Cover-Bild Der Würfler
14,90
inkl. MwSt
  • Verlag: Mitteldeutscher Verlag
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: allgemein und literarisch
  • Genre: Krimis & Thriller / Sonstige Spannungsromane
  • Seitenzahl: 432
  • Ersterscheinung: 05.2014
  • ISBN: 9783898126328
Luke Rhinehart

Der Würfler

Roman
Franz Schrapfeneder (Übersetzer)

Der 32-jährige Psychoanalytiker Luke Rhinehart ist von seinem Leben gelangweilt, das ihm wie die endlose Variation des immer gleichen Themas erscheint. Da entdeckt er eines Tages den Würfler in sich. Als er nach einem Pokerabend aufräumt, sieht er, dass ein Würfel unter einer Karte liegt. Und plötzlich kommt ihm der Gedanke, seine Nachbarin (und Frau seines Kollegen) zu vergewaltigen, falls der Würfel eine 1 zeigt. Die Chancen stehen 1:5. Das Unwahrscheinliche tritt ein und als Luke eine dreiviertel Stunde später wieder in seiner Wohnung steht, fühlt er sich ungemein erleichtert.
„Würfeln heißt glauben“ lautet von nun an seine Devise, und so werden Ehefrauen, Affären und Kollegen in allen Lebenslagen mit der Würfeltheorie konfrontiert.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2016

Einblicke in ein willkürliches Leben

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Anmerkung: Die Rezension ist nach der Lektüre der englischen Version entstanden.

Zum Autor:
Luke Rhinehart ist das Pseudonym des amerikanischen Autors George Cockcroft, der Psychologie studiert hat und ...

Anmerkung: Die Rezension ist nach der Lektüre der englischen Version entstanden.

Zum Autor:
Luke Rhinehart ist das Pseudonym des amerikanischen Autors George Cockcroft, der Psychologie studiert hat und mittlerweile auch mehrere Romane geschrieben hat. Zudem ist Luke Rhinehart auch der Hauptprotagonist des Buches, da es wie eine Autobiographie geschrieben ist - dazu später mehr. (Quelle: Amazon.de)

Zum Cover:
Das Cover der englischen Ausgabe zeigt zwei rote Würfel auf bläulichem Untergrund, sowie den Titel, einen Kommentar zum Buch und den Namen des Autors. Es zeigt damit den Hauptbestandteil der Geschichte - Würfel - weckt aber ansonsten keine großen Erwartungen. Hätte ich von dem Buch und seiner Geschichte nicht anderweitig erfahren, hätte mich das Cover so wie es ist, nicht zu einem Kauf motiviert, wohl auch nicht zu einem ersten Griff im Buchladen.

Das Cover der deutschen Ausgabe ist dagegen etwas anrüchiger und zeigt schemenhaft zwei sich räkelnde Damen auf rötlichem Grund. Dem Inhalt der Geschichte wird das englische Cover eher gerecht, angesprochen hätte mich als unwissende Käuferin das deutsche Cover viel eher.

Zum Buch:
Wie bereits erwähnt ist das Buch aus der ich-Perspektive in Form einer Autobiographie geschrieben. Die Art und Weise wie der ich-Erzähler sein Leben schildert, lässt einen durchaus glauben, dass es sich um eine tatsächliche Biographie handelt, wenig seriös oder beschönigend wie man es von berühmten Persönlichkeiten kennt, aber dafür echt wirkend.

Luke Rhinehart ist ein verheirateter Vater von zwei Kindern und arbeitet als Psychologe als ihm sein Leben eines Tages zu langweilig erscheint. Die täglichen Abläufe, die vorhersagbaren Eregnisse, sein Beruf, einfach alles scheint ihm zu eintönig, doch wirklich ändern tut er erst einmal nichts. Eines Abends jedoch findet er zufällig einen Würfel unter einer Karte, wie dieser dort hin gekommen ist, erfährt niemand weder der Leser noch Luke. Aus einer irwitzigen Idee heraus und da er einen gewissen Kick sucht, sagt er zu sich selbst, dass er bei einem bestimmten Würfelbild noch in derselben Nacht die Frau seines besten Freundes verführt - im Buch wird es als "rape" (Vergewaltigung" bezeichnet, jedoch sind die Schilderungen bei Weiten nicht so, daher würde ich es eher als "Verführung" darstellen. Luke Rhinehart würfelt und es erscheint das entsprechende Würfelbild woraufhin er seine Idee in die Tat umsetzt und mit der Frau seines besten Freundes schläft.

Im Laufe der nächsten Tage befragt er immer wieder den Würfel und lässt diesen alltägliche, simple Entscheidungen treffen. Je mehr er sich jedoch mit dem Würfeln beschäftigt, desto schräger, abwegiger, abnormaler und seine Familie und seinen Job gefährdender werden seine Optionen für die einzelnen Würfelbilder. Ob es nur einzelne Tätigkeiten sind oder Persönlichkeiten, die er für eine geraume Zeit einnehmen muss. Bald überlässt er sein Leben fast ausschließlich dem Würfel, was zum Teil fatale Folgen für seine Umgebung hat.

Durch die überzeugende Schreibart des Autors verliert der Leser an der einen oder anderen Stelle das Gefühl dafür, dass es sich bei der Geschichte um pure Fiktion handelt. Die Geschehennisse und die Persönlichkeit des Luke Rhinehart sind sehr intensiv, sehr detailliert und mit Rückblicken und persönlichen Gedanken gespikt. Gelegentlich fühlt man mit ihm, ein paar Momente später schüttelt man nur wieder den Kopf, je nachdem was der Würfel wieder für ihn ausgesucht hat und wie er selbst darüber zu denken scheint. Ich selbst habe immer wieder zwischen Sympathie und Fassungslosigkeit geschwankt. Die Geschichte ist dabei so realistisch geschrieben, dass man als Leser sogar selbst geneigt ist dieses Würfelspiel auszuprobieren, wenigstens mit simplen Optionen wie dem nächsten Essen. Gemacht habe ich es nicht, aber durch den Kopf ist es mir sehr oft gegangen! Somit ein Buch, das wirklich beeinflussen kann.

Fazit:
Dieses Buch ist eine andere Art der Fiktion, eine fiktive Biographie, der sehr realistisch und überzeugend rüberkommt und durchaus zum Ausprobieren anregt. An gewissen Stellen fühl man mit dem Hauptcharakter an anderen wird es jedoch deutlich, dass es sich unmöglich um eine wahre Gegebenheit handeln kann, zu krass sind die Entscheidungen, die Luke Rhinehart den Würfeln machen lässt, zu groß die Konsequenzen für sein Leben. Ich kann nicht sagen, dass ich glaube, es gäbe niemanden auf der großen weiten Welt, der tatsächlich so leben und handeln würde wie er, jedoch wird es spätestens an dem Punkt als Fiktion deutlich, als von ganzen Kliniken die Rede ist, die diese Art der "Therapie" praktizieren. Es lässt sich - auch auf Englisch - gut und einfach lesen, ist interessant und läd zum Teil auch zum Nachdenken ein. Man dar es nur nicht zu ernst nehmen.

Leseempfehlung:
Leser, die Lust haben mal ein ganz anderes Buch zu lesen, etwas, das sich von vielen regulären Lektüren absetzt und in eine Welt eintauchen wollen, die gleichzeitig sureal und absolut realistisch erscheint, die können Gefallen an der Geschichte des Würflers finden. Man darf jedoch was sexuelle Praktiken, deren Beschreibung und allgemein das entsprechende Vokabular betrifft, nicht zimperlich sein und sowas durchaus zu lesen wünschen. Wer also keine erotischen Romane mag, da sie ihm/ihr zu explizit sind, der sollte besser auch diesem Buch fern bleiben. Denn obwohl es in erster Linie keine erotische Lektüre ist, ist es immer wieder mit expliziten Szenen geschmückt.