Cover-Bild Die den Sturm ernten
14,95
inkl. MwSt
  • Verlag: C.H.Beck
  • Themenbereich: Geschichte und Archäologie - Geschichte
  • Genre: Sachbücher / Politik, Gesellschaft & Wirtschaft
  • Seitenzahl: 176
  • Ersterscheinung: 09.06.2021
  • ISBN: 9783406707803
Michael Lüders

Die den Sturm ernten

Wie der Westen Syrien ins Chaos stürzte

Wo liegen die Wurzeln der syrischen Katastrophe? Das gängige Bild sieht die Schuld einseitig bei Assad und seinen Verbündeten, insbesondere Russland. Dass auch der Westen einen erheblichen Anteil an Mitschuld trägt, ist kaum zu hören oder zu lesen. Michael Lüders erzählt den fehlenden Teil der Geschichte, der alles in einem anderen Licht erscheinen lässt.
Anhand von freigegebenen Geheimdienstdokumenten und geleakten Emails von Entscheidungsträgern zeigt er, wie und warum die USA und ihre Verbündeten seit Beginn der Revolte ausgerechnet Dschihadisten mit Waffen beliefern - in einem Umfang wie seit dem Ende des Vietnamkrieges nicht mehr. Dadurch haben sie die innersyrische Gewalt ebenso befeuert wie auch den Stellvertreterkrieg zwischen den USA und Russland. Eindringlich beschreibt Lüders, wie insbesondere Washington schon seit langem nur auf eine günstige Gelegenheit wartete, das Assad-Regime zu stürzen. Dabei behandelt er auch frühere amerikanische Putschversuche in Syrien in den 1940er und 1950er Jahren, die fehlschlugen und erklären, warum sich Damaskus der Sowjetunion zuwandte. Die Kehrseite dieser Politik des Regimewechsels erlebt gegenwärtig vor allem Europa: mit der Flüchtlingskrise und einer erhöhten Terrorgefahr durch radikale Islamisten.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.07.2017

Wie der Westen Syrien ins Chaos stürzte (Buchuntertitel)

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Inhalt – gemäß Umschlaginnenseite:
Assad und seine Verbündeten, vor allem Russland, sind verantwortlich für die syrische Katastrophe – so die Mehrheitsmeinung. Doch freigegebene Geheimdienstdokumente und ...

Inhalt – gemäß Umschlaginnenseite:
Assad und seine Verbündeten, vor allem Russland, sind verantwortlich für die syrische Katastrophe – so die Mehrheitsmeinung. Doch freigegebene Geheimdienstdokumente und geleakte Emails von Entscheidungsträgern zeigen: Dem Westen war Assad schon lange vor Beginn der Krieges 2011 ein Dorn im Auge. Sein Versuch, ihn von der Macht zu fegen, hat Syrien ins Chaos gestürzt. Die Kehrseite dieser Politik des Regimewechsels erlebt gegenwärtig auch Europa: mit der Flüchtlingskrise und einer erhöhten Terrorgefahr durch radikale Islamisten.

Auszug aus dem Inhaltsverzeichnis:
- Die CIA lernt laufen in der Wüste: Die Putschversuche (nicht allein) in Syrien seit 1949
- „Oh mein Gott!“: Was eine Pipeline, Ghaddafis Waffen und Hillary Clinton mit Assad zu tun haben
- Unter Räubern: Die Amerikaner glauben an „gute“ Dschihadisten

Hint: Hinten im Buch ist eine Länderübersichtskarte.

Meine Meinung:
Der Autor stellt die Verhältnisse in einen größeren Zusammenhang und zeigt somit die Hintergründe auf.
Den Schreibstil finde ich neutral und sehr gut verständlich, so dass ich als Laie den Schilderungen gut folgen konnte.

Zitat von der Buchrückseite:
„... den unbekannten Teil der Geschichte, für den sich Politik und Medien selten interessieren – der aber alles in einem anderen Licht erscheinen lässt.“

Fazit: Lesen, da erkenntnisreich!

Veröffentlicht am 29.06.2017

Scharfsinnige Analyse des Syrienkonflikts. Toll erzählt. Unbedingt lesen!

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Auf rund 160 Seiten, Vorwort plus 8 relativ kurze, aber inhaltsreiche Kapitel, erzählt Michael Luders wie der Konflikt in Syrien entstanden ist, stellt treibende Kräfte, ihre Interessen und ihre Taten, ...

Auf rund 160 Seiten, Vorwort plus 8 relativ kurze, aber inhaltsreiche Kapitel, erzählt Michael Luders wie der Konflikt in Syrien entstanden ist, stellt treibende Kräfte, ihre Interessen und ihre Taten, damals wie heute vor, und gibt im letzten Kap. den Ausblick.
Selbst wenn man sich mit der Thematik bereits beschäftigt hat, liefert dieses Buch doch einige neue Fakten, Details und Sichtweisen, und bringt erfüllte Lesestunden, die man sich nicht entgehen lassen sollte.
Die ersteren Kapitel beschreiben die Entstehung der heutigen Situation in Syrien und gehen kurz auf die Geschichte ein, z.B. wann CIA zum ersten Mal in der Region aufgetaucht war, was sie dort wollte und wie der Umgang mit den Einheimischen ausfiel.
Ab Kap. 4 geht es um die Gegenwart und diverse Aspekte des Syrienkonflikts, die Rolle von USA kommt da nicht zu kurz. In der Hinsicht ähnelt dieses Werk den „Schwarzen Flaggen“ von Joby Warrick, Pulitzer Preis 2016. Ferner auch dem Werk von Daniel Ganser „Illegale Kriege: Wie die NATO-Länder die UNO sabotieren. Eine Chronik von Kuba bis Syrien.“ (2016). Oder auch „Wer beherrscht die Welt?: Die globalen Verwerfungen der amerikanischen Politik“ (2016) von Noam Chomsky.

Es ist ein Gespräch mit dem Leser auf einer Augenhöhe. M. Lüders spricht Klartext und nennt die Tatsachen beim Namen. Diese Fähigkeit durchzublicken und der aussagestarke, geradliniger Schreibstil, ohne Effekthascherei und Emotionsgedöns, erinnerten mich an Peter Scholl Latour, z.B. in „Der Fluch der bösen Tat(2015).

M. Lüders schildert, wie aggressiv und skrupellos die USA ihre Außenpolitik betreiben, wie unter dem Deckmäntelchen der Verbreitung der demokratischen Werte etliche Länder angegriffen und Zivilisten getötet werden, und wie heuchlerisch, um 180 Grad gedreht und in emotionales Gedöns gewickelt, all die Gräueltaten entweder ganz verschwiegen oder als etwas Notwendiges und auf jeden Fall Gutes der westlichen Öffentlichkeit verkauft werden.

Für diejenigen, die ihre Meinung über die Geschehnisse in Syrien aus den Öffentlich-Rechtlichen speisen, mag das Buch ein Augenöffner werden. Komfortzone adé. Es ist in etwa so, als wenn man die billige, mit Geschmacksverstärkern versetzte Tiefkühlkost/Fastfood gewohnt ist, bekommt aber plötzlich eine richtig gute Mahlzeit, aus natürlichen Zutaten, von Meisterhand zubereitet. Welten liegen dazwischen. Wie zwischen Halbwahrheiten, ggf. Lügen, die tagein tagaus auf einen herabrieseln, und der adäquaten Schilderung der Tatsachen, samt Erläuterung der Hintergründe, die zwar kein schönes Gesicht hat und u.U. wehtut, aber echt und genau das ist, was man wissen sollte, wenn man die heutige Situation für keine optimale hält. Auf die Schilderungen der Leitmedien geht der Autor auch an einigen Stellen ein und zeigt, was dort getextet wurde und was eigentlich der Kern der Sache war, z.B. wie die Presse die Giftgasangriffe in 2013 auf Ghouta, Syrien, an die Öffentlichkeit getragen hat, wer da gleich als Schuldige genannt wurde, und wer tatsächlich hinter diesen Anschlägen stand, und was diese Interessengruppen damit bezwecken wollten, uvm.
Im Ausblick fragt Lüders: „Wie geht man damit um, wenn das, was zu den größten Errungenschaften unserer Zeit gehört, nämlich Freiheit und Demokratie, in der Geopolitik zu purem Zynismus verkommt? Wie lässt sich angesichts der hier vorgetragenen Faktenlage allen Ernsten behaupten, westliche Politik stehe für „Werte“, im Gegensatz zu etwa russischer oder chinesischer?“ S. 163.

Und liefert abermals Wahres. „Eigentlich wäre es höchste Zeit, innezuhalten und sich neu zu sortieren. Eine Weltordnung zu begründen, die um Ausgleich und Kompromiss unter den jeweiligen Akteuren bemüht ist, einen Dialog auf Augenhöhe führt. Die vom Zenit abgleitende Weltmacht USA sucht genau diesen Ausgleich nicht. Sie ist bestrebt, eigene Interessen auf Kosten anderer durchzusetzen, notfalls mit Gewalt. Und nicht zuletzt mit Hilfe einer auch medial betriebenen Dämonisierung des gegenwärtigen Hauptgegners Russland. Die Machtpolitik Moskaus, Teherans oder Pekings ist im Zweifel jedoch nicht mehr und nicht weniger skrupellos als die des Westens. Sie in den Kategorien von „gut“ und „böse“ zu verorten, wobei „wir“ natürlich zu den Guten rechnen, das grenzt an Volksverdummung.“ S. 167. Die Verdummung wird m.E. seit längerem betrieben. Dieses Buch ist ein sehr gutes Mittel dagegen.

Fazit: 5 besonders hell leuchtende Sterne. Unbedingt lesen!

Veröffentlicht am 14.05.2019

Aktueller Überblick

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Ähnlich wie schon bei "Wer den Wind sät: Was westliche Politik im Orient anrichtet" gibt Michael Lüders auch hier wieder einen Überblick über ein aktuelles Thema aus der "etwas anderen" Perspektive. Ging ...

Ähnlich wie schon bei "Wer den Wind sät: Was westliche Politik im Orient anrichtet" gibt Michael Lüders auch hier wieder einen Überblick über ein aktuelles Thema aus der "etwas anderen" Perspektive. Ging es bei "Wind" noch um die Folgen westlicher Poltik im Orient im Allgemeinen, konzentriert sich "Sturm" auf Syrien (wobei die Geschehnisse drumherum nicht komplett ausgeblendet werden, der "vergessene Krieg" im Jemen wird z.B. auch thematisiert). Wie war Syrien vor dem Krieg, was hat zu dem Konflikt geführt, wer sind die treibenden Akteure, inwiefern ist der Westen verantwortlich, und wie könnte es weiter- bzw. ausgehen? Auf alle diese Fragen bietet dieses Buch einen Überblick - der, wie bereits gesagt, ziemlich deutlich gegen das vorherrschende mediale Narrativ westlicher Medien geht und den Fokus mehr auf die Verantwortung des Westens (USA/Europa) legt.

Interessante "neue" (Denk)Ansätz also, die eindeutig tendenziös sind, weshalb ich dieses Buch nicht ohne weitere ergänzende (neutrale) Lektüre/Berichterstattung stehen lassen würde. Es ist, für mich, ein Puzzleteil auf dem Weg, ein umfassendes Bild zur Beurteilung der Lage und der Hintergründe zu bekommen.

Positiv: Im Gegensatz zu "Wind" sind in "Sturm" Quellenangaben enthalten. Trotzdem hat mir "Wind" besser gefallen, denn auch wenn das Themenfeld weiter war und "Sturm" sich "nur" auf ein Thema konzentriert, hätte ich mir an der ein oder anderen Stelle noch mehr Input gewünscht. Das war schon ziemlich viel Wissen auf relativ wenig Seiten - es war nicht schwer zu lesen, nur sehr viel zu verarbeiten. Ein paar Auführungen mehr hätten nicht geschadet.