Leserunde zu "Long Distance Playlist" von Tara Eglington

„Wenn ich eine Email von ihm bekomme, ist es, als würde jemand die Haustür öffnen, und frische Luft und Sonnenlicht strömten herein.“

Wie wunderbar beschreibt dieses Zitat den Anfang einer wahrscheinlich schönen Liebesgeschichte. Das Kribbeln, die Freude und Wohltat, die Taylor Isolde zu spüren gibt.

Aber ich werde das Gefühl nicht los, dass eine Entschuldigung nicht viel bedeutet. Im schlimmsten Fall ist es ein Werkzeug, das Menschen aus nicht ehrbaren Gründen benutzen. ... Mit einer Entschuldigung befreien sich Menschen von ihren Schuldgefühlen. Es geht also nur um sie, nicht um denjenigen, dem sie Unrecht getan haben.

"Ich hasse es, wenn sich Menschen, sechzig Sekunden nachdem sie mich kennengelernt haben, eine Meinung über meine Identität bilden. Amputierter. Mensch mit Behinderung. Denn ich bin Taylor. Ein ganzer, komplizierter, chaotischer Mensch." - S.122

Ich mag die Stelle total, ich finde da steckt so viel wahres drin.

"Manchmal sind die Menschen, die wir lieben, nicht die, für die wir sie halten" - Taylor

Klar, Wettbewerb gehört zur Welt des Balletts einfach dazu. Aber die Person, die wir immer zu übertrumpfen versuchen, sind wir selbst. Beim Ballett geht es darum, was man selbst gibt.

Ich finde diese Stelle so schön, weil sie nicht nur fürs Ballett gilt, sondern auch für viele andere Lebensbereiche. Ich selbst habe das in meinem Leben auch ganz oft. Dadurch dass ich Orgel in der Kirche spiele, lastet schon Druck auf mir. Ich kann zwar gut spielen, und die Leute sind auch immer zufrieden, aber wenn auch nur ein Fehler passiert bin ich mit mir selbst unzufrieden, nicht wegen der Leute, sondern wegen mir, weil ich es gut machen möchte. ,,Die Person, die wir immer zu übertrumpfen versuchen, sind wir selbst.''

Ich mochte bisher die Stelle auf S. 116
"Du bist das menschliche Äquivalent zu einem Labrador"

„Es ist größer. Und es wirft einen riesigen Schatten. Einen Schatten, der alles kalt werden lässt. Man kann ihn nicht abschütteln oder so tun, als wäre er nicht da. Er hat sich im gesamten Haus ausgebreitet. Es ist nur noch ein Funken Wärme hier und da übrig.“ (S.175)

Ich fand diese Stelle und das Bild, das die Autorin schafft, so schön, weil man als Leser hier total gut nachvollziehen kann, wie sich Isolde zu Hause fühlen muss…

„Du denkst, du hättest etwas – und dann nimmt es dir das Leben weg. Du denkst, du wüsstest, was auf dich zukommt, aber das stimmt nicht. Du denkst, alles würde ewig wehren, doch das ist falsch. Man denkt, man könnte etwas immer wieder tun, obwohl es vielleicht das letzte Mal ist.“ (S.220)

»Ich bin nicht mehr verblasst. Ich spüre, wie alle Gefühlsfarben durch meinen Körper strömen, von meinen Zehen bis zu meinen Fingerspitzen fließen sie in jede Bewegung ein, die ich mache. Und mit der Farbe kommt die Erinnerung. Der Grund, warum mein fünfjähriges Ich zu tanzen begonnen hat.« (Seite 445)

"Inzwischen fühle ich mich viel mehr wie ich als letztes Jahr um diese Zeit. Und darauf will ich mich konzentrieren. Darauf, das Leben wieder zu genießen." (S.402)