Tragische Erfahrungen, mutige Frau und doch einige Schwächen
Klappentext: Schon früh lernt das Mädchen Maryam die Brutalität des iranischen Regimes kennen. Ihre schwangere Tante wird von der Miliz misshandelt, ihr Bruder verhaftet, sie selbst verhört. Wie alle ...
Klappentext: Schon früh lernt das Mädchen Maryam die Brutalität des iranischen Regimes kennen. Ihre schwangere Tante wird von der Miliz misshandelt, ihr Bruder verhaftet, sie selbst verhört. Wie alle Frauen muss auch Maryam Kopftuch tragen und wird als Mensch zweiter Klasse behandelt. Doch sie rebelliert gegen die strengen Regeln. Als sie älter wird, eröffnet sie einen Schönheitssalon, ein Ort weiblicher Freiheit. Hier kommt sie in Kontakt zum Christentum - und konvertiert schließlich. Doch der "Abfall vom Islam" bleibt nicht folgenlos, Maryam wird inhaftiert, gefoltert. Dann - nach Monaten des Martyriums - kann sie fliehen .
Allgemeine Infos: Ahwazi, Maryam Heidari: Im Schatten des Schleiers. Mein Kampf für ein Leben in Freiheit. Wie ich Folter und Verfolgung im Iran entkam. Köln 2019.
S. 394. Taschenbuch für 10 Euro. Veröffentlich im Bastei Lübbe Verlag.
Persönliche Meinung: Noch bevor ich das Buch gelesen habe, war mir bewusst, dass dieses Buch besonders schwer in der Bewertung wird. Maryam erzählt hier aus ihrem Leben und somit geht es nur um ihre persönlichen Erfahrungen und Gedanken.
Also habe ich das Buch neutral und interessiert begonnen und war das erste Drittel beeindruckt. Maryam beginnt ihre Geschichte, als sie selbst noch ein junges Mädchen war. Wir verfolgen sie auf ihrer Schullaufbahn, ihren ersten negativen Erfahrungen in der Schule bedingt durch ihre Religion.
Im weiteren Verlauf erzählt Maryam von ihrem Weg zum Beruf, ihren Beruf als Kosmetikerin und ihre ersten Berührungspunkte mit dem Christentum und deren tragischen Folgen.
Obwohl ich Erfahrungsberichte selten kritisch betrachte, hatte ich mit diesem ein Problem... Maryams Entscheidungen waren für mich oft überhaupt nicht greifbar, sie waren eher unverständlich und selbstgefällig. Oft hat sie ihre gesamte Familie mit in Gefahr gebracht und für mich als Leser wird es nicht klar, dass sie sich dessen bewusst ist. Ich bleibe oft ratlos zurück. Ich möchte ihr nicht unterstellen, sich darüber keine Gedanken gemacht zu haben, nur wäre die Erwähnung dieser Gedanken sinnvoll gewesen. Leider bleibt sie für mich auch bei einigen uninteressanteren Dingen hängen und springt dann wiederum bei wirklich bedeutenden Themen (Flucht etc.).
Das Buch ließ sich trotzdem schnell lesen, besonders waren die vielen kleinen Kapitel. Das war ein wirklich ein besonderer Schreibstil.
Fazit: ich finde es interessant und habe höchsten Respekt vor dem, was Maryam erlebt hat. Ich konnte auch einiges Neues mitnehmen, aber leider waren einige Handlungen für mich so unverständlich und ich, als Leser, bleibe oftmals mit einigen Fragen zurück. Hier hätte ich mir mehr von ihren Gedanken gewünscht.
Trotzdem freue ich mich dieses Buch gelesen zuhaben und habe größten Respekt vor Ihrer Geschichte.