Cover-Bild Winterbienen
(13)
  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: C.H.Beck
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: Regional
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 319
  • Ersterscheinung: 26.11.2019
  • ISBN: 9783406739637
Norbert Scheuer

Winterbienen

Roman
Erasmus Scheuer (Illustrator)

Januar 1944: Während über der Eifel britische und amerikanische Bomber kreisen, gerät der wegen seiner Epilepsie nicht wehrtaugliche Egidius Arimond in höchste Gefahr. Er bringt nicht nur als Fluchthelfer jüdische Flüchtlinge in präparierten Bienenstöcken über die Grenze, er verstrickt sich auch in Frauengeschichten.
Mit großer Intensität erzählt Norbert Scheuer in "Winterbienen" einfühlsam, präzise und spannend von einer Welt, die geprägt ist von Zerstörung und dem Wunsch nach einer friedlichen Zukunft.

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.10.2019

Hier steht viel zwischen den Zeilen

0

Egidius Arimond hat viele Talente. So fällt es dem an Epilepsie entlassenen Lehrer für Latein auch nicht schwer, seine Tage mit Leben zu füllen. Anfang 1944 ist der Alltag im beschaulichen Städtchen ...

Egidius Arimond hat viele Talente. So fällt es dem an Epilepsie entlassenen Lehrer für Latein auch nicht schwer, seine Tage mit Leben zu füllen. Anfang 1944 ist der Alltag im beschaulichen Städtchen Kall in der Eifel noch wenig vom Krieg berührt.
Egidius kümmert sich mit Hingabe und viel Herzblut um seine zahlreichen Bienenstöcke, die bis kurz vor der belgischen Grenze aufgestellt sind. Nebenbei betreibt er in der Bibliothek Ahnenforschung und übersetzt Fragmente eines Vorfahren aus dem 15. Jahrhundert.
Gut versteckt in unscheinbaren Büchern erhält er dort immer wieder Mitteilungen über jüdische Flüchtlinge, die er in seinen Bienenkörben über die Grenze bringt.

In Tagebuchform berichtet Egidius in kurzen Abschnitten über einen Zeitraum von ca. 18 Monaten, wie sich nicht nur sein bis dahin ruhig dahinplätschernde Alltag mit zunehmenden Kriegshandlungen verändert. Sein eigenes Leben wird zunehmend gefährdeter durch das Voranschreiten der Krankheit und die Bienen werden zunehmend aggressiver. Und immer wieder finden sich Parallelen zwischen dem Leben in einem Bienenvolk und den vorherrschenden Lebensbedingungen im Nazi-Deutschland oder auch den epileptischen Anfällen und den Kriegsbildern. Zitat: „Zuerst die Blitze vor meinen geschlossenen Augen, dann das Dröhnen in meinen Ohren…“
Der Autor schreibt schnörkellos, realistisch und nachhaltig beeindruckend . Es ist ein Buch der leisen Töne, bei dem sehr viel zwischen den Zeilen steht und für das man sich Zeit nehmen sollte, um es genießen zu können.

Veröffentlicht am 22.10.2019

Die Bienen als bessere Gesellschaft

0

Klappentext:

Januar 1944: Während über der Eifel britische und amerikanische Bomber kreisen, gerät der wegen seiner Epilepsie nicht wehrtaugliche Egidius Arimond in höchste Gefahr. Er bringt nicht nur ...

Klappentext:

Januar 1944: Während über der Eifel britische und amerikanische Bomber kreisen, gerät der wegen seiner Epilepsie nicht wehrtaugliche Egidius Arimond in höchste Gefahr. Er bringt nicht nur als Fluchthelfer jüdische Flüchtlinge in präparierten Bienenstöcken über die Grenze, er verstrickt sich auch in Frauengeschichten

Meinung:

Diese Tagebuchform verführt zu mehr lesen, denn die kurzen Kapitel vermitteln eins geht noch, dann machst du was anderes.Gleichzeitig kann man leichter über das Gelesene nachdenken denn es sind nicht zuviel Informationen auf einmal

Die Mischung aus dem Tagesgeschehen vom 1944 und den Textfragmenten aus dem Kloster machen es interessant,obwohl es ein ruhiges Buch ist, trotz des Krieges und die Angst wegen der Epilepsie ermordet zu werden. Gleichzeitig erfährt man vom Ich-Erzähler viele Einzelheiten über die Bienenzucht und das Verhalten der Tiere. Tatsachen die anscheinend so alt wie die Menschheit sind.

Eine Randnotiz ist für mich persönlich dass mir die Bienen sympathisch geworden sind obwohl ich eine sehr starke Allergie gegen Insektenstiche habe und daher viel Angst vor stechenden Insekten.

Solche Bücher gibt es viel zu selten. Es nimmt den Leser mit in eine andere Umgebung mit anderen Menschen die aber trotzdem nicht fremd sind.

Es beschreibt eine grauenhafte Zeit ohne erhobenen Zeigefinger oder brutale Einzelheiten. Die Beschreibung des Alltäglichen reicht aus.

Das Buch ist zu Recht auf der Shortlist und wäre ein würdiger Preisträger gewesen.

Veröffentlicht am 25.08.2019

Der Bienenzüchter der Eifel

0

Der Roman ist sprachlich außerordentlich fein gestaltet. Es gibt genaue landschaftliche und situative Beschreibungen. Jeder Satz ist ausgearbeitet und doch ist das ganz im Fluss! Ein Fest für die Leser, ...

Der Roman ist sprachlich außerordentlich fein gestaltet. Es gibt genaue landschaftliche und situative Beschreibungen. Jeder Satz ist ausgearbeitet und doch ist das ganz im Fluss! Ein Fest für die Leser, die Literatur lieben.

Erzähler ist Egidius Arimond, ein ehemaliger Lehrer, der jetzt Bienenzüchter in der Eifel ist und gelegentlich verfolgte Juden über die Grenze bringt. Aufgrund seiner Epilepsie befindet er sich in einer isolierten Grenzsituation. Er wurde deswegen auch nicht in den Krieg eingezogen und ist somit einer der wenigen Männer mittleren Alters, die in der Umgebung noch da ist. Er ruht sehr in sich selbst, doch die Angst, dass die Krankheit schlimmer wird oder er keine Medikamente mehr bekommt ist ebenfalls da. Je mehr sich die Kriegszeit dem Ende nähert, desto chaotischer wird es.

Zwischendurch gibt es Abschnitte aus Fragmenten eines seines Vorfahren, eines Mönches aus dem 15.Jahrhundert, dessen Texte Egidius aus dem Latein übersetzt. Das sind interessante Passagen..

Norbert Scheuer hat eine metaphernreiche, bildmächtige Sprache, die sich aber gleichzeitig erstaunlich zurücknimmt und von Lakonie bestimmt ist. Sehr überzeugend!

Veröffentlicht am 09.07.2020

So schön - und doch so traurig

0

Was für ein schönes Buch, das von einer entsetzlichen Zeit erzählt. Es ist das letzte Kriegsjahr des II. Weltkriegs und in der Eifel ist es bisher vergleichsweise ruhig geblieben. Egidius, der aufgrund ...

Was für ein schönes Buch, das von einer entsetzlichen Zeit erzählt. Es ist das letzte Kriegsjahr des II. Weltkriegs und in der Eifel ist es bisher vergleichsweise ruhig geblieben. Egidius, der aufgrund seiner Epilepsie nicht eingezogen wurde und dank des Einflusses seines Bruders der Euthanasie entging, kümmert sich nach seiner Entlassung als Lehrer um seine Bienenvölker und um manche zurückgelassene Frau. Hin und wieder bringt er Juden über die Grenze, um sich so Geld für seine Medikamente zu verdienen, doch mit dem Vorrücken der Alliierten wird es immer gefährlicher.
Es ist eigentlich ein gemächliches Buch, wenn sich der kriegerische Hintergrund nicht immer wieder in den meist friedlichen und beschaulichen Tagebucheinträgen des Egidius in den Vordergrund drängen würde. Hauptthema seiner Einträge ist die Beobachtung und Pflege sowie Entwicklung seiner Bienen, denen er sich eng verbunden fühlt. Seine restliche freie Zeit widmet er der Übersetzung alter Dokumente seines Vorfahren Ambrosius aus dem Latein und den Frauen, denen er zugetan ist. Es wirkt, als wäre er ein glücklicher Mensch, wenn nicht stets aufs Neue das Grauen des Krieges in Erscheinung treten würde.
An Handlung gibt es nicht viel zu berichten, denn die Tage verlaufen recht gleichförmig. Doch wie der Autor dieses Wenige erzählt, ist so voller Zuneigung und Aufmerksamkeit, dass man beim Lesen unweigerlich eine grosse Sympathie zu Bienen und Ambrosius entwickelt und die Entsetzlichkeit des Krieges im Gegensatz dazu noch stärker wirkt.
Ein schönes und trauriges Buch über das Leben, die Liebe und die Sinnlosigkeit des Krieges.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 25.10.2019

Von Bienen- und Menschenvölkern

0

Winterbienen – Norbert Scheuer

Shortlist Deutscher Buchpreis 2019

"Der Lärm der Angriffe scheint den Bienen nichts auszumachen; sie leben in einer anderen, wie es scheint, friedlichen Welt, sie interessiert ...

Winterbienen – Norbert Scheuer

Shortlist Deutscher Buchpreis 2019

"Der Lärm der Angriffe scheint den Bienen nichts auszumachen; sie leben in einer anderen, wie es scheint, friedlichen Welt, sie interessiert der Krieg nicht." Seite 192

Januar 1944, über der Eifel sind britische und amerikanische Bomber unterwegs. Zwar muss Egidius wegen seiner Epilepsie nicht an die Front, trotzdem ist er in diesen Zeiten gerade deshalb in Lebensgefahr. Zusätzlich bringt er sich auch noch durch seine Tätigkeit als Fluchthelfer jüdischer Flüchtlinge über die Grenze nach Belgien in große Gefahr.
Ist der Krieg in dem kleinen Ort anfangs eher als Hintergrundrauschen wahrnehmbar, lässt er sich bald nicht mehr verdrängen. Die Lage für Egidius spitzt sich zu, auch weil der zu allem Überfluss ein Verhältnis mit der Ehegattin des Kreisleiters eingeht.

Geschrieben ist dieses Buch in Tagebuchform, mit angenehm kurzen Abschnitten und umfasst etwas mehr als ein Jahr, von Januar 1944 bis Frühjahr 1945.

Dieser Roman fällt durch seinen extrem angenehmen und ruhigen Schreibstil auf. Wie schön, wenn ein Autor in einer klaren, schnörkellosen Sprache seine Geschichte erzählen kann, ohne zu glauben, irgendetwas Neues, provozierend Innovatives mit Sprache anstellen zu müssen. Scheuer schreibt auf den ersten Blick eher nüchtern und transportiert doch so viele Emotionen zwischen den Zeilen.

Egidius führt ein recht einsames Leben und beschäftigt sich viel mit seiner Bienenzucht. Diese haben eine beruhigende Wirkung auf ihn, sind seine Rückzugszone. Generell wünscht er sich häufig einfach weg.
"In der Nacht träume ich, meine Bienen hätten mich gewärmt, hätten mich ganz umhüllt, und ich wäre ein Teil von ihnen geworden." Seite 198

Gerade die Bienen dienen als Grundlage für viele Metaphern und Kontraste die menschliche Gesellschaft betreffend. Das Summen der Bienen wird dem Brummen der Kriegsflugzeuge gegenübergestellt. Frieden gegen Krieg.
"Aber Bienen sind nicht aggressiv, sie würden niemals andere Völker erobern und sie unterjochen; sie sind friedfertig, wenn sie sich nicht angegriffen fühlen." Seite 19

Dass immer ein melancholischer Grundton mit dabei ist, ist kein Wunder angesichts der Umstände, in denen Egidius sich befindet, bzw. in die er sich selbst bringt. Das Kriegsgeschehen nimmt spürbar zu, es wird immer schwieriger, Medikamente zu bekommen. Die Stimmung wird bedrohlich, dieses Werk liest sich spannend wie ein Krimi.

Wie man im Anhang erfährt, beruht die Geschichte von Egidius auf wahren Begebenheiten. Ein entfernter Verwandter des Autors.
Ein wirklich verdienter Platz auf der Shortlist, ich hätte diesem Buch den Preis gegönnt!