Cover-Bild Die Beichte einer Nacht
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23,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Diogenes
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 288
  • Ersterscheinung: 28.04.2021
  • ISBN: 9783257071429
Marianne Philips

Die Beichte einer Nacht

Eva Schweikart (Übersetzer)

In einer Nervenklinik vertraut Heleen einer Nachtschwester ihre Lebensgeschichte an. Sie erzählt vom Aufwachsen in einer kinderreichen protestantischen Familie, ihrem gesellschaftlichen Aufstieg, den sie sowohl ihrer eigenen Schönheit als auch ihrem Sinn für Schönes zu verdanken hat. Und sie berichtet von ihrer großen Liebe Hannes und von den ungeahnten Folgen ihrer brennenden Eifersucht.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.07.2021

Monolog einer Lebensbeichte

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Heleen erzählt der Nachtwache in der Nervenklinik ihre Lebensgeschichte. Sie ist das älteste Kind in einer kinderreichen protestantischen Familie, erlebt ihre Mutter nie ohne Säugling. In diesem Umfeld ...

Heleen erzählt der Nachtwache in der Nervenklinik ihre Lebensgeschichte. Sie ist das älteste Kind in einer kinderreichen protestantischen Familie, erlebt ihre Mutter nie ohne Säugling. In diesem Umfeld muss sie sich selbst finden, als Pubertierende und später als Frau, muss ihren Weg finden.

Mit Heleen erlebt der Leser die Stationen ihres Lebens mit, aus ihrer Sichtweise, immer wieder unterbrochen davon, dass sie die Aufmerksamkeit der Nachtschwester einfordert. Ihr Monolog gerät zur Bewältigung ihrer bisherigen Erlebnisse. Als Leser ist man nah an ihr dran und fiebert in jeder Situation mit. Unterschwellig spürt man immer, dass da noch ein großes Geheimnis wartet, auf das man jedoch warten muss, während man sich von Heleens Geschichte unterhalten lässt.

Heleens ungewöhnliche Geschichte hat mich gut unterhalten können, so dass ich das Buch gerne weiter empfehle und 4 von 5 Sternen vergebe.

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Veröffentlicht am 14.07.2021

Zeitlose monologische Erzählung

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"Die Beichte einer Nacht" zeigt wie zeitlos manche Romane sein können. Obwohl der Roman im Original 1930 erschienen ist, liest er sich in seiner Neuübersetzung, als wäre er erst vor kurzem geschrieben ...

"Die Beichte einer Nacht" zeigt wie zeitlos manche Romane sein können. Obwohl der Roman im Original 1930 erschienen ist, liest er sich in seiner Neuübersetzung, als wäre er erst vor kurzem geschrieben worden. Wie sehr hier die Übersetzung jedoch die Sprache möglicherweise modernisiert hat, ist leider unbekannt.
Die Ich-Erzählerin erzählt der Stationsschwester der psychiatrischen Anstalt, in der sie Patientin ist, in der Nacht aus ihrem Leben. Dabei werden die Leser:innen als jene Schwester angesprochen, denn wir bekommen nur die direkte Rede der Frau zu lesen. Dies baut Nähe und Sympathie zur Sprechenden auf und macht den Roman sehr emotional. Die Frau erzählt zwar nichts all zu außergewöhnliches oder spannendes, aber genau das macht den Roman so gut. Sie erzählt von Sorgen, die viele Menschen haben, von Dingen, die einigen Personen passieren und die sie durchmachen müssen. Das macht diesen Roman aus. Er ist ruhig und sehr nah am tatsächlichen, alltäglichen Leben vieler Menschen dran und besticht mit seiner Erzählweise und der sympathischen Stimme.

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Veröffentlicht am 29.06.2021

Ungewöhnlich, aber lesenswert

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Heleen befindet sich in einer Nervenklinik. Dort erzählt sie einer Nachtschwester ihre Lebensgeschichte, vom Aufwachsen, über ihren gesellschaftlichen Aufstieg bis zu ihrer großen Liebe Hannes.

Die Beschreibung ...

Heleen befindet sich in einer Nervenklinik. Dort erzählt sie einer Nachtschwester ihre Lebensgeschichte, vom Aufwachsen, über ihren gesellschaftlichen Aufstieg bis zu ihrer großen Liebe Hannes.

Die Beschreibung dieses Romans hat mich sehr neugierig auf das Buch gemacht. Zudem habe ich aus dem Diogenes Verlag schon sehr viele besondere Bücher kennengelernt. 
Der Einstieg ins Buch ist mir nicht leicht gefallen. Der Schreibstil war äußerst ungewöhnlich und brauchte recht lange, um mich daran zu gewöhnen. Im Laufe des Buches bemerkte ich dann aber, dass der Schreibstil eigentlich ganz hervorragend zu der Geschichte passte. Man muss sich also darauf einlassen, es lohnt sich. 
Der Lebensweg von Heleen war interessant zu verfolgen. Sie war das älteste Kind und musste ihre Mutter sehr viel unterstützen. Dass sie selbst so nicht leben wollte, war ihr schnell klar. Dank ihres Gespürs für Schönheit konnte sie dann einen anderen Weg einschlagen. Während der Erzählungen war ich gespannt, was Heleen letztlich in die Nervenklinik gebracht hat. Neben der Neugierde empfand ich die Erzählungen teilweise emotionslos und distanziert, sogar deprimierend. Zumal ja bekannt war, dass Heleen in der Nervenklinik landen wird. Das passte rückblickend sehr gut, machte es mir aber nicht möglich, eine Bindung zu Heleen aufzubauen. Die unvorhersehbaren Entwicklungen zum Ende hin haben mir sehr gut gefallen und sie werteten den Roman für mich nochmal auf.

Ein ungewöhnlicher und lesenswerter Roman. Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 18.06.2021

Monolog zwischen Leben, Entbehrung, Hoffnung und Verzweiflung

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"Nein, ich bin nicht verrückt - mir ist jetzt klar, dass dies hier nicht die Hölle ist - bis auf die wenigen Male, die ich wieder vergesse, dass ich in einer Nervenklinik in der normalen Welt bin." (Buchauszug)
Während ...

"Nein, ich bin nicht verrückt - mir ist jetzt klar, dass dies hier nicht die Hölle ist - bis auf die wenigen Male, die ich wieder vergesse, dass ich in einer Nervenklinik in der normalen Welt bin." (Buchauszug)
Während zwei Nächten in einer Nervenklinik vertraut Heleen der Nachtschwester vom Dienst ihre Lebensgeschichte an. Dabei erzählt sie von ihrer Kindheit in einer protestantischen Großfamilie. Als Älteste der Kinder muss sie schon früh im Haushalt mithelfen und ihre anderen acht Geschwister versorgen. Als dann der Vater einen Unfall erleidet und fortan bettlägerig ist, erhält sie noch mehr Verantwortung. Unverhofft kommt dann noch ihre jüngste Schwester Lientje zur Welt, für die Heleen fast wie eine Art Mutterersatz wird. Eine viel zu frühe Anstellung lässt sie dann aus ihrem Elternhaus entfliehen. Durch ihre Schönheit findet sie später einen reichen Mann, den sie heiratet und mit dem sie nie glücklich wird. Erst nach der Trennung von ihm lernt sie ihre wahre Liebe kennen, die sie durch ihre Eifersucht und Zweifel selbst zerstört.

Meine Meinung:
Die Geschichte "Die Beichte einer Nacht", entstanden im Jahr 1930, ist in vielen Dingen eine Geschichte, die noch immer modern ist. Selbst heute noch können Ängste, Zweifel, Depression und Eifersucht oft zu Katastrophen führen. Aufgebaut ist sie einzig und allein auf Heleens Monolog in diesen beiden Nächten.Trotz allem ist dies kein einfacher Roman, den man mal so nebenbei liest, da er doch recht anspruchsvoll und deprimierend ist. Schon alleine die Kindheit von Heleen, die im Grunde gar keine hatte, da sie viel zu früh Erwachsen sein musste. Zudem heute völlig unverständlich, dass ein Ehepaar zehn Kinder in die Welt setzt, obwohl sie körperlich und von ihren Verhältnissen aus sich diese gar nicht leisten können. Doch sicher waren Kinder zur damaligen Zeit die Altersversorgung der Eltern. Sie mussten sich um die Eltern kümmern, ob materiell oder fürsorglich sie später oft noch pflegen. Von daher hatten gerade ärmliche Familien viele Kinder, um im Alter gut versorgt zu sein. Außerdem war zu dieser Zeit das Thema Verhütung natürlich nicht so weit wie heute und bei einer gläubigen Familie schon gar nicht. Waren doch für sie Kinder ein Geschenk Gottes. Doch zurück zu Heleen, die in zwei Nächten einer Krankenschwester ihr ganzes unglückliches Leben beichtet. Wenn man es liest, kann einem diese Frau wirklich leidtun. Hat sie doch in ihrem Leben nie richtig das Glück gefunden und als sie es hatte es sich selbst kaputtgemacht. Die Niederländerin Marianne Philips schildert hier ein Frauenbild, das zu jener Zeit, als das Buch entstand, sicherlich prägnant war. Kein Wunder, das ihr Buch zur damaligen Zeit viele Skeptiker hatte. Man muss sich vorstellen, dass zu jener Zeit Frauen oft noch gar nicht oder erst seit Kurzem wählen durften. Man musste die Ehemänner um Erlaubnis fragen, wenn man einen Beruf ausüben oder zur Schule gehen wollte und der Haushalt lag einzig und alleine in den Händen der Frau. Genauso erging es meist den Töchtern, die oft nie eine andere Wahl haben, sich ihr Leben selbst auszusuchen und stattdessen in eine Arbeitsstelle oder Heirat gedrängt wurden, wo sie vielleicht nie glücklich wurden. Kein Wunder, das diese Frauen oft mit Ängsten, Zweifel, Sehnsüchten und Depressionen behaftet waren wie Heleen. Jedoch sie versucht aus diesem Teufelskreis auszubrechen und heiratet einen reichen Mann. Leider entdeckt sie erst viel zu spät, dass sie ihn gar nicht liebt, sondern sogar abstoßend findet. Dass sie sich von ihm scheiden lässt, war damals sicherlich genauso selten gewesen. Die Autorin selbst, ebenfalls geprägt durch ihre schwere Kindheit und den viel zu frühen Tod ihrer Eltern, musste sich wie Heleen um ihre Geschwister kümmern, statt die Schule abzuschließen. Kein Wunder also, das sie versucht von der Familie weg zukommen, ihre Schule nachholt und eine leidenschaftliche Aktivistin wird, um für Verbesserungen und die Rechte von Frauen zu kämpfen. Diese Leidenschaft spiegelt sich selbst in diesem Buch wider. Zudem ist viel Biografisches enthalten, dass die Autorin eigens erlebt hat. Sie war sicherlich ihrer Zeit voraus, als sie hier diese Gedanken zu Papier brachte und sie wäre garantiert glücklich über das heutige Frauenbild. Selbst das ich mit Heleens persönlicher Sichtweise nicht immer klargekommen bin, was wahrscheinlich an ihrer psychischen Erkrankung lag, gebe ich dem Buch 4 von 5 Sterne.

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Veröffentlicht am 25.05.2021

Auf dem Weg in den Wahnsinn

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Marianne Philips Roman ist durch seinen monologischen Stil sehr besonders. Über die gesamte Strecke des Textes kommt nur Heleen zu Wort, die einer Nachtschwester gegenüber ihre Lebensbeichte ablegt, und ...

Marianne Philips Roman ist durch seinen monologischen Stil sehr besonders. Über die gesamte Strecke des Textes kommt nur Heleen zu Wort, die einer Nachtschwester gegenüber ihre Lebensbeichte ablegt, und dabei völlig unbewusst der eigenen psychischen Störung und der eigenen Schuld auf die Spur kommt.

Die Ausgangssituation ist denkbar einfach, denn es gibt eigentlich nur zwei Personen in diesem Kammerspiel der Rahmenhandlung: Heleen und die Nachtschwester. Letztere besitzt jedoch keinen Redeanteil und ihre Reaktion ist ausschließlich aus den spärlichen Kommentaren seitens Heleens ablesbar, wenn diese z.B. versucht, ihr Gegenüber zum weiteren Zuhören zu animieren. Diese kurzen Momente der Gegenwart unterbrechen wohltuend und ordnend immer wieder Heleens Reminiszenzen, sind für meinen Geschmack jedoch etwas zu selten, da gerade diese Passagen den besonderen monologischen Charakter des Textes unterstreichen.

Die Lebensbeichte selbst befasst sich neben der ärmlichen Kindheit Heleens und ihrem sozialen Aufstieg durch eine vorteilhafte Heirat mit ihrer obsessiven Liebe zu Hannes, die Dreh- und Angelpunkt ihres Handelns, ihrer Schuld und ihrer psychischen Erkrankung ist. Dem Roman gelingt es dabei vorzüglich darzustellen, wie ein Lebensweg mit späterem Handeln verknüpft wird und welche Auswirkungen frühere Lebensentscheidungen auf späteres Sein haben können. Der besondere Reiz des Textes liegt allerdings im Ausloten des einsetzenden Wahnsinns, ein Prozess der von der Protagonistin höchst selbstreflektierend im Rahmen ihres Geständnisses analysiert wird. Parallel gelingt aber auch die Sympahtielenkung des Romans einwandfrei, sodass man als Leser Heleen trotz ihrer Schuld, ihres Verhaltens und all ihrer Verfehlungen empathisch gegenübersteht. Dies ist sowohl das Verdienst der schonungslosen Offenheit des Monologs als auch der anscheinenden Unmittelbarkeit der erzählerischen Vermittlung, die wesentlich dazu beiträgt, dass Heleen als Figur vollkommen überzeugen kann.

Insgesamt handelt es sich bei diesem Roman um einen sehr lesenswerten, ungewöhnlichen Text, der durch sein intimes, direktes und schonungsloses Psychogramm eines gestörten Geistes überzeugt. Sein herausragendes Merkmal ist dabei sicherlich, dass es ihm gelingt, die psychische Störung glaubhaft zu vermitteln und nachvollziehbar zu machen.

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