Ein Meisterwerk
Inhalt:
Liesel Meminger findet nach dem Tod ihres Bruders ein Buch im Schnee und obwohl sie nicht lesen kann, wird dieses Buch zu ihrem wertvollsten Besitz. Als sie von ihrer Mutter zum Ehepaar Hubermann ...
Inhalt:
Liesel Meminger findet nach dem Tod ihres Bruders ein Buch im Schnee und obwohl sie nicht lesen kann, wird dieses Buch zu ihrem wertvollsten Besitz. Als sie von ihrer Mutter zum Ehepaar Hubermann gebracht wird und fortan dort lebt, sitzt sie nächtelang mit ihrem Pflegevater zusammen, um lesen zu lernen, er ist es, der ihr eine ganz neue Welt erschliesst, ihr aber auch die Abgründe der politischen Realität zeigt. Die Nazis kommen an die Macht und unter Einsatz ihres Lebens nehmen die Hubermanns einen Juden bei sich auf. Schon bald lernt Liesel, was Mut, Stolz und Stärke ist und wie nahe die Liebe und der Schmerz zusammenliegen können.
Meine Meinung:
Ich bin froh, endlich zu diesem Buch gegriffen zu haben. Es ist ein ganz besonderer Schatz, der in die Welt der Worte entführt, der aufzeigt, wie Mut und Liebe über rassistische Gewalt siegen können und wie ein kleines, kluges Mädchen die Welt von so vielen Menschen mit ihrer klaren Stimme ein wenig besser machen kann. Die starke und mutige Liesel habe ich vom ersten Moment an ins Herz geschlossen. Daniela vom Blog readeatlive hat in ihrer Rezension wundervolle Worte gefunden, um Liesel zu beschreiben:
"Im Verlauf der Geschichte stiehlt sie nicht nur weitere Bücher, sondern auch Äpfel, Kartoffeln und die Herzen der Menschen um sie rum. Selbst jenes des Todes."
Aber auch Rudi, Liesels Nachbar und bester Freund und Rosa, Liesels Pflegemutter, die trotz rauhen Umgangsformen ein grosses Herz hat, haben zur besonderen Atmosphäre dieses Buches beigetragen und mit ihrer Freundschaft und Liebe dafür gesorgt, dass Liesel wachsen und lernen und dabei das Leben ganz vieler weiterer Menschen erhellen konnte.
Ein besonderes Lob möchte ich ausserdem für den ganzen Aufbau dieser Geschichte aussprechen. Die Kapitel sind in einzelne Unterkapitel erinnert, die an Filmszenen oder auch Regieanweisungen bei Theaterstücken erinnern. Immer wieder werden einzelne Bemerkungen oder ganze Szenen und Rückblicke eingeschoben und trotzdem bleibt alles sehr übersichtlich, was sehr zum Lesefluss beiträgt.
Sprache:
Besonders gut gefallen hat mir die aussergewöhnliche Erzählperspektive. Das Buch wird nämlich vom Tod höchstpersönlich erzählt, was ihn zum allwissenden ich-Erzähler macht. Dies eröffnet der Geschichte zusätzliche Möglichkeiten, welche von Markus Zusak hervorragend genutzt werden. Immer wieder hatte ich Gänsehaut, weil die Schilderungen einfach mitten ins Herz gehen und das Sterben zwar unendlich tragisch, manchmal brutal und grausam ist, der Tod letztendlich aber sehr liebevoll, fast schon zärtlich, und sehr versöhnlich mit den Seelen, die er einsammelt, umgeht. Die Schrecken des Krieges werden oft nur angedeutet und dabei schwingt viel Gesellschaftskritik mit. Dies ist es aber nicht, was am meisten aufrüttelt und bewegt. Markus Zusaks Stärke liegt nämlich vielmehr im Beschreiben der besonderen Beziehung zwischen Liesel und ihrem Pflegevater Hans. Hans ist die Liebe, Güte und Menschlichkeit in Person. Er lebt vor, ohne den mahnenden Zeigefinger zu erheben und hilft allen Menschen, die auf Hilfe angewiesen sind. Dabei lässt er sich nicht einmal von den Nazis einschüchtern. So wird eine schreckliche Geschichte aufgearbeitet und trotzdem aufgezeigt, dass Zusammenhalt, Freundschaft, Vertrauen und Menschlichkeit am Ende siegen und genau so existieren können, wenn rundherum Menschen in Gaskammern verschwinden und von Bomben getroffen werden.
Meine Empfehlung:
Ich wünsche mir, dass dieses Buch in den Schulen gelesen und diskutiert wird und Kinder und Jugendliche zum Lesen und Nachdenken bringt. "Die Bücherdiebin" ist ein bewegendes Meisterwerk das in jedes Bücherregal gehört und sicher noch manches Herz im Sturm erobern wird.