Es war schön, wieder nach Henrietta zurückzukehren, zu den Raven Boys, zu Blue und zu ihrer wunderbar unnormalen und rein weiblichen Familie. Über das Wiedersehen mit letzterer habe ich mich fast schon am meisten gefreut, da das Leben dort mit all den exzentrischen Frauen immer wieder sehr amüsant zu lesen ist.
Das macht auch das Buch aus - diesen Mix aus Spannung, Action, ein bisschen Liebe, Freundschaft, Humor und Grusel.
Dieser durchaus individuelle Schreibstil Maggie Stiefvaters, den ich als erzählend beschreiben würde, lässt sich flüssig lesen und verbunden mit der Spannung und einigen überraschenden Wendungen kommt der Leser schnell durch die 528 Seiten.
Dabei sorgte der Gruselfaktor für ein angenehmes Erschauern, ohne dass ich es als Horror bezeichnen würde. Aber all die Mysterien, die ungeklärten Dinge zwischen Leben und Tod, Raum und Zeit, Traum und Wachsein, nicht zu vergessen die Praktiken von Blues Familie, stammen immer mehr aus dem Reich der (teils keltischen) Mythen. Doch mir kam es nie unrealistisch vor, ganz im Gegenteil. Bei den meisten Fantasy-Büchern ist einem die ganze Zeit klar, das ist Fantasy, egal, wie realistisch es dargestellt wird. Aber bei diesem Buch hatte ich das Gefühl, als würde das tatsächlich passieren, als wäre das Realität, nicht, als würde ich eine fiktive Geschichte lesen. Es war, als würde ich mit den Protagonisten vor diese unglaublich erscheinenden Erkenntnis stehen, dass es Magie wirklich gibt.
Darüber schwebt immer noch das Damokles-Schwert von Ganseys bevorstehendem Tod und Blues prophezeitem tödlichem Kuss.
Mir wurde wie bei dem ersten Band bewusst, wie viele individuelle Charaktere es gibt mit all ihren einzigartigen Eigenschaften und Tiefen - in erster Linie die Raven Boys, daneben erfährt man über Blue fast schon am wenigsten. Abgesehen von Noah wird das Buch aus allen Sichten dieses Quintetts erzählt, aber hin und wieder aus der Sicht einer Nebenfigur, davon in erster Linie eines Mannes, den der Leser schnell als den Bösewicht identifiziert, auch wenn man gleichzeitig auch seinen Hintergrund und seine Bewegungsgründe kennen lernt.
Doch auch wenn Blue nicht ganz mit den faszinierenden, absolut unterschiedlichen Persönlichkeiten der Raven Boys mithalten kann, heißt das noch lange nicht, dass sie eine blasse oder gar langweilige Protagonistin ist, ganz im Gegenteil. Sie stellt einen angenehmen Unterschied zu den üblichen YA-Protagonistin dar, mit ihrer exzentrischen Art, ihrem vernünftigen Handeln, ihrer Schlagfertigkeit und auch ihrem Feminismus (den man vermutlich in einem rein weiblichen Haushalt automatisch annimmt ^^).
Dabei haben alle fünf unterschiedliche Gaben - Ganseys Verbundenheit mit Glendower, Adam, der sein Versprechen bei dem Ritual in Cabeswater halten muss, Blue, die als Einzige ihrer Familie nicht hellsehen kann, sondern dies nur verstärkt, Ronans Träume und Noah, der eigentlich nur ein Geist ist. Mit letzterem wird beinahe selbstverständlich umgegangen, was durchaus interessant und unterhaltsam ist.
Diesmal stehen vor allem Ronan, aber auch Adam im Vordergrund.
Fazit: Ein spannender und unterhaltsamer Mix aus Humor, Liebe, Freundschaft, Mythen und Grusel!