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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.06.2019

Unverbrauchtes Thema, Schreibstil verbesserungsfähig

Dunkler Hass
2

In „Imago. Dunkler Hass“ von Matthias Bürgel ermittelt Marius Bannert in Konstanz im Fall eines Serienmörders, der junge Frauen verstümmelt. Als er nicht mehr weiterweiß, bittet er den pensionierten LKA-Ermittler ...

In „Imago. Dunkler Hass“ von Matthias Bürgel ermittelt Marius Bannert in Konstanz im Fall eines Serienmörders, der junge Frauen verstümmelt. Als er nicht mehr weiterweiß, bittet er den pensionierten LKA-Ermittler Falk Hagedorn um Hilfe. Dieser sitzt seit einem Unfall im Rollstuhl. Gemeinsam kommen sie dem Täter immer weiter auf die Spur bis Hagedorns Tochter verschwindet.

Der Roman ist in viele kurze Kapitel unterteilt. Zum einen ist es sehr angenehm zu lesen, da man immer mal ein Kapitel dazwischenschieben kann. Da mit den Kapiteln häufig Perspektive, Handlungsort und manchmal auch das Jahr der Handlung variiert, kann es aber auch anstrengend zu verfolgen sein. Mir persönlich hat dies keine Probleme bereitet. Im Gegenteil: Die Perspektiven der beiden Ermittler und vor allem die des Täters und seine Geschichte kennenzulernen, war sehr interessant und auf diese Art einfach zu erreichen. Da zu Beginn jedes Kapitels auch der Handlungsort und – falls abweichend von der Gegenwart – der Zeitpunkt in der Vergangenheit angegeben wird, konnte ich mich gut zurechtfinden.

Besonders positiv ist die Hintergrundgeschichte des Täters hervorzuheben. Diese war für mich neu und unverbraucht, der Täter dadurch nicht so klischeebehaftet, wie sonst in dem Genre. Der Autor hat die psychologischen Aspekte gut recherchiert, die Entwicklung ist dadurch glaubhaft und fast schon nachvollziehbar.

Etwas klischeehafter ist dafür Falk Hagedorn. Ein (körperlich) traumatisierter Kriminalbeamter, unhöflich und direkt, ein wenig verbittert, aber unfähig, die Arbeit hinter sich zu lassen. Trotzdem mochte ich ihn wirklich gerne. Bei ihm weiß man, woran man ist. Ich fand es außerdem für die Story sehr interessant, dass er im Rollstuhl sitzt. Nicht nur, dass es auf Barriere-Probleme des "normalen" Rollstuhlfahrers aufmerksam macht, auch schränkt es Hagedorn in seiner speziellen Arbeit immens ein. Er lässt sich aber nicht unterkriegen und macht das Beste draus. Das finde ich bewundernswert.

Im Vergleich dazu, hatte Marius Bannert leider etwas zu wenig Profil für mich. Gut gefallen hat mir der Aspekt, dass er eigentlich nicht führen und im Büro versauern will, sondern ein Praktiker, ein "Anpacker" ist - das macht ihn sympathisch. Darüber hinaus sind aber wenige andere Charakterzüge von ihm ans Licht gekommen. In einer eventuellen Fortsetzung würde ich mir hier noch etwas mehr Tiefe wünschen.

Direkt in den ersten Kapiteln, aber auch im weiteren Verlauf merkt man, dass Matthias Bürgel vom Fach kommt. Es sind vielleicht nur Kleinigkeiten, aber die Polizeiarbeit erscheint durch gewisse Aspekte sehr viel realistischer als bei einigen seiner Autorenkollegen. Wenn es um die Leichenbeschreibung geht ist allerdings vorsichtig geboten: Nichts für schwache Mägen – auch wenn ich mich da eigentlich für abgehärtet halte.

Mein größter Kritikpunkt ist leider der Schreibstil. Die Dialoge wirken zum Teil künstlich, wie ein Schauspiel, das vor dem und für den Leser aufgeführt wird. Mehr als einmal habe ich gedacht „So redet doch niemand!“. Dies verhindert die Immersion in die Geschichte leider etwas. Hinzukommen einige Ausdrücke, die sich wiederholen und Erklärungen, die für den Leser unnötig sind. Es werden sehr früh Hinweise auf den Täter eingestreut, sodass dieser leider auch recht früh bekannt ist. Bezüglich Schreibstil und Unvorhersehbarkeit sehe ich daher noch großes Verbesserungspotenzial für die Zukunft.

Ich habe mich lange Zeit schwergetan, ob ich 3 oder 4 Sterne vergebe. Die Hintergrundgeschichte des Täters und die unverbrauchte Thematik habe ich sehr begrüßt, allerdings konnten sie den Schreibstil nicht ausgleichen. Ich komme daher zu 3 von 5 Sternen, sehe aber sehr viel Potenzial in dem Autor, sodass ich für einen zweiten Teil offen wäre.

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Veröffentlicht am 30.10.2021

Genussvolle Liebesgeschichte, statt Enemies-to-Lovers

Sweet Enemy
1

„Sweet Enemy“ ist der zweite Band von Kristen Callihans „Between Us“-Dilogie aus dem LYX-Verlag. Es kann komplett unabhängig vom Vorgänger, „Dear Enemy“, gelesen werden – die dortigen Protagonisten tauchen ...

„Sweet Enemy“ ist der zweite Band von Kristen Callihans „Between Us“-Dilogie aus dem LYX-Verlag. Es kann komplett unabhängig vom Vorgänger, „Dear Enemy“, gelesen werden – die dortigen Protagonisten tauchen hier lediglich ganz am Rande nochmal auf.

An ein und demselben Tag wurde Emmas Rolle aus einer erfolgreichen Fernsehserie gestrichen und sie erwischt ihren Freund mit einer anderen Frau. Sie flüchtet auf ein Anwesen in Kalifornien, auf das sich Lucien, der Enkel der Besitzerin, ebenfalls zurückgezogen hat. Auch er steht vor den Scherben seines Lebens und sucht Heilung. Emma kann er dabei gar nicht gebrauchen.

Das Buch ist im Wechsel aus Emmas und Luciens Perspektive geschrieben. Das hat mir wie immer sehr gut gefallen, weil man so genau nachvollziehen kann, welche Motive den jeweiligen Charakter antreiben. Gerade Luciens Vorstellungen von seinem Leben, seine Wünsche und Gründe für sein Handeln hätte ich vermutlich gar nicht verstehen können, wenn die Autorin nicht diesen Einblick gewährt hätte. Auch wenn ich - vermutlich – teilweise nicht so entschieden hätte, wie er, erschien es mir jederzeit verständlich und plausibel und genau das ist wichtig, um sich in fiktive Charaktere hineinzuversetzen.

Die angepriesene „Feindschaft“ zwischen Emma und Lucien aus dem Klappentext und Marketing ist leider maßlos übertrieben. Wer sich darauf gefreut hat, sei gewarnt: Von Feindschaft ist bei Emma und Lucien keine Spur. Die beiden Protagonisten necken sich aber fortwährend, was dazu geführt hat, dass ich beim Lesen permanent gelächelt habe. Ihre Dialoge sind sehr gelungen und wirken nicht künstlich, was mich bei den meisten anderen Romanen an solchen Gesprächen stört. Auch die Nebencharaktere sind unglaublich sympathisch und machen das Buch, trotz Emmas und Luciens trauriger Erfahrungen, zu einer herzerwärmenden Geschichte.

Aus dem ersten Band kennen wir bereits das originelle Motiv „Essen“. Lucien ist ein leidenschaftlicher Bäcker bzw. Konditor und bei den Erklärungen der ganzen Köstlichkeiten ist mir das Wasser im Mund zusammengelaufen. Kristen Callihan hat hier wirklich mit kreativen und intensiven Beschreibungen gearbeitet, sodass es mehr als nur eine Randnote war und das Buch für mich wirklich bereichern konnte.

Zusammenfassend komme ich zu 4 von 5 Sternen. „Sweet Enemy“ ist eine schöne Liebesgeschichte, die durch Setting und Thema eine Leichtigkeit gewinnt, die das Schicksal der Protagonisten nicht zu schwer wiegen lässt. Wer einen Enemies-to-Lovers-Plot sucht, wird hier nicht fündig, bekommt stattdessen aber eine unterhaltsame Geschichte mit viel Genuss.

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Veröffentlicht am 18.07.2021

Unterhaltsamer Schlagabtausch mit wunderbaren Charakteren

Dear Enemy
1

Mit „Dear Enemy“ startet Kristen Callihan ihre „Between Us“-Dilogie im LYX-Verlag. Delilah Baker und Macon Saint haben sich in der Highschool gehasst. Zehn Jahre hatten sie keinen Kontakt zueinander, bis ...

Mit „Dear Enemy“ startet Kristen Callihan ihre „Between Us“-Dilogie im LYX-Verlag. Delilah Baker und Macon Saint haben sich in der Highschool gehasst. Zehn Jahre hatten sie keinen Kontakt zueinander, bis Delilahs Schwester Sam Macon bestiehlt und untertaucht. Delilah ist bereit, alles zu tun, um ihre Schwester vor einer Anzeige zu beschützen - sogar ein Jahr als Assistentin und Köchin für ihren größten Feind arbeiten. Beide werden nicht nur mit ihrer Vergangenheit konfrontiert, sondern auch mit Gefühlen, die mit Hass nicht mehr viel zu tun haben.

An diesem Auftakt hat mir besonders gut gefallen, dass es zwar nur wenige Charaktere gibt, aber diese sehr gut ausgearbeitet und individuell sind. Die Nebencharaktere begleiten die Haupthandlung, drängen sich aber nicht in den Vordergrund, was Macon und Delilah Raum gibt, sich und ihre Geschichte zu entfalten. Sie sind nicht perfekt, jeder hat sein Päckchen zu tragen und gegen bestimmte Ereignisse aus der Vergangenheit anzukämpfen.

Die Autorin lässt, zwischen den Kapiteln aus wechselnden Perspektiven, auch einige Szenen aus der gemeinsamen Vergangenheit der Protagonisten einfließen. Diese sind wohldosiert in ihrer Menge und Länge, sodass man die Geschichte weiterhin flüssig lesen und gut verfolgen kann. Auch in der Gegenwart gibt es ein paar düstere Handlungsstränge, auf die aber nur ein geringer Fokus gelegt wird. Hier hätte es gerne noch etwas mehr ausgearbeitet werden können um ein paar spannende Ereignisse hervorzubringen – das Potenzial war da. So ist es eher eine ruhige Geschichte geworden.

Man erlebt mit, wie sich die Beziehung zwischen Macon und Delilah langsam entwickelt. Hierbei ist der verbale Schlagabtausch zwischen den beiden jedes Mal ein besonderes Highlight. Mal humorvoll, mal prickelnd streiten sie sich leidenschaftlich und gewinnen so neue Einsichten in den Charakter und die Gefühle des Anderen.

Das Ende ist nicht übertrieben glücklich, was mir gut gefallen hat. Allerdings ist es auch etwas plötzlich gekommen und manche Handlungsstränge werden sehr leicht aufgelöst.

Zusammenfassend komme ich zu 4 von 5 Sternen. Die Charaktere und ihr Schlagabtausch waren wunderbar ausgearbeitet, die Geschichte selbst eher ruhig und hätte noch ein oder zwei spannende Akzente vertragen können. Das war mein erstes Buch von Kristen Callihan, aber ich freue mich auf den zweiten Teil („Sweet Enemy“; ET 30.09.2021), der eine andere enemies-to-lovers Geschichte erzählen wird.

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Veröffentlicht am 08.09.2020

Positive Überraschung im NA-Genre

It was always you
1

Nikola Hotel debütiert im Endlich Kyss-Verlag by rowohlt mit „It was always you“, dem ersten Band der Dilogie über die Blakely Brüder Asher und Noah. Protagonistin ist Ivy, die Stiefschwester der beiden. ...

Nikola Hotel debütiert im Endlich Kyss-Verlag by rowohlt mit „It was always you“, dem ersten Band der Dilogie über die Blakely Brüder Asher und Noah. Protagonistin ist Ivy, die Stiefschwester der beiden. Vor vier Jahren hat ihr Stiefvater sie nach dem Tod ihrer Mutter in ein weit entferntes Internat abgeschoben. Jetzt will er sie plötzlich sehen. So fliegt Ivy zurück nach Hause und kämpft dort gegen viele Erinnerungen… genauso wie gegen den gleichermaßen anziehenden wie unausstehlichen Asher.

Dies war mein erster Roman von Nikola Hotel und ich muss ehrlich zugeben: vielleicht hätte ich ihn mir ohne die Signieraktion bei der Buchhandlung Graff gar nicht bestellt. Nun bin ich aber sehr froh, dass ich mich von dieser Aktion habe ködern lassen, denn ich bin positiv überrascht und habe Band zwei direkt hinterher bestellt.

Die Geschichte ist vollständig aus Ivys Perspektive beschrieben. Der Autorin gelingt es dabei gut, den Zwiespalt zu beschreiben: Ivy sehnt sich nach einer Familie, die negativen Erinnerungen bereiten ihr aber auch Bauchschmerzen. Diese Gefühle nehmen in der Erzählung sehr viel Raum ein, was mir aber zu keinem Zeitpunkt negativ aufgefallen wäre. Viele Momente werden darüber hinaus in Schlüsselsätzen in ganzseitigen Handletterings von Carolin Magunia dargestellt. Insgesamt über 20 dieser Seiten lockern das Schriftbild auf und sind einfach schön anzusehen. Für mich absolut kein Kaufargument, aber trotzdem eine interessante Methode, dem Buch etwas Besonderes zu verleihen.

Nikola Hotel hat eine Gruppe wunderbarer Charaktere geschaffen. Ivy, Asher, Noah und ihre Freunde sind jeder für sich individuell und tragen auf ihre eigene Art zum Gelingen der Handlung bei. Natürlich sind es Typen, wie man ihnen auch in anderen New Adult Romanen begegnet: Der anziehende Junge mit Geheimnis, der Bad Boy, der vielleicht doch einen weichen Kern hat, die gute Freundin. Dennoch hat die Autorin jedem dieser Charaktere etwas Einzigartiges verliehen, sodass sie mir nicht langweilig oder austauschbar erschienen.

Besonders gut gefallen hat mir allerdings die Handlung selbst. Es gibt unerwartete Ereignisse, spannende und humorvolle Szenen und diese ganze Abwechslung fließt perfekt ineinander. Nikola Hotel zeigt, dass man sich nicht für eine Stimmung entscheiden muss, die ein ganzes Buch beherrscht. Sie bildet stattdessen alle emotionalen Ränder ab und fügt sie zu einem lebendigen Strang zusammen. Es ist nicht einfach der klassische Verlauf eines Liebesromans, sondern Auf und Abs folgen dicht aufeinander und lassen mich so immer zum nächsten Kapitel greifen.

Zwei Aspekte haben mir nicht so gut gefallen und zu dem leichten Punktabzug geführt. Zum einen Ivys gute Freundin Aubree. Sie soll Ivys Rückhalt in New York abbilden, tritt allerdings kaum in Erscheinung. Ich hatte das Gefühl, dass sie vor allem für den zweiten Band eingeführt wurde und über Band eins künstlich am Leben erhalten wird. Zum anderen bin ich nicht ganz zufrieden mit dem Ende. Es erschien mir etwas zu einfach und zudem werden kleine Aspekte offengelassen. Hier hoffe ich aber noch auf die Fortsetzung.

Insgesamt hat mich Nikola Hotel wirklich positiv überrascht und meinen Vorsatz, New Adult hinter mir zu lassen, stark ins Wanken gebracht. Sie hat der Geschichte eine Tiefe verliehen, die mir so häufig in dem Genre gefehlt hat. Dem Ende des Buchs hat diese Tiefe leider gefehlt, sodass ich zu 4 von 5 Sternen komme. Neben Nikola Hotels toller Story hat mich aber auch der Charakter „Noah“ absolut eingefangen, sodass ich mich schon sehr auf den zweiten Band („It was always love“; ET 15.09.2020) freue.

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Veröffentlicht am 01.06.2020

Gefühlvolle Suche nach Familie, Freunden und Liebe

Never Let Me Down
1

“Never let me down” ist der neuste Titel von Sarina Bowen aus dem LYX Verlag. Es handelt sich um einen Einzelband, der weder Prequel noch Spin-Off ist, also vollständig unabhängig gelesen werden kann.

Im ...

“Never let me down” ist der neuste Titel von Sarina Bowen aus dem LYX Verlag. Es handelt sich um einen Einzelband, der weder Prequel noch Spin-Off ist, also vollständig unabhängig gelesen werden kann.

Im Zentrum der Erzählung steht Rachel Kress, deren Mutter gerade verstorben ist. Dadurch trifft sie mit 17 Jahren zum ersten Mal auf ihren Vater, einen berühmten Rockstar. Ihr offenbart sich ein ganz neues Leben, was durch den Start an ihrer Traumschule in Claiborne perfekt erscheint. Dort trifft sie auf Jake und verliebt sich in ihn. Sie merkt allerdings, wie schwer es ihr fällt, sich auf all das Neue einzulassen, solange noch Fragen aus der Vergangenheit unbeantwortet sind.

Die Farbgebung des Covers gefällt mir gut, auch wenn sie etwas gegensätzlich ist. Das Orange ist warm und freundlich und erschafft durch das Blatt ein herbstliches, sonniges Bild. Das Lila ist kühler und fühlt sich wie Winter an. Zusammen mit dem rosafarbenen Blatt entsteht dann allerdings eine Schnittmenge in einem schönen sanften Rot, die auf einmal alles harmonisch wirken lässt.

Passend zum musikalischen Thema, sind immer mehrere Kapitel unter einem Musikbegriff zusammengefasst. Es startet beispielsweise mit der „Ouvertüre“. Das hat mir sehr gut gefallen, weil es zum einen ein Leitmotiv des ganzen Buches aufgreift, zum anderen aber auch jeder Abschnitt einzeln inhaltlich zu seiner jeweiligen Überschrift passt.

Mir gefällt es darüber hinaus sehr gut, dass es hier nicht nur um die Liebesgeschichte zwischen Rachel und Jake geht. Das Kennenlernen zwischen Rachel und ihrem Vater, das Aufbauen ihrer Beziehung, spielt ebenfalls eine wichtige Rolle. Diese Art von Liebe geht im Genre häufig unter. In „Never let me down“ wird klar, wie wichtig das ist.

Rachel ist ein sympathischer Charakter. Sie hat viel durchgemacht, schafft es aber, nach vorne zu sehen. Sie hat häufig Sorge, andere vor den Kopf zu stoßen und ist sehr rücksichtsvoll. Im Verlaufe des Buches findet Rachel zu mehr Selbstvertrauen und es ist faszinierend, sie dabei zu begleiten.
Sarina Bowen hat auch ein paar wunderbare Nebencharakter erschaffen. Jake ist ein witziger und kluger Typ. Es gibt in dem Genre viel zu wenige Jungs bzw. Männer, die wirklich humorvoll sind und deshalb habe ich die Szenen mit ihm sehr genossen. Rachels Vater ist sehr facettenreich dargestellt. Er ist nicht der perfekte Muster-Vater, er hat keine Erfahrung damit und auch viel mit seinen eigenen Gefühlen zu kämpfen und die Vergangenheit zu bewältigen. Das lässt ihn für die Leser*innen menschlich und authentisch erscheinen.

Das Buch ist vollständig aus Rachels Perspektive geschrieben. Ich war wirklich beeindruckt, wie gut ich ihre Gefühle spüren konnte. Sarina Bowen hat es geschafft, dass ich mit Rachel gemeinsam aufgeregt war, mir sogar ein bisschen schlecht war vor dem ersten Treffen mit ihrem Vater. Auch die Schilderungen vom Krankheitsverlauf ihrer Mutter haben mich sehr mitgenommen. Obwohl all das für mich glücklicherweise unbekannte Situationen sind, hat die Autorin mir die damit verbundenen Emotionen so nahegebracht, als wären es meine eigenen. Zum Ende nur so viel: Ich musste ein paar Tränen wegwischen.

Wenn ich allerdings nochmal über alle inhaltlichen Aspekte reflektiere, bin ich nicht ganz zufrieden. Es gibt im Laufe der Erzählung viele Punkte, bei denen ich etwas verloren dastehe. Es sind keine klassischen, offenen Punkte, die nicht zu Ende geführt werden, sondern einfach Aspekte, die in der Geschichte sehr viel Erwähnung finden und dann zu nichts Wichtigem führen. Ich kann damit nur schwer etwas anfangen, wenn diese angedeuteten Ereignisse einfach ins Leere laufen.

Zusammenfassend hat mir diese gefühlvolle Geschichte sehr gut gefallen, sodass ich trotz einiger inhaltlicher Mängel zu 4 von 5 Sternen komme. Der Schreibstil zieht die Leser/innen direkt in einen Strudel aus intensiven Emotionen, was mich darin bestärkt, mehr von Sarina Bowen lesen zu wollen.

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