Rätselraten um Mörder und Opfer
Das hat Spaß gemacht! Das klassische Krimimotiv des „Whodunit“, also des „Wer hat es getan?“, wird in „Sommernacht“ auf erfrischende Weise bearbeitet. Denn während man normalerweise zu Beginn eine Leiche ...
Das hat Spaß gemacht! Das klassische Krimimotiv des „Whodunit“, also des „Wer hat es getan?“, wird in „Sommernacht“ auf erfrischende Weise bearbeitet. Denn während man normalerweise zu Beginn eine Leiche hat und dann dem Ermittler bei seinen Untersuchungen folgt, geht Lucy Foley hier einen anderen, aber nicht weniger interessanten Weg.
Denn zunächst einmal lernen wir die wichtigsten Personen kennen, decken Stück für Stück ihre Gedanken und kleinen (oder größeren) dunklen Geheimnisse auf. Nach und nach kommen Zwist, Probleme und auch mögliche Motive zum Vorschein. Und diese Motive zeigen sich, obwohl man erst ziemlich spät erfährt, wer das Opfer überhaupt ist – und noch viel später, wer es umgebracht hat.
Die Perspektivwechsel zwischen den einzelnen Figuren, unter anderem der Braut, des Trauzeugen und der Hochzeitsplanerin, sind klasse, vor allem weil sie auf verschiedenen zeitlichen Ebenen rund um den Hochzeitstag spielen. Und so lässt sich schon von Anfang an prima miträtseln, wer der Mörder sein wird – und wer überhaupt umgebracht werden könnte.
Für mich persönlich hätte die Offenbarung der Leiche gern ein bisschen früher kommen können, denn ab diesem Zeitpunkt nimmt der Roman so richtig Fahrt auf. Denn auch wenn die Identität des Opfers endlich klar ist, gibt es immer noch genügend Rätsel für die Leser. Schließlich haben die meisten Anwesenden einen guten Grund für Rache und nahezu jede wichtige Figur könnte den Mord begangen haben.
Warum allerdings der nichtssagende Titel „Sommernacht“ gewählt wurde, anstatt den Originaltitel „The Guest List“ („Die Gästeliste“) einfach ins Deutsche zu übersetzen, konnte ich nicht nachvollziehen. Schließlich passt der Originaltitel wie die Faust aufs Auge zum Inhalt. Aber das Cover sieht klasse aus und macht richtig Lust aufs Lesen.