Leserunde zu "72 Stunden - Fürchte die Stille" von Ben Escher

Allen einen guten Lesestart! Ich habe mir die Leseprobe nochmal angeschaut und bin mir über den Handlungsort nicht im Klaren. Habt Ihr da mehr gefunden? Ich kenne auch kein Kaufhaus mit einem Bällebad, in dem Kinder 'geparkt' werden können - außer McDonald's vielleicht. Jedenfalls ist die Vorstellung sein Leben ohne sein Kind fortsetzen zu müssen, ohne etwas über seinen Verbleib zu wissen, unendlich grausam. Die Kapiteleinteilung mit Stundenangabe passt zum Titel - nicht alle Bücher haben einen inhaltlichen Bezug zum Titel, was gerade in einer vorangegangenen Leserunde festgestellt wurde.
Ich bin gespannt, ob hier genüsslich von euch geschrieben wird, während im Buch geschwiegen werden soll😉

Der Schreibstil gefällt mir sehr kurz, die Einleitung rund um das Verschwinden von Elias war sehr kurz und prägnant, seitdem baut sich immer mehr Spannung auf und man erfährt erst nach und nach, wie die Stunden für Bea danach verlaufen sind.

Einen ersten Todesfall gibt es auch schon. Was der Bauarbeiter wohl gesehen hat?

Das Verschwinden von Elias an sich möchte ich etwas bemängeln. Egal wie sehr man im Stress ist, man lässt doch keinen 4-jährigen allein in einem Bällebad und geht einkaufen. Ich bin selbst Mama, mein Sohn ist 3 Jahre alt und das fand ich schon etwas sehr krass. Nachvollziehbarer gewesen wäre es, wenn Bea durch das Telefonat mit ihrem Bruder abgelenkt worden wäre, sich kurz weggedreht und dann Elias aus den Augen verloren hätte. Aber BEWUSST weggehen, wegen Parmesan und Spaghetti?! Da nehm ich den Zwerg doch mit.
Aber das ist auch schon der einzige Kritikpunkt. Ich habe Teil 1 in einem Rutsch gelesen, weil ich es nicht aus der Hand legen konnte.

Offensichtlich wurde Bea absichtlich zu dem Seminar gelockt und komischerweise kommt ihr ja auch die Psychiaterin bekannt vor. Ich könnte mir vorstellen, dass es sich um ein absurdes Psychoexperiment handelt, bei dem beobachtet werden soll, wie Bea auf die ganzen Trigger (Kinderschuh, Stofftier, Sanduhr) reagiert.

Vielleicht steckt auch Jacobi irgendwie hinter der Entführung von Elias, vielleicht hatten sie bei ihrem ersten Date damals Sex und er fühlt sich als Vater von Elias, was rechnerisch nicht sein kann, da Bea eine Woche danach schon einen positiven Test hatte, aber das weiß Jacobi ja vielleicht nicht so genau. Aber vermutlich etwas weit hergeholt von mir. Zumal er ja sichtlich verärgert war sie zu sehen.

WOW! Dieser erste Teil hat es aber wirklich in sich und ich habe an manchen Stellen richtig Herzklopfen gehabt!!

Ich fange mal harmlos mit dem Äußeren an – zunächst das Buchcover: Es gefällt mir richtig gut mit der tollen Kombi aus schwarz und blau. Und bei genauerem Hinsehen erkennt man auch einen Gang, von dem einzelne Zimmer abgehen…..Und schon sind wir bei dem Schloss, in dem das Retreat stattfindet, an dem Bea teilnimmt. Dieses Gebäude stelle ich mir auch ziemlich gruselig vor – ein paar Räume (z.B. Essenssaal, Teilnehmerräume usw.) sind spartanisch eingerichtet und bewohnbar. Aber der zweite Trakt des Schlosses ist scheinbar seit Jahren unbewohnt. Trotzdem kann man dort noch alte Möbel, Doppelwände und Kameras entdecken, von denen man nicht weiß, ob die früheren Besitzer hier freiwillig waren….

Ja, und dann das Retreat selbst: Komisch fand ich von Anfang an, dass Bea die Retreat-Visitenkarte findet, davon ausgeht, dass sie von ihrer Kollegin/Konkurrentin Lisa kommt und sich auch gleich anmeldet. Und dort trifft sie dann ausgerechnet auf zwei unangenehme Zeitgenossen aus ihrem Nachrichten-Berufsleben. Einmal Matthias Lang, ein gefallener Politiker, der sich plötzlich sehr zutraulich gibt und ihr vermeintlich helfen will. Und dann noch Otto Jacobi, ein Kollege, der sich von ihr verfolgt fühlt. Und die Psychologin Dr. Klaffer ist ebenfalls undurchschaubar. Denn die Gespräche der Einzelsitzungen werden ja im Grunde direkt an die anderen Besucher weitergegeben bzw. sogar falsch dargestellt….Auch z.B. die Samadhi-Tanks habe ich als beängstigend empfunden.

Und das Gruseligste sind natürlich die Zeichen ihres Sohnes Elias, die Bea immer wieder findet. Mal ein Schuh, dann eine Sandmühle mit Wasser, ein Kinderspielzeug. Und sie meint, das Lachen ihres Sohnes zu hören….. Dazu viele Situationen, in denen sie sich beobachtet fühlt und ein Knacken o.ä. zu hören ist.

Ich bin sehr gespannt, wie es weitergeht und musste mich SEHR zurückhalten, nicht einfach weiterzulesen.
Wer hat die Gegenstände bei Bea platziert? Warum sind bei dem Retreat ausgerechnet zwei unangenehme Zeitgenossen aus ihrem beruflichen Leben dabei? Warum hört und sieht man nichts mehr von ihrem (Noch-)Mann Rainer? Ist Dr. Klaffer überhaupt eine Psychologin oder eher eine Laiendarstellerin? Warum wurde das Retreat-Gebäude nur teilweise renoviert und nicht komplett? Das hört sich für mich an wie ein Drehort für einen Gruselfilm.

Jedenfalls habe ich lange schon nicht mehr so gruselig atemlos ein Buch gelesen!!! SUPER!!!

Hier musste ich direkt an IKEA denken.....gibt/gab es da nicht auch immer Bällebäder am Eingang?

Ja, das stelle ich mir auch unerträglich vor....Wenn das Kind verstorben sein sollte, ist es zwar auch schrecklich, aber das kann man dann zumindest irgendwie verarbeiten. Aber wenn man so gar nichts weiß, ist es sehr heftig!

Ja, die Einteilung finde ich auch gelungen....
Und genau wie Du hatte ich auch gerade eine LR, in der man "nur durch Zufall" erfahren hat, dass gerade wieder ein Monat vergangen war....

Ja, an sowas in der Art habe ich auch schon gedacht. Als ob Bea in einer Art skurrilem Theaterstück gelandet wäre....

Tja, Jacobi kann ich auch noch gar nicht richtig einordnen. Er fühlt sich ja auch ständig von Bea verfolgt, was gar nicht den Tatsachen entspricht....

Stimmt, der Handlungsort wird nicht genau genannt: Das Retreat ist jedenfalls in einem verfallenen Schloss im Wald, das von Mönchen geführt wird.

Genauso gehts mir auch. Da bleibt man auch mal gerne etwas länger auf um weiter zu lesen 😄