Cover-Bild Der Schrecken verliert sich vor Ort
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inkl. MwSt
  • Verlag: Lübbe
  • Themenbereich: Biografien, Literatur, Literaturwissenschaft
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 272
  • Ersterscheinung: 26.01.2018
  • ISBN: 9783404176267
Monika Held

Der Schrecken verliert sich vor Ort

Roman
Als Lena im Gerichtsflur auf Heiner trifft, weiß sie, dass sie diesen Mann festhalten muss. Er zögert. Soll er sich auf eine Frau aus Deutschland, dem Land der Täter, einlassen? Sie wagen diese Liebe, Heiner zieht zu Lena. Sie fragt sich, ob sie die Welt, in der ihr Mann zuhause ist, je verstehen wird. Und Heiner fragt sich, wie weit man Erfahrungen weitergeben kann. Denn während Lena vom gemeinsamen Urlaub in der Südsee träumt, kämpft Heiner mit den Albträumen seiner Vergangenheit, dem Schrecken von Auschwitz. Immer wieder landen sie in Sackgassen und immer wieder hilft ihnen eine überraschende Fähigkeit: Humor.

"Monika Held nimmt mich mit an einen Ort, den ich ohne sie nicht betreten würde. Beschützt von ihr wage ich diese Reise." Margarete Mitscherlich

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Veröffentlicht am 28.07.2018

Das geraubte Leben des Häftlings Heiner Rosseck

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Für die Lektüre von "Der Schrecken verliert sich vor Ort" muss man viel Kraft aufbringen, denn dieses Buch ist ein Angriff - ein Angriff auf die Psyche, die Nerven, den Verstand des Lesers. Ein Angriff ...

Für die Lektüre von "Der Schrecken verliert sich vor Ort" muss man viel Kraft aufbringen, denn dieses Buch ist ein Angriff - ein Angriff auf die Psyche, die Nerven, den Verstand des Lesers. Ein Angriff durch ein erbarmungsloses, schonungsloses Buch - jedoch einer, der stärkt, der wachsen lässt und viel, viel mitgibt für den weiteren Lebensweg - und seien es nur Zitate zuhauf.

Ich zumindest habe mehrere Riesenzettel vollgeschrieben während des Lesens - Zettel mit wichtigen Bemerkungen - teilweise wichtig für das Gesamtverständnis des Buches, teilweise jedoch auch für mein weiteres Leben - Anmerkungen, die ich in Zukunft in gewissen Lebenssituation parat haben will, ja muss!

In diesem Buch geht es um den ehemaligen Auschwitzhäftling, den Wiener Kommunisten Heiner Rosseck, der am 5. Juni 1964 - er soll als Zeuge bei einem der NS-Prozesse aussagen - die Dolmetscherin Lena kennenlernt und nach langem hin und her bei ihm bleibt. Bzw. bleibt sie bei ihm, denn es ist eine immer neue Herausforderung, Heiner zu lieben, von Anfang an: "Sie wusste nicht, wie lange ihre Liebe für den Teil des Mannes reichte, der im Lager geblieben war." (S.63) Dies sieht sie von Beginn an und bleibt doch bei ihm, bei Heiner, bei dem Auschwitz allgegenwärtig ist, der IMMER davon spricht, der die Wertigkeit anderer ehemaliger Häftlinge nach deren Nummer bemisst, dessen erste Ehe an Auschwitz zerbrach, ja: der tatsächlich zu einem großen Teil für immer dageblieben ist.

Ein kleines, trauriges Buch, das sich zu einer großen Geschichte des 20. Jahrhunderts ausweitet - manchmal fand ich sie fast zu groß für mich. Sie quillt aus allen Seiten hervor, dann auch aus mir - bevorzugt in Form von Tränen. Doch erspart man sich diese Geschichte, verliert man etwas Großes und Ganzes. Ich empfehle sie quasi als Pflichtlektüre für jeden historisch Interessierten, für den Oberstufenunterricht, für Hochschulen - quasi für alle, die bereit sind, sich mit hochwertiger politischer Literatur auseinanderzusetzen - es bringt einen Gewinn fürs Leben!