Cover-Bild Die Hirtin und der Hexenjäger
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inkl. MwSt
  • Verlag: Ullstein Taschenbuch Verlag
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: historischer Roman
  • Genre: Romane & Erzählungen / Historische Romane
  • Seitenzahl: 352
  • Ersterscheinung: 22.02.2019
  • ISBN: 9783548290607
Ursula Neeb

Die Hirtin und der Hexenjäger

Eine mutige junge Frau in einer Welt voller Verrat und Aberglaube

Eine mutige junge Frau in einer Welt voller Verrat und Aberglaube

Grafschaft Hanau-Münzenberg, 1524: Das Glück der Hirtin Gertrud Dey, die sich in den fahrenden Händler Franz Schott verliebt hat, scheint perfekt. Zusammen mit Franz treibt sie die Schafe durch die Wetterau zu abgelegenen Höfen, wo sie die Gebrechen der armen Landbevölkerung heilt. Dem ortsansässigen Henker, ebenfalls heilkundig, ist Gertrud ein Dorn im Auge. Er streut das Gerücht, sie sei mit dem Teufel im Bunde. Als mehrere Kinder sterben, angeblich, weil Gertrud ihre Milch verhext hat, muss die Schäferin um ihr Leben bangen. Und auch ihre Liebe zu Franz wird auf eine harte Probe gestellt …

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.03.2019

Die menschliche Niedertracht kennt keine Grenzen

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„ Die menschliche Niedertracht kennt keine Grenzen....“
Ein unglaublich faszinierender aber gleichzeitig erschreckender Roman aus einer der dunkelsten Epochen der deutschen Geschichte.
Auch wenn dies ...

„ Die menschliche Niedertracht kennt keine Grenzen....“
Ein unglaublich faszinierender aber gleichzeitig erschreckender Roman aus einer der dunkelsten Epochen der deutschen Geschichte.
Auch wenn dies nur eine Geschichte ist, so sind die Abläufe im Mittelalter doch ähnlich gewesen und man fragt sich, wozu Menschen in der Lage und an Grausamkeit nicht zu übertreffen sind.
Wie schnell Massen bewegt werden können, um jemanden den vollen Hass spüren zu lassen, ihn als jemanden zu bezichtigen und der Gefahr des Scheiterhaufens oder des Galgens auszusetzen, ohne eine Chance auf Erklärung oder faire Behandlung.
Durch peinliche Folter wird das Geständnis erpresst und die Kirche hat nicht minder dazu beigetragen, durch Exorzisten und Inquisition solche „Verhöre“ zu unterstützen oder durchführen zu lassen, in dem Glauben, dass das alles Gottes Wille ist.
So spürt man auch in diesem Roman diese Hoffnungslosigkeit, all der Armen, all der Angeklagten, obwohl gerade diese es sind, die einem so ans Herz wachsen. Gerade die Geschichte um Getrud Dey, die schon in jungen Jahren schlimme Verluste durchleben muss und sich als Schäferin und Heilerin ihr Auskommen, Essen und Dach über dem Kopf verdient, erlebt eine plötzliche Hetzjagd, weil sie sich für den jungen Franz eingesetzt und den Henker beim Gutsverwalter anzeigt, der seinen Hund auf ihn gehetzt hat. Daraufhin beginnt eine regelrechte Hetzjagd und bislang wohlgesonnene Menschen zeigen ihr die kalte Schulter.
Immer mehr seltsame Vorfälle lassen ihre Umgebung daran zweifeln, ob sie nicht doch eine Hexe sein könnte und der Henker findet in der Landesherrin eine Gleichgesinnte, die Getrud nicht leiden kann und nichts unversucht lässt, sie auf den Scheiterhaufen zu kriegen.
Man muss sich zwischendurch an einige zu der Zeit übliche Ausdrücke oder Redensarten gewöhnen, aber alles in allem hätte ich nicht gedacht, was dieses Buch zu bieten hat. Es entführt in eine Zeit, die erstaunt, den Kopf schütteln lässt, trotzdem irgendwie fasziniert, weil es so abwegig ist, man sich solche Grausamkeit gar nicht vorstellen kann oder mag und den Leser kaum durchatmen lässt, soviel Spannung steckt darin.
Wie schön ist es daher, wenn dann Menschen auftauchen, die mit allen Mitteln versuchen, Getrud zu unterstützen, sich einzusetzen, auch wenn die Chancen nur gering sind. Die Zusammensetzung der einzelnen und doch sehr speziellen Charaktere ist toll gemacht und kommt sehr authentisch rüber, selbst Kinder, die spüren wem sie trauen können und das Herz auf dem richtigen Fleck haben, wurden mit eingebunden und haben eine wichtige Rolle hier gespielt. Besonders der Gutsverwalter Pressler, die Advokaten Renatus Heller und Martin Fauerbach haben mir mit sehr gut gefallen, weil es für sie kein Standesdenken gibt, ebenso die Schäferfreunde und Gildebrüder, für die eine Frau als Schäferin doch eher ungewöhnlich war, sind so selbstlos und einfach nur unglaublich tolle Freunde.

Jedes Kapitel wird mit einer speziellen Heilpflanze und deren Wirkung eingeführt, die in diesem Kapitel in irgendeiner Weise, ob positiv oder negativ, vorkommt, das ist total klasse aber auch sehr interessant gemacht.
Man könnte noch so viele Details erwähnen, würde aber doch zu viel verraten, nur der Satz von Martin Fauerbach fasst es wunderbar zusammen: „Wer sich über tröstliche und wundersame Geschichten, die das Leben zuweilen schreibt, nicht mehr freuen kann, der kann sich über gar nichts mehr freuen und ist ein hoffnungsloser Zyniker - und davon hat die Welt fürwahr schon genug.“
Ich kann das Buch jedem empfehlen, unglaublich spannend, gefühlsgewaltig und ein großes Leseerlebnis!