Cover-Bild Das Birnenfeld
(1)
  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
16,95
inkl. MwSt
  • Verlag: Suhrkamp
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 221
  • Ersterscheinung: 13.08.2018
  • ISBN: 9783518468821
Nana Ekvtimishvili

Das Birnenfeld

Roman
Ekaterine Teti (Übersetzer), Julia Dengg (Übersetzer)

Der Geschichtslehrer muss sterben, die Kinder sollen über das Birnenfeld in die Freiheit rennen – das ist Lelas Plan. Im Internat für geistig behinderte Kinder in Tbilissi, einem Relikt aus Sowjetzeiten, hat das zornige Mädchen die Rolle der Beschützerin übernommen. Die Lehrerinnen sind mit den „Debilen“ überfordert. Behindert sind die wenigsten ihrer Schützlinge, im Stich gelassen, abgehängt sind sie alle.

So mörderisch Lelas Hass auf den Geschichtslehrer, so schwesterlich ihr Verhältnis zu Irakli: Sie begleitet ihn in eine Hochhauswohnung in der Nachbarschaft, wo er einmal in der Woche mit seiner Mutter in Griechenland telefonieren darf. Irakli will nicht wahrhaben, was Lela längst weiß: Seine Mutter wird nie zurückkehren, sie wird ihn auch nicht zu sich holen. Lela zwingt ihn, Englisch zu lernen, unterstützt seine Hoffnung, nach Amerika zu gehen. Ein Traum, der eines Tages, als ein Ehepaar aus den Südstaaten anreist, wahrzuwerden droht…

Es sind die rebellischen Mädchen und Frauen in der georgischen Gesellschaft, denen Nana Ektvimishvili Gesicht und Stimme gibt.

Weitere Formate

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 31.10.2021

Elend in einem georgischen Internat

0

Der Klappentext liest sich wie ein Jugendbuch, in dem junge Mädchen rebellieren und die Verhältnisse in einem Internat in Georgien zum Guten wandeln. Das habe ich aus dem Buch aber so nur in Teilen herausgelesen. ...

Der Klappentext liest sich wie ein Jugendbuch, in dem junge Mädchen rebellieren und die Verhältnisse in einem Internat in Georgien zum Guten wandeln. Das habe ich aus dem Buch aber so nur in Teilen herausgelesen. Was wesentlich vordergründiger ist, ist das dargestellte Elend, die Armut und die unzureichende Versorgung der Kinder.

Lela ist bereits 18 Jahre und nimmt in dem Internat, in dem sie aufwuchs, einen kleinen Job als Parkplatzbewacherin an. Daneben unterstützt sie die überforderten Lehrkräfte bei der Betreuung der Internatskinder. Offiziell ist das baufällige Gebäude ein Internat für geistig behinderte Kinder, doch tatsächlich ist es ein Sammelbecken für all die Kinder, die sonst keinen Platz finden. Teilweise von ihren Eltern verlassen, abgegeben und vergessen. Als sich ein amerikanisches Ehepaar ankündigt, könnte sich für ein Kind die Lage entschieden ändern.

Die Handlung wird aus der Sicht von Lela erzählt. Dabei hat man das Gefühl, dass man in ihrem Tagebuch liest, denn es handelt sich um viele Einzelszenen. Der Alltag im Internat wird durch diese Einblicke verdeutlicht und die sehr unterschiedlichen Kinder werden durch die geschilderten Einzelschicksale dargestellt. Dabei werden einige besonders außergewöhnliche Kinder sozusagen en bloc in einem Rückblick vorgestellt. Immer wieder wird Missbrauch thematisiert, dem die Internatskinder ausgesetzt sind, durch Lehrkräfte, andere Kinder oder Außenstehende aus der Siedlung. Das titelgebende Birnenfeld spielt in diesem Zusammenhang auch eine Rolle. Die "kleinen, krüppeligen" Birnbäume stehen zudem für die Kinder, die nicht aus dem Internat entkommen können und in dem schlammigen Boden des Birnenfeldes festgehalten werden. So sind auch die Früchte dieser Bäume ungenießbar: "Wenn sie taugen würden, wären sie längst weg!" (S.148)

Lela ist zwar ein patenter Hauptcharakter, aber man kommt ihr nicht wirklich nahe. Insgesamt tauchen sehr viele Personen in diesem Roman auf, die aufgrund der georgischen Namen durchweg (zumindest für mich) für Verwirrung sorgen. Es gibt viele interessante kleine Szenen, zum Beispiel das Telefonieren bei den Leuten im Wohnblock oder die Hochzeitsfeiern im Internat. Auch das Titelbild wird durch eine kleine Geschichte erläutert. Allerdings überwiegt der Eindruck von Szenen, die das Elend der Kinder darstellen, auch wenn Lela recht leidenschaftslos, ja nahezu nüchtern über diese Dinge berichtet.

Insgesamt konnte mich der Roman leider nicht überzeugen. Es fehlt für mich eine durchgängigere und tiefergehendere Handlung und ein emphatischerer Schreibstil, der dem Thema angemessener gewesen wäre. Auch bereitet der Klappentext nicht auf den Inhalt (Gewalt, Missbrauch etc.) vor. Daher vergebe ich dreieinhalb Sterne.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere