Cover-Bild FRAUEN LITERATUR
(2)
  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
12,99
inkl. MwSt
  • Verlag: E-Books im Verlag Kiepenheuer & Witsch
  • Themenbereich: Gesellschaft und Sozialwissenschaften - Gesellschaftliche Gruppen
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Ersterscheinung: 09.09.2021
  • ISBN: 9783462302448
Nicole Seifert

FRAUEN LITERATUR

Abgewertet, vergessen, wiederentdeckt
»Banal, kitschig, trivial« – wenn wir Schriftstellerinnen weiter abwerten, verpassen wir das Beste!
Sollte das Geschlecht des Schreibenden eine Rolle spielen bei der Lektüreauswahl? Natürlich nicht, würden wohl die meisten sagen. Und doch werden literarische Werke von Frauen seltener verlegt, besprochen und mit Preisen versehen. Das muss ein Ende haben. Nicole Seifert liefert das Buch zur Debatte – klug, fundiert und inspirierend.
Banal, kitschig, trivial – drei Adjektive, mit denen das literarische Schaffen von Frauen seit Jahrhunderten abgewertet wird. Während Autoren tausende von Seiten mit Alltagsbeschreibungen füllen und dafür gefeiert werden, wird Schriftstellerinnen, die Ähnliches unternehmen, Befindlichkeitsprosa vorgeworfen. Nicole Seifert ist angetreten, die frauenfeindlichen Strukturen im Literaturbetrieb aufzuzeigen. Denn von vielen von Frauen verfassten Büchern hören wir erst gar nicht, weil Zeitungs-, Radio- und Fernsehredaktionen und noch davor Buchverlage eine entsprechende Vorauswahl treffen. Vom Deutschunterricht bis zum Germanistikstudium ist der Autorinnenanteil noch immer verschwindend gering, und so lernen wir von Anfang an: Was literarisch wertvoll ist, stammt von Männern. Nachdem Nicole Seifert drei Jahre lang ausschließlich Literatur von Frauen – Klassiker wie Zeitgenössisches, Bekanntes wie Unbekannteres – gelesen hat, ist klar: Die vielbeschworene »Qualität« ist nicht das Problem. Im Gegenteil: Wir verpassen das Beste, wenn wir in unseren Bücherregalen nicht endlich eine Frauenquote einführen.

Weitere Formate

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.10.2021

Öffnet die Augen und weitet den Blick

0

„Nein, wir sind nicht darüber hinaus, auf diese Dinge achten zu müssen. Es wird gerade erst interessant. Denn es sind andere Erfahrungen, andere Perspektiven, die hier erzählt werden, neue Geschichten, ...

„Nein, wir sind nicht darüber hinaus, auf diese Dinge achten zu müssen. Es wird gerade erst interessant. Denn es sind andere Erfahrungen, andere Perspektiven, die hier erzählt werden, neue Geschichten, die ich nach dem männerdominierten Lesen der letzten Jahrzehnte nicht nur als Abwechslung und Bereicherung empfinde, sondern geradezu als Offenbarung.“ (25%)

Gerade in letzter Zeit liest man in den Zeitungen häufiger, dass unter den Nominierungen für einen Literaturpreis dieses Mal außergewöhnlich viele Frauen dabei seien. Es scheint sich etwas zu bewegen in der Literaturwelt! Doch ist die journalistische Berichterstattung darüber vielleicht noch mutmachend, so muss man nur zu den Leserkommentaren weiterscrollen. Dort wird man sofort fündig; meist ist schon der erste Kommentar ein empörter Aufschrei, dass es doch bei einem Literaturpreis bitte nicht ums Geschlecht der Autorin gehen dürfe, sondern um die Qualität des Geschriebenen.

Nicole Seifert greift unter anderem diesen vermeintlichen Qualitätsanspruch in ihrem Buch FRAUEN LITERATUR auf. Natürlich sollte das Geschlecht der Autorin bei der Qualitätsbewertung keine Rolle spielen. Tut es aber. Und es wird gerade den AutorINNEN zum Nachteil in der Bewertung. Denn Literatur von Frauen wurde seit jeher systematisch unterdrückt und abgewertet. Die Bedingungen, unter denen Frauen schrieben und schreiben, waren und sind schwierig. Ihre Werke wurden und werden deutlich seltener kanonisiert. Die Rezeption ihrer Werke findet nicht nur seltener statt, sondern ist häufig auch trivialisierend oder sogar diskriminierend.

Misogynie ist noch lange nicht aus unserer Gesellschaft verschwunden. Sie wird nur nicht immer auf den ersten Blick erkannt. Und sie versteckt sich inzwischen sogar unter dem Deckmäntelchen, dass Frauen doch heute alle Türen offen stünden. Wenn sie also scheitern, dann ja wohl auf Grund mangelnder Qualität ihrer Arbeit.

Nein. Der Fehler liegt im System. Unsere Köpfe sind noch lange nicht frei von Geschlechterklischees.

Nicole Seifert führt unter anderem Studien als Beispiele an, die belegen, dass Literatur von Autorinnen deutlich besser in der Bewertung einer Jury abschneidet, wenn das Geschlecht der Autor
innen nicht bekannt ist.

Sie zeigt auf, wie vom Schreibprozess, über das Verlegen bis hin zur Rezeption die Werke von Autorinnen benachteiligt werden. Sie geht darüber hinaus auf die Literaturgeschichte, die geschichtlichen Veränderungen und die männlich dominierte Kanonisierung ein. So sind viele literarische Werke aus der Feder von Frauen in Vergessenheit geraten und werden selten neu aufgelegt.

Fundiert und umfassend deckt Seifert in ihrem Buch auf, wie es um FRAUEN LITERATUR stand und steht. Nach der Lektüre ist man nicht aufgeklärter, sondern hat auch eine lange Leseliste „abzuarbeiten“, denn das Buch platzt fast vor lauter toller Empfehlungen.

Dieses Buch öffnet die Augen und weitet den Blick. Ich kann es nur weiterempfehlen!

„Und man bekommt einen Blick für unsere völlig schiefen Vorstellungen von Geschlechternormen, an die wir aber derart gewöhnt sind, dass wir sie für richtig und wichtig, für normal und unveränderbar halten.“ (9%)


*Zum Beispiel hier: https://www.zeit.de/kultur/literatur/2021-04/preis-der-leipziger-buchmesse-nominierungen-belletristik-frauen

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 26.03.2022

Nicht gut aufbereitet

0

Ich habe das Buch angefordert, weil das Thema von immer mehr Buchblogger:innen aufgegriffen wird und ich wissen wollte, was dahinter steht. Ich hätte den Text gern gemocht, nur, weil er darauf aufmerksam ...

Ich habe das Buch angefordert, weil das Thema von immer mehr Buchblogger:innen aufgegriffen wird und ich wissen wollte, was dahinter steht. Ich hätte den Text gern gemocht, nur, weil er darauf aufmerksam macht. Aber leider hat das Buch für mich zuwenige Aspekte abgedeckt und zuviel wiederholt.

Worum geht es?

Es geht um Literatur von Frauen, die man idealerweise nichtmehr Frauen-Literatur nennt, sondern als Teil der (eher von Männern dominierten) Literatur anerkennt. Die Autorin zeigt auf, wie Frauen seit Jahrhunderten nicht wahrgenommen werden und wie der heutige Literaturbetrieb aussieht.

Was fand ich gut?

Mir hat gefallen, dass mich der Text sensibilisiert hat. Genauer hinzugucken, wie Bücher von Frauen geschrieben und wie sie rezensiert werden. Dass z.B. Literaturpreise so niedrig dotiert sind, dass sich Eltern bzw. Frauen davon keine Kinderbetreuung leisten können. Ich fand total interessant, dass Frauen nicht deswegen weniger veröffentlichen, weil sie schlecht schreiben, sondern weil ihnen der Zugang zu Bildung verwehrt wurde, weil sie sich wegen der Arbeit und der Kinder nicht verwirklichen können und dass sie, wenn sie veröffentlichen, auf ihre Optik reduziert werden.

Mich hat das Buch angeregt zu hinterfragen, was der Konsum "männlicher" Lektüre mit mir gemacht hat - ich habe Vorurteile von "typisch weiblichen" und "typisch männlichen" Büchern entwickelt und bin gewöhnt, eher Männer und ihre Perspektive zu lesen.

Es gibt Klischees, derer sich Männer gern bedienen, wenn es um Frauen geht, und die ähnliche Gefühle anders bewerten. Von Frauenfiguren erwartet man, dass sie schwach und leidensfähig sind. Wenn Männer in Büchern leiden, wird das anders dargestellt und ist eher positiv besetzt.

Was fand ich nicht gut?

Der Gegenstand ist eingeschränkt: Die Erzählerin geht, so mein Eindruck, von Literatur aus, die im Kanon stehen sollte bzw. die in großen Verlagen erscheint und im Feuillton besprochen wird. Außerdem sollte diese nach Möglichkeit die Realität von Frauen widerspiegeln. Die Erzählerin sagt das nicht, aber die Beispiele im Buch vermitteln mir das.

Ich fand das so eingeschränkt. Denn Bücher erscheinen heute bei Indie-Verlagen oder im Selfpublishing und dort sind Frauen als Autor:innen erfolgreich. Sie werden rezensiert und wertgeschätzt, sie haben eine große Fangemeinde. Ich habe mich gefragt, warum Literatur nur etwas wert ist, wenn sie in etablierten Medien besprochen wird.

Dass auch Männer benachteiligt werden, wenn sie z.B. Liebesromane schreiben, weil ihnen keiner zutraut, dass sie über Gefühle schreiben können, ist nur ein Nebenschauplatz.

Was "typisch weibliches" Schreiben ist, kann auch die Autorin nicht erklären. Es gibt Themen, bei denen sie mehr Wissen haben oder die sie anders wahrnehmen. Dennoch würde ich niemals ein Buch von einem Autor, einer Autorin oder einer nicht-binären Person erkennen. Weil Schreiben nicht nur etwas mit Erleben, sondern auch Handwerk zu tun hat. Und einem Zugang zu sich selbst.

Was mich gestört hat, ist, dass die Autorin Beispiele nennt, in denen z.B. Bücher von Frauen negativ besprochen werden - aber kein Pendant eines männlichen Autors aufzeigt. Der Erzählstimme an diesen Stellen zu vertrauen, das fiel mir schwer, weil ich das so einseitig fand.

Mir fehlten im Buch sehr viele Beispiele. Besonders an Zitaten mangelt es ein bisschen. Es gibt einige Fußnoten, aber mir fehlte ein klares Bild.

Ich hatte das Gefühl, dass sich das Buch nach 20 % ständig wiederholt hat, bis uns die Erzählerin am Ende einen Einblick in den Literaturbetrieb gibt.

Außerdem fand ich die Sprache im Buch eher akademisch, unnötig komplex und nicht einfach zu lesen.

Fazit

Der Text kann ein Einstieg ins Thema sein, lässt aber zu viele Leerstellen. Anfang und Ende geben neue Impulse, der Mittelteil war nicht gut greifbar.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere