Leichte und kurzweilige Lektüre mit kleinen Makeln
Ich schwanke gerade, ob ich dem Buch 3 oder 4 Sterne geben soll. Einerseits habe ich das Buch verschlungen, andererseits haben mich auch ein paar Dinge gestört. Ich versuche das mal zu erklären.
Den Prolog ...
Ich schwanke gerade, ob ich dem Buch 3 oder 4 Sterne geben soll. Einerseits habe ich das Buch verschlungen, andererseits haben mich auch ein paar Dinge gestört. Ich versuche das mal zu erklären.
Den Prolog empfand ich persönlich als unnötig, zumal die gleiche Szene am Ende des Buches noch einmal 1:1 übernommen wurde. Wahrscheinlich wurde es vorangestellt, um den Leser gleich „zu fesseln“ und Spannung aufzubauen. Bei mir hat das nicht so ganz geklappt. Der Prolog war zu lang und da ich noch keinen Bezug zur Geschichte und dem Charakter Lucy hatte, hat mich die Szene eher etwas verwirrt, statt gefesselt.
Als die Geschichte dann aber richtig losging, war ich tatsächlich positiv überrascht. Ich bin sehr schnell reingekommen. Die Story entwickelte gleich einen unheimlichen Sog, sodass ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte. Ich wollte unbedingt wissen, was es mit Lucys Gabe auf sich hat und welche Rolle Nathan in der ganzen Sache spielt.
Die Charaktere machen leider keine erkennbare Entwicklung durch. Lucy ist von Anfang an relativ unerschrocken und neugierig, aber wird auch von allen anderen bemuttert und lässt sich das gefallen. Nathan fühlt sich seiner Familie verpflichtet, hat aber auch seine Zweifel an deren Vorgehen. Daran ändert sich auch bis zum Ende nichts. Da es noch zwei Teile aus der Bookless-Reihe gibt, hoffe ich, dass sich die Charaktere dort noch etwas weiterentwickeln…
Der Schreibstil ist sehr einfach gehalten. Die Autorin benutzt selten Vergleiche oder Metaphern und die Dialoge sind auch oft etwas einfallslos und zu direkt, was ich etwas schade fand, aber dem Lesefluss schadet das zum Glück nicht.
Was mich jedoch gestört hat, war der auktoriale Erzählstil! Anfangs war mir nicht einmal bewusst, dass das Buch in diesem Stil geschrieben wurde, denn man sieht zuerst alles aus Lucys Perspektive. Zwischendurch dann mal ein paar Szenen aus Nathans Sicht, was ja auch okay ist. Als jedoch in einer aus Lucys Sicht erzählten Szene plötzlich Nathans Gedanken erwähnt wurden, war ich ziemlich verwirrt, dachte zuerst noch an ein Versehen. Doch zur Mitte des Buches wird der auktoriale Erzählstil immer deutlicher.
Es ist generell schwierig, den auktorialen Erzählstil gut umzusetzen, da der Leser schnell verwirrt ist und schlimmstenfalls den Bezug zu den Charakteren verliert. Marah Woolf hat es zwar nicht schlecht umgesetzt, aber mich hat dieses wilde Durcheinander der Perspektiven einfach ziemlich gestört.
Ich muss allerdings anmerken, dass das Buch von den unterschiedlichen Perspektiven auch profitiert. Es macht die Geschichte sehr kurzweilig und hält die Spannung aufrecht. Die Konflikte werden dadurch erst so richtig deutlich, weil man auch Nathans Zwiespalt erkennen kann.
Mir wäre es trotzdem lieber gewesen, wenn der personale Erzählstil gewählt worden wäre. Das schließt ja auch den Einsatz mehrerer Perspektiven nicht aus, nur ist es eben etwas geordneter und nicht so unübersichtlich innerhalb der jeweiligen Szenen…
Fazit:
Das Buch ist spannend und die Story schafft es zu fesseln und zu begeistern, trotz des verwirrenden Einsatzes des auktorialen Erzählstils. Ich achte bei Büchern mittlerweile recht kritisch auf die „technischen“ Dinge (Charakterentwicklung, Erzählstil usw.), aber hier haben wir den seltenen Fall, dass die genannte Kritik sich nicht merklich auf das Lesevergnügen ausgewirkt hat.
„Bookless“ hat mir ein paar schöne und spannende Lesestunden beschert, daher fallen meine Kritikpunkte letztendlich nicht mehr sooo sehr ins Gewicht, auch wenn ich mir einiges anders gewünscht hätte.
Ich vergebe 4 Sterne und freue mich auf den 2. Teil!