Steigt langsam, aber stetig
Mit Kim Jiyoung, geboren 1982 hat Cho Nam-Joo in Südkorea große Wellen geschlagen und sogar den Kampf um die Gleichberichtigung von Frauen antrieb. In den wenigen Seiten steckt eine Geschichte einer ganz ...
Mit Kim Jiyoung, geboren 1982 hat Cho Nam-Joo in Südkorea große Wellen geschlagen und sogar den Kampf um die Gleichberichtigung von Frauen antrieb. In den wenigen Seiten steckt eine Geschichte einer ganz normalen Südkoreanerin, die ein Leben lebt, das für ihre Verhältnisse in Ordnung ist. Das sich Kim Jiyoung entschuldigen muss, weil sie eine Tochter das Leben beschert ist normal, dass sie sich ein Zimmer mit ihrer Schwester teilen muss, während ihr kleiner Bruder ein eigenes Zimmer bekommt ist normal. Ebenso normal sind sexuelle Übergriffe, egal ob verbal oder körperlich. Sie sind sogar so normal, dass bereits in Vorstellungsgesprächen gefragt wird, was die Berwerberin täte, wenn sie von einem Kollegen angefasst wird.
Während ich die Geschichte gelsen habe, hatte ich so viel Ekel und Hass in mir. Besagter Hass und Ekel war in keinem Fall für die Autorin bestimmt, denn Cho Nam-Joo weist einen Schreibstil auf, der trocken und Emotional zugleich auf. Der Hass galt den Nebenfiguren und der Familie von Kim Jiyoung, die angeblich nur das beste für sie wollten, aber der eindeutige Grund für ihre Psychose waren. Der nüchterne Schreibstil ist zu beginn etwas gewöhnungsbedürftig. Dem Lesenden wird nur selten ein Gefühl vorgegeben, das er fühlen sollte. Viel mehr ist alles darauf ausgelegt, dass jede/r selbst entscheiden kann, wie ihn die Szenen im Buch erreichen. Ich habe noch nicht viele Bücher aus dem asiatischen Raum gelesen, weswegen ich nur mutmaßen kann, dass dieser nüchterne Schreibstil ziemlich populär ist (wenn man das so bezeichnen kann).
Neben der fiktiven, aber extrem ehrlichen Geschichte bring Cho Nam-Joo viele Fakten mit ins Buch, welche auch mit Quellen belegt sind. So erfährt der Lesende unter anderem, dass Korea das Land ist in dem Frauen am härtesten Arbeiten müssen.
P.S. Deutschland steht übrigens auch nciht sehr gut da.
Nicht nur in Südkorea hat Kim Jiyoung, geboren 1982 positive und negative Wellen geschlagen, auch bei uns in Deutschland. Deswegen finde ich, dass noch mehr Leute, insbesondere Männer dieses Buch lesen sollten. Natürlich kann man damit argumentieren, dass die Geschichte in Südkorea stattfindet und somit tausende Kilometer weg ist. Aber auch hier in Deutschland sind Sexismus, Gender-Pay-Gap und die Erwatung, dass jede Frau eine Familie gründen muss an der Tagesordnung.
Es braucht ein wenig, bis man in die Geschichte eingetaucht ist, aber es sollte wirklich in keinem Regal fehlen. Egal ob digital oder analog.