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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.10.2018

Mexikoring

Mexikoring
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Der Kriminalroman „Mexikoring“ von Simone Buchholz ist ein weiterer Fall für die Staatsanwältin Chastity Riley.
Bereits bei den Kapitelüberschriften merkt man, dass es sich nicht um einen typischen Krimi ...

Der Kriminalroman „Mexikoring“ von Simone Buchholz ist ein weiterer Fall für die Staatsanwältin Chastity Riley.
Bereits bei den Kapitelüberschriften merkt man, dass es sich nicht um einen typischen Krimi handelt. Sie sind einfallsreich, witzig und passen wunderbar zur verrückten Ermittlerin. Zu Beginn ist das Buch noch etwas irritierend, da man erst herausfinden muss, aus welcher Perspektive erzählt wird. Der Sprachstil ist sehr umgangssprachlich und rotzig, was mir persönlich sehr gut gefällt. Chastity ist cool, lässig und dabei völlig authentisch. Der Leser begleitet die Ermittlung auf jedem Schritt, egal ob am Tatort oder beim Brainstorming und Teamzusammenstellung im Büro. Dies schafft eine hohe Identifikation mit der Handlung. Leider geht Simone Buchholz davon aus, dass man die Charaktere bereits aus ihren anderen Büchern kennt, über die Figuren erfährt man nur sehr wenig.
Das Buch gibt einen faszinierenden Einblick in das Leben von Clans, ihre Regeln, Strukturen und Machtverhältnisse und die herrschende Skrupellosigkeit und Gewaltbereitschaft. Man taucht ab in fremde Kulturen und Bräuche und vergisst ganz, dass man sich dennoch in Deutschland befindet. Diese detaillierten Schilderungen machen das Buch so faszinierend und fesselnd. Obwohl man nicht persönliches über sie erfährt, wächst einem die kaltschnäuzige Chastity mit jeder Seite mehr ans Herz.
Das Buch besticht durch ein spannendes Ende, das auf eine Fortsetzung der Ermittlungsreihe hoffen lässt. Einziges Manko: das Buch ist leider bereits nach 250 Seiten zu Ende.

Veröffentlicht am 08.10.2018

Berührende Freundschaft

Ich komme mit
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Der Roman „Ich komme mit“ von Angelika Waldis handelt von der älteren einsamen Dame Vita, die alleine wohnt und deren Sohn weit weg in Australien lebt und Lazy, ein Student der im gleichen Haus wohnt und ...

Der Roman „Ich komme mit“ von Angelika Waldis handelt von der älteren einsamen Dame Vita, die alleine wohnt und deren Sohn weit weg in Australien lebt und Lazy, ein Student der im gleichen Haus wohnt und schwer krank ist. Die beiden wohnen im gleichen Haus und werden schließlich Freunde und sogar Mitbewohner.
Zu allererst fällt einem das schöne Cover und die hochwertige Qualität des Buches ins Auge. Hier handelt es sich noch um ein echtes, klassisches Buch mit stabilem Einband, sehr schön gebunden.
Die Geschichte beginnt mit der ersten Begegnung zwischen Lazar und Vita in der Waschküche des Hauses. Lazar ist noch ein kleiner Schuljunge und Vita erinnert sich an die Zeit, als ihr Sohn so klein war. Im nächsten Kapitel ist Lazar bereits Student, wohnt immer noch im Haus in einer WG und ist schwer verliebt in seine Kommilitonin Elsa. Auf den folgenden Seiten erhält man einen Überblick über das vorherige Leben von Lazy und Vita. Man kann eine gute Beziehung zu beiden aufbauen, auch aufgrund des Perspektivwechsels in den Kapiteln, ohne dass die Vorgeschichte zu langatmig wird. Dann verbindet sich das Leben der beiden Hausbewohner und es entwickelt sich Schritt für Schritt eine unglaubliche Freundschaft.
Vita ist allein, ihr Sohn ist nach Australien gezogen und meldet sich nur per Karte an ihrem Geburtstag. Lazy hat keine Familie mehr, sein Vater ist gestorben und hat ihm die Wohnung vererbt. Trotzdem wirken die beiden nicht unglücklich in ihrem Leben. Die Erzählungen aus den unterschiedlichen Perspektiven bringen dem Leser sowohl Vita, als auch Lazy in gleichem Maße näher. Der Sprachstil ist der jeweilig erzählenden Person angepasst. Ein sehr durchdachtes Konzept. Die Autorin schafft es die Distanz zwischen Vita und Lazy Stück für Stück abzubauen, sodass man es nur ganz leicht zur Kenntnis nimmt. Man spürt während des gesamten Lesens, dass Angelika Waldis Bücher und vor allem das Schreiben liebt. Ihre detaillierten und liebevoll geschilderten Beschreibungen haben mich überzeugt. Das Buch ist ein solides Buch mit einer sehr guten Geschichte, es kommt ganz ohne das übertriebene Drama, detaillierte Sexszenen oder derbe Redewendungen aus. Die Geschichte spricht für sich und muss keine künstliche Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Das hat mich persönlich sehr angesprochen.
Die Freundschaft zwischen Vita und Lazy ist eine tolle, ehrliche Freundschaft, die einem zeigt, wie wichtig das Leben ist. Das Buch ist von Anfang an gut, aber dann berührt einen die Geschichte auf einmal ganz tief und unerwartet. In dieser Intensität habe ich das bei anderen Geschichten noch nicht erlebt. Die beiden wehren sich gegen die Grausamkeit des Lebens und geben nicht auf, sondern planen eine gemeinsam Reise. Ich habe ein Faible für ungewöhnliche, ausgefallene Freundschaften, aber so ein tolles Duo habe ich bisher noch nicht kennen gelernt.
Das Interview mit Angelika Waldis am Ende finde ich sehr gut, alle Beweggründe, die sie für dieses Buch hatte, hat sie zu einhundert Prozent umgesetzt.
Die beste ungewöhnliche Freundschaft, die ich je erlebt habe mit Sätzen, die direkt ins Herz gehen. Großartige Leistung.

Veröffentlicht am 08.10.2018

Coelho steht für Lesegenuss

Hippie
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Mit „Hippie“ ist Paulo Coelho mal wieder ein hervorragender Roman gelungen.
Das Cover sticht ins Auge und gefällt deshalb schon, weil es für Diogenes-Verhältnisse extrem bunt gestaltet ist, eine Farbexplosion ...

Mit „Hippie“ ist Paulo Coelho mal wieder ein hervorragender Roman gelungen.
Das Cover sticht ins Auge und gefällt deshalb schon, weil es für Diogenes-Verhältnisse extrem bunt gestaltet ist, eine Farbexplosion sondergleichen. Den Umschlag ziert ein tolles Foto von Coelho zu seiner Hippiezeit. Man ist gespannt wie viele eigene Erlebnisse in diesem Buch stecken und man wird wahrlich nicht enttäuscht.
Der Leser taucht sofort ein in die fremde, faszinierende Hippiezeit. Coelho schafft es wie immer den Leser bereits nach ein paar Seiten mitzureißen und auf einen spannenden Roadtrip mitzunehmen. Trotz all der Leichtigkeit und Gelassenheit beschreibt er auch, wie wagemutig und gefährlich diese Reise ist. Erinnerungen aus alten Zeiten und Erlebnissen wechseln sich mit Geschehnissen der aktuellen Reise im Magic Bus ab. Paulo und Karla lernt man erst einzeln kennen, um sie dann auf diese turbulente, erfahrungsreiche Reise zu begleiten. Coelhos Erzählstil ist fesselnd und einzigartig. Kein Buch nimmt einen so gefangen, wie seine Werke.
Egal wie bodenständig und spießig man ist, bei diesen Schilderungen bekommt man Lust in den Magic Bus zu steigen. Physisch muss man dies aber nicht machen, da Coelho ein grandioser Geschichtenerzähler ist. Obwohl man nicht dabei war, hat man nach der Lektüre das Gefühl man selbst hat auch etwas an Lebenserfahrung gewonnen.
Paulo Coelhos Bücher schließt man immer mit dem Gefühl, etwas gelernt zu haben und selbst eine kleine Reise unternommen zu haben.

Veröffentlicht am 17.09.2018

Sehr unterhaltsam

Ich hab’s auch nicht immer leicht mit mir
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Das Buch „Ich habs auch nicht immer leicht mit mir“ von Anne Vogd wirbt selbst damit, dass jede Frau ab vierzig es gelesen haben soll. Ich bin zwar weit von der 40 entfernt, aber dennoch sehr begeistert. ...

Das Buch „Ich habs auch nicht immer leicht mit mir“ von Anne Vogd wirbt selbst damit, dass jede Frau ab vierzig es gelesen haben soll. Ich bin zwar weit von der 40 entfernt, aber dennoch sehr begeistert.
Schon der erste Gag sitzt, Anne Vogd ist sehr sympathisch und lebensfroh und nimmt sich selbst nicht immer ernst. Das Buch entspricht genau meinem Humor, spritzig und sarkastisch auf jeder Seite. Anne Vogd hat eine wunderbar entspannte Einstellung zum Leben, die für mich persönlich als sehr erstrebenswert erscheint. Sie nimmt sich selbst aufs Korn, ohne dass es erzwungen wirkt, sehr authentischer Humor. In vielen Sätzen und Situationen findet man sich selbst wieder, gerade deshalb ist das Buch so unterhaltsam. Das Kapitel über die immer extremer werdenden Essgewohnheiten wirkt so herrlich überzeugen, ist aber leider der traurige Alltag, den sie uns hier beschreibt. Alle aktuellen Themen werden aufgegriffen und unterhaltsam durch den Kakao gezogen.
Einziges Manko sind die 08/15 Witze, die zwischendurch in ihrem Buch auftauchen. Sie hätte ruhig mutiger sein können, denn ihre eigenen Witze und Pointen sind mindestens so unterhaltsam wie die gesammelten Werke aus Facebook, Twitterperlen etc.

Veröffentlicht am 17.09.2018

Tristesse

TEXT
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Der Roman „Text“ des Autors Dmitry Glukhovsky handelt von Ilja, der nach 7 Jahren aus einem Straflager in Russland freikommt, in der für ihn neuen Welt zurechtkommen muss und auf Rache sinnt. Er ersticht ...

Der Roman „Text“ des Autors Dmitry Glukhovsky handelt von Ilja, der nach 7 Jahren aus einem Straflager in Russland freikommt, in der für ihn neuen Welt zurechtkommen muss und auf Rache sinnt. Er ersticht den Menschen, der ihn Hinter Gittern gebracht hat und nimmt dann seine Identität an.
Das Buch beginnt sehr trostlos, bei Iljas Entlassung erwartet ihn nichts mehr und nichts ist mehr, wie es vorher war. Seine Freundin hat sich schon frühzeitig von ihm getrennt und seine Mutter, die einzige Bezugsperson in seinem Leben, stirbt ein paar Tage vor seiner Entlassung. Die Hoffnungslosigkeit, Tristesse und Trostlosigkeit zieht sich durch das ganze Buch. Ich habe bisher noch kein Buch des Autors gelesen, bin aber von seinem prägnanten Sprachstil sehr überzeugt. Man spürt bereits zu Beginn, welche Auswirkungen die Zeit im Straflager auf Iljas weiteres Leben hat. Der Autor nimmt den Leser immer wieder gefangen, gerade als Ilja die Identität von Chasin annimmt und in seinem Namen weiter mit Nina und Chasins Eltern schreibt, vergisst man zwischendurch, dass es sich um Ilja handelt und nicht um den Toten. Auch Ilja selbst wird immer mehr zu Chasin, die beiden Welten verschmelzen und er verliert immer mehr den Bezug zu seinem eigenen Leben. Diese Flucht in eine andere Identität beschreibt der Autor sehr gut und authentisch. Zu Ilja selbst hat man beim Lesen ein gespaltenes Verhältnis, sympathisch ist er nun wirklich nicht, aber dennoch faszinierend, vielleicht gerade wegen der Trostlosigkeit. Das interessante und abwechslungsreiche Leben des Autors wirkt sich auf jeden Fall auf den Roman aus, dieser Autor lebt für seine Bücher. Die Handlung ist sehr durchdacht, er wagt sich in ein Genre fernab der unterhaltsamen leichten Lektüre und überzeugt auf jeder Seite. Die Trostlosigkeit spiegelt sich in allem wieder, in der Beschreibung Russlands, in der Handlung und in den Charakteren. Zu Beginn etwas befremdlich, aber gerade deshalb ein sehr gelungener Roman.