Cover-Bild Die Unruhigen
22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Luchterhand
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: allgemein und literarisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 416
  • Ersterscheinung: 11.06.2018
  • ISBN: 9783630874210
Linn Ullmann

Die Unruhigen

Roman
Paul Berf (Übersetzer)

Sehen, sich erinnern, verstehen. Alles hängt davon ab, wo du stehst.

Als sie zum ersten Mal nach Hammars kam, war sie ein knappes Jahr alt und ahnte nichts von der großen und umwälzenden Liebe, die sie dorthin geführt hatte. Im Grunde waren es drei Lieben.

Vater und Tochter sitzen mit einem Aufnahmegerät zwischen sich zusammen. Ihr Plan lautet, das Altern in einem Buch zu dokumentieren, das sie gemeinsam schreiben wollen. Als sie ihn endlich in die Tat umsetzen wollen, hat das Alter ihn in einer Weise eingeholt, die ihre Gespräche unvorhersehbar und unzusammenhängend macht.

"Die Unruhigen" ist ein genreüberschreitender Roman über ein Kind, das es nicht erwarten kann, erwachsen zu werden, und Eltern, die am liebsten Kinder sein wollen, über Erinnerungen und Vergessen und die vielen Geschichten, die ein Leben ausmachen.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.07.2018

Kunstvolles Geflecht

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Der Roman „Die Unruhigen“ von Linn Ullmann, auf den ersten Blick sowohl fiktiv als auch autobiografisch, lässt sich nicht gleich und leicht in ein Genre einordnen. Es ist ein Buch über das Erwachsenwerden ...

Der Roman „Die Unruhigen“ von Linn Ullmann, auf den ersten Blick sowohl fiktiv als auch autobiografisch, lässt sich nicht gleich und leicht in ein Genre einordnen. Es ist ein Buch über das Erwachsenwerden einer ungeduldigen Tochter, über das Kindseinwollen ihrer berühmten Eltern, über das Vergessen und das Erinnern.

Linn Ullmann schreibt ihre unvollständige Lebensgeschichte über das Aufwachsen, über ihr berühmten und getrennt lebenden Eltern, die Schauspielerin Liv Ullmann und den Filmregisseur Ingmar Bergmann. Nicht gemeinsam erlebend und erzählend, sondern immer mit Erzählerblick von außen auf zwei Personen des getrennten Dreiergespanns: Vater-Tochter, Mutter-Tochter, Mutter-Vater. Jeweils einer führt Regie, hält die Linse auf das Geschehen, erzählt. Im Mittelpunkt des Buches stehen Gespräche, was dem ursprünglichen Plan der Autorin entspricht, nämlich das Altern ihres Vaters zu dokumentieren und ein gemeinsames Buch darüber zu schreiben. Umsetzen konnte Linn Ullmann dieses Projekt so nicht, das Alter ihres Vaters machen ihr einen Strich durch die Rechnung, und so kam dieser genreüberschreitende Roman heraus, bei dem die transkribierten Gespräche mit ihrem Vater zwar den roten Faden bilden, aber durch Momentaufnahmen, Detailreichtum und unruhige Suche verliert sich diese Linie wieder in fast cineastisch anmutenden Einzelszenen.

Wenn man sich darauf einlassen kann fällt es nicht zuletzt durch den entspannten Erzählstil leicht, in diese Welt einzutauchen, und auch wenn etwas Unruhe im Buch entsteht durch immer wieder eingeschobene Briefe, Tagebuchauszüge, Momente mit Dialogauszügen, was hohe Aufmerksamkeit beim Lesen erfordert, wirkt die Atmosphäre insgesamt ruhig und gemütlich.

Auch wenn ich die Idee zum Buch und die Umsetzung sehr gut finde, modern und ein bisschen gewagt, interessant und spannend, ist es einfach nicht wirklich die Art des Lesens für mich, und ich habe mich etwas schwer damit getan. Die Geschichten und Erinnerungen selbst sind aufschlussreich und fesselnd, aber das wirklich kunstvolle literarische Geflecht war mir stellenweise einfach zu viel.

Veröffentlicht am 09.07.2018

Berühmte Bande

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Es ist nicht leicht, als uneheliches Kind zweier Künstler aufzuwachsen. Die Mutter ist Schauspielerin, reibt sich zwischen Beruf und Kind auf, wodurch die Tochter an wechselnden Orten und mit verschiedenen ...

Es ist nicht leicht, als uneheliches Kind zweier Künstler aufzuwachsen. Die Mutter ist Schauspielerin, reibt sich zwischen Beruf und Kind auf, wodurch die Tochter an wechselnden Orten und mit verschiedenen Kindermädchen groß wird. Der Vater, inzwischen von der Mutter getrennt und mit neuer Familie, ist ein berühmter Regisseur, der Struktur und Regeln liebt.

Linn Ullmann gibt uns einen Einblick in eine berühmte Familie, die dann doch in vielen Belangen völlig normal erscheint. Sie teilt ihre Erinnerungen, die nicht chronologisch, aber dadurch umso tiefgehender sind. Sie schreibt über Familie, Eltern und Kinder und das Altern. Auf Wunsch ihres Vaters trifft sie sich regelmäßig mit ihm, da er gerne ein Buch schreiben möchte. Tonbandaufzeichnungen sind stellenweise direkt wiedergegeben. Aufgrund seiner zunehmenden Demenz wird die Arbeit immer schwieriger. Für mich ist erstaunlich, wie versöhnlich der Ton des Buches ist. Die Autorin scheint den Eltern nichts nachzutragen. Unklar bleibt für mich nur, inwieweit das Buch autobiographische Züge trägt oder fiktiv ist, da dies auf der Rückseite explizit erwähnt wird. In jedem Fall ist das Buch empfehlenswert.

Veröffentlicht am 09.07.2018

Ein besonderes Buch

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"Die Unruhigen" ist ein Buch von Linn Ullmann. Linn Ullmann? Ja, genau, die Tochter von Liv Ullmann und Ingmar Bergman. Ingmar Bergmann, der mit sechs Frauen neun Kinder hatte. Der Roman ist keine Biografie, ...

"Die Unruhigen" ist ein Buch von Linn Ullmann. Linn Ullmann? Ja, genau, die Tochter von Liv Ullmann und Ingmar Bergman. Ingmar Bergmann, der mit sechs Frauen neun Kinder hatte. Der Roman ist keine Biografie, aber doch ein sehr persönliches Buch, welches durchaus einiges aus der familiären Situation berichtet.

Das Cover finde ich besonders. Zum einen ist der Umschlag aus einem Papier, das sich ungewöhnlich anfühlt, dünner als andere. Das Bild auf dem Cover zeigt tatsächlich die Autorin mit ihrem Vater. Es passt für mich sehr gut zum Inhalt. Die beiden schauen schon ein wenig tough aus und doch wirkt die Aufnahme zerbrechlich.

Besonders ist auch der Schreibstil. Ich musste mich in ihn erstmal einlesen. Als ich das aber geschafft hatte, war ich angetan davon. Das Buch ist voll von Denkanstößen, die mir gefallen. Wenn sie über ihre Mutter sagt " Ihre tiefste Sehnsucht war möglicherweise, bedingungslos geliebt und gleichzeitig ganz in Ruhe gelassen zu werden", dann kann ich das ganz nachempfinden. Oder wenn sie ihren Vater sagen lässt: "Ein entflogenes Wort lässt sich nicht mehr einfangen", so kenne ich eine entsprechende Situation ebenfalls.
Auf Seite 99 schreibt Linn Ullmann, dass sie und ihr Vater immer geschickter darin waren, sich zu verabschieden, als sich zu begegnen. Und so ging es mir mit meinem Vater auch, besonders in der letzten Zeit seines Lebens.

Das Buch erzählt vom Erinnern und Vergessen, vom Aufwachsen und vom Alt werden. Und richtig ist sicher, dass das Alt werden eine harte, schwere, wenig glamouröse Arbeit mit sehr langen Arbeitszeiten ist. Wobei das Werk nicht traurig ist, sondern auch immer mal mit einer fast heiteren Note.
Einen großen Raum nehmen in dem Buch die Themen Zeit und Erinnerungen ein. Sind und bleiben Erinnerungen reale Wahrnehmung oder verwischen sie mit dem, was man sich wünscht und grenzen sie an Erfindungen?
Wie ein roter Faden ziehen sich sechs Interviews durch das Werk. Es handelt sich um tatsächlich existierende Tonbandaufnahmen, die Linn Ullmann mit ihrem Vater aufgenommen hat. In ihnen finden sich kaum klare direkte Antworten und doch zeigen sie vieles an Botschaften.

Für mich ist "Die Unruhigen" ein besonderes Buch, das mit viel Liebe über das Leben berichtet. Wenn man sich mit dem anfänglich ungewöhnlichen Schreibstil arrangiert, erfährt man viel davon, wie sich das Bild, das man von sich selbst und seiner Familie macht, sich immer wieder ändert.

Veröffentlicht am 08.07.2018

Die Aufarbeitung einer Kindheit und sehr berühmte Er und Sie

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Linn Ullmann schreibt ein Buch über ihre eigene Kindheit, ihr Leben, ihre berühmten Eltern und ihren eigenen Platz in diesem Familiengebilde der etwas anderen Art, getragen von der speziellen Exzentrik ...

Linn Ullmann schreibt ein Buch über ihre eigene Kindheit, ihr Leben, ihre berühmten Eltern und ihren eigenen Platz in diesem Familiengebilde der etwas anderen Art, getragen von der speziellen Exzentrik des großen Regisseurs und der schauspielernden Mutter, einem Weltstar, auf der einen Seite und der diese Kunst konsumierenden Außenwelt, die so tief eindringt in ihr kleines Leben, andererseits. Ullmann hat dabei als Ausdrucksform den Roman gewählt, doch irgendwie ist es auch eine Biografie, eine turbulente, sich extrem mit diesen beiden Menschen, ihren Eltern und auch sich selbst auseinandersetzende sehr authentische Aufarbeitung von so unendlich vielen Geschehnissen und auch Versäumnissen, das einem als Leser schon einiges abverlangt wird. Das alles hat eine gewisse Ruhelosigkeit und die doch eigentlich so intensive Emotionalität, die hier zwischen den Zeilen zu vermuten ist, wird bewusst herausgenommen, auch gerade durch das sachliche Vater, Mutter und Kind, das reichen muss, um die drei Hauptpersonen aufzurufen. Aber vielleicht war das ja nötig, um die Autorin überhaupt in die Lage zu versetzen, sich ihrer Geschichte so nah und ehrlich anzunehmen.
Ich habe sehr lange gebraucht, um wirklich anzukommen in diesem Werk, ein gewisses Befremden zu überwinden. Aber dann wurde es zu einem auf seine Weise mitreißenden Roman, Roman und nicht Biografie, dazu würde ja das Wort mitreißend kaum passen. Ein absolut kunstvoll klanglich abgerundeter Schreibstil mit sehr individuellen Nuancen hat letztendlich dazu geführt, mich gänzlich davon zu überzeugen, dieses Buch sollte man gelesen haben.

Veröffentlicht am 06.07.2018

Ein literarischer Hochgenuss.

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Linn Ullmann erzählt uns eine fiktive? Geschichte
über ihre berühmten Eltern Liv Ullmann und Ingmar Bergmann.
Wie sie die Trennung der Eltern erlebt, ihre Sommerwochen
beim Vater und ihre Auslandsreisen ...

Linn Ullmann erzählt uns eine fiktive? Geschichte
über ihre berühmten Eltern Liv Ullmann und Ingmar Bergmann.
Wie sie die Trennung der Eltern erlebt, ihre Sommerwochen
beim Vater und ihre Auslandsreisen mit der Mutter.
Es ist nicht immer einfach, weil die Eltern eigentlich mit
ihrem eigenen Leben sehr ausgefüllt sind.

Ein sehr persönliches Buch, eine autobiografisch
gefärbte Erzählung. Ohne Pathos, fast nüchtern
erzählt die AutorIn von ihrem Leben mit den berühmten
Eltern. Einfühlsam und intensiv wird die Kindheit und
Jugend, die die Tochter im Sommer beim Vater erlebt hat wieder
gegeben. Die schreibweise ist teilweise sehr berührend
und man kann die Atmosphäre von damals förmlich greifen.
Besser und liebevoller kann man sich mit seinen Eltern
nicht auseinandersetzen.
Vor allem die Wiedergabe der Tonbandaufnahmen zwischen Vater
und Tochter gehen sehr zu Herzen.
Auch die nicht ganz einfache Kindheit mit der Mutter wird so liebenswert erzählt.
Ein literarischer Hochgenuss.