Die Wunden, die am langsamsten heilen, sind die, die man von außen nicht sieht
Lisa lebt ihre großen Traum von der eigenen Familie und doch spürt sie, dass sie etwas vermisst. Was genau das ist, wird ihr erst so nach und nach klar, als sie die Begegnung mit Ben auf einer Party nicht ...
Lisa lebt ihre großen Traum von der eigenen Familie und doch spürt sie, dass sie etwas vermisst. Was genau das ist, wird ihr erst so nach und nach klar, als sie die Begegnung mit Ben auf einer Party nicht vergessen kann. Der sporadische Kontakt wird intensiver und Lisa fühlt sich immer mehr zu Ben hingezogen. Manchmal allerdings verhält sich der junge Mann etwas seltsam, rückt aber nicht mit der Sprache heraus. Nach und nach muss sich Lisa eingestehen, dass sie in ihrer Ehe mit Fabian nicht glücklich ist und dann kommt der Stein ins Rollen....
Es gibt Liebesromane, die nach dem immer gleichen Muster ablaufen und dann veröffentlicht Nicole Fisher "Alles, was wir fühlen" und stellt damit die Welt ihrer Leser;innen komplett auf den Kopf. Dieses Buch ist so unglaublich intensiv, so wahnsinnig echt und authentisch und lässt das, was zwischen den Seiten passiert, nicht spurlos an einem vorüber ziehen. Die Autorin packt nämlich ein heißes Eisen an und bricht Tabus, in dem sie von Schicksalen erzählt, die unter die Haut gehen. Gewalt in der Beziehung, Alkoholismus und der verzweifelte Versuch, doch noch ein kleine bisschen Glück zu erhaschen sind die Themen, denen sich die Schreibende widmet und mit deren Auswirkungen sich die Leser;innen auseinandersetzen.
Wie kann ein Buch gleichzeitig körperlich und seelisch so weh und doch gut tun ? Die Frage stellt sich im Verlauf der Handlung immer wieder und es ist eine wilde Fahrt auf der Achterbahn der Gefühle, die mal zur direkten Eintrittskarte zur Hölle wird und gleichzeitig die Tore ins Paradies öffnet. Die Charaktere sind facettenreich gezeichnet und besitzen nicht nur Ecken und Kanten, sondern deutliche Narben und sichtbare Spuren auf ihrer Seele und in ihrem Herzen, sodass auch die dunkle, dramatische und zerstörerische Seite von Beziehungen ins Licht der Öffentlichkeit gelangen.
Nicole Fisher gibt all denjenigen eine Stimme, die durch Gewalt in der Beziehung, sei es körperlich, emotional, verbal oder sexuell, geknechtet und klein gehalten werden oder die keinen anderen Ausweg mehr finden und versuchen, ihr Martyrium im Alkohol zu ertränken. Auch wenn das Buch mit schweren Themen bestückt ist, so herrscht keine negative Grundstimmung. Im Gegenteil: die kleinen Kolibris sind nicht nur bunt und schillernd, sondern sie sorgen auch für jede Menge Herzbeben, positive Gefühle und machen die Welt wieder bunt.
Es gbt Wunden, die nur langsam heilen, weil man sie eben von außen nicht sieht und genau für diese Wunden braucht es Herzensmenschen, die bedingungslos eine helfende Hand reichen. Nicole Fishers Roman ist so eine helfende Hand, die Mut macht, genauer hinzusehen und den ersten Schritt zu gehen, um ein neues, selbstbestimmte Leben zu führen und die herzerwärmende Liebe zu erleben.