Cover-Bild Männer wie Männer, Frauen wie Frauen
22,95
inkl. MwSt
  • Verlag: Insel Verlag
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 268
  • Ersterscheinung: 18.08.2014
  • ISBN: 9783458175988
Marja-Liisa Vartio

Männer wie Männer, Frauen wie Frauen

Elina Kritzokat (Übersetzer)

„Ich hätte gar nicht erst herkommen dürfen“, sagt die 18-jährige Leena. Aber da sitzt sie schon auf seinem Bett. Sie ist verliebt. „Ich hätte es nicht tun dürfen“, sagt er, ein verheirateter Straßenarbeiter, „die Verantwortung liegt bei mir“. Leena hätte so gern etwas gelernt, studiert, aber der Vater ließ sie nicht. Jetzt erwartet sie ein „Hurenbalg“. Aber während etwas innen wächst, wird sie nach außen stärker. Leena rebelliert, verlässt Dorf und Familie, sucht sich in der Stadt eine Stelle. Das macht sie nicht glücklich, aber doch freier und selbstbestimmter.
Eine tausendmal erzählte Geschichte, aber wie Marja-Liisa Vartio diese Geschichte erzählt, ist unerhört. Mit Feingefühl und lyrischer Intensität beschreibt sie die Gefühlswelt einer jungen Frau, die sich selbst erst kennenlernen muss, um etwas aus ihrem Leben zu machen.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2016

Viel besser als erwartet

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Nach der Leseprobe hatte ich den Eindruck, dass hier eine Geschichte erzählt würde, die schon tausend Mal erzählt worden war. Besonders das erste Kapitel kam mir sehr kitschig und naiv vor und ich hatte ...

Nach der Leseprobe hatte ich den Eindruck, dass hier eine Geschichte erzählt würde, die schon tausend Mal erzählt worden war. Besonders das erste Kapitel kam mir sehr kitschig und naiv vor und ich hatte das Vorurteil, dass ich die folgenden Geschehnisse erahnen kann und das Buch langweilig werden könnte. So war es jedoch gar nicht. Klar eine Geschichte wie die eines jungen Mädchens, dass schwanger wird und dadurch folglich Probleme resultieren, hat jeder schon einmal gehört. Aber darum geht es in diesem Buch nicht. Der Autor bringt diesen Inhalt des jungen schwangeren Mädchens auf eine literarische Ebene. Der Schreibstil ist dabei sehr angenehm zu lesen und beschreibt klar und deutlich Wesentliches ohne romantische oder überdramatisierte Ausschmückungen, die dieses Buch keinesfalls bedarf! So wird der Mann der Leena, die Protagonistin, schwängert, stets als "der Mann" bechrieben, er wird nie beim Namen genannt. Durch diese Namenslosigkeit wird der Mann zum Symbol für alle Männer die ein junges Mädchen in eine dergleichen brenzlige Situation bringen. Des Weiteren wird die Geschichte in einer personalen Erzählform geschrieben, dennoch hat man durch die vermittelte Innenperspektive auf Leena das Gefühl, dass die Geschichte beinahe in der Ich-Perspektive geschrieben sein könnte. Der Autor verbindet, wie hier deutlich wird, elegant die persönliche Situation von Leena, die stellvertretend für alle jungen ungewollt schwanger gewordenen Mädchen steht, und die geselslchaftlichen Sichtweisen und Einstellungen, die Einfluss auf das junge Mädchen nehmen. Folgendes Zitat unterstreicht dieses: "Ja, die Welt endet nicht mit uns, wenn man es so betrachtet. Und wahrscheinlich empfinden die Menschen dieselben Dinge immer gleich." (S. 75). Ferner wird herausgestellt, dass Leena mit allen Problemen alleine zurecht kommen muss, sie kann sich niemandem anvertrauen und über ihre Schwangerschaft oder "den Mann" reden. So wird beim Leser das Gefühl einer ausweglosen Sitation geweckt und Emotionen von Traurigkeit und Hoffnungslosigkeit erzeugt. Ein Thema dieses Buches ist es also mit Herausforderungen im Leben umzugehen und sich nicht unterkriegen zu lassen. Auch empfindet der Leser Wut darüber, wie die Familie Leena behandelt und wie die gesellschaftlichen Umstände ihr das Leben schwer machen. Schließlich nimmt Leena eine Stelle als Haushaltshilfe in einer anderen Stadt an. Dort redet ihre Chefin stets in der dritten Person mit ihr, obwohl sie Leena direkt anspricht. Dies wirkt als wäre Leena nicht wirklich anwesend und als dürfte sie nicht selbst über ihr eigenes Leben entscheiden, so, als wäre sie eine Spielfigur, die von verschiedenen Personen, die stellvertretend die Gesellschaft symbolisieren, hin und her geschoben wird. Folgendes Zitat unterstreicht dies: "Als wäre sie in der ganzen Angelegenheit wieder einmal eine Nebenfigur, die der Frau einen willkommenen Anlass zur Vergnügung geliefert hätte." (S. 238-239). Dies beantwortet auch ein wenig die Frage, warum Leenas Chefin unbedingt eine schwangere Haushaltsangestellte anstellt und sich so sehr für Leenas Umstände und den Vater des Kindes interessiert.