Hörrunde zu "ZEIT Verbrechen" von Sabine Rückert

Ich habe den ersten Abschnitt bzw. die Tracks alle angehört. Da ich mitbekommen habe, dass die Hörbücher teilweise noch nicht angekommen sind, warte ich mal noch mit meiner Meinung :)

Ich habe eben erst gesehen, dass noch nicht alle Hörbücher angekommen sind. Da ich es als Download hatte, ist es schon eine Weile hier und ich habe Montag mit dem Hören begonnen. Ich schreibe dann erst etwas, wenn es bei den meisten da ist.

Ok ich muss meine Eindrücke direkt loswerden, wer noch nicht so weit gehört hat sollte dann vielleicht noch nicht mitlesen ;o)

Ich kenne ja schon den Podcast und wusste, was auf mich zukommt.
Trotzdem finde ich es erschütternd und unfassbar, zu was manche Menschen fähig sind. Und nicht mal alle sind psychisch krank, manchmal handelt es sich "nur" um eine scheinbar ausweglose Situation, die die Täter zu ihren Delikten treibt...

Hier ist alles dabei aus den dunkelsten Abgründen der Menschheit, Mörder, Vergewaltiger, Raser, Autobahnwerfer usw., aber am meisten getroffen haben mich die beiden Fälle von Müttern, die ihre Kinder ermordet bzw. bis zum Tode vernachlässigt haben.

Im Fall der Mutter, die 9 Säuglinge getötet und in ihren Blumentöpfen vergraben hat, frage ich mich wirklich, wie so etwas passieren kann und niemand hat einen Verdacht bzw. äußert diesen. Es gibt doch auch Verhütungsmittel, und so ungebildet kann man doch gar nicht sein...und sich nicht zum Gyn trauen, lieber x Mal schwanger werden und die Säuglinge umbringen, wie abartig ist das denn bitte?

Und die andere Mutter, die ihr Kind plötzlich komplett links liegen lässt und im dunklen Zimmer einsperrt, über Jahre...das ist pervers und man kann sich nicht im entferntesten vorstellen, welche Qualen die kleine Jessica erleben musste...Es müssen doch Menschen aus dem Umfeld bemerkt haben, dass das Kind plötzlich nicht mehr da war...

Unsere Gesellschaft ist einfach so ignorant und bewegt sich kein bisschen aus ihrer Komfortzone...das macht mich so wütend, aber auch sehr traurig.
Ändern kann man es wohl kaum, ausser durch eigene Achtsamkeit...aber wenn jeder achtsamer wäre, würde vieles verhindert...

Der Fall des Rasers, der durch sein Fehlverhalten Mutter und Kind getötet hat, ist auch abscheulich. So etwas hartnäckig zu leugnen, einfach unglaublich.
Man muss doch irgendwann Einsicht zeigen, und man würde wohl auch zusammenbrechen und seines eigenen Lebens nicht mehr froh...!!!

Die Stimmen fand ich super, die nüchterne Vortragsweise sehr passend. Das rüttelt wohl noch mehr auf, weil es pragmatisch herüberkommt.

Ich bin einerseits froh, dass jetzt erstmal Pause ist, denn das muss sich erstmal setzen.
Diese geballte Ladung Grauen, schlimmer als alle blutigen Thriller zusammen, weil real...

Die Auswahl der Sprecher gefällt mir gut. Die Stimmen sind angenehm und die Betonung passend. Ich finde es auch schön, dass die Geschichten von verschiedenen Personen gelesen werden. Das schafft eine gedankliche Abgrenzung.

Ich fand den ersten Teil sehr abwechslungsreich und kurzweilig. Man blickt in menschliche Abgründe. Den Einblick in die Kriminalpsychologie finde ich absolut interessant. Beispielsweise die Geschichte mit den selbst beigefügten Hakenkreuz.

Fasziniert hat mich auch der Abschnitt über die Glaubwürdigkeit von Tatzeugen. Das ist natürlich für alle Beteiligten eine unheimlich schwere Situation. Vor allem weil ein Teil der Zeugen nicht absichtlich lügt, sondern einer psychischen Störung unterliegt (zB. Borderline).

Dass erzwungene Geständnisse oder Geständnisse bei denen die Rahmenbedingungen nicht zu 100% stimmen nicht zu einer Verurteilung führen ist einerseits beruhigend, andererseits stelle ich mir das für die ermittelnden Beamten auch sehr frustrierend vor. Wenn man weiß, dass jemand der Täter ist, aber dies nicht beweisen kann. Ist ein schmaler Grat...

Die Geschichte mit den nach der Geburt getöteten Kindern und vergrabenen geht natürlich unter die Haut. Schwer vorstellbar, wie ignorant das Umfeld sein muss damit niemand etwas davon mitbekommen hat/haben will. Unverständlich, wie eine Mutter so etwas tun kann. Besonders für jemanden der unter ungewollter Kinderlosigkeit leidet ist das auch eine Geschichte die wütend macht. Bei der ich kein Verständnis aufbringen kann, egal wie groß der Druck war unter dem die Frau litt. Diese Geschichte, und auch das furchtbare Leid der kleinen Jessica haben mich nach dem Hören noch länger beschäftigt.

Ich war nach dem ersten Abschnitt auch erstmal froh über eine kleine Pause. Die Realität ist eben doch schrecklicher als jede Fiktion.

Ich bin von Folge 1 an großer Fan des Zeit Verbrechen Podcasts und hatte mich sehr auf weitere spannende und sehr gut recherchierte True Crime Stories gefreut. Dementsprechend war ich etwas enttäuscht, als ich nach und nach bemerkt habe, dass jeder der Fälle bereits in einer Podcastfolge diskutiert wurde und hier nur der entsprechende Artikel der Zeit vorgelesen wird. Ich meine, es steht nirgendwo, dass es neue Fälle sind, aber es steht auch nirgendwo, dass es sich ausschließlich um schon behandelte Fälle geht, die ein treuer Fan des Podcasts sowieso schon kennt und die dort schon genauer erläutert wurden. Oder habe ich da einfach irgendwo was überlesen?

Ich habe mich für das Hörbuch als Download entschieden und finde die vielen kleinen Kapitel nicht gut. Diese sind einfach durchlaufend von 1 an nummeriert und man erkennt nicht, wo eine Folge aufhört und die nächste anfängt. Das finde ich persönlich sehr unübersichtlich und hat es schwierig gemacht, den Punkt wiederzufinden, an dem man zuvor unterbrochen hat.

Ansonsten finde ich die Stimmen der Leser durchweg sehr angenehm und das Tempo sehr gut zum Zuhören.

Ich bin mit dem ersten Abschnitt noch nicht durch, wollte aber zu den ersten drei "Fällen" schon mal meine Gedanken loswerden:
Wenn es um wahre Verbrechen geht, dann empfinde ich das immer noch mal als gruseliger, als bei ausgedachten Handlungen. Ich lese oder höre ganz gern mal Krimis und Thriller und es ist ohne Frage schrecklich, was dort passiert. Aber wenn man weiß, dass es real ist... das macht es noch viel intensiver.

Erster Fall:
Wie schlimm muss es sein, wenn man als Familie niemals Abschied nehmen kann? Wenn man nicht weiß, was wirklich mit der eigenen Mutter passiert ist und man davon überzeugt ist, der Vater war s, man kann es ihm aber nicht nachweisen? So eine grausige Vorstellung... Ich habe mich die gesamte Zeit gefragt, ob er es nun war oder nicht. Es sprach ja doch einiges dafür, vor allem bei dem schlechten Verhältnis das die Eheleute hatten... Dass die Zeugen sich irgedwann nicht mehr erinnern können, das kann ich verstehen. Mit so einem Spiel auf Zeit kann man natürlich auch einiges bewirken :/ Schade dass da im System nichts anderes möglich ist, aber ohne Beweise, ist es eben auch schwierig, selbst wenn so viel für einen Täter spricht. Wie schwer es manchmal sein kann, zu widerlegen, dass es anders war oder zu beweisen, dass es die Wahrheit ist, hat ja dann die zweite Geschichte gezeigt.

Falsche Zeugen
Ich war echt sprachlos... also dass man aus Rachegedanken oder Liebeskummer jemanden beschuldigt dieses oder jenes getan zu haben, klar das hat man schon mal gehört. Aber in den Beispielen ging es ja noch weit darüber hinaus. Wie kommt man auf die Idee? Zumindest wenn man keine psychische Krankheit hat. Wenn man z.B. schizophren ist und das eben nicht mehr sortieren kann, was wahr und falsch ist, das kann man sich ja noch erklären.
Wie gut dass es da inzwischen einige Möglichkeiten gibt, um Gutachten zu erstellen und vieles zu hinterfragen und zu recherchieren, das war vor einigen Jahrzehnten sich noch anders.
Wenn man einmal angeklagt war, dann ist es für denjenigen, selbst wenn er freigesprochen wird, bestimmt trotzdem erst mal schrecklich und auch hinterher nicht so leicht zu rehabilitieren. Echt unheimlich...vor allem weil man selbst ja gar nicht so viel ausrichten kann, außer dann halt die Unschuld zu beteuern und zu versuchen Beweise dafür zu finden...

Krass fand ich auch, dass nur die Hälfte aller angezeigten Strafttaten überhaupt aufgeklärt werden, aber wenn darunter natürlich auch die Sachen fallen, die gar keinen Strafttäter haben, kann man es schon wieder verstehen. Dass nur in den seltensten Fällen gegen den „Lügner“ ermittelt wird, fand ich irgendwie...befremdlich. Klar möchte man keinen abschrecken, aber wenn jeder weiter behaupten kann, was er will? Auch schrecklich...

Zeugen- Plötzlicher Kindstod
Oh man.. was ist da nur mit Josef passiert? Wurde er umgebracht? Irgendwie klingt es für mich ja doch eher so, als wäre er vielleicht doch beim baden/spielen ertrunken, ohne Fremdeinwirkung, aber wer weiß?

Hat er Retalin vorher schon genommen? Dazu wurde ja nun nichts gesagt, scheinbar aber nicht, wenn die Ermittlungen anders gelaufen wären, wenn man vom Retalin gewusst hätte

dass die Familie verzweifelt ist und Zeugen sucht, kann man natürlich verstehen, aber wenn die Art und Weise vielleicht etwas extrem war teilweise.
Einiges passt da in dem Fall nicht zusammen und vor allem machen sie auch einen ziemlichen Rummel daraus, würde es wirklich nicht auffallen, wenn so viele ein Kind ermorden? Ich weiß nicht... aber vielleicht waren es auch nicht 10-50 sondern nur ein paar
Ich finde es auf jeden Fall ganz schrecklich wie das ausgeschlachtet wird, ohne dass man dann wirklich eine Lösung hat und weiß, wie das gelaufen ist. Irgendwie wirkt die Familie ja auch völlig versunken in diesem Medienzirkus, müssten die nicht trauern?
Blöd auch dass bei den Ermittlungen einiges nicht ganz so gelaufen ist... Dass die Schwester nicht richtig befragt wurde usw.
Alles echt schauderhaft, aber auch total spannend

Die Stimme des Sprechers gefällt mir richtig gut, er bringt die Kriminalfälle gut rüber.

Puuh, nach der CD musste ich erst einmal ordentlich durchatmen. Mit dem Gedanken, dass es sich hier um reale Fälle und nicht um einen Thriller/Krimi/Roman handelt, hatte ich das Grauen im Nacken sitzen und bin wirklich ein wenig fassungslos. Es ist einfach unfassbar wozu Menschen fähig sind und was sich Menschen gegenseitig antun.
Hier werden die Abgründe der menschlichen Psyche zutage gefördert.

Besonders erschüttert war ich über die Mutter, die ihre Babys getötet und vergraben hat. Wie kann es so weit kommen ? Warum hat in ihrem Umfeld keiner etwas gemerkt ? Ebenso unbegreiflich ist es mir, wie man sein Kind über Jahre ignorieren kann. Wie abgestumpft/tot müssen diese Menschen innerlich sein ?

Auch die anderen Fälle waren erschüttert, aber immer wenn es um Kinder geht, nimmt mich das besonders mit.

Die unterschiedlichen Sprecher sind gut gewählt. Alle tragen die Ereignisse eher ruhig vor, was ich in Anbetracht der Tatsache, dass es sich um reale Fälle handelt auch angemessen finde. Durch den Wechsel wird auch eindeutig, dass es sich um ein neues Verbrechen handelt und man hat eine klare Abgrenzung zum vorhergehenden Fall.

Mir geht es da genauso und ich glaube auch wenn man weiß, was auf einen zukommt, das ist einfach zu abartig/grausam/entsetzlich/erschütternd, um nicht anschließend total fassungslos zu sein. So abgestumpft kann man (und will ich auch) gar nicht sein.

... und schon wieder ging es mir geauso. Wenn es um Kinder geht, die ja wirklich hilflos und auf andere angewiesen sind und dann genau von diesen Personen, denen sie vertrauen, misshandelt werden, nimmt mich das noch mehr mit als alles andere.

Bis dahin ist es wohl noch ein ganz weiter Weg.....

Ja, die Sprecher sind passend gewählt und auch ich finde es passend, dass diese wechseln, da sich so die Fälle nicht im Kopf mischen.

Ohja, ganz schwierig, ich möchte nicht, dass jemand fälschlicherweise verurteilt wird, aber es ist mehr als bitter, wenn man 100%ig von der Schuld überzeugt ist und die Beweise fehlen oder einfach nicht ausreichend sind, da möchte ich nicht zuständig sein.

Das ist natürlich schade, aber ich glaube Du hast nichts überlesen, ich hätte auch nicht gewußt, dass die Fälle alle schon diskutiert wurden und da hätte lediglich die Hörprobe ein Hinweis sein können.