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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.06.2018

Interessantes und wichtiges Thema – spannend verpackt

Eden Academy - Du kannst dich nicht verstecken
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„Eden Academy“ von Lauren Miller scheint auf den ersten Blick, wie eine typische Internatsgeschichte mit ein bisschen Romanze und einem Geheimnis, das zu klären ist. Aber es ist noch viel mehr!

Aurora ...

„Eden Academy“ von Lauren Miller scheint auf den ersten Blick, wie eine typische Internatsgeschichte mit ein bisschen Romanze und einem Geheimnis, das zu klären ist. Aber es ist noch viel mehr!

Aurora „Rory“ Vaughn kann ihr Glück nicht fassen, als sie die Zusage für die Eden Academy erhält, eine hervorragende Privatschule für besonders begabte Schüler. Kurz nach ihrer Ankunft erfährt sie von einem Geheimbund an der Schule. Die Geheimnisse mehren sich weiter als sie North kennenlernt, der anscheinend etwas verbirgt, aber auch sehr anziehend auf Rory wirkt.

Mit der Inhaltsangabe habe ich mich bereits sehr schwer getan. Der erste Teil des Buches ist allerdings auch tatsächlich so, wie der Klappentext vermuten lässt: ein Mädchen kommt auf ein Internat und abgesehen von einem großen Geheimnis dort, will sie auch mehr über einen Jungen herausfinden, der ihr gefällt. Dies ist gar keine schlechte Geschichte. Die große Stärke und Einmaligkeit des Buches liegt allerdings in einem anderen Thema.

Es ist das Jahr 2030 und neben vielen anderen technischen Neuerungen ist es für die meisten Menschen völlig normal, alle Entscheidungen ihres Lebens von der Smartphone-App „Lux“ treffen zu lassen. Das beginnt bei der Essensauswahl im Restaurant, über die Entscheidung an welcher Universität man sich bewirbt, oder sogar, ob man mit einer bestimmten Person eine romantische Beziehung eingeht. Die App bestimmt, wann man das Haus verlässt, sodass man nie zu spät kommt und „optimiert“ so das Leben der User. Eine innere Stimme zu hören, „der Zweifel“ genannt, und entsprechend dieser zu handeln, gilt als ernste psychische Erkrankung.

Der Leser schwenkt von dem Gedanken, wie praktisch dies ist, sehr schnell dazu um, dystopische Merkmale in der gesellschaftlichen Situation zu erkennen. Man reflektiert nicht nur kritisch, wie abhängig man sich selbst von elektronischen Geräten und vor allem sozialen Medien macht, sondern hinterfragt auch, ob man nicht sensibler mit seinen Daten umgehen sollte - und ich bin bislang niemand gewesen, der hierum großes Aufheben machte. Gerade weil ich aber dazu animiert wurde, mich damit auseinanderzusetzen, bin ich sehr beeindruckt davon, wie das Buch das Thema behandelt, ohne den mahnenden Zeigefinger zu erheben.

Neben diesem fesselnden Aspekt, sollten aber auch die anderen positiven Merkmale des Romans nicht vernachlässigt werden.

Die Charaktere, die die Autorin vorstellt, sind alle sehr interessant und vielschichtig. Bei vielen gibt es so viel mehr zu entdecken, als auf den ersten Blick vermutet: Stärken und Schwächen gleichermaßen. Ohne zu viel auf optische Beschreibungen einzugehen, hat die Autorin zu jedem ein ausdrucksstarkes Bild im Kopf des Lesers entstehen lassen. Rory als Protagonistin ist sehr sympathisch. Sie ist intelligent, aber auch clever, zu eigenem Denken fähig und hat einen sehr ehrenhaften moralischen Kodex – fast schon zu stark für ihr Alter. Auf der anderen Seite ist sie aber auch voller Selbstzweifel, hat Ängste und lässt sich, ihrem Alter entsprechend, von ihren Gefühlen mitreißen. Die Kombination macht sie für mich absolut authentisch und zu einer richtigen Heldin der Geschichte.

Mit North wurde ein Charakter geschaffen, der wunderbar untypisch für derartige Teenager-Liebesgeschichten ist. Er schwimmt nicht mit dem Storm, sowohl optisch als auch charakterlich, ist selbstständig und vor allem vernünftig. Auch wenn er nicht mein Fall wäre, passt er hervorragend in diese Geschichte und ist nicht, wie viele andere Jungs in dem Genre, farblos und austauschbar.

Die Story ist von vorne bis hinten spannend. Es gibt sehr viele Geheimnisse zu ergründen und da der Leser nur Rorys Gedanken und Gefühle kennt und nicht mehr Informationen als sie besitzt, kann er gleichzeitig mit ihr Vermutungen anstellen, sowie richtige und falsche Schlüsse ziehen. Natürlich ist der Einstieg in die Geschichte etwas sanfter, aber spätestens nach dem ersten Drittel konnte ich es nicht mehr aus der Hand legen, da sich ein Ereignis an das andere reihte.

Es fällt mir schwer, auch noch die anderen positiven Aspekte des Romans angemessen zu würdigen, denn vor allem das Gefühl, mit dem der Leser zurückgelassen wird, macht es für mich ausgeschlossen, weniger als das Maximum an Sternen zu vergeben (nein, das hat mir nicht Lux vorgegeben). Selten findet man noch ein Buch, was den Leser nachhaltig beschäftigt und mit so vielen interessanten Gedanken zurücklässt. Dennoch stimmt auch der Rest des Romans, sodass meine Bewertung mit 5 von 5 Sternen in allen Aspekten gerechtfertigt ist.

Veröffentlicht am 23.06.2018

Ungewöhnliche Ermittlerin – Fokus weniger auf der Kriminalgeschichte

Fiona: Den Toten verpflichtet
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„Fiona – Den Toten verpflichtet“ ist der erste Teil der Reihe um die Polizistin Fiona Griffith von Harry Bingham. Während sie an einem Fall von Unterschlagung ermittelt, wird die Kreditkarte eines Verstorbenen ...

„Fiona – Den Toten verpflichtet“ ist der erste Teil der Reihe um die Polizistin Fiona Griffith von Harry Bingham. Während sie an einem Fall von Unterschlagung ermittelt, wird die Kreditkarte eines Verstorbenen am Tatort eines Doppelmordes gefunden. Eigentlich ist dies nicht ihr Fall, doch die Opfer lassen sie nicht mehr los und sie beginnt selbstständig zu ermitteln.

Fiona Griffith ist ganz zweifellos eine Ermittlerin, wie es keine zweite gibt. Sie leidet unter psychischen Problemen, aber keinesfalls trifft hier das Klischee des alkoholabhängigen Polizisten zu. Es handelt sich vielmehr um eine schwere Erkrankung, mit der der Leser nach und nach bekannt gemacht wird. Diese nimmt den größten Teil in Fionas Leben ein, bestimmt fortwährend ihre Gedanken und Handlungen. Es ist also festzuhalten, dass dieses Buch den Fokus sehr viel mehr auf die Persönlichkeit der Protagonistin lenkt, als auf die Kriminalgeschichte.
Man könnte jetzt meinen Fiona wäre stets depressiv, traurig und nach innen gekehrt. Doch in Wirklichkeit sind ihre Gedanken zum Teil wahnsinnig lustig. So mildern sie auch immer mal wieder den Schrecken des brutalen Mordes und der anderen kriminellen Handlungen die im Verlauf des Romans auftauchen. Bingham lässt den Leser nicht vollständig in diesen Schrecken abtauchen und das empfinde ich als eine sehr angenehme Abwechslung in diesem Genre.

Auch viele andere Charaktere in dem Buch bestechen durch ihre ungewöhnliche Art oder durch ihren Charme. Neben so einer herausgehobenen Protagonistin ist es immer schwer, Nebencharaktere zu erschaffen, die nicht nur zu einer Randnotiz verblassen. Das ist dem Autor hier gut gelungen.

Im ersten Teil des Buches ist die Kriminalgeschichte wirklich spannend. Der Leser erstellt seine eigenen Theorien, es gibt laufend neue Informationen und Hinweise. Spätestens im letzten Drittel steht aber Fionas Persönlichkeit sehr im Vordergrund und die Ermittlungen werden nur noch zu einem Ende geführt. Das fand ich sehr schade, da der Fall so viel versprechend begann. Bereits zu Beginn fragt sich der Leser, worunter Fiona wohl leidet, aber ab diesem Zeitpunkt werden ihre Handlungen und Gedanken zum Teil sehr absurd und der Leser kann nur noch darüber nachdenken, was mit ihr wohl los ist. Während des Lesens schwankte ich häufig, ob ich die Passagen, in denen Fionas Gedanken ausführlich dargestellt wurden, als Leser verworren und ermüdend fand, oder genial, wie ein Autor so aus dem Kopf einer psychisch kranken Person schreiben kann.

Am Ende gibt es allerdings doch noch den erhofften Showdown, aber eher plötzlich und kurz. Recht kurz danach fokussiert sich die Erzählung wieder auf die angebahnte Liebesgeschichte, sowie die Auflösung Fionas Erkrankung betreffend. Nachdem der Leser über 400 Seiten darauf gewartet hat, zu erfahren, was sie hat, fand ich die Art und Weise wie man es erfuhr zugegebenermaßen etwas lahm. Nicht die Krankheit als solche, sondern nur, wie es dem Leser übermittelt wurde. Hier hätte ich doch einen etwas größeren Knall erwartet.

Einen unerwarteten Knall gab es dann doch noch am Ende, den ich so nicht kommen sah – etwas, was ich immer positiv beurteile, vor allem wenn es sich, wie hier, schlüssig in das Gesamtkonzept einfügt.

Zusammenfassend bin ich von diesem ersten Band der Reihe nicht sonderlich begeistert. Vielleicht auch, weil ich weiß, dass es besser geht. Teil 3 hatte ich bereits vor einem dreiviertel Jahr gelesen und fand hier das Zusammenspiel zwischen der Persönlichkeitsdarstellung von Fiona und dem Krimi selbst sehr viel gelungener. Ich kann mir daher vorstellen, Fiona noch eine Chance zu geben und würde das auch jedem empfehlen, dem dieser Start ebenfalls nicht so gut gefallen hat.

Insgesamt komme ich zu 3 von 5 Sternen, weil Fiona eine großartige Persönlichkeit ist und auch alle anderen Charaktere mit viel Liebe gestaltet wurden. Nur im Bezug auf die Krimi-Aspekte wurde nicht genug geliefert.

Veröffentlicht am 15.06.2018

Süße Idee mit etwas unbefriedigendem Ende

Traumprinz nach Rezept
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In „Traumprinz nach Rezept“ von Claudia Siegmann geht es um die vierzehnjährige Felicitas – Feli. Ihre Mutter ist eine Hexe, sie haben einen sprechenden Staubsauger mit gewöhnungsbedürftiger Persönlichkeit ...

In „Traumprinz nach Rezept“ von Claudia Siegmann geht es um die vierzehnjährige Felicitas – Feli. Ihre Mutter ist eine Hexe, sie haben einen sprechenden Staubsauger mit gewöhnungsbedürftiger Persönlichkeit und als wäre es nicht schwer genug, das alles geheim zu halten, erweckt sie eines Tages einen Jungen von dem Cover einer Backmischung zum Leben. Adam ist in jeder Hinsicht ein absoluter Traumprinz und Feli kommt in arge Bedrängnis seine Herkunft zu erklären und die Mädchen aus ihrer Schule auf Abstand zu ihm zu halten.

Die Geschichte könnte aus einem Märchenbuch stammen. Absolut magisch und wer hat nicht schon mal darüber nachgedacht, sich den Traumprinzen einfach selbst zu backen? Die Idee mit der Backmischung ist wirklich süß.

Auch die Charaktere wachsen einem schnell ans Herz. Vor allem Feli ist nicht auf den Mund gefallen, frech und witzig. Vor allem aber der Staubsauger mit seinen Allüren lässt den Leser häufig schmunzeln. Ich konnte ihn mir sehr gut bildlich vorstellen und würde ihm auch sofort ein Zuhause geben. Die Beziehung zwischen ihm und Feli ist nicht immer leicht, aber man merkt, dass er ein gutes Herz hat und es ist schön zu beobachten, wie sich die Beziehung der beiden entwickelt.

Adam ist in mehrfacher Hinsicht nicht von dieser Welt. Trotz der häufigen Beschreibung seines guten Aussehens, habe ich vor allem Mitleid mit ihm gehabt. Er weiß nicht, wo er herkommt oder wie lange er noch lebendig ist. Er hat keine Erfahrungen mit Mädchen, Pubertät oder Gefühlen und legt zu Beginn alles, was ihm jemand sagt, wörtlich aus. Er ist zunächst so hilflos, dass ich ihn gerne an die Hand nehmen wollte, um ihm die Welt zu erklären. Hier liegt vermutlich das Problem: aufgrund von Felis Alter und den klassischen Problemen, die man in diesem Alter hat, sehe ich die Zielgruppe des Buches bei circa 13 oder 14 Jahren. Dann kann man ihre Gefühle sicher sehr viel besser nachvollziehen und auch das leichte Prickeln, welches Adam bei ihr auslöst. Mit meinen 28 Jahren löst Adam bei mir eher den Beschützerinstinkt aus. Ich bin einfach die falsche Zielgruppe für dieses Buch.

Dies ist jedoch keine Erklärung dafür, warum mir das Ende nicht gefallen hat. Adam und Feli machen urplötzlich eine starke Wandlung durch. Sie sind auf einmal so erwachsen und besonnen. Das wirkte auf mich nicht authentisch. Das Ende war sehr plötzlich und fühlte sich etwas unfertig und unbefriedigend an.

Rückblickend muss ich außerdem sagen, dass die Handlung etwas seicht war. Nach Adams Entstehung wurde keinem konkreten Handlungsstrang gefolgt. Die Tage liefen recht gleichförmig ab, es war kein konkretes Ziel oder Ereignis erkennbar, worauf die Geschichte hinauslaufen sollte. Außerdem hat mir die Magie im Alltag doch gefehlt. Da Felis Mutter eine Hexe ist, hatte ich mir hier etwas mehr erhofft.

Bei der Bewertung habe ich mich sehr schwer getan, den Aspekt mit der für mich falschen Zielgruppe zu beurteilen. Da kann selbstverständlich das Buch nichts für. Dennoch denke ich, dass mir auch mit 14 Jahren zu wenig Spannung in der Geschichte enthalten gewesen wäre und ich auch das Ende als unzureichend empfunden hätte. Daher komme ich zu 3 von 5 Sternen. Eine süße Idee, die man durchaus mal lesen kann, aber weder mit 14 noch in höherem Alter eine umwerfende Geschichte darstellt.

Veröffentlicht am 07.06.2018

Historischer Roman statt Jugendbuch – positive Überraschung

Feuerrot
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„Feuerrot“ von Nina Blazon spielt in Ravensburg im Jahre 1484. Magdalene – Madda – ist Magd im Hause der reichen und angesehenen Kaufmannsfamilie Humpis. Bald gibt es ein neues Gesicht in der Stadt. Der ...

„Feuerrot“ von Nina Blazon spielt in Ravensburg im Jahre 1484. Magdalene – Madda – ist Magd im Hause der reichen und angesehenen Kaufmannsfamilie Humpis. Bald gibt es ein neues Gesicht in der Stadt. Der Inquisitor Kramer soll nachforschen, ob die anhaltenden Unglücke in Ravensburg auf Hexerei zurückzuführen sind. Madda begegnet er von Anfang an missgünstig, doch während alle im Hause Humpis mit dem Besuch eines italienischen Kaufmannssohns beschäftigt sind, beginnt in der Stadt eine Hexenjagd. Und schließlich wird auch Madda angeklagt.

Ich lese sehr gerne historische Romane und habe auch schon einige beendet, in denen Hexenverfolgung eine Rolle spielte. Hier wusste ich allerdings nicht, worauf ich mich einstellen muss, war die Lektüre doch als Jugendbuch gekennzeichnet (und außerdem aus dem Ravensburger Verlag, der vor allem für dieses Genre bekannt ist). Erwartet habe ich eine jugendliche Liebesgeschichte im mittelalterlichen Setting mit dem Thema Hexenverfolgung als Hintergrund. Doch ich wurde überrascht.
Natürlich gibt es einige Erzählstränge rund um die Liebe. Aus der Perspektive mehrere Charaktere erfährt der Leser deren Wünsche und unerfüllte Sehnsüchte und kann sich schnell zusammenreimen, wem wohl mit welcher Person ein glückliches Ende beschieden sein wird. Aber die Ereignisse der Hexenverfolgung nehmen einen ganz und gar nicht unwesentlichen Teil der Geschichte ein und sind zudem historisch fundiert. Heinrich Kramer, Verfasser der Hexenhammers, wird – wie aus dem Nachwort hervorgeht – fast ausschließlich mit Zitaten aus seinem Werk wiedergegeben. Auch ein Großteil der angeklagten Frauen und andere wichtige Personen aus der Stadt hat es so gegeben.

Liest man die Zitate aus dem Hexenhammer und Kramers Meinungen zu Folter, wird dem Leser ganz anders zumute. Stellenweise konnte ich nicht mehr als einige Seiten am Stück lesen, danach brauchte ich etwas Fröhliches zur Ablenkung. Am Ende aber auch noch zu erfahren, dass die Begebenheiten sich genau zu dieser Zeit, genau dort und fast genau so abgespielt haben, hat ebenfalls einen herben Beigeschmack. Ich war wirklich beeindruckt von der Tiefe der Erzählung und den Gefühlen, die das Buch transportiert hat, die überhaupt nicht so oberflächlich waren, wie ich vor Beginn der Lektüre vermutet hatte.

Für meinen Geschmack hätten die Liebesgeschichten kürzer ausfallen können, aber eine führte zu einer Intrige, die ich so nicht habe kommen sehen und die wieder spannend zu lesen war. Dadurch nimmt die Geschichte aber erst relativ spät Fahrt auf. Vorher gibt es viele Stellen, die der Leser, der weiß, dass es um Hexenverfolgung geht, wachsam aufnimmt in dem Wissen, dass diese Taten oder Worte Madda später zum Verhängnis werden können. Aber erst als sie verhaftet wird, kann man das Buch kaum aus der Hand legen, zu groß die Sorge, was ihr wiederfahren wird, ob und wie sie freikommt.

Ich bin immer noch nicht zu einem Ergebnis gekommen, warum das Buch als Jugendbuch eingestuft wurde. An eine explizite Altersangabe von Madda kann ich mich nicht erinnern. Nach Gefühl könnte sie alles zwischen 14 und 25 Jahren alt gewesen sein. Ich würde „Feuerrot“ klar als historischen Roman definieren. Auf der einen Seite ist er durch einen Glossar, der wirklich viele Basis-Begriffe erklärt, für Einsteiger in dieses Genre gut geeignet. Auf der anderen Seite sind die Thesen bei der Hexenverfolgung und vor allem auch die Folter (wenn auch hier nicht explizit erzählt) keine leichte Kost.

Zusammenfassend hat mich das Buch positiv überrascht. Die historische Korrektheit und die negativen Gefühle, die es vermittelt sind ganz große Pluspunkte. Die Liebesgeschichten waren etwas zu vorhersehbar und auch das Ende ein wenig zu rosig. Insgesamt komme ich daher zu 4 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 31.05.2018

Fakten und Legenden um Robin Hood mitreißend verwoben

Die Pranken des Löwen
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„Die Pranken des Löwen“ ist der erste Teil, der fünf Bände umfassenden Robin-Hood-Reihe von Mac P. Lorne. Bereits dieser erste Band kann jedoch in zwei separate Akte eingeteilt werden, die sich für mich ...

„Die Pranken des Löwen“ ist der erste Teil, der fünf Bände umfassenden Robin-Hood-Reihe von Mac P. Lorne. Bereits dieser erste Band kann jedoch in zwei separate Akte eingeteilt werden, die sich für mich auch wie zwei getrennte Bücher angefühlt haben.

Im ersten Part ist der Protagonist Robert Fitzooth (der Ältere), später der Großvater von Robin Hood. Zu Beginn der Geschichte ist daran allerdings noch gar nicht zu denken. Robert begleitet die Tochter Henrys I., Matilda, auf das Festland, wo sie fortan bei ihrem versprochenen Gemahl, Heinrich V., lebt. An ihrer Seite erlebt Robert sowohl den Kampf des Paares um die Kaiserkrone, als auch später Matildas Kampf um die Krone Englands zu Zeiten der sogenannten „Anarchy“.
Im zweiten Teil heißt der Protagonist ebenfalls Robert Fitzooth (der Jüngere), bekannter unter dem Namen Robin Hood. Zum einen geht es um die Entstehungsgeschichte dieser legendären Figur, zum anderen um die – bekannten oder unbekannten – Abenteuer, die er mir seinen Merry Men bestreitet.

Der Autor stand bei diesem Werk vor der besonderen Herausforderung, die vielen Legenden um Robin Hood kritisch zu beleuchten. Seine Bücher sind hervorragend recherchiert und er stellt immer den Anspruch, dass das, was nicht klar belegt ist, zumindest so hätte passieren können. Dies ist wieder ausgezeichnet umgesetzt worden. Nicht selten hat der Leser die Szenen bekannter Verfilmungen (Disney oder die Verfilmung mit Kevin Costner) vor Augen, aber gleichzeitig bekommt man das Gefühl, man würde erstmalig die wirkliche, biografische Geschichte lesen. Um die bekannten Abenteuer entstehen ein Gesamtzusammenhang und eine authentische Schilderung, die sich an allen Enden perfekt in die Historie einfügt.

Was mir zudem wieder besonders gut gefällt ist, dass der Fokus klar auf der Geschichte Englands liegt. Dazu gehören die Schlachten, die weitverzweigten Abstammungen und dazu gehört auch das Gefühl des Stillstands während der Anarchy. Dies finde ich in Lornes Romanen sehr angenehm für alle Leser, die die Geschichte selbst suchen und denen nicht nur ein historischer Hintergrund für fiktive Erzählungen reicht. Im Gegensatz zu „Der Herr der Bogenschützen“ waren hier die Liebesgeschichten leider etwas mehr ausgeschmückt. Immer noch sehr viel weniger, als bei anderen Autoren, aber doch so weit, dass es mich störte und ich den Fokus kurz als verschoben empfand. Lieber wollte ich zurück zur großen Historie.

Denn Geschichten erzählen gelingt Lorne erstklassig. Spannend und mitreißend sind die Erlebnisse der Protagonisten geschildert – sowohl kleine Winkelzüge, als auch große Kämpfe. Trotz des Umfangs von mehr als 700 Seiten liest sich der Roman sehr schnell, da man ihn – vor allem in der letzten Hälfte - kaum aus der Hand legen kann. Der Leser bangt um alle Charaktere, freut sich und leidet mit ihnen. Die erschaffenen Antagonisten sind bösartig und die Ungerechtigkeiten dieser Zeit sind mit Händen zu greifen. Allgemein wird das Lebensgefühl dieses Jahrhunderts sehr gut transportiert, sodass man sich gut in die damalige Zeit einfühlen kann.

Nicht unerwähnt lassen möchte ich auch wieder die exzellente Ausstattung: Karten, Personenregister, Historische Anmerkungen, Zeittafel, Glossar und Bibliografie. Das Herz eines Fans historischer Romane schlägt direkt höher. Als dann eine Stelle in der Geschichte kam, in der eine Burg beschrieben wurde, runzelte ich kurz die Stirn: einen Lageplan hätte ich doch, ob einer so komplexen Anlage, für wünschenswert gehalten. Aber einmal umgeblättert war wieder klar, dass Lorne genau weiß, was der Leser benötigt.

Ich komme zu vier von fünf Sternen, da etwas weniger Liebesgeschichte besser zu dem Gesamtkonzept gepasst hätte. Davon abgesehen jedoch ein historischer Roman genau nach meinen Vorstellungen. Es fehlt mir an nichts und ich werde die anderen vier Teile der Reihe auf jeden Fall auch lesen. Mac P. Lorne arbeitet sich unaufhaltsam in die Riege meiner Lieblingsautoren vor.