Cover-Bild Die Festung am Rhein
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9,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Bastei Lübbe
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: historischer Roman
  • Genre: Romane & Erzählungen / Historische Romane
  • Ersterscheinung: 16.03.2017
  • ISBN: 9783732539727
  • Empfohlenes Alter: ab 16 Jahren
Maria W. Peter

Die Festung am Rhein

Historischer Roman

Eine gigantische Festung, ein teuflischer Verrat und eine verbotene Liebe

Coblenz, 1822: Hoch über der Stadt entsteht die preußische Feste Ehrenbreitstein. Als geheime Baupläne von dort verschwinden, wird Franziskas Bruder wegen Landesverrats verhaftet. Er soll die Pläne an die Franzosen verkauft haben - immerhin war ihr gemeinsamer Vater ein Offizier Napoleons. Um seine Unschuld zu beweisen, ist Franziska auf die Hilfe des strengen Leutnants Rudolph Harten angewiesen. Bei der Suche nach dem wahren Verräter kommen sich die beiden näher, als es sich für einen Preußen und eine Halbfranzösin gehört ...

Die Festung Ehrenbreitstein (erbaut 1817 bis 1828) thront bis heute hoch über Rhein und Mosel. Zum 200-jährigen Jubiläum der Festungsstadt Koblenz entwirft Maria W. Peter ein schillerndes Panorama der Rheinprovinz im 19. Jahrhundert. Preußische Disziplin trifft auf rheinische Lebensfreude.



Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.05.2020

Die Festung am Rhein

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Nach der Niederlage Napoleons Anfang des 19. Jahrhunderts wird das Rheinland Preußen zugeführt. Mit preußischer Gründlichkeit entsteht in den Jahren 1817 bis 1828 hoch über Coblenz die Feste Ehrenbreitstein. ...

Nach der Niederlage Napoleons Anfang des 19. Jahrhunderts wird das Rheinland Preußen zugeführt. Mit preußischer Gründlichkeit entsteht in den Jahren 1817 bis 1828 hoch über Coblenz die Feste Ehrenbreitstein. Als plötzlich geheime Baupläne verschwinden, wird Franziskas Bruder Christian, der sich grad im Militärdienst befindet, wegen Landesverrat verhaftet. Man wirft ihm vor, diese den Franzosen verkauft zu haben, schließlich war sein Vater Offizier unter Napoleon. Capitain von Rülow ist von seiner Schuld überzeugt, zusätzlich macht er seinen Untergebenen Leutnant Rudolph Harten, Ingenieur und Frontmann beim Bau der Feste, verantwortlich, dass besagte Baupläne einfach so verschwinden konnten. Christian schweigt beharrlich über bestimmte Vorkommnisse, selbst seiner Schwester Franziska vertraut er sich nicht an. Diese lässt sich allerdings nicht beirren und fechtet ihre persönliche Revolution gegen das preußische Militär aus. Dabei ist sie allerdings auf Hilfe angewiesen, von keinem geringeren als Rudolph Harten. Bei ihren Ermittlungen kommen Sie sich sehr nahe und das darf ja überhaupt nicht sein, er Preuße, sie Halbfranzösin! Sie sind einem unglaublichen Verrat auf die Schliche und geraten mehr als einmal in eine brenzliche Situation…
Dieser neue Roman aus der Feder von Maria W. Peter ist eine kleine historische Schatzkiste mit großem Inhalt. Allein das Buch selbst, das Cover – vordergründig eine junge Frau in damaliger Kleidung/im Hintergrund die Feste Ehrenbreitstein – ist ein echter Hingucker. Anhand der beiden Karten auf den ersten Seiten bekommt man einen tollen Überblick über die örtlichen Gegebenheiten. Ein ausführliches Nachwort inkl. der Personen, mit denen M. W. Peter bzgl. des Romans zusammenarbeitete, zeigt wieviel Recherche notwendig ist und dafür ist sie ja sehr bekannt und belohnt uns mit historischem Hochgenuss. Auch die Übersicht der fiktiven und historischen Personen inkl. Reise- und Stöbertipps lassen einen noch lange nach dem lesen gedanklich im Rheinland verweilen.
Der Schreibstil ist sehr flüssig, bildhaft, spannend und den damals sprachlichen Gebräuchen super angepasst. Ich konnte Landschaften, Gebäude und die einzelnen Charaktere bildlich vor mir sehen und letztere sogar sprechen hören, sehr unterhaltsam.
Und die Charaktere selbst: Zum einen Franziska, liebevoll, unerschrocken, selbstbewusst. Ihre Eltern, eine sogenannte Mischehe, Vater Lucien Franzose, später Offizier unter Napoleon, Mutter Luise Deutsche. Franziska und ihr Bruder Christian wachsen im damaligen Cöln in einem sehr behüteten Elternhaus auf, geprägt vom Geist der französischen Revolution. Durch die Niederlage Napoleons schlägt das Schicksal für die Familie sehr hart zu und Franziska und Christian landen bei ihrem Onkel in Coblenz.
Zum anderen Rudolph Harten, streng, diszipliniert, aber gerecht und menschlich. Er ist in einfachen Verhältnissen aufgewachsen. Durch eine schwere Verletzung im Krieg gegen Napoleon an Leib und Seele gezeichnet, erhält er durch Graf Neidhardt von Gneisenau die Möglichkeit ein Ingenieurstudium zu absolvieren und scheint eine neue Lebensaufgabe gefunden zu haben. Nun treffen beide, Franziska und Rudolph, ungewollt aufeinander – wie Feuer und Eis. Dabei ist Franziska sicher die temperamentvollere und Rudolph der bedachtere. Aber es ist schön zu sehen, dass sich beide auf den anderen einlassen mussten und konnten. Ich fand beide Charaktere absolut gelungen. Franziska erinnerte mich ein wenig an Invita (aus M. W. Peters historischen Kriminalreihe), natürlich in völlig anderer historischen Kulisse.
Des Weiteren gibt es so einige Nebencharaktere, die M. W. Peter zum Leben erweckt. Rudolphs Bursche Fritz mit seiner „Berliner Schnauze“, der mal ganz mutig seinem Leutnant über die Frauen aufklärt. Der Schotte Alasdair McBaird, der die Epoche Kunst und Literatur, sprich Romantik, verkörpert und viele andere, jede auf ihre Weise einzigartig. M. W. Peter versteht es geschickt, die fiktiven Figuren in die Historie einzufädeln. Der Roman ist von Anfang an spannend und man tappt immer wieder im Dunkeln, wer denn nun der Verräter ist.
Für mich war das Thema Feste Ehrenbreitstein unbekanntes Terrain, auch dass die vorlauten Preußen dort mitmischten entzog sich meiner Kenntnis, wahrscheinlich auch deshalb, da ich im steifen Geschichtsunterricht nur mit halben Ohr zugehört habe. Um so mehr freut es mich, dass mir dieses Stück Preußengeschichte im Rheinland sehr lebendig präsentiert wurde. Ich kann das Buch uneingeschränkt weiterempfehlen und vergebe sehr gerne fünf Sterne.

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Veröffentlicht am 22.08.2019

tolles Buch

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Das Cover gefällt mir sehr gut. Der Schreibstil ist flüssig und fesselnd. Die Charaktere sind sehr gut beschgrieben.
Franziska Christians Schwester kämpft um ihren Bruder , der unschuldig ist. Nur weil ...

Das Cover gefällt mir sehr gut. Der Schreibstil ist flüssig und fesselnd. Die Charaktere sind sehr gut beschgrieben.
Franziska Christians Schwester kämpft um ihren Bruder , der unschuldig ist. Nur weil er junger Soldat ist und Baupläne gestohlen wurden kann es nur Christian sein, da er Sohn eines französischen Offiziers ist. Franziska muss sich beeilen, denn sonst droht Christian die Todesstrafe. Dabei ist er wirklich unschuldig. Leutnant Harten ist sehr streng und misstrauisch und er sieht ungereimtheiten und will ihr helfen. Dabei entwickeln sich Gefühle zwischen den Beiden, was aber nicht von allen wohlwollend gesehen wird.
Wird sie es rechtzeitig schaffen ihren Bruder zu retten? Gehen die Gefühle für Leutnant Harten tiefer?
Was mich sehr beeindruckt hat war, dass enorme geschichtliche Wissen. Mir gefällt auch, dass Franziska nicht immer nachdenkt was sie sagt oder tut. Auch Harten entwickelt sich weiter, obwohl er es schwerer hat als andere Offiziere. Das Ende ist für mich offen, daher hoffe ich auf einen Folgeband. Ich habe das Buch geliebt und ihr werdet es auch lieben, holt es euch und liest nach. Ich habe es in einem durchgelesen und dadurch eine schlaflose Nacht gehabt, aber es hat sich gelohnt. Euch wird es genauso gehen.

Veröffentlicht am 06.04.2019

Die preußische Besetzung im Rheinland an der Feste Ehrenbreitstein

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In „Die Festung am Rhein“ erzählt Maria W. Peter von der preußischen Herrschaft im Rheinland und dem Bau der Feste Ehrenbreitstein. Erschienen ist der Roman bei Bastei Lübbe im März 2017.

Coblenz, 1822: ...

In „Die Festung am Rhein“ erzählt Maria W. Peter von der preußischen Herrschaft im Rheinland und dem Bau der Feste Ehrenbreitstein. Erschienen ist der Roman bei Bastei Lübbe im März 2017.

Coblenz, 1822: Der Pionier Berger wird wegen Landesverrates verhaftet. Angeblich soll er geheime Pläne der Fest Ehrenbreitstein entwendet und an die Franzosen verkauft haben. Der einzige Beweis liegt in seiner Herkunft begründet, denn sein Vater war Franzose und hat unter Napoleon gekämpft. Seine Schwester Franziska kann das ganze nicht auf sich beruhen lassen und fängt auf eigene Faust an Hinweise für die Unschuld ihres Bruders zu suchen. Hierbei ist sie immer wieder auf die Hilfe des preußischen Premierleutnants Rudolph Harten angewiesen, der anfangs nur seine eigene Weste rein waschen will, da Pionier Berger unter seinem Kommando stand. Aber mit der Zeit ändern sich seine Motive und aus anfänglicher Abneigung entsteht mit der Zeit mehr.

Mal wieder ein Buch, dass für mich ein bisschen schwieriger zu bewerten ist, da es für mich vom persönlichen Geschmack her nicht ganz das richtige Buch war, es aber dennoch auch einiges positives zu erwähnen gibt.
Der Schreibstil hat mir gut gefallen. Situationen werden genau beschrieben, so dass man sich das Geschehen gut vorstellen kann. Immer wieder hatte ich auch lebendige Bilder der Landschaften im Kopf. Auch Dialekte einzelner Personen wurden gut verständlich eingebracht.
Die Handlung hingegen konnte mich nicht immer fesseln und das wiederum liegt auch an einem Grund, den ich von Anfang an hätte ahnen können. Der Klappentext und meine Zusammenfassung zeigen ja schon, dass auch Ermittlungen eine größere Rolle spielen und das ist einfach nicht meins. Ich probiere es immer wieder mal, aber auch dieses Buch konnte mich nicht von dieser Art Geschichte überzeugen. Darüber hinaus war mir die Geschichte in gewisser Weise auch ein wenig zu vorhersehbar.
Gut eingefangen fand ich hingegen das Bild der Zeit. Das Rheinland wird seit mehreren Jahren schon von den Preußen besetzt, die versuchen die Zeit vor die französische Revolution zurückzudrehen. Die Rheinländer hingegen sind deutlich von den Ideen ebenjener Revolution beeinflusst. Dieser Kontrast und der daraus entstehende Konflikt wurden wunderbar eingefangen. Schön fand ich auch, dass hier nicht nur einseitig berichtet wurde, sondern unterschiedliche Sichtweisen durch die Charaktere ins Buch gefunden haben.
Auf der einen Seite ist da Rudolph Harten, der preußische Leutnant, der durch jahrelangen Drill zu absolute Gehorsam erzogen worden ist und die Ordnung des preußischen Systems zu schätzen weiß. Mit seiner einfachen Herkunft hat er allerdings die Strenge Hierarchie mit Hilfe eines Gönners durchbrochen. Auf der anderen Seite haben wir Franziska Berger, eine rheinländische Frohnatur, die ihre Zunge und ihre revolutionäre Prägung nur schwer verstecken kann. Sie ist allerdings auch ein offener Mensch und so blickt sie auch hinter die Fassade der Menschen und beurteilt diese nicht nur nach ihrer Herkunft.
Weitere Figuren wie Alasdair McBaird, einem Künstler aus Schottland, der sich in die Natur des Rheinlandes verliebt hat oder auch Feldwebel Bäske, Therese, Franziskas beste Freundin, sowie Fritz, Hartens Laufbursche, bringen weitere Sichtweisen ein.
Die gute Recherche merkt man dem Buch jederzeit an und auch das ausführliche Nachwort sowie die Danksagung bestätigen dies. Die Autorin konnte auf die Hilfe einiger Experten in Sachen preußischer Geschichte und auch der Fest Ehrenbreitstein zurückgreifen und auch auf die medizinischen Details wurde geachtet. Abgerundet wird das ganze noch durch ein Glossar, ein Personenverzeichnis und einem kurzen Überblick über die historischen Persönlichkeiten.

Fazit: Leider nicht die Art von Geschichte, die ich gerne lese, dennoch wurde mir einiges an geschichtlichem Wissen über das Leben Anfang des 19. Jahrhunderts näher gebracht. Wer Ermittlungen mag und dies gerne im historischem Kontext liest, ist bei diesem Buch auf jeden Fall an der richtigen Adresse. Einen historischen Krimi sollte man allerdings nicht erwarten, auch wenn Elemente davon vorhanden sind.

Veröffentlicht am 29.12.2018

Die Festung am Rhein

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„Im Vertrauen auf Gott und auf die Treue und den Mut meines Volkes habe ich die Rheinländer in Besitz genommen und mit der preußischen Krone vereinigt. Und so, Ihr Einwohner dieser Länder, trete ich jetzt ...

„Im Vertrauen auf Gott und auf die Treue und den Mut meines Volkes habe ich die Rheinländer in Besitz genommen und mit der preußischen Krone vereinigt. Und so, Ihr Einwohner dieser Länder, trete ich jetzt mit Vertrauen unter Euch, gebe Euch Eurem deutschen Vaterlande wieder und nenne Euch Preußen! Kommt mir mit redlicher, treuer und beharrlicher Anhänglichkeit entgegen! Ihr werdet gerechten und milden Gesetzen gehorchen.“

Nicht alle Rheinländer fühlen sich durch diese Worte, mit denen König Friedrich Wilhelm III. von Preußen nach den Befreiungskriegen seine neuen Untertanen begrüßt, in Feierstimmung. 20 Jahre französische Besatzung und auch die französische Revolution haben ihre Spuren hinterlassen. Vor allem was die moderate französische Gesetzgebung betrifft, die sich deutlich vom konservativen Allgemeine Preußischen Landrecht unterscheidet.

Einer, der die Härte der nun geltenden Gesetze zu spüren bekommen soll, ist Christian, junger Soldat in der preußischen Armee. Als 1822 beim Bau der neuen Festung Ehrenbreitstein, die hoch über der Stadt Coblenz errichtet wird, Baupläne gestohlen werden, gerät er in Verdacht, diese militärisch wichtigen Unterlagen entwendet zu haben. Für die Preußen liegt der Fall klar auf der Hand: als Sohn eines französischen Offiziers kann nur Christian zum Verräter geworden sein und die Papiere dem Feind zugespielt haben.

Verzweifelt kämpft Christians Schwester Franziska darum, die Unschuld ihres Bruders zu beweisen und zu verhindern, dass ihn das Schicksal der Todesstrafe ereilt. Hierbei ist sie auf die Hilfe von Christians unmittelbaren Vorgesetzten angewiesen: Leutnant Rudolph Harten. Der strenge Offizier entpuppt sich zwar als äußerst misstrauisch, gleichwohl nicht unempfänglich für mögliche Ungereimtheiten. Und wider Erwarten blühen zwischen Franziska und Rudolph Gefühle auf, die keinesfalls von jedermann mit Gefallen betrachtet werden...


Maria W. Peter führt uns in „Die Festung am Rhein“ nach Coblenz, das inmitten des einst heiß umkämpften Rheinlandes nach den Befreiungskriegen nunmehr zu Preußen gehört. Die Autorin kleidet ihre Geschichte in ein historisches Gewand, das einerseits außerordentliche Sachkenntnis erkennen lässt, andererseits den Leser in seiner Fülle nicht überfordert. Sie schafft ein authentisches Bild von einer mit diversen Spannungen aufgeladenen, problematischen Zeit, in dem sich die angestammten Rheinländer und die Preußen – Soldaten und Zugezogene – nicht allesamt mit Wohlwollen gegenüberstehen, und beleuchtet mit viel Realitätsnähe die Verhaltensweisen, Handlungen, Unterschiede und Empfindungen der Menschen im gesellschaftlichen Wandel. Zudem ergänzt die Autorin den Roman durch ein umfangreiches Nachwort, ein ebensolches Glossar und diverses Kartenmaterial, welche eigene Recherchen überflüssig machen.

Allerdings lebt die Geschichte nicht allein von der Historie. Vielmehr finden sich in der Handlung jede Menge Geheimnisse und Verwicklungen, Spionage und Abenteuer, Freundschaft und Liebe, und Maria W. Peters erzählt in gewohnt ansprechender und lebendiger Sprachkunst mit viel Bildkraft, Atmosphäre und Empathie.

Die Autorin hat ihr Protagonisten mit Bedacht ausgewählt und sowohl die Haupt-, als auch die Nebenrollen mit Charakteren besetzt, die aufgeschlossen und unvoreingenommen, jedoch auch skeptisch oder gar feindselig sind, und somit das Geschehen komplettieren.

Nicht nur ihre beiden Helden Franziska und Rudolph sind von ihrer Herkunft und Vergangenheit beeinflusst und damit einigen Beschränkungen unterworfen. Es gelingt Maria W. Peter exzellent, die gegensätzlichen Ansichten der beiden darzustellen.

Franziska steht als Beispiel für die mit Beharrlichkeit zu Werke gehenden Rheinländer, gepaart mit einer von ihren Eltern vermittelten liberalen Grundeinstellung sowie einer einfühlsamen Erziehung. Die liebenswürdige junge Frau ist durchflutet vom französischen Freiheitsgedanken und betrachtet deshalb die Preußen als herrschsüchtige Tyrannen, die über ein rückschrittiges Volk gebieten. Dabei handelt sie das eine oder andere Mal unüberlegt und achtet nicht darauf, was sie sagt. Aber sie hält zu ihrem Bruder Christian und glaubt unerschütterlich daran, dass er die ihm vorgeworfenen Taten nicht begangen hat.

Rudolph ist eine ambivalente Persönlichkeit. Einerseits pedantisch korrekt und distanziert, andererseits besessen von seiner Arbeit und ausgestattet mit Visionen. Als Mann aus dem Volk, Sohn einer Wäscherin und eines Feldarbeiters, hat er sich auf einem schwierigen und anstrengenden Weg aus eigener Kraft und mit etwas Glück zum Offizier hochgearbeitet und eine Laufbahn eingeschlagen, die eine Generation zuvor lediglich dem Adel vorbehalten gewesen ist. Er demonstriert, dass er trotz seiner einfachen Herkunft über Fähigkeiten verfügt, die über das erwartete Maß hinausgehen. Und da es Neider und Vorgesetzte gibt, die in ihm immer noch einen Emporkömmling sehen, muss er sich jeden Tag aufs Neue beweisen, was Verständnis und Respekt abnötigt.

Vor allem aber ist seine Entwicklung im Verlauf der Ereignisse bemerkenswert. Rudolph verändert sich nicht plötzlich und beginnt nur langsam, den seinem Wesen inne liegenden Argwohn und Zweifel abzulegen sowie seine Geradlinigkeit, Klarheit und Ehrlichkeit zu offenbaren. Er weiß die Loyalität, die Franziska ihrem Bruder als Mitglied ihrer Familie entgegenbringt und die er selbst nicht kennengelernt hat, zu schätzen und zeigt seine hinter Härte und Disziplin verborgenen anderen Seiten: Verständnis und Güte.

Überhaupt ist es der Autorin hoch anzurechnen, dass sie mit Franziska und Rudolph ein Paar geschaffen hat, das sich trotz vorhandener Sympathie und aufkeimender tieferer Gefühle sehr bedächtig annähert und nicht vorurteilsfrei miteinander agiert. Sie reiben sich aneinander, schenken sich nichts und fallen immer wieder in ihre alten gegensätzlichen Ansichten zurück. Nach und nach erarbeiten sie sich das Verständnis füreinander und setzen sich für den anderen ein. Sie begreifen, wofür der andere (ein)steht und dass es sich lohnt, über den eigenen Schatten zu springen, sich von starren Vorurteilen zu lösen, die Wertungen und Meinungen anderer zu akzeptieren und gegebenenfalls zu hinterfragen, um sich so frei zu machen für einen anderen Blick auf die Welt. Davon könnte so mancher auch heute noch lernen...

Veröffentlicht am 28.09.2018

Fundierter historischer Regionalroman

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Zum Inhalt des Romans:

Eine gigantische Festung, ein teuflischer Verrat und eine verbotene Liebe

Coblenz, 1822: Hoch über der Stadt entsteht die preußische Feste Ehrenbreitstein. Als geheime Baupläne ...

Zum Inhalt des Romans:

Eine gigantische Festung, ein teuflischer Verrat und eine verbotene Liebe

Coblenz, 1822: Hoch über der Stadt entsteht die preußische Feste Ehrenbreitstein. Als geheime Baupläne von dort verschwinden, wird Franziskas Bruder wegen Landesverrats verhaftet. Er soll die Pläne an die Franzosen verkauft haben – immerhin war ihr gemeinsamer Vater ein Offizier Napoleons. Um seine Unschuld zu beweisen, ist Franziska auf die Hilfe des strengen Leutnants Rudolph Harten angewiesen. Bei der Suche nach dem wahren Verräter kommen sich die beiden näher, als es sich für einen Preußen und eine Halbfranzösin gehört …
Die Festung Ehrenbreitstein (erbaut 1817 bis 1828) thront bis heute hoch über Rhein und Mosel. Zum 200-jährigen Jubiläum der Festungsstadt Koblenz entwirft Maria W. Peter ein schillerndes Panorama der Rheinprovinz im 19. Jahrhundert. Preußische Disziplin trifft auf rheinische Lebensfreude. -Verlagstext-

Ja, worum ging es der Autorin nun eigentlich?
Meiner Meinung nach um ein Zeit- und Stimmungsbild des Rheingebietes kurz nach der Zeit des Wiener Kongresses.

Mit Franziska und Christian Berger wählt die Autorin zwei Figuren aus, die unter den politischen Ereignissen als rheinische Bürger zu leiden hatten. Halb Franzose, halb Rheinländer wurden sie von den Preußen als Franzosen betrachten und somit immer wieder unter Generalverdacht gestellt. Leutnant Rudolph Harten ist hingegen am Beginn des Romans ein „typischer“ Preuße, ganz im Dienste von König und Vaterland. Da er seine Position als Offizier nicht „ererbt“ sondern aufgrund seiner Fähigkeiten erhalten hat, besitzt er das Potential, sich über Standesgrenzen hinaus entwickeln zu können. Denn der Hauptaugenmerk des Buches liegt auf der Vermittlung von Lebensansichten – wie haben Preußen aus ihrem Selbstverständnis die Rheinländer gesehen und umgekehrt. Und das ist auch nicht unspannend gewesen.

Die ganze Handlung wurde durch die Autorin in eine gute Spionagegeschichte eingebettet, die zum Glück auch nicht gleich in der ersten Hälfte des Buches vollständig zu durchschauen ist. Und natürlich in eine Liebesgeschichte. Naja, für mich hätte es nicht ganz so theatralisch sein müssen. Das ist einfach nichts für meinen Geschmack.

So, aber ist das jetzt ein guter Roman? DEFINITIV JA.
Die Autorin hat zahlreiche Hintergrundrecherchen zu ihrem Roman betrieben und die Welt am Beginn des 19. Jahrhunderts treffend dargestellt. Im Anhang des Roman findet der Leser hinreichend Material und Verweise um sich selber eingehend ein Bild der Region um Koblenz machen zu können. Zudem schildert sie selbst ausführlich im Nachwort historische Entwicklungen sowie das Anliegen ihres Romans.

Wem kann ich den Roman empfehlen?
Prinzipiell jedem, der historische Romane erst einmal gerne liest. Dann sollten ruhig Interessenten an deutscher Geschichte zu Beginn des 19. Jahrhunderts ruhig einen Blick in das Buch werfen. Und natürlich alle, die sich für Regionalgeschichte der Koblenzer Region interessieren.
Zudem bietet das Buch durchaus allen etwas, die gerne eine Liebesgeschichte lesen. Und wer gerne mal von einem kleinen „Krimi“ im historischen Milieu unterhalten werden möchte, sollte es auch lesen.

Und warum ist der Roman für mich persönlich nicht so das Rechte?
Naja, ich und Geschichte ab dem 19. Jahrhundert. Das ist ein schwieriges Thema. Hm, zu Koblenz habe ich auch keinen Regionalbezug, bin halt ein „Meckelbörger Ossenkopp“. Von daher konnte ich die emotionale Regionalliebe nicht nachempfinden. Und dann war da zu viel Liebesbeziehung mit ‚Hach eigentlich mag ich ihn, aber die Umstände…‘ Ich bin nun mal kein Romantiker.
Vor allem war das letzte Kapitel für mich einfach zu großes „Theater“. Das Kapitel hätte man so gut wie 1:1 auf einer Festspielbühne theatralisch inszeniert zum Besten geben können. Ich will es damit nicht schlecht machen, aber das ist vom Stile her nicht meins.

Also Leute, selber lesen. Nur so kann man sich eine eigene Meinung bilden.