Schwestern aufpassen müsstest, die die meisten Nächte ohnehin voller Angst bei dir verbringen? Wenn du trotzdem liebst, obwohl deine Liebe auf grausame Art erwidert wird? Wenn du dir nicht sicher sein kannst, was passieren wird, und wie das Haus und deine Familie danach aussehen werden? Das Haus, das irgendwie ein Eigenleben führt und alle Dinge repariert, die zu Bruch gehen. Aber dein Gefühl, deine Angst kann es nicht reparieren. Das kann niemand. Oder was meint ihr?

You are (not) safe here ist ein Buch, das mich gefesselt und fasziniert hat. Gleichzeitig war ich abgestoßen. Abgestoßen von den unglaublichen Abgründen der Menschlichkeit. Vermutlich kann man sich nur schwer in häusliche Gewalt oder überhaupt in das Thema Gewalt gegen Mitmenschen hineinversetzen, wenn man diese nicht selbst erlebt hat. Der Autorin gelingt es jedoch, eine so überzeugende Atmosphäre zu kreieren, dass man als Leser zumindest das Gefühl hat, sich in eine solche Situation hineinversetzen zu können. Das bringt ambivalente Gefühle mit sich. Zum einen möchte man sich nicht auf so etwas einlassen. Zum anderen möchte man mit Fortschreiten der Handlung unbedingt, dass die Geschichte für Protagonistin Leighton gut ausgeht.

Leighton kümmert sich nicht nur um sich selbst, sondern auch um ihre Mutter und ihre kleineren Schwestern. Sie versucht, den Anschein von Normalität aufrecht zu erhalten und ihre häuslichen Umstände zu verbergen. In Auburn weiß jeder, was die anderen verbergen. Aber es wird toleriert, akzeptiert und jeder kümmert sich mehr oder weniger um sich selbst. Trotzdem ist Leighton in der Schule nicht isoliert oder gar eine Einzelgängerin. Hier verbirgt sich eine Gefahr. Wenn es einem Kind oder einem Jugendlichen zu gut gelingt, die Wahrheit zu verbergen, sieht niemand genauer hin. Obwohl nicht nur der Täter in diesem Moment eine Schuld trägt, sondern auch das Umfeld. Das hat eine sehr sensibilisierende Wirkung. Wir sollten alle noch viel häufiger genauer hinsehen.

McCauley gelingt es, eine beinahe erschreckende und gleichzeitig so spannende Stimmung zu erzeugen. Diese wird durch die mystischen, nahezu aus einem Horrorfilm stammenden Elemente ergänzt. Krähen suchen die Kleinstadt Auburn heim. Wer den Film „Die Vögel“ kennt, weiß, dass Krähen für eine beängstigende Stimmung sorgen können. Es werden immer mehr. Je größer die Probleme in der Stadt werden, desto mehr Vögel lassen sich in der Kleinstadt nieder. Zu einer der Krähen entwickelt die Protagonistin zusammen mit ihren Schwestern eine besondere Beziehung. Die Krähen wirken durch ebendiese Entwicklung nicht länger nur bedrohlich, sondern beinahe fürsorglich. In jedem Fall aber intelligenter als erwartet. Auch das Haus, das immer wieder auseinanderbricht und Risse hat, ist eines der Elemente, die nicht erklärbar sind. Sie stehen sinnbildlich für die Ereignisse der Geschichte.

Fazit:

Ein wichtiges, zugleich erschreckendes und faszinierendes Buch über das Thema der häuslichen Gewalt.

Veröffentlicht am 07.05.2020

intensiv, spannend, schockierend, sensibilisierend

0

Meine Meinung:

You Are Not Safe Here erzählt von häuslicher Gewalt. Von einem Vater, der seine Familie liebt wie er Liebe von seinem Vater erlernt hat. Von seiner Familie, die ihn liebt. Und deshalb Stillschweigen ...

Meine Meinung:

You Are Not Safe Here erzählt von häuslicher Gewalt. Von einem Vater, der seine Familie liebt wie er Liebe von seinem Vater erlernt hat. Von seiner Familie, die ihn liebt. Und deshalb Stillschweigen bewahrt über die Momente, in denen er die Fassung verliert. In denen er seine Frau und Kinder psychischem und physischem Terror aussetzt. Erzählt wird die Geschichte aus Sicht von Leighton, seiner ältesten Tochter, die sich gegenüber ihren jüngeren Schwestern verpflichtet fühlt. Sonst hätte sie vermutlich schon längst das Weite gesucht.

Zu dem Zeitpunkt, an dem die Geschichte beginnt, lassen sich mehr und mehr Krähen in Auburn nieder. Die Einwohner der Stadt sind verzweifelt und fühlen sich von den Tieren bedroht. Alle außer Leighton und ihre Schwestern, die wissen, dass die wahre Gefahr ganz woanders lauert.

Die Autorin bringt einem die Situation nahe und erklärt sehr anschaulich, dass ebenjene Gefahr nicht bloß von dem Täter selbst ausgeht, sondern von allen geschürt wird, die wegsehen. Allen Nachbarn, Freunden, entfernten Bekannten, die merken, dass etwas nicht stimmt und dennoch nicht nachhorchen. Sie zeigt, dass diese Gewalt über Generationen hinweg praktiziert wurde und dass sie von Individuum zu Individuum als unterschiedlich gefährlich eingestuft wird. Die Älteren halten sie offenbar für normal. Die Opfer suchen nach Entschuldigungen und geben sich selbst die Schuld für die Gewalt, die ihnen widerfährt. Ein Teufelskreis, aus dem die Familie nicht entkommen kann bis es völlig eskaliert oder einer spricht.

McCauley schafft den perfekten und typischen Kleinstadtflair. Jeder kennt jeden. Es wird geredet. Aber jeder kümmert sich nur um seine eigenen Angelegenheiten. „Mind your own business!“ Das habe ich in meiner Zeit in den Staaten oft gehört und ich fühlte mich durch die Geschichte wie zurückversetzt. Nicht nur Leighton und ihre Familie leiden unter der Gleichgültigkeit der Freunde und Nachbarn. Auch Liam, ein Freund von Leighton, und einer der sehr wenigen Schwarzen in Auburn hat mit dem allgemeinen Konservativismus zu kämpfen.
Besonders schön fand ich, wie die Entwicklung von Identität thematisiert wird. Die Protagonisten müssen ihre finden zwischen den Erwartungen, die an sie gestellt werden und den eigenen Vorstellungen von ihrer Zukunft. Leighton und Liam finden beide ihren Platz in der Welt durch einen Raum, den sie selbst erschaffen: Leightons großes Ziel ist es, Journalistin zu werden, um den Menschen, die Lügen verdecken und permanent wegschauen, endlich die Wahrheit aufzutischen. Ihr Talent mit Worten umzugehen, gibt ihr eine Stimme, die nicht überhört werden kann.
Liam findet sich selbst in seiner Kunst. Durch seine Kunst verleiht er seinen Gefühlen Ausdruck und gibt anderen transkulturell aufwachsenden Kindern und Jugendlichen etwas, woran sie sich festhalten können – ein Gefühl von Zusammengehörigkeit, ein „du bist nicht allein.“

Nun zu den weniger gelungenen Punkten:

Die Krähen hielt ich zunächst für eine Metapher oder ein stilistisches Mittel, um eine noch düsterere Atmosphäre zu schaffen und den Horror zu unterstreichen, den Leighton und ihre Familie durchleben. Absolut unnötig, da die Thematik an sich schon schockierend genug ist. Im weiteren Verlauf beschreibt die Autorin die Vögel als „Symbol für Verönderung. Neubeginn. Als großes Erwachen. Eine Auflösung des Status quo.“~S. 276. Ein tröstlicher und literarisch gut durchdachter Gedanke.
Gegen Ende des Buches nehmen sie aber eine sehr viel zentralere Rolle ein, die das Buch für mich ein wenig ruinierte. Das Ende ist sehr abstrus und ich fühlte mich gelegentlich, als spulte ein Horrorfilm in meinem Kopf ab.

Außerdem störte mich, dass die Autorin den Eindruck vermittelte, dass immer nur Männer die „Bösen“ seien. So gehört der folgende Satz zu meinen liebsten Textstellen:
„Doch ich frage mich langsam, wie viele Männer zwei Gesichter haben. Eines für im Haus und eines für draußen.“~S. 81
Ich wünschte nur, McCauley hätte statt Männer „Menschen“ geschrieben, denn es gibt auch Frauen, die ihrer Familie Gewalt antun.

Deshalb kann ich „nur“ 4 Sterne vergeben.

Trotzdem möchte ich allen nahelegen, sich ein wenig mit der Thematik zu beschäftigen, da häusliche Gewalt in vielen deutschen Haushalten brutale Realität ist. Seid aufmerksam, hört zu, lest zwischen den Zeilen und bietet eure Hilfe, wenn sie gebraucht wird.





Meine liebsten Textstellen (Spoiler):
„Ich weiß, warum in Horrorfilmen Leute Türen öffnen und in verdunkelten Kellern nachschauen. Warum sie das Monster suchen. Sie tun es, weil manchmal nichts mehr wehtut als die Vorahnung.“~S. 47

„Worauf würde sich seine Wut richten, wenn es niemanden gäbe, der sie bezeugt?“~S. 52

„Doch ich frage mich langsam, wie viele [Menschen] zwei Gesichter haben. Eines für im Haus und eines für draußen.“~S. 81

„Rote und blaue Lichter blitzen über die abgenutzte, früher mal weiße Verkleidung des Hauses. Rot, blau und grau.
Eine andere Art von amerikanischem Traum.“~S. 341

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 23.04.2020

einfach nur wow

0

Inhalt:
Wenn die größte Bedrohung für dein Leben dort lauert, wo du dich am sichersten fühlen solltest – in deinem Zuhause.
Tausende Krähen belagern die Kleinstadt Auburn, Pennsylvania, und es werden immer ...

Inhalt:
Wenn die größte Bedrohung für dein Leben dort lauert, wo du dich am sichersten fühlen solltest – in deinem Zuhause.
Tausende Krähen belagern die Kleinstadt Auburn, Pennsylvania, und es werden immer mehr. Alle Einwohner empfinden dies als Bedrohung – alle außer der 17-jährigen Leighton und ihren beiden jüngeren Schwestern. Denn die größte Gefahr lebt in ihrem Zuhause: ihr Vater, der immer wieder gewalttätig wird – und ihre Mutter, die schweigt und ihn nicht verlässt. Und die Nachbarn, die konsequent wegschauen. Leighton würde nichts lieber tun, als der Stadt den Rücken zu kehren, aber sie kann und will ihre Schwestern nicht zurücklassen. Denn eins ist klar: Irgendwann wird die Situation eskalieren.

Meinung:
Wow. Ich habe dieses Buch gelesen, oder inhaliert, und brauchte einige Tage, um passende Worte zu finden. Es ist definitiv kein leichtes Buch. Es geht um häusliche Gewalt und das Wegsehen von Anderen. Aber es geht damit auch ums Kämpfen und Überleben. Ich brauchte echt etwas, um das volle Ausmaß des Geschehens zu Verdauen.
Die Autorin hat einen brillanten und sehr eigenen ausdrucksstarken Schreibstil. Am liebsten hätte ich mir fast jeden zweiten Satz mit Post-its markiert. Er ist sehr stark und gibt eine Tiefe der Protagonistin, aus deren Sicht erzählt wird, frei, die zeigt, wie erwachsen und „reif“ sie mit ihren 17 Jahren sie ist. Überhaupt konnte mich Leighton total von sich überzeugen. Sie ist die Älteste von 3 Mädchen und beschützt ihre Schwestern immer, sieht es als ihre Pflicht an. Auch ihr innerer Konflikt darüber, auf welches College sie gehen soll und das sie ihre Familie eben nicht ungeschützt lassen will sind wunderbar nachvollziehbar und glaubhaft dargestellt. Ist sie anfangs noch sehr in sich gekehrt, allein und verschlossen, so durchlebt sie eine tolle Wandlung im Laufe des Buches, wobei ich sie zu keiner Zeit unglaubwürdig fand.
Über dem Großteil der Handlung schwebt ein schweres drückendes Gefühl, durch die Angst vor ihrem Vater und ich bin begeistert, wie zart und trotzdem nicht zu „gut“ die Autorin hier ihren Weg gefunden hat. Da die Taten in ihrem Zuhause schon recht konkret sind, denke ich, ist das Buch nicht für jeden geschaffen.
Mit der Handlung verwoben wurde dann eine Art Fantasyelement, die vielen Krähen, die ihre Stadt und scheinbar immer ihr Haus belagern. Das erinnerte mich etwas an Alfred Hitchcock :D Trotzdem hat dieser Aspekt der Handlung nicht geschadet, sondern die Entwicklung bzw den Fortschritt der Protagonistin toll untermalt.
Ich wünsche mir jedenfalls mehr Bücher, die dieses Thema aufgreifen und mehr Bücher der Autorin, weil ich einfach absolut begeistert bin!

Fazit:
Ein bildgewaltiges Jugendbuch, das das Thema häusliche Gewalt gefühlvoll verarbeitet und gekonnt mit Fantasyelementen mischt. Große Empfehlung!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.03.2020

.........

0

Häusliche Gewalt ist kein einfaches Thema und so findet es nicht oft Platz in Jugendbücher. Umso mehr ist es wichtig über die Thematik zu schreiben, um so ein Bewusstsein zu schaffen und auch um Aufzuklären. ...

Häusliche Gewalt ist kein einfaches Thema und so findet es nicht oft Platz in Jugendbücher. Umso mehr ist es wichtig über die Thematik zu schreiben, um so ein Bewusstsein zu schaffen und auch um Aufzuklären. You are (not) safe here wollte ich genau aus diesem Grund lesen, weil es um häusliche Gewalt geht.

Tausende Krähen belagern die Kleinstadt Auburn, die Menschen sind entsetzt und überlegen, wie sie die Krähen so schnell wie möglich wieder loswerden können. Doch es werden immer mehr. Die 17-jährigen Leighton hat keine Angst vor den Krähen, genauso wenig wie ihre kleine Schwester, beide haben sich mit einer Krähe angefreundet. Die Geschwister haben ganz andere Sorgen. Ihr Vater. Die Situation zu Hause wird immer schlimmer, doch niemand unternimmt etwas und Leighton hat Angst, dass es bald zu spät ist...

Das Buch hat eine bedrückende Atmosphäre, sodass ich immer wieder Pausen einlegen musste. An dieser Stelle eine Trigger Warnung, manche Szenen können einen emotional Aufwühlen im Hinblick auf das Thema häusliche Gewalt / emotionaler Missbrauch. Die Krähen, die auf mysteriöse weise immer mehr werden, verdichten diese Atmosphäre noch mehr. Man merkt als Leser, wie die Situation immer gefährlicher wird und ist hilflos.

Dies ist eines dieser Bücher, wo man als Leser am liebsten reinspringen würde um die Geschwister zu beschützen. Die Geschichte zeigt deutlich, wie Gewalt toleriert wird, Erwachsene wegsehen, weil man sich ja kennt und man mischt sich ja auch nicht in die Angelegenheiten von anderen ein. Wenn es wirklich schlimm wäre, würde die Frau ja Anzeige erstatten, ja bestimmt, beim früheren besten Freund ihres Mannes, der nun Polizist ist. Die Geschichte hat mir da schon etwas abverlangt.

Trotzdem auf jeden Fall lesenswert. Das Buch ist nicht nur bedrückend. Es gibt auch eine süße und zarte Lovestory diese lockert die Thematik auf. Und auch die liebe unter den Geschwistern, wie sie für einander da sind, gibt dem Leser etwas Positives. Durch die Krähen kommt noch ein kleiner mysteriöser Anteil in die Geschichte, diesen hätte ich zwar nicht gebraucht, aber er macht die Story definitiv interessanter.

Erzählt wird die Geschichte aus der Perspektive von Leighton. Der Schreibstil ist zwar flüssig zu lesen, aber trotzdem habe ich aufgrund der Thematik länger für das Buch gebraucht. Die Charaktere fand ich durchweg gut und realistisch gezeichnet. Beim Lesen hatte ich das Gefühl, eine authentische Geschichte zu lesen. Wenn man die Mysterie Elemente durch das Haus und die Krähen abzieht, natürlich. Aber alles andere wirkte sehr reell.

Veröffentlicht am 05.03.2020

Ein emotional heftiges, eindringliches, spannendes, richtig, richtig gutes Buch!

0

Achtung: Hausliche Gewalt – emotional und physisch!


Leighton lebt in der Hölle. Ihr Leben ist geprägt von seelischem Missbrauch und dem körperlichen Missbrauch ihrer Mutter. Sie weiß nie, wann ihr Vater ...

Achtung: Hausliche Gewalt – emotional und physisch!


Leighton lebt in der Hölle. Ihr Leben ist geprägt von seelischem Missbrauch und dem körperlichen Missbrauch ihrer Mutter. Sie weiß nie, wann ihr Vater das nächste Mal ausrasten wird, sie weiß nur, dass es ein nächstes Mal geben wird. Es gibt immer ein nächstes Mal. Sie weiß auch, dass keine Hilfe kommen wird, egal, wie schlimm es wird. Die Nachbarn wissen Bescheid, die Polizei weiß Bescheid, alle schauen weg.
Leighton versucht so gut sie kann ihre Schwestern zu beschützen, doch ihr ist klar, dass er sie irgendwann alle umbringen wird, es ist nur eine Frage der Zeit, wann er endgültig zu weit geht. Doch ihre Mutter will ihn nicht verlassen. Es tue ihm doch leid. Leightons Leben besteht nur aus Angst. Bis sie Liam kennenlernt. Er wird zu ihrem sicheren Hafen. Doch auch er kann sie nicht beschützen. Leighton versucht alles, ihre Mutter zu überreden, ihn zu verlassen. Aber wird sie das jemals tun? Ihre Töchter über ihren Mann stellen?


Leighton bricht mir das Herz. Sie ist so stark und gibt sich so große Mühe ihre Schwestern zu beschützen. Das Problem ist nur, dass sie nicht gewinnen können. Es gibt immer irgendetwas, dass sie nicht perfekt gemacht haben. Essen brennt an, oder Handtücher sind falsch gefaltet oder es hat gar nichts mit ihnen zu tun, aber seine Wut bekommen sie trotzdem ab.

Leighton beschreibt all das so eindringlich, dass einem mehrmals die Tränen kommen. Ich wäre so gern in das Buch gesprungen und hätte diesen Mistkerl aus dem Haus geworfen. Sätze, wie dieser sagen alles: „Vielleicht ist Angst ja der Preis, den Frauen dafür bezahlen müssen, überhaupt auf der Welt sein zu dürfen.“ (S. 266)

Leighton ist im letzten Jahr auf der Highschool. Eigentlich müsste sie sich Sorgen um College-Bewerbungen machen. Natürlich ist sie gespannt, ob sie es an ein College schaffen wird, aber diese Aufregung wird von Angst und Sorge überschattet. Wenn Leighton an die Uni geht, wer passt dann auf ihre Schwestern auf? Wer lenkt sie ab, wenn ihr Vater die Musik auf Anschlag dreht, um die Schreie ihrer Mutter zu übertönen? Wer versteckt sie, wenn er angreift? Wer lenkt die Wut auf sich, um von ihnen abzulenken?

Ihre Heimatstadt wird zeitgleich von einer Krähen-Plage heimgesucht. Zumindest nennen es die anderen eine Plage, Leighton und ihre Schwestern mögen die Krähen. Vor allem eine: Joe. Er ist ihr Freund. Sie geben ihm Futter und der schenkt ihnen Dinge. Dinge, sie verloren haben oder auch Dinge, die sie brauchen. Joe scheint Bescheid zu wissen, wie schrecklich es bei ihnen Zuhause ist. Er ist immer da, wenn sie ihn brauchen.
Joe ist nicht das einzig merkwürdige in dieser Stadt. Das Haus von Leightons Familie scheint sich nach jedem Wutanfall ihres Vaters selbst zu reparieren. Nichts erinnert am nächsten Morgen noch daran, dass Löcher in die Wände geschlagen, oder Dinge an den Wänden zerschellten, als sie nach den Mädchen geworfen wurden.
Das klingt merkwürdig, ja, aber es passt zur Message des Buches, dass beinahe jeder im Ort wegsieht. Auch das Haus sieht weg. Tut so, als wäre nichts gewesen. Das macht das Ganze in meinen Augen umso eindringlicher.


Fazit: Das Buch ist nicht leicht zu ertragen. Es macht einen emotional echt fertig, aber es ist ein wichtiges Buch. Ein Plädoyer dafür, nicht wegzusehen. 2018 wurden 122 Frauen von ihren Partnern getötet (https://www.zeit.de/2019/51/frauenmorde-gewalt-partnerschaft-bundeskriminalamt), die Dunkelziffer dürfte noch deutlich höher liegen. Wie viele Kinder in Haushalten leben, in denen physische oder psychische Gewalt herrscht, ist nicht ermittelbar. Darüber wird nicht geredet. Wie oft finden sich in Zeitungen Artikel über Kinder, die durch ihre Eltern zu Tode kommen? Zu oft und leider ist auch das nur die Spitze des Eisbergs. Über Kinder und Jugendliche wie Leighton und ihre Schwestern, die in einer Familie aufwachsen, die durch die Gewalt des Vaters geprägt ist, erfährt man nichts.
Dieses Buch fordert einen nicht nur dazu auf hinzusehen, sondern auch wenigstens nicht wegzusehen.

Leighton und Liam waren mir direkt sympathisch, ebenso, wie auch die Jugendlichen Nebencharaktere. Ich muss ehrlich sagen, dass ich Leightons Mutter dafür hasse, dass sie ihre Kinder nicht beschützt. Ich weiß, dass sie es vermutlich einfach nicht kann, sich nicht aus diesem Kreislauf befreien kann, aber dennoch, kann ich diese Gefühle nicht unterdrücken.
Die Verbindung mit den Krähen finde ich super. Der Zusammenhang zwischen der Anzahl der Krähen und der Eskalation ist wirklich toll gemacht!

Von mir bekommt das Buch volle 5 Sterne.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere