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Veröffentlicht am 28.03.2018

Einfühlsame Geschichte um Hoffnung und Einsamkeit ohne Spannung

Insel der blauen Delfine
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Der 1960 erstmals erschienene Klassiker „Insel der blauen Delfine“ von Scott O’Dell basiert auf der Geschichte der Verschollenen von San Nicolas.

Das Indianermädchen Won-a-pa-lei lebt mit ihrem Stamm ...

Der 1960 erstmals erschienene Klassiker „Insel der blauen Delfine“ von Scott O’Dell basiert auf der Geschichte der Verschollenen von San Nicolas.

Das Indianermädchen Won-a-pa-lei lebt mit ihrem Stamm auf einer Insel im Pazifik. Nach einem verlustreichen Kampf werden die wenigen Überlebenden von einem Schiff abgeholt, um auf eine andere Insel übergesiedelt zu werden. Doch Won-a-pa-lei bleibt zurück. Während sie täglich auf die Rückkehr des Schiffs wartet, muss sie sich den Gefahren von Hunger, Durst, Witterung und wilden Tieren stellen. Unterdessen vergehen viele Jahre in Einsamkeit.

Beinahe 60 Jahre ist das Erstlingswerk von Scott O’Dell alt, wurde wenige Jahre nach Erscheinen mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet und ist immer noch häufig als Schullektüre zu finden.

Dies liegt sicher vor allem an dem schlichten, leicht zu lesenden Schreibstil. Geschrieben ist die Geschichte aus der Sicht von Won-a-pa-lei, sodass sich der Leser gut ins sie einfühlen kann. Ihre Nöte und Ängste sind nachvollziehbar. Gleichsam bewundert man sie für ihre Stärke, ihre Geduld und ihren Mut. Auch die Bindungen, die sie mit den einheimischen Tieren aufnimmt, werden sehr einfühlsam geschildert.

Die Eintönigkeit ihrer Tage wird gut gekürzt, sodass es stets außergewöhnliche Ereignisse gibt, die den Gleichlauf der Jahre erträglicher machen. Sehr interessant ist es, mit Won-a-pa-lei zusammen unbekannte Teile der Insel, vor allem Höhlen, zu entdecken. Auch die wenigen Beobachtungen oder Kontakte zu anderen Menschen lassen den Leser stets angespannt warten, ob es sich nun endlich um die ersehnte Rettung oder doch einen alten Feind handelt.

Diese Ergebnisse bringen leider immer nur kurz Spannung in die Geschichte. Der große Höhepunkt fehlt. Auch wenn man zwischendurch Einblick in Won-a-pa-leis Persönlichkeit erlangt, ist es doch schwer, dem Leser ihren kompletten Charakter nahezubringen, da sie kaum Kontakt zu anderen Menschen hat.
Somit komme ich insgesamt auf 3 von 5 Sternen. Trotz mangelnder Spannung bleibt es ein einfühlsamer Klassiker über Hoffnung und Einsamkeit.

Veröffentlicht am 01.03.2018

Langatmiges Durcheinander

Ein Hauch von Mord
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"Ein Hauch von Mord“ ist der erste Teil der Krimi-Reihe von Merete Junker, in dem die Journalistin Mette Minden ermittelt.

In ihrem Wohnort in Norwegen wird eine Frauenleiche im Wald gefunden. Mette kannte ...

"Ein Hauch von Mord“ ist der erste Teil der Krimi-Reihe von Merete Junker, in dem die Journalistin Mette Minden ermittelt.

In ihrem Wohnort in Norwegen wird eine Frauenleiche im Wald gefunden. Mette kannte sie und vor allem ihre Schwester noch aus Schulzeiten und beginnt deshalb eigene Nachforschungen anzustellen. Dabei merkt sie schnell, dass viele Menschen aus dem Bekanntenkreis der Toten das ein oder andere Geheimnis hüten – und nicht alle sind mit den Recherchen der Journalistin einverstanden.

Der Schreibstil ist sehr langatmig und detailreich. Allein die Szene, wie ein normaler Arbeitstag abläuft oder eine Pilzpfanne zubereitet wird (beides unerheblich für die Kriminalgeschichte) wird so ausführlich beschrieben, dass es auch eine Arbeitsanweisung bzw. ein Kochbuchrezept sein könnte. Davon gibt es sehr viele Stellen, welche die Geschichte entschleunigen. Dies kann allgemein für einen Leser angenehm sein, passt aber absolut nicht in einen Krimi, da dadurch keine Spannung aufkommt.

Das Buch setzt sich aus vielen kleinen Abschnitten zusammen, die scheinbar willkürlich aus den Perspektiven von hauptsächlich vier verschiedenen Personen geschildert werden – noch kleinere Abschnitte von Nebencharakteren mal außen vor gelassen. Aber auch die Textstellen der Hauptpersonen sind sehr kurz (mehr als zwei Seiten ist schon außergewöhnlich) und so reich an Pronomen, dass der Leser nicht nur verwirrt ist, aus wessen Perspektive er die Geschichte gerade erlebt, sondern auch kein Lesefluss entstehen kann.

Die Autorin versucht den Leser natürlich auf falsche Fährten zu führen, wie es bei einem Krimi sein muss. Dabei bringt sie mehrere verschiedene Handlungsstränge ins Spiel, deren Verknüpfung am Ende leider gar nicht gelingt. Das Finale wirkt etwas erzwungen und die Motive weithergeholt. Vor allem ganz am Ende kommt noch eine kleine Überraschung zu einem privaten Schicksal, die sehr künstlich ist, fast schon lächerlich, und auf die man gut hätte verzichten können.

Was mir hingegen sehr gefallen hat, war, dass hier eine Journalistin ermittelt. Es ist kein Polizist oder Detektiv, wie im klassischen Krimi, und auch kein gänzlich unqualifizierter Bürger. Sie hat ein gewisses Talent, Durchhaltevermögen, die richtigen Kontakte, eine gute Auffassungsgabe und die nötige Abgebrühtheit um den Fall erfolgreich zu verfolgen.

Zusammenfassend war mir Mette sehr sympathisch und die Story hatte Potenzial. Da man sie meiner Meinung nach allerdings ganz anders hätte schreiben müssen, gibt es von mir nur 2 von 5 Sternen. Auch wenn die Bewertungen für Teil zwei und drei der Reihe im Durchschnitt besser sind, werde ich diese nicht lesen – das ist verschwendete Lesezeit.

Veröffentlicht am 26.02.2018

Ein Auf und Ab der Gefühle mit unerwartetem Ende

Save Me
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„Save Me“ von Mona Kasten ist der erste Teil der Maxton Hall Trilogie. Maxton Hall, das ist die elitäre Privatschule auf welche die Protagonistin Ruby Bell geht, auch wenn sie aus einfacheren Verhältnissen ...

„Save Me“ von Mona Kasten ist der erste Teil der Maxton Hall Trilogie. Maxton Hall, das ist die elitäre Privatschule auf welche die Protagonistin Ruby Bell geht, auch wenn sie aus einfacheren Verhältnissen stammt, als alle ihre Mitschüler. Ihr großes Ziel ist es, in einem Jahr in Oxford zu studieren. Dafür arbeitet sie sehr hart, ist hervorragend organisiert und versucht dabei für ihre arroganten Mitschüler unsichtbar zu bleiben. Die strikte Trennung zwischen der Schule und ihrer heilen Familienidylle ist für sie ausgesprochen wichtig. Das klappt ausgezeichnet, bis zu dem Tag an dem sie unwillentlich ein großes Geheimnis ihrer Mitschülerin Lydia Beaufort erfährt. Deren Bruder gilt nicht nur als der König der Schule, sondern verkörpert auch alles, was Ruby an ihren Mitschülern hasst: Arroganz, Egoismus und die Auffassung, mit Geld alles kaufen zu können. Doch nun ist Ruby nicht mehr unsichtbar für ihn und der gutaussehende James behält sie stets im Auge.

Dies war das erste Buch, welches ich von Mona Kasten gelesen habe und daher kann ich, im Gegensatz zu vielen anderen Lesern, keinen Vergleich zu der Again – Reihe anstellen.

Die Kapitel sind in uregelmäßigem Wechsel aus der Sicht von Ruby und James geschrieben. Das gefällt mir sehr gut, habe ich es mir doch bei einigen Liebes- / New Adult – Romanen gewünscht, auch Einblick in die Perspektive des männlichen Protagonisten zu gewinnen.

Die Seiten lesen sich nicht nur schnell, nach dem ersten Viertel fliegen sie nur so dahin und ich konnte das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen. Wie sich die Beziehung zwischen Ruby und James entwickelt ist ein ständiges Auf und Ab: mal denkt man, jetzt haben sie es geschafft, dann entfernen sie sich wieder voneinander. Der Leser fiebert immer mit, wie die beiden die Hindernisse, welche sie trennen, überwinden können. Dabei sind vor allem Rubys Gefühle so tief und eindringlich beschrieben, als würde der Leser sie selbst spüren. Für mich war Ruby in ihrem Verhalten immer absolut authentisch und nachvollziehbar.

Dabei gibt es noch einige Nebenhandlungsstränge, die auch sehr interessant sind, Anlass zu Spekulationen über den weiteren Verlauf der Geschichte bieten und stets die Frage aufwerfen, wie sie die Beziehung zwischen Ruby und James beeinflussen. Ein großer Vorteil dieser sekundären Geschichten ist, dass man die Nebencharaktere sehr viel besser kennenlernt. Sie sind alle lebendig und viele sind dem Leser direkt sympathisch. Man wünscht ihnen nur das Beste, fiebert auch bei ihrer – vermeintlich nebensächlichen – Geschichte mit und will wissen, wie es für sie ausgeht. Das verstärkt das Pageturning umso mehr.

Ich weiß nicht, was ich über das Ende sagen kann, ohne zu spoilern, daher nur so viel: Es hat mich einfach zerrissen! Ich war schockiert, wütend, traurig, verzweifelt. Mona Kasten hat sich in der Danksagung für das Ende entschuldigt – zu Recht. Es ist so gut geschrieben, war so unvorhersehbar, was tut sie uns damit nur an? Um ehrlich zu sein, bin ich aber sehr froh, dass es noch zwei weitere Teile geben wird. Nicht nur die Story von Ruby und James, sondern auch die ihrer Freunde und Familien muss in aller Gründlichkeit und mit allen Wendungen weitererzählt werden. Hätte man versucht, alles in einem Band unterzubringen, wäre das zu Lasten der Qualität gegangen.

Ich weiß tatsächlich nichts Schlechtes über dieses Buch zu sagen, habe aber trotzdem zwischen 4 und 5 Sternen geschwankt. Die Charaktere sind aber so toll und realistisch und das Ende kam so unerwartet (und das ist selten bei mir!), dass ich einfach 5 Sterne geben muss. Schade, dass es noch so lange dauert, bis Teil 2 im Mai erscheint!

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  • Geschichte
Veröffentlicht am 23.02.2018

Spannende Story, aber verwirrender Schreibstil

Die Damaskus-Connection
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„Die Damaskus Connection“ von Matt Rees ist der erste Teil seiner neuen Reihe über den Immigration and Customs Enforcement (kurz ICE) Agenten Dominic Verrazzano. Dr. Amy Weston, spezialisiert auf die ...

„Die Damaskus Connection“ von Matt Rees ist der erste Teil seiner neuen Reihe über den Immigration and Customs Enforcement (kurz ICE) Agenten Dominic Verrazzano. Dr. Amy Weston, spezialisiert auf die Behandlung von Opfern chemischer Kampfstoffe, hat dringend um einen Termin bei ihm gebeten, wird aber auf dem Weg ermordet. In ihrer Hand hält sie einen Zettel, der einzige Hinweis für Verrazzano, und er findet schnell heraus, dass es um das Nervengas Sarin geht. Andere Anzeichen deuten zudem nach Syrien, mitten in den Bürgerkrieg. Doch dem Ermittler und seinen Kollegen läuft die Zeit davon, um herauszufinden wann und wo die Gefahr droht.

Eine kleine Anmerkung vorab: Weshalb der englischsprachige Originaltitel „Damascus Thread“ mit „Damaskus Connection“ übersetzt wurde, erschließt sich mir nicht. Warum wurde ein englischer Titel durch einen anderen englischen Titel ersetzt und das für den deutschen Markt? Meiner Meinung nach hätte man es durchaus beim Originaltitel belassen können.

Der Roman wird aus personalen Erzählperspektive geschildert, überwiegend aus der Sicht von Verrazzano, aber zu einem großen Teil auch von seinen verschiedenen Kollegen und dem Antagonisten, sowie wiederum seinen Unterstützern. Dieser Wechsel ist sehr gelungen, da der Leser viele Informationen erhält und immer darauf hinfiebert, dass der Protagonist diese ebenfalls in Erfahrung bringt. Trotzdessen ist der Leser nicht allwissend und muss selbst Zusammenhänge zwischen den einzelnen Informationen herstellen. Er ermittelt also selbst mit, steht allerdings vor weitaus weniger Rätseln als Verrazzano.

Unter anderem dieser Figurenwechsel führt aber zu einiger Verwirrung beim Leser. Er lernt direkt viele Charaktere kennen, die wiederum über andere, unbekannte Charaktere nachdenken. Gerade Verrazzano kämpft viel mit seiner Vergangenheit als Soldat und Söldner, hat Traumatisches erlebt und die darin verwickelten Personen verfolgen ihn in seinen Gedanken bis heute. Da er sich selbst natürlich nicht erklären muss, woher er welche Personen kennt, bekommt man als Leser den Eindruck, man hätte schon einen Band der Reihe verpasst, der die Grundlage für die hier auftretenden dramatis personae liefert.

Erschwerend hinzu kommt eine sehr hektische Schreibweise. Viele Textpassagen, vor allem Dialoge aber auch Handlungen, musste ich mehrfach lesen, um zu verstehen, wer gerade was sagt oder tut und trotzdem bin ich nicht immer zu einem eindeutigen Ergebnis gekommen. Dies hemmt den Lesefluss ungemein und schmälert auch die Spannung.

Spannung war grundsätzlich allerdings umfangreich vorhanden. Die Ereignisse folgen Schlag auf Schlag und es gibt keinen Moment der Ruhe. Das mag für viele Leser angenehm sein, vielleicht die Grundvoraussetzung für einen Pageturner. Ich schätze es hingegen, wenn einzelne Höhepunkte aufgebaut werden, es zwischendurch auch wieder ruhiger wird und sich dann zum Finale außergewöhnlich steigert. Dies war hier nicht der Fall. Die Story hat von Anfang an einen Zeitdruck vorgegeben (grundsätzlich eine gute Idee) und die Charaktere, insbesondere Verrazzano, stürzen von einer lebensgefährlichen Situation in die nächste. Ein so hohes Spannungsniveau ist schwer zu halten, sodass ich sagen würde, Rees hätte aus einigen Passagen sehr viel mehr herausholen können.

Die Grundidee rund um den syrischen Bürgerkrieg ist natürlich brisant und top aktuell. Mit dem Thema Nervengas wird außerdem ein Aspekt des Kriegswesens beleuchtet, den man vielleicht eher verdrängen möchte, aber nicht ignorieren darf.

Insgesamt komme ich zu 3 von 5 Sternen, weil durch den Schreibstil kein Lesefluss zustande gekommen ist, die Story aber gut und grundsätzlich spannend umgesetzt wurde.

Veröffentlicht am 23.02.2018

Spannende Handlung, Charaktere unsympathisch

Totenweg
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„Totenweg“ von Romy Fölck ist der erste Band einer bislang auf vier Teile ausgelegten Reihe rund um das ungleiche Ermittlerduo Bjarne Haverkorn und Frida Paulsen.

Vor 18 Jahren wurde Fridas beste Freundin ...

„Totenweg“ von Romy Fölck ist der erste Band einer bislang auf vier Teile ausgelegten Reihe rund um das ungleiche Ermittlerduo Bjarne Haverkorn und Frida Paulsen.

Vor 18 Jahren wurde Fridas beste Freundin Marit erdrosselt in einem alten Viehstall gefunden und Frida weiß etwas darüber. Während sie die ganzen Jahre schwieg, kann der damalige Leiter der Mordkommission, Haverkorn, sich nicht von diesem Cold Case lösen. Als in Fridas Heimatdorf ein Überfall stattfindet, führt das die junge Polizistin und den kurz vor der Pensionierung stehenden Ermittler wieder zurück in die Vergangenheit, zurück nach Deichgraben. Nicht nur die Erinnerungen der beiden werden schmerzhaft wieder aufgefrischt, auch der Täter scheint noch nicht mit der Geschichte abgeschlossen zu haben.

Die Kapitel werden in unregelmäßigem Wechsel aus der Perspektive von Frida und Haverkorn geschildert. In Fridas Abschnitten sind zum Teil Absätze in Form von Erinnerungen aus ihrer Kindheit eingewoben. Diese passen immer hervorragend zu den aktuellen Ereignissen, sodass sich der Leser wirklich vorstellen kann, dass Frida sich in genau dem Moment daran erinnert.

Die Handlung ist bis zum Höhepunkt sehr spannend umschrieben. Es werden einige falsche Fährten gelegt, sodass die Zusammenhänge nicht direkt offensichtlich sind. Das ist für mich das wichtigste bei einem Krimi. Großer Kritikpunkt ist allerdings der Höhepunkt selbst. Eine entscheidende Szene wird nur kurz aus Fridas Erinnerung zusammengefasst, anstatt, dass der Leser das Geschehen wenige Minuten früher live miterlebt. Dadurch ist sehr viel Spannung verloren gegangen und der Höhepunkt für mich wirkungslos verpufft.

Ein weiterer negativer Aspekt waren für mich die Charaktere. Es gibt einen Nebencharakter, den ich sehr interessant und sympathisch finde, welcher aber nur auf rund fünf Seiten vorkommt. Soweit kein Problem, es ist ja auch bewusst nur ein Nebencharakter. Alle anderen allerdings, sei es die beiden Protagonisten, deren Freunde oder Familie, fand ich absolut unsympathisch. Ich bin mit niemandem warm geworden, sodass ich, bis auf Frida und Haverkorn, zwischendurch jeden in Verdacht hatte, etwas mit dem Mord und / oder dem Überfall zu tun zu haben. Aber auch Frida mochte ich einfach nicht. Sie blieb immer distanziert und kühl, ich hatte nie das überzeugte Gefühl, dass sie jemanden wirklich mag oder jemandem vertraut. Haverkorn war zwar emotional, wenn er an seinen alten Fall und sein vermeintliches Versagen dachte, ich konnte mit ihm allerdings nicht so richtig mitfühlen und dass, obwohl der Leser noch eine sehr traurige Geschichte über ihn erfährt. Auch mit ihm war ich einfach nicht auf einer Wellenlänge, ich konnte mit dem Schicksal von beiden nicht mitfiebern.
Das tut mir sehr leid, weil Romy Fölck selbst eine sehr sympathische Person ist. Vielleicht ist es aber auch eine regionale Begebenheit und mein rheinischer Charakter beißt sich mit den authentisch beschriebenen nordischen Gemütern.

In die Beschreibung der Marsch-Region, der dortigen Menschen und ihrem Wesen hat die Autorin sehr viel Gefühl und Detailliebe einfließen lassen. Ich kann absolut nicht beurteilen, ob ihre Darstellung authentisch und gelungen ist, aber man merkt auf jeder Seite, wie sie die Region liebt und wie viel es ihr bedeutet, dieses ganz spezielle Lebensgefühl von dort oben im Norden für jeden Leser zu veranschaulichen, egal wo er oder sie lebt. Mit diesen „Regionalkrimis“, die im deutschen Krimi-Markt seit längerem sehr im Trend liegen (so meine Wahrnehmung), kann ich allgemein wenig anfangen. Für eine gut erzählte, spannende Geschichte ist der Handlungsort für mich austauschbar, solange der Autor die Stimmung gut rüberbringt. Das ist Rom Fölck gelungen und mit welcher Leidenschaft sie „ihre“ Region vertritt ist bemerkenswert. Doch wie gesagt ist es vielleicht genau diese authentische Beschreibung, welche die Charaktere für mich leidenschaftslos macht.

Somit treffen zwei entscheidende Punkte aufeinander: Es gibt im Krimi für mich nichts Wichtigeres als eine spannende, nicht zu offensichtliche Handlung und Verkettung von Fährten. Dies ist Romy Fölck hervorragend gelungen. In einem Roman allgemein geht es für mich hingegen nicht ohne mindestens einen Charakter, den ich mag, mit dem ich mich identifizieren kann und den ich gerne begleite. Diesen gab es nicht. Insgesamt konnte mich „Totenweg“ leider nicht überzeugen, somit komme ich zu 3 von 5 Sternen.

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