Sex, Drugs & Art
"Ich sagte, dass ich heute bereits einen Finger in der Vagina gehabt hätte im Juridicum. Ich sprach vom Einführen eines Tampons während der Menstruation." (S. 12)
Dieses Zitat plus den Klappentext geben ...
"Ich sagte, dass ich heute bereits einen Finger in der Vagina gehabt hätte im Juridicum. Ich sprach vom Einführen eines Tampons während der Menstruation." (S. 12)
Dieses Zitat plus den Klappentext geben schon ein ganz gutes Bild über das Buch ab. Wobei der Klappentext auch recht verwirrend ist, denn ich habe einen studentisch-politischen Roman gegen den aufkommenden Rechtsextremismus erwartet. Damit lag ich leider urfalsch, um im Wienerisch zu bleiben, das hier toll genutzt wird.
Leider bin ich eher enttäuscht. Die junge Autorin (Jahrgang '95!) beweist, dass sie über viel Sprachwitz verfügt, philosophisch verschachtelte Sätze zusammenbasteln kann und ein feines Gespür für das Wiener Nachtleben besitzt (aus Erfahrung?).
Ansonsten war ich etwas enttäuscht, denn die suggerierte Handlung läuft eigentlich nur nebenher. Viel eher ist Protagonistin Lu mit Drogen, Sex, Kunstinterpretationen und pseudo-rebellischem Pläneschmieden beschäftigt. Aber selbst diese Pläne werden meist nur in Nebensätzen eingebracht. Stattdessen dreht sich Lu's Universum vor allem um Sex. Das Buch ist meiner Meinung nach unnötig stark übersexualisiert. Das Zitat oben soll das zeigen. Ich hatte mehr das Gefühl in einem Coming of Age-Roman für neureiche Studenten gelandet zu sein. Statt ernsthaft gegen die rechtsgerichtete Mutter zu protestieren, erlebte ich Luise als Drama Queen mit hedonistischem Lebensstil, die erst auf die rechten Kader schimpft und sich dann vom Geld der Mutter im Palais den Dom Perignon und gutes Koks reinzieht. Ihre Liebhaber*innen TT und Sef sind deutlich reifer, von einer "rebellischen Brut" (Klappentext) kann aber nicht die Rede sein.
Wie gesagt trösten Sprachwitz und Dialoge etwas über die Kritikpunkte hinweg, aber alles in allem war nicht das drin, was ich gehofft hatte. Aufgrund der sprachlichen Qualität der Autorin würde ich einem weiteren Buch aber gerne eine Chance geben. Dann gerne mehr Rebell und weniger Pubertät!