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Veröffentlicht am 05.01.2021

Ein solider Auftakt mit großartigen Charakteren

Fall of Legend
8

„Fall of Legend“ ist der Auftakt von Meghan Marchs neuer Trilogie im Lyx-Verlag. Nachdem ich alle drei vorangegangenen Trilogien verschlungen habe, war mir klar, dass ich diese auch lesen muss. Es gibt ...

„Fall of Legend“ ist der Auftakt von Meghan Marchs neuer Trilogie im Lyx-Verlag. Nachdem ich alle drei vorangegangenen Trilogien verschlungen habe, war mir klar, dass ich diese auch lesen muss. Es gibt eine Stelle im Buch, an denen sich zwei ihrer Buchwelten berühren. Das sind noch nicht mal Charaktere, die erneut auftauchen, sondern nur ein kleiner Hinweis, dass die Geschichten im selben Universum spielen. Das finde ich viel schöner, als wenn man plötzlich Charaktere aus anderen Reihen einbindet.

Protagonisten hier sind Gabriel Legend, abgebrannter New Yorker Clubbesitzer, und Scarlett Priest, Geschäftsfrau, Influencerin und Erbin eines Imperiums. Nur sie kann seinen Club noch vor der Schließung bewahren und so gehen die beiden einen rein geschäftlichen Deal ein. Mehr will Legend um jeden Preis vermeiden, da beide aus so unterschiedlichen Welten kommen. Dann kommt es zum alles verändernden Kuss.

Das Cover passt mal wieder absolut hervorragend zu dem Buch. Es geht um die düsteren Abgründe von Manhattan im Kontrast zu der High Society. Genau dieses Dunkle ist auf dem Cover dominant durch die tintenblaue, teilweise fast schwarze Farbe. Doch am Rand gibt es auch goldene Pinselstriche. Gold könnte hier sinnbildlich für den Luxus stehen, den man mit der High Society automatisch verbindet. Gerade im Kontrast zum dunklen Blau ist das Gold sehr hell: es macht auf sich aufmerksam, zieht den Fokus auf sich, obwohl es doch nur ein kleiner Teil des Covers ist.

Scarlett hat eine faszinierende Geschichte. Trotz des sprichwörtlichen Goldenen Löffels arbeitet sie hart und hat ihr eigenes Unternehmen aufgebaut. Zusätzlich steht sie permanent unter dem Druck der Öffentlichkeit. Jeder Schritt von ihr wird fotografiert und kommentiert. Das alles meistert sie sehr gut und das finde ich bewundernswert. Zwischendurch kommt aber auch gut zum Ausdruck, dass in „ihrer Welt“ nicht alles perfekt ist: sie kritisiert teilweise die Oberflächlichkeiten der Gesellschaft und ich denke, das Influencer-Thema ist sehr gut geeignet, um die Leser/innen zum Nachdenken anzuregen. Hier hätte ich mir noch öfter eine Botschaft zwischen den Zeilen gewünscht.

Legend hat einige Geheimnisse in seiner Vergangenheit. Sein Verhalten in der Gegenwart zeigt aber eine große Loyalität und Kampfgeist. Zum Teil handelt er auch instinktiv und versucht aus einer schlechten Ausgangslage das Beste zu machen: eine tolle Fähigkeit. Er wirkt stets so selbstbewusst und abgehärtet nach außen, lässt sich aber von Scarlett aus der Bahn werfen – das gefällt mir. Sie sind beide von Natur aus keine Verführer/innen und das ist sympathisch. Steht der Titel „Fall of Legend“ nun für den Club oder für den Mann dahinter? Eine clevere Titelwahl!
Legend macht sich selbst sehr viele und strenge Vorgaben und es ist schnell klar, dass sie zum Teil unvereinbar oder einzeln betrachtet auch schon unmöglich zu halten sind. Der Konflikt ist greifbar und als Leser/in wünscht man ihm, dass er sich mehr entspannen und das Leben mehr genießen kann. Man versteht aber auch sofort, warum das nicht möglich ist und seine starren Regeln notwendig. Legend ist ein sehr nachvollziehbarer Charakter, auch ohne, dass man jedes Detail über seine Vergangenheit weiß.

Es gibt in diesem Buch viele tolle Nebencharaktere. Sie sind alle sehr unterschiedlich, aber absolut Gold wert und wahre Freunde, auf die Scarlett sich verlassen kann. Mir gefällt der lockere Umgang und dass alle an einem Strang ziehen. Genauso versteht Meghan March es aber auch, Antagonisten zu erschaffen, die einfach nur gemein und widerlich sind. Es gibt aber auch intensive und bewegende Gespräche. Ein Dialog braucht nur wenige Worte, um die Emotionen einer Szene komplett zu verändern.

Meghan March schreibt wieder sehr mitreißend. Viele Szenen habe ich vor meinen Augen gesehen, als hätte mein Gehirn schon selbstständig einen Film daraus gemacht. In ihren vorangegangenen Trilogien habe ich bereits bewundert, wie sie ihren Stil variiert. Einmal gibt es mehr Erotik, einmal mehr Spannung, ein anderes Mal mehr Romantik. „Fall of Legend“ hat viele dieser Komponenten und zusätzlich zeigt die Autorin, dass sie sogar etwas Humor einfließen lassen kann. Sie ist so vielseitig, das ist beeindruckend.

Was mir jedoch ein wenig gefehlt hat, war die Spannung. Es ist von vorne rein klar, dass Legend eine dunkle Vergangenheit hat, viele Geheimnisse mit sich trägt und von einer steten Gefahr umgeben ist. Dies ist jedoch reines Wissen, was die Leser/innen haben, spüren kann man davon nicht viel. Ich sage damit nicht, dass jeder Liebes- oder Erotikroman spannende Szenen braucht, wenn allerdings mit diesen Grundannahmen gearbeitet wird, dann muss es für mich die Spannung auch spürbar in der Geschichte geben. Sonst bleibt es nur eine Randinformation.

Zusammenfassend komme ich zu 4 von 5 Sternen. Meghan March hat mit diesem Buch wieder einen soliden Auftakt einer Trilogie hingelegt. Ich bin von ihrem Schreibstil wieder verzaubert und liebe die Charaktere. Ich freue mich sehr auf die beiden folgenden Teile („House of Scarlett“, ET 29.01.2021; „Fall for Forever“, ET 26.02.2021) und bin mir sicher, dass es hier noch viele spannende Momente geben wird, die mich den Atem anhalten lassen.

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Veröffentlicht am 01.03.2021

Die Emotionen bleiben auf der Strecke

Working Late
7

„Working Late“ ist der erste Roman der schwedischen Autorin Helene Holmström, der im LYX Verlag auf Deutsch erschienen ist. Es handelt sich zugleich um den ersten Band der Trilogie um die Anwaltskanzlei ...

„Working Late“ ist der erste Roman der schwedischen Autorin Helene Holmström, der im LYX Verlag auf Deutsch erschienen ist. Es handelt sich zugleich um den ersten Band der Trilogie um die Anwaltskanzlei Svärdh & Partner, die einzelnen Bücher sind aber in sich abgeschlossen.

In diesem Auftakt geht es um Charlotta Kvist, eine hervorragende Anwältin der Kanzlei. Als ein schwedisches Unternehmen beschuldigt wird, Verantwortung für den Unfall in einer Produktionsstätte zu tragen, wittert Charlotta in der pro bono Vertretung der Opfer ihre Gelegenheit, den Partnern ihr Können unter Beweis zu stellen. Doch der attraktive CEO der Gegenseite, Ignacio Vargas, macht den ganzen Fall um einiges komplizierter.

Eine Skyline auf dem Cover zieht mich immer sofort magisch an. Mir gefällt auch die grundsätzlich dunkle, lila blaue Farbgebung, am Rand schon ein roter Schein, wie kurz vor dem Sonnenaufgang. Interessant sind ebenfalls die leicht transparenten Dreiecke, die den Himmel bedecken. Sie bringen Abwechslung in die Optik, anstatt lediglich eine durchgehende blaue Fläche zu zeigen. Ein Highlight sind natürlich auch die Lichtreflektionen, die das Großstadt-Feeling von der Skyline nochmal aufgreifen und die urbane Atmosphäre verstärken. Ein gelungenes Cover, was mich neugierig auf ein tolles, städtisches Setting gemacht hat.

Mit Helene Holmströms Schreibstil habe ich mich zu Beginn sehr wohlgefühlt. Gerade die Beschreibungen der Personen sind sehr lebendig oder auch die Stimmung in einer Menschenansammlung. Zudem baut sie die Business Begriffe sehr gut ein. Man merkt, dass sie selbst als Anwältin tätig war und sich mit dem, wovon sie schreibt, gut auskennt. Das lässt die Geschichte von vorne herein viel authentischer wirken: der Rechtsstreit ist nicht nur ein Bühnenbild für die Liebesgeschichte, sondern ein echter Bestandteil des Romans. Das war mit einer der Hauptgründe, warum ich mich so darauf gefreut habe, ihn zu lesen und bis zuletzt hat mir die Anwaltsthematik sehr gut gefallen.

Charlotta habe ich direkt ins Herz geschlossen. Sie arbeitet hart, will das Beste für ihre Kanzlei und den Mandanten, muss aber noch lernen, mehr für sich selbst einzustehen. Mit Blick auf die Erlebnisse ihrer Jugend ist das nicht so leicht, aber sie macht eine gute Entwicklung durch. Auch Ignacio machte auf mich direkt einen positiven Eindruck: er ist sehr menschlich und warmherzig, nicht nur am Profit orientiert und identifiziert sich mit dem Unternehmen und seinen Projekten. Er brennt richtiggehend für Nachhaltigkeitsthemen und ist leidenschaftlich bei der Sache.

Ab dem zweiten Drittel wurde meine anfängliche Begeisterung jedoch stark getrübt. Während sich Charlotta und Ignacio immer näherkommen, hatte ich den Eindruck, dass die gefühlvollen Szenen nicht nur immer weniger, sondern die Emotionen auch gar nicht transportiert wurden. Intime Szenen wirkten mechanisch, Gefühle hölzern und überhaupt nicht überwältigend. Ich habe einfach keine Liebe und kein Feuer zwischen den beiden gespürt. Viele andere Leser*innen führen das auf die Erzählperspektive zurück (personale statt Ich-Erzählsituation), aber ich habe schon genug andere Romane gelesen, die auch aus dieser Perspektive heraus Emotionen transportieren konnten. Man könnte darüber nachdenken, ob dies der Übersetzung geschuldet ist, doch das ist bloß Spekulation.

Zeitgleich wird noch eine zweite Liebesgeschichte eröffnet, die neben Emotionen auch den Sinn für die Hauptstory vermissen lässt, obwohl alles sehr interessant begann. Hinzu kommen leider noch ein paar Klischees, sowie ein fades und zu leichtes Ende.

Insgesamt komme ich zu 3 von 5 Sternen. Neben dem Schwedensetting hat mich vor allem das Anwaltsthema gepackt und ich möchte gerne mehr davon lesen. Der Rechtsstreit behandelt zudem wichtige Themen von Nachhaltigkeit und Verantwortung und die Autorin zeigt, dass ihr das wichtig ist und nicht nur der Story dient. Dass die Emotionen jedoch so auf der Strecke bleiben und ich nichts zwischen Charlotta und Ignacio spüren konnte, versetzt einem Liebesroman einen ziemlichen Stoß. Ich bin daher sehr unsicher, ob ich es mit Band zwei („Office Affair“; ET 27.08.2021) und drei („After Hours“; 25.02.2022) noch versuchen werde.

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Veröffentlicht am 13.10.2020

Ein emotionaler Sog

Bad At Love
7

„Bad at love“ ist der neue New Adult Roman von Morgane Moncomble aus dem Lyx Verlag. Es handelt sich um einen Einzelband und zudem um das erste Buch, das ich von der Autorin gelesen habe.

Azaléa hat vor ...

„Bad at love“ ist der neue New Adult Roman von Morgane Moncomble aus dem Lyx Verlag. Es handelt sich um einen Einzelband und zudem um das erste Buch, das ich von der Autorin gelesen habe.

Azaléa hat vor vier Jahren ihre Heimatstadt verlassen und wollte nie wieder zurückkehren. Zu furchtbar sind die Erinnerungen an ihre Vergangenheit. Der Tod ihrer Mutter zwingt sie jedoch zu einem Besuch. Dabei lernt sie ihren Nachbarn Eden kennen. Dieser lässt sie an ihren beiden Entschlüssen zweifeln: zum einen, möglichst schnell wieder zu verschwinden, zum anderen, keine echte Beziehung einzugehen.

Das Cover ist eher künstlerisch und abstrakt, was seit einiger Zeit im Trend liegt. Obwohl mir Cover mit Bezug zum Inhalt besser gefallen, ist dieses trotzdem schön gestaltet. Mir gefällt der hohe Grauanteil und dass es nicht so bunt und quietschvergnügt aussieht – alles andere wäre Hohn bei so einem ernsten Thema. Die goldenen Flocken, die nach oben und unten vom Titel wegbrechen, setzen farblich einen schönen Akzent. Die schmutzig-schwarze Schrift lässt goldene Buchstaben durchblitzen. Eine Anspielung auf den Inhalt?

Azalée ist ein wundervoller Charakter. Sie hat schreckliche Dinge erlebt und bei der Beschreibung ist mir richtig schlecht geworden. Ihr bissiger Humor ruft neben einem ersten Lachen auch immer einen faden Beigeschmack hervor, weiß man doch genau, dass sie nur ablenken will. Auch Edens Vergangenheit war nicht immer strahlend. Doch er macht sich frei von Vorurteilen und Gerüchten, ist äußerst sensibel, geht meistens sehr gut auf Azaléa ein und ist einfach der beste Partner, den die Autorin für ihre Protagonistin hätte erfinden können.

Das ist mein erster Roman von Morgane Moncomble und endlich verstehe ich, woher die Schwärmereien über ihre ersten beiden Bücher kommen. Ihr Schreibstil ist wirklich mitreißend und sehr gefühlvoll. Ich hatte zum Teil selbst Gänsehaut, so gut konnte ich mir die Umgebungsgeräusche, Stimmen und Situationen vorstellen.
Nach einem schnellen Einstieg in Azaléas Leben und ihre Vergangenheit war ich bereits vollkommen sprachlos. Eine tolle Abwechslung, dass die Leser/innen direkt mit den vergangenen Erlebnissen der Protagonistin konfrontiert werden und kein langes Rumrätseln der anderen Charaktere ertragen müssen, wobei man selbst ab Seite 20 weiß, was los ist. Dennoch muss man das Gelesene erstmal verarbeiten. Bitte beachtet, dass das Buch Triggerwarnungen zu verschiedenen Themen enthält.
Doch Morgane Moncomble belässt es nicht bei der Bewältigung traumatischer Kindheitsereignisse. Die Geschichte erhält zudem einen spannungsgeladen Handlungsstrang in der Gegenwart, der mich sehr gefesselt hat, aber gleichzeitig auch Azaléas Unbehagen auf mich übertragen konnte. Bereits zu diesem Zeitpunkt hatte sich beim Lesen ein Strudel aus vielen verschiedenen Emotionen gebildet, ein verhängnisvoller Sog, den ich so gut spüren und ihm nicht entkommen konnte und der mich vollumfänglich mitgerissen hat. Dieser explosive Cocktail entlädt sich zum Höhepunkt des Romans mit einem Knall, der mich eiskalt getroffen hat. Ich hatte von Beginn an das Gefühl, dass ich diese Geschichte nicht ohne Tränen hinter mich bringen könnte und das ist in Ordnung.
Es ist nicht leicht mit einigen Wahrheiten konfrontiert zu werden, aber ich bin froh, dass Morgane Moncomble nichts beschönigt. Genauso, wie sie schreibt, ist auch die echte Gesellschaft und jeder kann eine Lektion aus dieser Geschichte mitnehmen und für sich selbst reflektieren. Fast schon nebenbei lässt die Autorin noch das Thema Feminismus mit kurzen und gut platzieren Kapiteleinleitungen einfließen.

Zusammenfassend komme ich zu 5 von 5 Sternen! Es war eine emotionale Achterbahnfahrt mit kleinen Erfolgen und großen Rückschlägen, Liebe und Freundschaft. So einen Tiefgang findet man selten in dem Genre! Morgane Moncombles nächstes Buch, „Back to you“ (ET 26.03.2021; ebenfalls ein Einzelband) werde ich mir definitiv kaufen und auch ihre „Never“-Reihe nachholen, aber meine Erwartungen sind jetzt unermesslich hoch!

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Veröffentlicht am 29.06.2020

Romeo und Julia heute

Richer than Sin
6

Endlich etwas Neues von Meghan March! Mit „Richer than sin“ hat sie den ersten Roman ihrer neuen Trilogie bei LYX veröffentlicht. Lincoln Riscoff und Whitney Gable stammen aus zwei Familien, die seit ...

Endlich etwas Neues von Meghan March! Mit „Richer than sin“ hat sie den ersten Roman ihrer neuen Trilogie bei LYX veröffentlicht. Lincoln Riscoff und Whitney Gable stammen aus zwei Familien, die seit vielen Generationen verfeindet sind. Vor zehn Jahren haben sie sich gefunden, aber das Schicksal legte ihnen zu viele Steine in den Weg. Jetzt treffen sie sich wieder und ihre Gefühle füreinander sind keinesfalls abgekühlt. Die Familienfehde allerdings auch nicht.

Ich bin ganz ehrlich: Das Cover gefällt mir nicht. Das Beige der Pflanzen sieht etwas dreckig aus und wirkt vor dem weißen Hintergrund noch weniger hübsch und außerdem etwas langweilig. Positiv sticht für mich aber der Schriftzug daraus hervor: „Richer“ und „sin“ sind gradlinig und klar, aber vor allem das „than“ in der Mitte verleiht dem Titel durch die Handschrift-Optik etwas Persönliches. Insgesamt hätte ich anhand des Covers in einem Buchladen nicht danach gegriffen. Als ich aber sah, dass es von Meghan March ist, war mir sofort klar, dass ich reinlesen will, denn ihre beiden vorangegangenen Trilogien habe ich verschlungen.

Ihr Schreibstil hat mich auch sofort wieder mitgerissen. Sie ist so klar und unverblümt, aber vor allem kann sie ganz hervorragend das Kribbeln, die Anziehung, zwischen zwei Charakteren für die Leser*innen greifbar machen. Sogenannte „Lust auf den ersten Blick“ kann Meghan March vermitteln wie keine andere. Als Lincoln und Whitney sich das erste Mal wiedergesehen haben, sind die Funken geflogen. Diese Szene war unfassbar intensiv für mich und hat noch richtig in mir nachgehallt. Wer allerdings die geballte Erotik der beiden Sinful-Trilogien erwartet, sei vorgewarnt: Meghan March beweist in „Richer than sin“, dass sie auch anders kann. Es gibt ein Minimum an sexuellen Szenen, diese sind zudem weniger ausschweifend und nicht von den Sexpraktiken geprägt, die man aus den Vorgängern kennt. Das habe ich nicht erwartet, war aber positiv überrascht, dass die Autorin aus ihrem eigenen Schema ausbricht – das gelingt nicht vielen. Wem die ersten beiden Reihen aus den genannten Gründen nicht gefallen haben, kann der neuen Trilogie definitiv eine Chance geben!

Lincoln und Whitney sind großartige Charaktere. Sie sind vielschichtig und machen nicht immer alles richtig. Man spürt, wie sie in den zehn Jahren gewachsen sind und sich verändert haben. Es fällt leicht, mit ihnen zu fühlen, und bereits vom ersten Kapitel an, wünscht man den beiden Glück. Begleitet werden sie von wunderbar geformten Nebencharakteren. Sowohl die netten und sympathischen sind toll gemacht, aber auch die hasserfüllten, missgünstigen Personen reißen den Leser mit. Dabei sind sie nicht alle nur schwarz-weiß, was ihnen eine besondere Authentizität verleiht.

Im Buch werden nicht nur die Perspektiven zwischen Lincoln und Whitney gewechselt, es gibt auch einen beständigen Wechsel zwischen Gegenwart und Vergangenheit. Es ist interessant und spannend, hautnah zu erleben, was damals passiert ist, und nicht nur auf Erinnerungen zurückgreifen zu müssen. Auch gibt es zwischen beiden Zeitebenen ein paar Parallelen, die die Schicksalhaftigkeit der Liebesbeziehung unterstreichen. Doch dies kann auch verwirrend sein: Wenn ich das Buch beiseitegelegt habe, musste ich mich danach erstmal wieder orientieren, was Gegenwart und was Vergangenheit war. Im Mittelteil des Buches gab es außerdem eine Phase, in dem die Handlung der Vergangenheit sehr fesselnd war, sich die Gegenwart allerdings kaum von der Stelle bewegt hat. Dabei sollte das Hier und Jetzt meiner Meinung nach entscheidender sein und nicht von der Vergangenheit an den Rand gestellt werden. Denn das Heute ist doch die Geschichte, die noch erzählt werden muss, die sich verändert, während das Gestern bereits feststeht.

Zusammenfassend komme ich zu 4 von 5 Sternen. Die Idee, Romeo und Julia eine neue Stimme zu geben, ist sicher nicht neu, aber großartig umgesetzt. Die Geschichte hat große Gefühle, Spannung und sogar Witz, sowie hervorragend ausgearbeitete Nebencharaktere. Meine einzige Kritik ist wirklich, dass der Fokus manchmal zu sehr auf der Vergangenheit liegt, während die Gegenwart stehen zu bleiben scheint. Ich hoffe, dass das in Band zwei („Deeper than love, ET 28.07.202) und drei („Stronger than fate“, ET 28.08.2020) etwas ausgeglichener wird, freue mich aber unbändig auf die Fortsetzungen. Und das liegt nicht nur an diesem echt gemeinen Cliffhanger, für die Meghan March ja schon berüchtigt ist...

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Veröffentlicht am 07.11.2020

Die Gefühle bleiben auf der Strecke

Rixton Falls - Secrets
4

Mit „Rixton Falls – Secrets“ beginnt Winter Renshaw eine neue Trilogie beim LYX Verlag. Protagonisten dieses ersten Bands sind Demi Rosewood und Royal Lockhart. Royal verbrachte als Pflegekind viele Jahre ...

Mit „Rixton Falls – Secrets“ beginnt Winter Renshaw eine neue Trilogie beim LYX Verlag. Protagonisten dieses ersten Bands sind Demi Rosewood und Royal Lockhart. Royal verbrachte als Pflegekind viele Jahre bei Familie Rosewood, wo sich eine tiefe Liebe zwischen ihm und Demi entwickelte. Von einem Tag auf den anderen verschwand er allerdings ohne ein Wort. Sieben Jahre später kehrt Royal plötzlich zurück nach Rixton Falls.

Das Cover ist sehr schön und elegant. Mir gefällt vor allem der bläuliche Farbton der Schrift und des Gebildes aus Wellen im Hintergrund. Er hebt sich hervorragend von dem weißen Cover ab und harmonisiert mit der goldenen Schrift. Das handschriftliche Wort „Secrets“ sticht heraus, obwohl es doch schlicht bleibt. Die goldenen Sprenkel am Rand setzen dazu schöne Akzente. Es ist insgesamt ein friedliches Cover, dass nicht in Eindruck vermittelt, dass besagte Geheimnisse existieren. Das ist jedoch ein starker Kontrast zum Inhalt, den ich sehr gelungen finde.
Der Schreibstil von Winter Renshaw gefällt mir ebenfalls. Es ist mein erstes Buch von ihr gewesen und einige Formulierungen sind mir aufgrund ihrer Schönheit direkt ins Auge gefallen und hängen geblieben. Sie verwendet Formulierungen, die ich mir am liebsten direkt im Text markieren würde, was ich sonst nie mache. Die Beschreibungen sind etwas poetisch, zum Teil altmodisch, aber dass die Autorin sie nicht dauerhaft, sondern nur an ausgewählten Stellen verwendet, macht sie zu etwas Besonderem.

Trotzdem schafften es die Worte nicht so richtig in mein Herz. Ich empfand diese tiefen Gefühle, die Demi und Royal füreinander hegen, leider nicht. Während der Prolog unglaublich intensiv war, vor Emotionen übersprudelte und eine aufwühlende Geschichte versprach, sind die Gefühle in der Gegenwart leider auf der Strecke geblieben. Das Buch konnte mich emotional einfach nicht abholen.

Dasselbe Problem ergab sich bei den Sexszenen. Ich hatte kaum das Gefühl, dass sie sich natürlich, aus Leidenschaft und aus der Situation ergaben, sondern vielmehr, dass die Autorin sich dachte „So, jetzt müsste mal wieder eine Sexszene rein“. Das ist total schade und dabei kommt überhaupt kein Prickeln aus den Buchseiten hervor.


Hinzu kommt, dass ich auch mit dem Abschluss der inhaltlichen Handlung unzufrieden war.
Demi hatte gar keine wirklichen Probleme, es war überhaupt nicht schwierig für Royal, seine Vergangenheit zu überwinden. Wo war die Hürde, die Rückschläge, wo war das Problem der Protagonisten in diesem Buch? Wogegen haben sie gekämpft und woran mussten sie wachsen? Ich hatte nichts zum Mitfiebern. Alles wurde am Ende sehr schnell abgehandelt, hat sich gefühlt in Luft aufgelöst, ganze Personen sind verschwunden und die Konflikte mit ihnen, andere haben sich später einfach nicht mehr konkludent zu ihrem vorherigen Auftreten verhalten.

Zusammenfassend komme ich zu 3 von 5 Sternen. Ich finde die Grundidee der Geschichte gut und die Charaktere haben total viel Potenzial, aber die Erzählung hat mich nicht berührt. In der zweiten Hälfte fehlt für mich zu viel Handlung oder irgendein Höhepunkt, auf den die Story hinarbeitet. Es war kurzweilige Unterhaltung, aber dabei wurde zu viel Potenzial verschenkt.
Ich habe wirklich keine Ahnung, ob ich die Folgebände noch lesen werde. Da ich noch nichts von Winter Renshaw kannte, weiß ich nicht, ob dieses Buch ihren typischen Stil repräsentiert oder es nur ein Ausreißer war.

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