Cover-Bild Die verlorene Schwester
(50)
  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
12,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Aufbau TB
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: Generationenroman
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 448
  • Ersterscheinung: 09.11.2018
  • ISBN: 9783746634524
Linda Winterberg

Die verlorene Schwester

Roman

Das Leben, von dem wir träumten. Bern, 1968: Nach dem Tod des Vaters werden die Schwestern Marie und Lena der kranken Mutter von der Fürsorge entrissen. Die Mädchen werden getrennt und an Pflegefamilien „verdingt“, bei denen sie schwer arbeiten müssen. Als eine der beiden schwanger wird, soll ihr das Baby weggenommen zu werden. Doch sie will die Hoffnung nicht aufgeben, mit ihrem Kind in Freiheit zu leben – und auch ihre Schwester wiederzufinden. Jahre später zeigt sich eine Spur, die nach Deutschland führt. "Die Verdingkinder in der Schweiz sind ein Thema, das betroffen macht und nicht vergessen werden darf." Ulrike Renk, Autorin von "Die Zeit der Kraniche"

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.03.2019

Auf den Spuren der Vergangenheit

0

Dieser Roman schlägt ein dunkles, den meisten wie mir bis dato sicherlich unbekanntes Kapitel schweizerischer Geschichte auf und führt uns in die Schweiz der 60er/70er Jahre des letzten Jahrhunderts. Dort ...

Dieser Roman schlägt ein dunkles, den meisten wie mir bis dato sicherlich unbekanntes Kapitel schweizerischer Geschichte auf und führt uns in die Schweiz der 60er/70er Jahre des letzten Jahrhunderts. Dort wurden wie schon seit dem Jahr 1800 noch immer Waisen- und Scheidungskinder oder negativ aufgefallene Kinder ihren Eltern weggenommen und auf Bauernhöfen o.ä. verdingt, wo sie ohne Lohn und Taschengeld für Zwangsarbeit eingesetzt wurden und oft Erniedrigungen, Gewalt und Vergewaltigungen ausgesetzt waren. Zwei von ihnen sind die Schwestern Marie und Lena, von denen eine schwanger wird und ihr Baby hergeben muss. Sie geben die Hoffnung nicht auf, einander und auch das Baby irgendwann wiederzusehen. In der Gegenwart im Jahr 2008 sucht Maries Tochter nach ihrer Mutter.
Der Roman zeichnet sich durch fundierte historische Kenntnisvermittlung aus. Die Autorin hat sehr gut recherchiert und lässt wahre Schicksale in die Geschichte einfließen. Die Darstellung der historischen Zusammenhänge erfolgt eingebettet in eine berührende Schwester- bzw. Mutter-Kind-Geschichte. Dass die Geschichte abwechselnd in zwei Zeitsträngen spielt, hält die Spannung gut aufrecht, zumal auch erst am Ende eine Antwort auf die Frage gegeben wird, ob Marie und Lena einander und Maries Tochter ihre Mutter finden werden.

Ein Buch, das ich unbedingt empfehlen kann.

Veröffentlicht am 26.02.2019

Dunkles Thema der Schweiz - Verdingkinder

0

Das Thema Verdingkinder war mir bis zur Lektüre des neuen Romans von Linda Winterberg nicht bekannt. Was sind Verdingkinder? Um 1800 wurden in der Schweiz Waisen oder Scheidungskinder an Pflegefamilien ...

Das Thema Verdingkinder war mir bis zur Lektüre des neuen Romans von Linda Winterberg nicht bekannt. Was sind Verdingkinder? Um 1800 wurden in der Schweiz Waisen oder Scheidungskinder an Pflegefamilien abgegeben. Je weniger Kostgeld die Pflegeeltern wollten, umso eher erhielten sie Kinder zugeteilt. Diese mussten hart arbeiten - oft auf Bauernhöfen als Knecht oder Magd - und wurden geschlagen und sogar missbraucht. Die Verdingkinder wurden geächtet und auch in der Schule gemobbt. Zarte Kinderseelen, die ihre Eltern verloren hatten und darunter litten, wurden gequält und als Abschaum behandelt. Alleine, wenn ich diese Zeilen hier tippe, werde ich so wütend und frage mich immer wieder, wie man hilflosen Kindern so etwas bis in die 1980iger (!) antun konnte. Dass die Zeit dieser unmenschlichen Vorgehensweise noch gar nicht so lange zurückliegt, macht mich sprachlos. Ich bin selbst in den späten 1960iger Jahren geboren und mich erschreckt es zutief, dass mir dieses Schicksal ebenso drohen hätte können, wenn ich in der Schweiz geboren und einen Elternteil verloren hätte.

So ergeht es Lena und Marie, die 1968 zu Halbwaisen werden. Nachdem ihr Vater, ein Schuster verstirbt, fällt die Mutter der Mädchen in eine tiefe Depression. Hilfe gibt es weder für die Witwe, noch für die Kinder - im Gegenteil. Marie und Lena sind auf sich alleine gestellt bis eine Nachbarin ihre Mutter bei der Behörde denunziert. Daraufhin werden ihr die Mädchen weggenommen und zuerst ins Kinderheim und darauffolgend in ein Erziehungsheim, das von Nonnen geführt wird, gesteckt. Ein wahrer Alptraum für die Mädchen, der jedoch noch nicht zu Ende ist. Die Nonnen trennen die Schwestern und geben sie zu unterschiedlichen Pflegefamilien. Lena wird einer Bauersfamilie zugeteilt und muss hart arbeiten. Der Sohn der Familie stellt ihr nach und zu Essen gibt es kaum etwas. Marie scheint es besser getroffen zu haben. Sie kommt zu einer gottesfürchtigen Familie, die einen Blumenladen führt und darf eine Ausbildung als Floristin beginnen. Doch auch ihr Leben ändert sich bald dramatisch. Beide Schwestern erleben schlimme Schicksale....

Im Gegenwartsstrang lernen wir die Investmentbankerin Anna kennen. Sie findet zufällig in den Unterlagen ihrer Eltern, dass sie adoptiert wurde. Die Unzufriedenheit in ihrem Job und die plötzliche Identitätskrise steckt Anna nur schwer weg. Sie begibt sich auf die Suche nach ihrer wahren Mutter, doch die Spurensuche ist alles andere als einfach...

Die beiden Erzählstränge hat die Autorin gekonnt ineinander verflochten. Erst nach und nach lüftet sich ein Geheimnis ums andere. Als Leser kann man manchmal einfach nicht glauben, was diesen armen Kinderseelen alles angetan wird. Die Erzählung rund um Lena und Marie ist aufwühlend und emotional. Sie sind dem Schicksal hilflos ausgeliefert. Die Geschwister leiden unter der Trennung und wissen nicht, was mit der jeweils anderen passiert ist. Beide Mädchen verlieren über all die Jahre aber nie die Hoffnung ihre Schwester wiederzufinden. Die Stärke, die beide an den Tag legen, ist bewundernswert! Schon beim Lesen war ich oft den Tränen nahe und konnte nicht glauben, was Lena und Marie alles durchmachen müssen.
Die Geschichte von Lena und Marie ist stellvertretend für das Schicksal vieler Verdingkinder und sollte nicht in Vergessenheit geraten.
Der Gegenwartsstrang hingegen hat mich eher wenig berüht. Mit Anna konnte ich mich nicht wirklich identifizieren und auch bei der Suche nach ihrer leiblichen Mutter bin ich ihr nicht wirklich näher gekommen. Ich hatte auch das Gefühl, dass hier einige Nebensächlichkeiten zu detailliert erzählt, während wichtige Details pauschaliert wurden. Die schlechte Beziehung der Adoptivmutter zu Anna fand ich etwas klischeehaft.

Schreibstil:
Die unter Pseudonym schreibende Autorin historischer Romane hat einen sehr emotionalen Schreibstil, der mich immer wieder an ihre Bücher fesselt. Ihre besonderen Themen, denen sie sich unter den Namen Linda Winterberg widmet, sind wahnsinnig gut recherchiert und aufwühlend.
Die Charaktere in der Vergangenheit sind sehr authentisch und ich litt und fühlte mit ihnen mit.

Fazit:
Der Roman beinhaltet ein dunkles Thema der Schweiz, das lange tot geschwiegen wurde. Dank Geschichten wie dieser, wird das Schicksal der Verdingskinder wieder aufgegriffen. Der Vergangenheitsstrang ist berührend und hat mich sprachlos zurückgelassen. Der Gegenwartsstrang konnte mich hingegen nicht ganz überzeugen. Deshalb gibt es 4 1/2 Sterne, statt 5. Auf jeden Fall ist es ein Roman, der einem noch lange nachdenklich zurücklässt. Ich empfehle ihn gerne weiter!

Veröffentlicht am 13.02.2019

Erschütternd

0


Im Jahr 1968 stirbt der geliebte Vater der Schwestern Lena und Marie. Die Mutter versinkt in einer, zu der Zeit nicht erkannten Krankheit - "Schwere Depression". 

Das Jugendamt der Stadt Bern sieht die ...


Im Jahr 1968 stirbt der geliebte Vater der Schwestern Lena und Marie. Die Mutter versinkt in einer, zu der Zeit nicht erkannten Krankheit - "Schwere Depression". 

Das Jugendamt der Stadt Bern sieht die Gefahr einer Verwahrlosung der Kinder und bringt die zwei in ein Kinderheim, später in ein von Nonnen geleitetes Erziehungsheim.


Für die zuerst 13 und 11 Jahre alten Mädchen beginnt ein Martyrium sondergleichen.

Für die Gesellschaft sind sie wertlos, Abschaum, sie werden gehänselt, gedemütigt, geschlagen. Selbst von den Nonnen!

Und zu allem Unglück werden die Schwestern dann ohne Vorwarnung getrennt und als Verdingkinder in verschiedenen schweizer Familien untergebracht.

Zuerst sieht es für Marie noch gut aus, ihre Pflegefamilie ist tief gläubig und behandelt sie gut. Doch nach einer vermeintlichen Verfehlung wandelt sich das Bild und verkehrt sich komplett.

Lena ist in einer Art Vorhölle gelandet. Sie muss auf einem Bauernhof Schwerstarbeit leisten, von ihrer Pflegemutter wird sie regelmäßig brutal verprügelt, von deren Sohn mehrfach vergewaltigt.

Für beide scheint es dann aber nach langer Zeit des Elends ein klein wenig Hoffnung zu geben...


2008 entdeckt die junge Anna, dass sie adoptiert wurde. Anscheinend war ihre Mutter ein ehemaliges Verdingkind!

Mit der Hilfe einer engagierten Journalistin versucht sie ihre Mutter zu finden und erfährt nach und nach Einzelheiten aus einem dunklen Teil schweizer Geschichte!


Die Geschichte von Marie, Lena und Anna wird abwechselnd erzählt und nimmt einen fast sofort komplett gefangen.

Beim lesen über den Alltag der Verdingkinder musste ich mehrfach tief Luft holen. Wie konnte so etwas in Europa, Mitte des 20. Jahrhunderts überhaupt möglich sein?

Ich habe so sehr mit Marie und Lena gelitten, dass ich regelrecht dankbar war wenn ein Abschnitt über Annas Suche nach ihrer Mutter kam, und ich etwas durchatmen konnnte.

Aufgrund des Prologes war klar, Lena und Marie haben sich aus den Augen verloren und über 50 Jahre nicht gesehen. 

Ich war mir jedoch sicher, dieses Buch wird sie am Ende zusammenbringen. Auch wenn die Realität in der Regel wohl eine andere war...

Auch zeichnet sich schnell ab, Anna ist die Tochter einer der Schwestern. Nur von welcher?


Die Erzählweise ist sehr intensiv, die Beschreibungen unglaublich bildhaft und empathisch.

Die ganze Geschichte hat mich tief berührt!

Der Gedanke, dass heute in der Schweiz Tausende Verdingkinder mit einer ähnlichen traumatischen Vergangenheit leben (müssen) macht sprachlos und betroffen!

Ich bin sicher, dieses Buch und die Geschichte der Verdingkinder werden mich nicht so schnell loslassen.

Veröffentlicht am 07.02.2019

Woher komme ich wirklich?

0

Das fragt sich die Züricherin Anna 2008, nachdem sie durch einen Zufall erfährt, dass sie adoptiert ist. Im Nachhinein wird ihr so einiges klar, vor allem im Hinblick auf ihre so kühle, lieblos wirkende ...

Das fragt sich die Züricherin Anna 2008, nachdem sie durch einen Zufall erfährt, dass sie adoptiert ist. Im Nachhinein wird ihr so einiges klar, vor allem im Hinblick auf ihre so kühle, lieblos wirkende Mutter.

Eines weiß sie sofort - obwohl ihre Adoptivmutter nichts über ihre wirkliche Mutter weiß bzw. dies zumindest behauptet, will sie alles daran setzen, diese zu finden.

In ihren Recherchen stößt sie auf die sogenannten Verdingkinder: eines der dunkelsten Kapitel der Schweizer Geschichte. Dort nämlich wurden Kinder, die zu Waisen geworden waren oder aus anderen Gründen aus ihren Familien genommen wurden, als Arbeitskräfte "verschachert", oft als Magd oder Knecht auf einem Bauernhof. War dies auch das Schicksal von Annas Mutter?

Etwas fürs Herz ist dieser Roman, denn es geht viel um Leidenschaften und Sehnsüchte, wobei aber die historischen Ereignisse an keiner Stelle außer Acht gelassen werden. Keine Frage, bei der Recherche hat Linda Winterberg - wie eigentlich immer - ganze Arbeit geleistet und die Geschehnisse gelungen in ihre Geschichte eingearbeitet, wenn es auch an manchen Stellen einfach zu viele sind.

Doch das ist Kritik auf hohem Niveau, denn dies ist ein überaus lesens- und empfehlenswerter Roman, einer der besten der Autorin. Ich konnte ihn nicht aus der Hand legen und empfehle ihn jedem, der Interesse hat an einem eher unbekannten schwarzen Fleck in der Geschichte Europas!

Veröffentlicht am 06.02.2019

Bluts- und Seelenverwandtschaft

0

Meine Meinung zum Buch:
Man merkt der Autorin, die unter dem Synonym „Linda Winterberg“ schreibt, an, dass sie Erfahrungen mit historischen Romanen hat. Der Roman „Die verlorene Schwester“ lebt von zahlreichen ...

Meine Meinung zum Buch:
Man merkt der Autorin, die unter dem Synonym „Linda Winterberg“ schreibt, an, dass sie Erfahrungen mit historischen Romanen hat. Der Roman „Die verlorene Schwester“ lebt von zahlreichen Rückblenden in die Vergangenheit und detailliert recherchierten Fakten und Verknüpfungen. Trotzdem kommt auch die Gefühlsebene nicht zu kurz, im Gegenteil, die beiden Schwestern Marie und Lena haben sofort mein tiefstes Mitgefühl geweckt. Die Kombination aus Geschichte und gefühlsbetontem Roman ist der Autorin sehr gut gelungen. Schon grausam genug, dass die Mutter stirbt, als die beiden Mädchen noch sehr jung waren und dann werden die Geschwister auch noch getrennt in Pflegefamilien untergebracht und verlieren komplett den Kontakt zueinander.
Außerdem zeigt der Roman auch sehr deutlich, dass es nicht nur Blutsverwandtschaft gibt, sondern etwas mindestens gleich wertvolles, die Seelenverwandtschaft zwischen zwei Menschen. Diese Botschaft finde ich auch gekonnt vermittelt.
Mich hat der Roman sehr berührt und ich habe ihn genossen, lediglich an manchen Stellen hätte er ein klein wenig gekürzt werden können.

Mein Fazit:
Vor diesem Roman wusste ich über die „Verdingkinder“ aus der Schweiz kaum bis gar nicht Bescheid, aber das Schicksal der beiden Schwestern hat mich sehr berührt.