Trotz schwerer Thematik ein humorvoller und leichter Roman
"Der Komiker Tony Hancock fasste in verblüffender Kürze zusammen, was ich über mein Leben denke:
"Es geht einfach viel zu oft etwas viel zu schief."
Aber es waren Vincent von Goghs letzte Worte, ...
"Der Komiker Tony Hancock fasste in verblüffender Kürze zusammen, was ich über mein Leben denke:
"Es geht einfach viel zu oft etwas viel zu schief."
Aber es waren Vincent von Goghs letzte Worte, die mich am meisten berührten: "La tristesse durera toujours."
Die Traurigkeit wird ewig dauern." (S. 49)
Die Ich-Erzählerin Yael hat bereits in jungen Jahren einige Verluste hinnehmen müssen, die nicht spurlos an ihr vorübergegangen sind. Nach einem schweren Zusammenbruch, bei dem sie sich vom Leben verabschieden wollte, versucht Yael zurück ins Leben zu finden. Panikattacken und Angstzustände sind weiterhin Yaels Begleiter, ihren Alltag zu gestalten oder zu arbeiten fällt ihr schwer.
Wir begleiten Yael ein halbes Jahr und lernen ihre Familie - Schwester Liora mit ihrem Mann Sean und den Kindern Lexi, Ethan und Hannah - kennen, die sie in dieser schweren Zeit unterstützen. Wir erhalten Einblicke in die Familiengeschichte, dabei werden jüdische Bräuche und Traditionen eingebunden, die ich sehr interessant fand. Der Zusammenhalt innerhalb der Familie und das Verständnis dafür, dass Yael derzeit kein geordnetes Leben führen kann, werden gefühlvoll dargestellt.
Unterstützt wird Yael außerdem von ihrer Therapeutin Prija. Die Therapiegespräche haben mich des Öfteren zum Schmunzeln gebracht.
Von ihrer Freundin Romy erfährt Yael vom Meeresschwimmbad, das nur für Frauen zugänglich ist. Dort verbringt sie die meiste Zeit ihrer Tage und schließt Freundschaft mit der doppelt so alten Shirley. Diese wird ganz herzerwärmend erzählt und ließ bei mir ein paar Tränen kullern.
Die Autorin hat durchweg sympathische Charaktere erschaffen. Trotz der schweren Thematik wird durch Humor, witzige Schlagabtausche und Ironie eine gewisse Leichtigkeit vermittelt, die eine angenehme Leseatmosphäre schaffen.
Zu Beginn haben mich der Aufbau der "Kapitel" und die vielen Zeitsprünge vor einige Herausforderungen gestellt. Ich habe eine Weile gebraucht, um mich daran zu gewöhnen, aber dann konnte ich das Buch nicht mehr zur Seite legen. Die z.T. knappen "Kapitel" und kurzen Sätze haben das Lesen aufgelockert und die Rückblicke in die Vergangenheit haben die Geschichte spannend gehalten.
Aus meiner Sicht ist "Gute Gründe" ein gelungenes Debüt.