Cover-Bild Geister
25,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Piper
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 864
  • Ersterscheinung: 04.10.2016
  • ISBN: 9783492057370
Nathan Hill

Geister

Roman
Werner Löcher-Lawrence (Übersetzer), Katrin Behringer (Übersetzer)

Ein Anruf der Anwaltskanzlei Rogers & Rogers verändert schlagartig das Leben des Literaturprofessors Samuel Anderson . Er, der als Kind von seiner Mutter verlassen wurde, soll nun für sie bürgen: Nach ihrem tätlichen Angriff auf einen republikanischen Präsidentschaftskandidaten verlangt man von ihm, die Integrität einer Frau zu bezeugen, die er seit mehr als zwanzig Jahren nicht gesehen hat. Ein Gedanke, der ihm zunächst völlig abwegig erscheint. Doch Samuel will auch endlich begreifen, was damals wirklich geschehen ist. - Ein allumfassender, mitreißender Roman über Liebe, Unabhängigkeit, Verrat und die lebenslange Hoffnung auf Erlösung, ein Familienroman und zugleich eine pointierte Gesellschaftsgeschichte von den Chicagoer Aufständen 1968 bis zu Occupy Wall Street.

Weitere Formate

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.12.2016

Ein beachtenswerter Familien- und Gesellschaftsroman

0

Gebundene Ausgabe: 864 Seiten
Verlag: Piper (4. Oktober 2016)
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3492057370
Originaltitel: The Nix
Preis: 25,00€
auch als E-Book erhältlich

Ein beachtenswerter Familien- und ...

Gebundene Ausgabe: 864 Seiten
Verlag: Piper (4. Oktober 2016)
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3492057370
Originaltitel: The Nix
Preis: 25,00€
auch als E-Book erhältlich

Ein beachtenswerter Familien- und Gesellschaftsroman

Inhalt:

Samuel geht mehr schlecht als recht durchs Leben. Immer wieder trifft er Entscheidungen, die er später bereut. Als er für seine Mutter als Leumundszeuge einspringen soll, wird sein Leben auf den Kopf gestellt. Wie kann er Gutes über die Frau sagen, die ihn als Elfjährigen quasi über Nacht bei seinem Vater zurückgelassen hat und zu der er seit über zwanzig Jahren keinerlei Kontakt hatte?

Es bietet sich ihm hier die Chance, etwas über die Beweggründe seiner Mutter zu erfahren und mit ihr und auch mit sich selbst Frieden zu schließen. Je mehr er recherchiert, desto mehr Geheimnisse der Vergangenheit kommen ans Licht.

Meine Meinung:
„Geister“ ist der Debütroman des 38-jährigen US-Amerikaners Nathan Hill, der in St. Paul, Minnesota, an der University of St Thomas Englische Literatur unterrichtet. Er besticht durch eine gut verständliche, aber sehr schöne Sprache und einen ruhigen Erzählstil. Hill nimmt sich Zeit, um seine Charaktere aufzubauen, gibt allen den Raum, den sie brauchen, um zu einer plastischen, lebensechten Figur zu werden. Die Protagonisten treffen immer wieder schlechte Entscheidungen, doch der Autor schafft es, uns Lesern klarzumachen, wie es zu diesen falschen Entscheidungen kommt. Er zeichnet detaillierte Bilder dieser Personen und auch der amerikanischen Gesellschaft. Die Studentenbewegung von 1968, die Bestechlichkeit der Politiker, die Willkür der Polizei, aber auch norwegische Geistergeschichten sind seine Themen.

Der Roman ist in 10 Teile untergliedert, die 1968, 1988 oder 2011 spielen, aber nicht chronologisch angeordnet sind. So ergibt sich ganz allmählich durch die Ereignisse der Gegenwart und die Rückblicke in die Vergangenheit ein umfassendes Bild von Samuels Leben sowie das seiner Mutter und seines Großvaters. Nathan Hill beginnt viele Handlungsfäden, unterbricht sie wieder, führt sie später fort, führt sie zusammen und verknüpft sie schließlich zu einer großen Geschichte. Hierbei verlangt er dem Leser ein enormes Durchhaltevermögen und einen langen Atem ab. Diesen langen Atem hat er auch selbst bewiesen. Einige Szenen hätte ich mir weniger detailliert und langgezogen gewünscht. Doch auch wenn der Roman einige Längen aufweist, konnte er mich insgesamt wirklich fesseln. Ich habe durchweg alle Charaktere als interessant empfunden und wollte mehr über sie erfahren.

Der Schluss ist nicht unbedingt spektakulär, lässt mich aber doch sehr befriedigt zurück. Alle meine Fragen wurden beantwortet.

Fazit:
Ein lesenswerter Schmöker für Leser, die eine schöne Sprache zu schätzen wissen und das nötige Durchhaltevermögen mitbringen.

★★★★☆

Herzlichen Dank an den Piper Verlag und die buchflüsterer für das Rezensionsexemplar.

Veröffentlicht am 09.12.2016

Eines der besten Bücher die ich dieses Jahr gelesen habe!

0

Auf den einen zum anderen Tag wird das Leben von Samuel, Literaturprofessor an einer Universität, auf den Kopf gestellt. Er erfährt das seine Mutter, die ihn in seiner Kindheit verlassen hat, einen wichtigen ...

Auf den einen zum anderen Tag wird das Leben von Samuel, Literaturprofessor an einer Universität, auf den Kopf gestellt. Er erfährt das seine Mutter, die ihn in seiner Kindheit verlassen hat, einen wichtigen Politiker mit Steinen beworfen hat und deshalb gerade einen Prozess durchläuft. Kurz darauf erfährt er von seinem Verlagsagenten, dass sein Vertrag gekündigt wird da er das vor vielen Jahren versprochene Werk immer noch nicht geschrieben hat. Doch Samuel, der schon immer davon träumte ein Schriftsteller zu sein, bietet seinem Agenten an, eine Enthüllungsgeschichte über seine Mutter, die in den Medien "Packer-Attacker" (Packer ist der Nachname des Politikers, denn sie angegriffen hat) genannt wird, zu schreiben.

Ich habe über das englische Original "The Nix" sehr viel Gutes gehört und deshalb musste ich das Buch, als es in Deutsch erschien, unbedingt lesen. Deshalb hatte ich, zugegeben, große Erwartungen an den Roman, wusste jedoch nicht in welche Richtung diese Erwartungen tatsächlich gingen. Spielte eigentlich auch keine Rolle, denn "Geister" übertraf sie bei weitem. Schon nach wenigen Kapiteln war ich Teil einer Geschichte, die mich bis zum Ende nicht mehr losgelassen hat. Ich habe zwar einige Zeit gebraucht um den Roman zu lesen, doch das lag weniger an der Dicke des Buches und mehr daran, dass ich es sehr bewusst gelesen habe und es hin und wieder sogar zur Seite gelegt habe um über das Gelesene nachzudenken.

Ich musste er das Buch beenden bevor ich sagen konnte, was das Hauptthema des Buches ist, da Nathan Hill sehr viele gesellschaftliche Probleme unserer Zeit angesprochen hat. Besonders beeindruckt hat mich auch, wie nebenbei er diese etwa erwähnt hat und diese obwohl sie nicht im Fokus standen, dem Leser vor Augen geführt hat. Meiner Meinung dreht es sich in dem Buch vor allem um Entscheidungen. Im Laufe der Geschichte ändert sich ja nicht nur Samuels Leben, sondern auch das zahlreicher Nebencharaktere - eben weil sie große Entscheidungen getroffen haben. Nathan Hill zeigt uns hier, wie Menschen mit Fehlentscheidungen umgehen, richtige Entscheidungen treffen und vor allem was passiert wenn man keine Entscheidungen trifft und sich einfach im Fluss des Lebens treiben lässt. Da ich selbst gerade anfange erwachsen zu werden und mehr und mehr Verantwortung zu übernehmen, hat dieses Buch deshalb bei mir genau ins Schwarze getroffen und mich sehr bewegt.

Nicht nur das Thema Entscheidungen hat mich in diesem Buch berührt, auch die Geschichten der unterschiedlichen Charaktere bewegten mich sehr und sie haben mich während des Lesens sehr viel durchleben lassen. Sehr gut gefallen hat mir auch der ruhige Schreibstil von Nathan Hill, welcher das Lesen sehr angenehm gemacht hat. Toll fand ich auch, dass er im Laufe des Buches auch einige Kapitel im Stil einer Entscheide-du-Geschichte gemacht hat. Eine tolle Idee, die wieder das Thema Entscheidungen hervorhebt und gleichzeitig auch Abwechslung bringt. Ich kann also wirklich sagen, dass mich das Buch schwer beeindruckt und auch beeinflusst hat. Es ist eines dieser Bücher die zeigen, das man nur ein Leben hat und man selbst diejenige oder derjenige ist, die/der die Zügel in der Hand hat. Deshalb möchte ich meine Rezension, von einem Buch das ohne Frage einer meiner Jahreshighlights ist, mit folgendem Zitat abschließen:

"Jede wirkliche Veränderung sollte dir zunächst einmal Angst machen. Wenn sie dir keine Angst macht, dann ist es keine wirkliche Veränderung."

FAZIT:
Nathan Hill hat mich "Geister" ein beeindruckendes Debüt geschrieben, das mich zutiefst bewegt hat. Deshalb zählt es für mich auch zu den besten Büchern die ich dieses Jahr gelesen habe und ich werde das Buch auch nächstes Jahr ganz bestimmt noch einmal lesen.

Veröffentlicht am 25.11.2016

Sprachlich unfassbar gut - das Ende aber zu seicht

0

Meine Meinung:
Dieser dicke graue Wälzer sollte wirklich niemanden abschrecken, denn es lohnt sich definitiv "Geister" mal in die Hand zu nehmen (auch wenns auf Dauer etwas schwer ist :D). Denn Nathan ...

Meine Meinung:


Dieser dicke graue Wälzer sollte wirklich niemanden abschrecken, denn es lohnt sich definitiv "Geister" mal in die Hand zu nehmen (auch wenns auf Dauer etwas schwer ist :D). Denn Nathan Hill hat mich mit seinem Sprachstil hier wirklich absolut begeistert.

Wir bekommen hier einen gesellschaftskritischen Roman, der wirklich sehr viele Aspekte der Gesellschaft, der Politik, aber auch die neuen und alten Medien unter die Lupe nimmt und kritisch beleuchtet. Dabei geht es insbesondere um die Aufstände in Chicago (1968), aber es gibt auch wirklich zahlreiche, erschreckend realistische Parallelen zur Gegenwart (obwohl Hill anscheinend schon vor 10 Jahren mit dem Buch begonnen hat). Eingeflochten in diese Kritik, die eben insbesondere die Schwächen unserer Gesellschaft und unserer Welt thematisiert, betrachtet Hill aber auch einzelne Figuren. Dabei lernen wir einerseits Samuel kennen, der als Kind von seiner Mutter verlassen wurde, wir kommen aber auch dem computerspielesüchtigen Pwnage und Laura, einer notorischen Lügnerin, die einfach alles tut, um ihr Studium zu schaffen, näher. Es gibt natürlich noch sehr viele weitere Charaktere, die wir kennen lernen und deren (Fehl-)Entscheidungen, Entwicklungen im Leben und Schwächen wir miterleben dürfen. Besonders fasziniert hat mich immer wieder Hills Sprachstil. Obwohl er so viele Themen anspricht, geht meiner Meinung nach nie der Faden verloren. Er fokussiert verschiedene Schwächen und Probleme von Menschen und spricht einem dabei viel zu oft aus der Seele. Das war wirklich sehr beeindruckend und wenn man dann noch überlegt, dass es sich um sein Debüt handelt, kann man einfach nur den Hut ziehen.

Leider hat mich das Ende aber nicht ganz überzeugt, weswegen ich leider einen Stern abziehen muss. Hill war für mich durch seinen eigenwilligen Schreibstil sehr mutig. Diesen Mut hat er aber nach und nach verloren, denn die Auflösung am Ende ist doch recht enttäuschend. Vielleicht ist er bis zum Ende dann doch zu oft vom Wesentlichen abgeschweift, denn die Auflösung wird viel zu flott abgehandelt. Alles bleibt sehr seicht, sehr flach, sehr oberflächlich. Seine Quintessenz und Moral wird zwar sehr klar (weil er auch immer wieder mit dem riesigen Zaunpfahl winkt und dem Leser in kleinsten Worten erklärt, was genau er aussagen will), aber es bleiben dennoch zu viele kleine Handlungsstränge offen. Vieles wirkt zu konstruiert (insbesondere die Auflösung der Beziehung zwischen den einzelnen Charakteren ist oftmals einfach zu passend) und teilweise sogar albern. Ehrlich gesagt, wird mir Hill letztendlich vielleicht sogar einen Ticken zu feige, etwas negatives zu wagen. Hill überschüttet uns am Ende nämlich mit einem recht kitschigen Happy End, was meiner Meinung nach absolut nicht sein müsste. Ich hätte mir hier viel mehr Mut zum "aus der Reihe tanzen" gewünscht. Vielleicht schafft Hill das ein anderes Mal. Ich freu mich auf jeden Fall auf weitere Werke aus seiner Feder :)


Fazit:


Ein sprachlich absolut beeindruckendes Debüt, welches gesellschaftskritische Themen aufgreift, dabei aber auch nie die einzelnen Figuren aus den Augen lässt. Sprachlich hat mich Hill absolut überzeugt, am Ende war er mir leider ein bisschen zu feige. Ein kitschiges Happy End habe ich bekommen, hätte ich hier aber absolut nicht gebraucht. Ich freu mich total auf mehr von Nathan Hill, auch wenn ich mir wünsche, dass er das nächste Mal noch einen Ticken mutiger wird. 4 Sterne!

Veröffentlicht am 17.12.2017

Gespenster

0

Nathan Hill - Geister - PIPER

Der Literaturprofessor Samuel Anderson öffnet ein Zeit und Schaufenster zur amerikanischen Pop und Subkultur, aber auch zu einer Nation, die Begeisterung mit Verdrängung ...

Nathan Hill - Geister - PIPER

Der Literaturprofessor Samuel Anderson öffnet ein Zeit und Schaufenster zur amerikanischen Pop und Subkultur, aber auch zu einer Nation, die Begeisterung mit Verdrängung verbindet, einem Volk, das sämtliches Recht von seiner Großartigkeit ableitet, einer Menschenschicht der Extreme, die trotz allem, oder gerade deswegen, sich immer wieder neu erfindet.
Anderson ist spielsüchtig, 40h pro Woche ist er im Internet und verausgabt sich und sein Budget, dadurch wandelt sich der gesunde Ernährungsplan in Käse-Nachos. Dort aber, ist er der Held, der die Drachen tötet, im richtigen Leben foltert er unmotivierte Studenten mit Hamlet. Seine Schüler sind so dreist, nur zu erscheinen, um ihr Punktekonto zu füllen und geben gekaufte Arbeiten ab. Als er eine Studentin durchfallen lässt, bearbeitet sie ihn mit 1000 Ausreden, ihr Erfindungsgeist ist bewundernswert und liefert eine bestaunenswerte Erkenntnis: Amerika - das Land der unbegrenzten Möglichkeiten, wer gut mogelt, kommt damit durch.
Fast, als würde allein diese Befähigung, ein A im Zeugnis rechtfertigen.
Der unerschütterliche Glaube an die Lüge, heiligt sie.

Der Tag ist noch nicht zu Ende und Samuel bekommt einen Anruf aus einer Chicagoer Anwaltskanzlei. Seine Mutter, die er seit 20 Jahren nicht gesehen hat, soll ein Attentat auf einen Politiker verübt haben. Sie hat den republikanischen Präsidentschaftskandidaten beschimpft und mit Steinchen beworfen.

Der ganz normale Wahnsinn - crazy, as usual!
Die Katastrophendichte in diesem Gesellschaftsroman türmt sich stratosphärisch. Von den 68er Demos bis zu Occupy Wall Street.
Unterhaltsam, informativ, zynisch, spannend, erkenntnisreich und ganz und gar zu glauben. Alles ist wahr!

Es ist nur ein kleiner Schritt, von der Erde zum Mond, aber ein großer Sprung, vom wilden Westen, zur Zivilisation.

Dieses Buch hätte Norman Mailer gut gefallen, der zB mit seinem "Epos der geheimen Mächte" ein großartiges Kolorit des kalten Krieges verfasste.
Der deutsche Titel: "Gespenster".