Schnell-eBook-Leserunde zu "Dein böses Herz" von Paul Buderath

So, ihr Lieben, dann mache ich mal den Anfang. :)

Ich habe das Buch gerade beendet und muss sagen, es hat mich nicht enttäuscht.

Stilistisch ist es sehr ansprechend, es ist größtenteils glaubhaft.

Dass es sich bei der Täterin nicht um Hanna handelt, und eine Halbschwester ist, hatte ich nach den DNA Ergebnissen schon vermutet -- schließlich wurde Magdalena als die 'Sonderbare' beschrieben, die ihre Schwester unterdrückte.

Was mir tatsächlich nicht klar ist, ist woher Lorena/Magdalena das viele Geld hatte,zumal sie ja offiziell tot war und somit weder eine Waisenrente noch ein Erbe beanspruchen konnte, und wie sie so viele Personen über einen solch langen Zeitraum so intensiv beobachten konnte -- selbst im Ausland ... das scheint mir doch sehr unwahrscheinlich zu sein.

Da aber der Rest -- also die Lebensumstände einer berufstätigen, alleinerziehenden Mutter, ´die kleinen Revierkämpfe zwischen Sandra und Ronny (der ein echter Kotzbrocken ist), sowie die Milieubeschreibungen sehr realistisch sind, kann ich über den ersten Punkt hinwegsehen.
Natürlich kenne ich mich im Milieu nicht aus, aber mitunter steht ja mal was in der Presse, sodass ich es mir vorstellen kann.

Gut finde ich zum Beispiel auch, wie Sandra reflektiert wie das Leben einer Langzeitprostituierten wohl sein mag, und welche Auswirkungen es auf die Frauen hat.
Ich habe mal einen Bericht gesehen über das Rotlichtviertel in Frankfurt, und das war echt erschütternd. Die meisten Prostituierten sind sowohl Alkohol- als auch Drogenabhängig, weil sie es ansonsten gar nicht aushalten könnten.

Stilistisch ist das Buch sehr ansprechend, was ja schon in der Leseprobe ersichtlich war.

Mir ist sicher irgendetwas durchgerutscht, aber vielleicht fällt es mir wieder ein wenn ich eure Meinungen lese. :)

Sie war doch in dieser Sekte "Jünger des Wortes", und hat hier Geld veruntreut. Sie hat herausgefunden, dass diese frömmelnden Wesen gar nicht so fromm waren.

Das kristallisierte sich ziemlich schnell heraus, dass es nur die sonderbare, schon auch weltfremde Magdalena sein konnte.

Sandras alltäglicher Kampf als alleinerziehende Mutter war gut beschrieben. Zwischen Sandra und Ronny war sowas wie eine Hassliebe, obwohl dieses Wort doch zu heftig ist. Eher eine Selbstverliebtheit Ronnys war herauszulesen, wie er sich ob seiner Klugheit selber lobt, weil es sonst keiner macht.

Jetzt hab ich doch das ganze Buch in einem durchgelesen. Was sagt das aus? Das "böse Herz" hat mich gut unterhalten, ich hatte nicht das Bedürfnis, es zwischendurch wegzulegen.

Sandra hab ich gleich ins Herz geschlossen, sie kommt ganz natürlich rüber ohne irgendwelche Klischees. Keine knallharte Kommissarin, die die männlichen Kollegen reihenweise wegbeißt. Nein, sie hat Ecken und Kanten, lässt selbst Ronny seine Eigenheiten, Werner Dietharz sowieso. So einen Mitarbeiter wie Werner wünscht sich jeder. Sie hat ihre Männer im Griff, ihr Privatleben schon auch, aber immer mit dem schlechten Gewissen, ihren Tim bei den Großeltern zu lassen. Ihr Dating-Abenteuer habe ich ihr sowas von gegönnt, warum nur hat sie genau diesen attraktiven Kerl erwischt? Schicksal - aber man möchte es nicht glauben, so ist sie der Aufklärung ein Stück näher gekommen.

Es geht gleich mal richtig zur Sache, der tote Dirk Lettorf und seine grausam zugerichtete Leiche - sowas habe ich noch nicht gelesen, obwohl ich doch viele Thriller verschlinge. Anfangs gleich mal ein schockierendes Bild, das ist wohl Paul Buderaths Einstiegsszenario. Wenn ich da grad mal an den "Künstler" und die zwei Köpfe denke, sehe ich ein erstes Erkennungsmerkmal.

Dass es letztendlich auf eine Familie, ein Mitglied dieser Familie hinausläuft, ist ab dem Zeitpunkt erkennbar, als Stefan Seltzer meint, dass sie keine guten Menschen seien. Da wird die Ursache und das Warum immer sichtbarer.

Die Figur Nicki zog sich durchs Buch, sie war in punkto Namen sehr wandlungsfähig, auch sie mochte ich trotz ihres Lebenswandels durchaus und sie hat ja auch bewiesen, dass sie eine Grenze hat, die sie nicht überschreiten will.

Lo-Ruhama - "sie findet kein Erbarmen."

Das habe ich irgendwie verpasst. Aber es ist nur eine Vermutung -- würde aber erklären, woher sie Geld hat.
Trotzdem überzeugt es mich nicht wirklich, das müssten ja enorme Summen gewesen sein, denn von irgendwas muss sie ja auch leben und die ganze Überwachung finanzieren.

Ich war echt schockiert, dass sie als Polizistin einem wildfremden Mann ihre Adresse gibt! Himmel, er hätte ein Stalker oder schlimmer sein können, das musste doch gerade ihr klar sein.
aber irgendwie stand sie ja doch ziemlich neben sich bei dem ganzen Stress.

Sekten haben durchaus viel Geld, sie sind bekannt dafür, dass ihre Mitglieder alles abliefern. Und wer bedient sich? Der Oberste natürlich. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass genügend da war.

Und - was ihr auch bitter aufgestoßen ist war, dass dieser Oberguru auch die Frauen als Selbstbedienungsladen (überspitzt jetzt ausgedrückt) angesehen hat. Unserer "frommen Helene" hat das nicht gefallen und vielleicht hat sie sich so gerächt, indem sie Geld abzweigte.

Außerdem sind wir in der komfortablen Lage, dass der Autor diese Runde betreut. Der wird es wirklich erklären können.

Genau, dass sie so einfach mit der Adresse herausrückt, war schon grob-fahrlässig. Da hast du recht, das hätte einer Polizistin nie passieren dürfen.

Gut, dass gestern Feiertag war - auch ich habe das Buch in einem Rutsch durchgelesen! Der Spannungsbogen war permanent hoch und wie beim "Künstler" auch fand ich die Mischung aus Ermittlung, Privatleben und Gedanken des Täters sehr gelungen! Auch hier konnte mich das Buch fesseln. Gegen Ende war schnell klar, wer hinter den Taten steckt, aber das hat mich nicht gestört, da die Jagd zum Ergreifen sehr aufregend war. Wieder einmal ein tolles Buch!

Ich mochte sie auch richtig gern, eine absolut authentische Person - beruflich wie privat.

Das hat mich auch sehr gewundert, da das so nicht wirklich zu ihr gepasst hat. Andererseits zeigt das auch wieder nur, dass auch Polizisten Menschen sind und Momente der Schwäche haben.