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Veröffentlicht am 16.02.2018

All that we see or seem is but a dream within a dream

Silber - Das dritte Buch der Träume
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In „Silber – Das dritte Buch der Träume“ von Kerstin Gier – dem Finale der Trilogie – wird es für Liv Silber immer gefährlicher in der Traumwelt. Arthur hat neue Geheimnisse entdeckt, die ihm eine gefährliche ...

In „Silber – Das dritte Buch der Träume“ von Kerstin Gier – dem Finale der Trilogie – wird es für Liv Silber immer gefährlicher in der Traumwelt. Arthur hat neue Geheimnisse entdeckt, die ihm eine gefährliche Macht verschaffen – mehr als zuvor auch im realen Leben. Livs Beziehung zu Henry steuert zudem auf einen Punkt zu, dem sie sich nur durch eine Lüge weiter nähern will. Hinzu kommt außerdem noch die Hochzeit ihrer Mutter, welche die Schwiegermutter in spe ganz nach ihren Vorstellungen gestalten will. Liv kämpft also an allen Ecken und Enden.

Allgemein sind die meisten positive Aspekte aus den ersten beiden Teilen erhalten geblieben.

Kerstin Giers Schreibstil ist leicht zu lesen. Auch das Layout fördert diese Leichtigkeit: Es sind weniger Zeilen pro Seite als normal, und der Abstand zwischen ihnen ist etwas größer, sodass das Buch sehr schnell von der Hand geht. Die Kapitel sind kurz, dadurch gibt es immer gute Gelegenheiten, eine Pause einzulegen.

Schön sind immer noch die schwarz-weißen Blumenranken am Rand einzelner Seiten, die unregelmäßig das Bild auflockern und auch den Buchschnitt beeinflussen. Der optisch ebenfalls hervorgehobene Eintrag des „Tittle-Tattle-Blog“ gibt den neusten Tratsch der Schule wieder und erinnert stark an Gossip Girl. In den ersten beiden Teilen war ich diesbezüglich schon zwiegespalten: ich wollte unbedingt wissen, wer dahinter steckt, aber es ist keine wirklich neue Idee. Im Ausblick auf Band drei hat die Autorin angekündigt, dieses Geheimnis zu lüften und hat Wort gehalten. Ich weiß nicht, was ich erwartet habe, aber die Auflösung war zum Teil etwas fade und ebenfalls sehr stark an Gossip Girl angelehnt. Das Konzept in Grundzügen aufzugreifen, finde ich noch in Ordnung, aber auch die Auflösung so zu gestalten empfand ich dann leider doch als etwas einfallslos.

Im Gegensatz zu den ersten beiden Teilen, finde ich den Spannungsboden in Teil drei sehr schwach. Die erste Hälfte des Buches hat sich lange hingezogen. Die Protagonisten haben nur beobachtet, gelebt und in begrenztem Maße auf die Ereignisse reagiert. Wirkliche Handlungen, Aktionen, sind wenig erfolgt. Außerdem gab es ein dauerndes Hin und Her, ob und inwieweit man Arthur und Anabel trauen kann und auf welcher Seite sie stehen – und das stets ergebnislos. Für die Story absolut unnötig.

Auch hatte ich das Gefühl, dass Kerstin Gier diesmal zu viele Handlungsstränge einbringen wollte: Die immanente Gefahr aus der Traumwelt, Beziehungsprobleme mit Henry und die familiären Spannungen mit Ernest‘ Mutter gab es zwar alle in Teil zwei bereits, aber um den wesentlichen Aspekt der Trilogie, die Traumwelt, zu einem Finale zu führen, hätte man die anderen beiden Themenblöcke ruhig schlanker gestalten können. Dann wäre die erste Hälfte des Buches vielleicht auch etwas interessanter gewesen.

Obwohl mir Liv in diesem Teil charakterlicher wieder sehr viel besser gefallen hat, da sie authentischer als in Teil zwei war, trägt sie diesmal kaum etwas zur Storyentwicklung bei. Alle bedeutsamen Erkenntnisse und Pläne werden von anderen Charakteren zusammengetragen. Auch das könnte dazu beigetragen haben, dass der Leser etwas außen vor bleibt, verfolgt er die Geschichte doch durch Livs Augen.

Eine große Frage, die ich auch in den beiden vorherigen Rezensionen aufgegriffen habe, wurde nicht geklärt. Es haben nicht lediglich irgendwelche Details dazu gefehlt, nein, die Frage wurde gar nicht beantwortet. Im Buch gab es zwar eine Erwähnung dessen in Richtung „Muss man das erklären können?“ und ich habe zugestimmt und das zunächst mit „nein“ beantwortet. Allerdings habe ich bei der Lektüre von Teil eins und zwei für mich selbst festgelegt, dass diese Erklärung ein Qualitätsmerkmal sein würde, dass die Trilogie für mich rückwirkend kippen könnte und dazu stehe ich jetzt: Ich bin mit dem Ende unzufrieden und dadurch gleichsam mit dem Anfang. Die losen Enden fügen sich nicht ausreichend zusammen, dass die Geschichte in sich schlüssig wird. Die Frage im Buch, ob man das erklären können muss, ist – auch wenn ich jetzt „nein“ sage - eine Ausrede, mit dem es sich Kerstin Gier etwas zu leicht gemacht hat, wie ich finde.

Ich fasse zusammen: wenig Handlung und unbefriedigendes Ende, aber weil ich immer noch begeistert bin von der gesamten Idee, jeden einzelnen der Charaktere mag und es zwischendurch immer etwas zu lachen gab, komme ich noch auf 3 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 11.02.2018

Wer nicht kämpft, hat schon verloren

Der erste Blick, der letzte Kuss und alles dazwischen
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In „Der erste Blick, der letzte Kuss und alles dazwischen“ von Jennifer E. Smith geht es um den letzten gemeinsamen Abend von Clare und Aidan, bevor sie an weit entfernten Colleges studieren werden. Sie ...

In „Der erste Blick, der letzte Kuss und alles dazwischen“ von Jennifer E. Smith geht es um den letzten gemeinsamen Abend von Clare und Aidan, bevor sie an weit entfernten Colleges studieren werden. Sie sind seit zwei Jahren ein Paar und stehen jetzt vor der schweren Entscheidung, ob sie sich trennen oder die Beziehung über die Entfernung aufrecht erhalten wollen. Ihnen bleiben 12 Stunden um alle wichtigen Stationen ihrer Beziehung aufzusuchen und sich bis zum Ende der Nacht über ihre Wünsche klar zu werden.

Die einzelnen Kapitel bezeichnen die Stationen von Clares und Aidans gemeinsamer Reise und geben immer die Uhrzeit an, was für die Orientierung des Lesers sehr praktisch ist. Da es darum geht, sich an ihre gemeinsame Zeit zu erinnern, sind natürlich einige Abschnitte Erinnerungen an die Vergangenheit. Inhaltlich und auf emotionaler Ebene sind diese toll geschrieben, aber es wäre besser gewesen, hätte die Autorin diese auch optisch abgehoben. In kursiver Schrift oder zumindest als neuer Absatz hätte der Leser sich sehr viel besser zurechtfinden können. Aktuell sind die Szenen als Fließtext in den Passagen aus der Gegenwart enthalten, was zum Teil recht verwirrend ist.

Mit den beiden Protagonisten bin ich nicht warm geworden: Clare ist egoistisch, übertrieben dramatisch und kämpft überhaupt nicht für ihre Beziehung. Sie hat von vornerein aufgegeben. Aidan hingegen ist sehr romantisch und denkt, er könnte ihre Liebe im Alleingang retten. Das war erst mal sehr sympathisch, aber im weiteren Verlauf des Buches verhält er sich grundlos ablehnend und trifft wenig nachvollziehbare Entscheidungen. Obwohl die Nebencharaktere, die Freunde der beiden, sehr gelungen und liebenswert sind, komme ich mit den beiden Protagonisten nicht so gut klar. Nicht nur für eine Liebesgeschichte, sondern für jeden Roman ein ganz schwerer Stand.

Was mir hingegen gut gefallen hat, war der Mangel an Klischees. Es geht damit los, dass Aidan an der Liebe festhält, romantisch ist und Clare die vermeintlich vernünftige, rationale Hälfte. Hier wird mit dem Vorurteil aufgeräumt, dass die Geschlechterverteilung sonst andersrum ist. Einen weiteren Pluspunkt gibt es für das Ende. Die ganze Zeit war ich mir sicher, wie es ausgehen würde und wurde dann doch überrascht. Mehr sogar: Clare gibt am Ende selbst ganz zynisch wieder, was man in einem Film erwarten würde und das entspricht genau dem, was ich mir auch vorgestellt habe. Ein weiteres Highlight bildet der Epilog, der fünf Monate später angesiedelt ist.

Insgesamt finde ich die Idee sehr originell: 12 Stunden die Stationen der Liebe abfahren um dann eine wichtige Entscheidung zu treffen. Allerdings gefallen mir die beiden Protagonisten nicht und wie dramatisch und lebensverändernd diese Nacht dargestellt wird. In der Leserunde habe ich den Begriff „Highschool-Drama“ mehrfach gelesen und finde ihn passend. Da mir das Ende noch ausnehmend gut gefallen hat, gibt es insgesamt 3 von 5 Sternen, denn ohne Charaktere, in die man sich einfühlen kann, bringt auch das beste Ende nichts.

Veröffentlicht am 03.02.2018

Neue Aspekte statt alte Klischees, Cliffhanger inklusive

Berühre mich. Nicht.
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„Berühre mich. Nicht“ ist der erste Teil einer Dilogie von Laura Kneidl. Protagonistin ist Sage, die nur mit wenigen Habseligkeiten und einem leeren Konto in Melview, Nevada ankommt. Sie konzentriert sich ...

„Berühre mich. Nicht“ ist der erste Teil einer Dilogie von Laura Kneidl. Protagonistin ist Sage, die nur mit wenigen Habseligkeiten und einem leeren Konto in Melview, Nevada ankommt. Sie konzentriert sich darauf, ihr altes Leben hinter sich zulassen und an der Uni neu zu beginnen. Aber das ist nicht so leicht, sind Angststörungen, vor allem vor Männern, ein permanenter Begleiter, den sie aus Maine mitgebracht hat, zusammen mit vielen hässlichen Erinnerungen. Als sie an der Uni auf Luca trifft, ist sie zunächst gelähmt vor Panik, doch nach kurzer Zeit stellt sie fest, dass er jemand ist, zu dem sie gerne Vertrauen aufbauen würde, jemand, er ihr Hoffnung gibt. Doch ihre Ängste haben sie fest im Griff.

Mit diesem Buch ist Laura Kneidl ihr Durchbruch gelungen, daher wenig verwunderlich, dass es das erste war, welches ich von ihr gelesen habe.
Der Autorin gelingt es darin, die verschiedenen Gefühle, die in Sage miteinander ringen, sehr eindringlich zu beschreiben. Da es zudem komplett aus ihrer Perspektive geschrieben ist, fühlt man sehr stark mit Sage mit und kann sich gut in sie hineinversetzen, obwohl das beim Thema „Angststörungen“ normalerweise nicht so leicht ist. Man ertappt sich dabei, wie man selbst als Leser allen Männern, die in dem Buch auftauchen, gegenüber skeptisch wird und erstmal das schlimmste annimmt. Während man zunächst nur erahnen kann, was Sage zugestoßen ist, wird es schnell Gewissheit und man leidet mit ihr. Dies hat Laura Kneidl hervorragend in Worte gekleidet.

Auch die Charaktere, die sie erschaffen hat, gefallen mir sehr gut. Die Autorin ist selbst erst 27 und kann vermutlich daher Studenten mit authentischer Persönlichkeit erschaffen. Jeder ist ein anderer Charakter, aber alle sind glaubhaft und man kann viele, bezogen auf ihr Wesen, eigenen Freunden und Bekannten zuordnen.
Im Gegensatz dazu, erscheint mir Luca absolut konstruiert. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es jemanden wie ihn wirklich gibt, und das nicht, weil ich ihn für einen Traumtyp oder ähnliches halte. Er vereint einfach so viele Gegensätze in sich und ist gleichzeitig so perfekt in allem, dass er nicht realistisch erscheint. Das hält ihn für mich als Leser immer etwas auf Distanz und ich werde nicht richtig warm mit ihm. Da er nach der Protagonistin der wichtigste Charakter im Buch ist, ist dies sehr schade.

Durch den Klappentext weiß man natürlich, dass sich zu Luca eine Liebesbeziehung entwickeln wird. Dennoch ist es spannend, dies Schritt für Schritt mit zu verfolgen. Dass es hier betont langsam vorwärts geht, ist zwar Sage‘ Ängsten geschuldet, für den Storyverlauf allerdings eine nette Abwechslung zu sonstigen Liebesgeschichten, wo das Pärchen so schnell unzertrennlich ist, dass man es gar nicht nachvollziehen oder „miterleben“ kann.

Viele Aspekte der Liebesgeschichte entsprechen wiederrum den gängigen Klischees des Genres. Dazu gehört vor allem das Ende. Ich begann mit diesem Buch einen Tag bevor der zweite Teil veröffentlicht wurde. Von diesem hatte ich die Inhaltsangabe bewusst noch nicht gelesen und war mir sicher, dass ich es nicht (oder zumindest nicht allzu bald) kaufen würde. Da hatte ich auch noch nicht geahnt, dass das Ende von Teil 1 einen gewaltigen Cliffhanger bereithalten würde. Von seinem Inhalt ist dieser sehr häufig in Liebesromanen zu finden und dennoch hat er mich gepackt. Es ist zwar offensichtlich, was in Teil 2 passieren wird, aber ich will unbedingt wissen wie es dazu kommt. Ende meiner Geschichte daher: ich gehe diese Woche noch in den Buchladen und kaufe Teil 2. Netterweise hat die Autorin sich in der Danksagung noch für dieses Ende entschuldigt.

Insgesamt bringt das Thema der Angststörungen und Sage‘ Vergangenheit so viele neue Aspekte in dieses fast schon verbrauchte Genre, dass ich über die wenigen verbleibenden Klischees sehr leicht hinwegsehen kann. Einen Abzug gibt es trotzdem für Lucas unrealistischen und unnahbaren Charakter. Ob der Cliffhanger positiv oder negativ zu Buche schlägt, habe ich bis zum Ende diese Rezension noch nicht entschieden. Somit komme ich zu 4 von 5 Sternen und einem neuen Buch auf dem Wunschzettel.

Veröffentlicht am 23.01.2018

Über die Liebe zur Musik

Mister Franks fabelhaftes Talent für Harmonie
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„Es war einmal ein Plattenladen“ – so beginnt nicht nur der neue Roman von Rachel Joyce „Mister Franks fabelhaftes Talent für Harmonie“, sondern dieser Plattenladen steht auch im Zentrum der 1988 beginnenden ...

„Es war einmal ein Plattenladen“ – so beginnt nicht nur der neue Roman von Rachel Joyce „Mister Franks fabelhaftes Talent für Harmonie“, sondern dieser Plattenladen steht auch im Zentrum der 1988 beginnenden Geschichte. Protagonist ist Frank, in den Vierzigern und eingefleischter Vinyl-Liebhaber. CDs, die immer weiter auf dem Vormarsch sind, kommen ihm keinesfalls über die Schwelle. Sein Laden, ebenso wie die anderen Geschäfte in der Unity Street, floriert zwar nicht, aber anstatt des Geldes wegen, führt er seinen Laden vor allem, um den Menschen mit Musik zu helfen. Dabei ist ihm sein ganz besonderes Talent von Nutzen: Er kann in jedem Menschen hören, welches Lied dieser am dringlichsten braucht, um wieder glücklich zu werden. In jedem Menschen? Nein, denn eines Tages steht eine Frau in grünem Mantel vor seinem Schaufenster und in dieser hört Frank nur Stille. Fortan versucht er herauszufinden, was es mit dieser mysteriösen Frau auf sich hat und gleichzeitig die Unity Street vor Vandalismus und dem Aufkauf durch eine Immobiliengesellschaft zu beschützen.

Die verschiedenen Kapitel des Buches (zumeist benannt nach Musikstücken) sind unregelmäßig aus der Gegenwart in 1988 und aus Franks Kindheit und Jugend beschrieben. Während der Leser in der Vergangenheit miterlebt, wie Franks Liebe zur Musik entstand und wie er alles darüber von seiner Mutter Peg gelernt hat, lernen wir diese und die schwierige Beziehung zu ihrem Sohn kennen. In der Gegenwart liegt der Fokus sehr klar auf der Frau in grün und welche Geheimnisse sie umgeben. Gleichzeitig bangt man um die Ladenbesitzer und Anwohner der Unity Street, die füreinander eine kleine Familie sind.

Wann immer Rachel Joyce in den Szenen ein Musikstück einfließen lässt, hat man die Melodie sofort im Ohr. Kennt man es hingegen nicht, gibt es im Anhang eine komplette Playlist zum Nachhören, was ich für einen tollen Einfall halte. Die Vielfältigkeit der unterschiedlichen Genres macht den besonderen Reiz der Zusammenstellung aus. Im Gegensatz zu einigen anderen Lesern, konnte ich die Stücke allerdings nicht während des Lesens hören: ich habe immer versucht, Franks Interpretation darin zu erkennen und konnte mich nicht mehr auf das Lesen konzentrieren. Das ist natürlich nicht dem Buch geschuldet und soll hier nur als Hinweis Erwähnung finden.

Ein weiterer, entscheidender Aspekt in der Qualität dieses Romans sind die Charaktere. Frank, beschrieben als Bär von einem Mann, ist so voller Freundlichkeit und Gutmütigkeit, aber auch Prinzipientreue, dass man ihn sich direkt als Nachbar wünscht. Die anderen Ladenbesitzer sind jeder für sich so vielschichtig, dass sie sehr authentisch wirken. Hier gibt es Sympathieträger, aber auch Charaktere, die ich nicht mochte, doch gerade das macht das Bild einer echten, lebendigen Straße aus. Ganz im Gegensatz dazu: die Frau in grün. Während der Leser nach und nach mehr über sie erfährt, ihre Geheimnisse gelüftet werden und selbst nach einem großen Zeitsprung Erlebnisse aus ihrer Sicht geschildert werden, blieb sie für mich stets kalt und wenig lebendig. Sie zeigt kaum Emotionen und wenn, dann wirken diese auf mich wie von einem schlechteren Schauspieler – auswendig gelernt und unecht. Das ist wirklich schade, weil sie so eine zentrale Rolle in der Geschichte und in Franks Leben spielt.

Den Verlauf der Geschichte kann man nicht als spannend bezeichnen. Natürlich ist es interessant, die Geheimnisse um die Frau in grün zu ergründen und Kapitel für Kapitel neu zu spekulieren. Auch die Abschnitte aus Franks Kindheit werfen zunächst viele Fragen auf und enden zum Teil mit einem Cliffhanger. Am Ende klärt sich jedoch alles auf, mal mehr, mal weniger zufriedenstellend. Der Verlauf ist sehr klassisch vorgezeichnet, einzig Außergewöhnliches: ein großer Zeitsprung zum Ende des Buches. Allerdings denke ich, dass Spannung auch gar nicht das ist, was der Roman vermitteln will. Das zentrale Thema ist und bleibt die Musik und wie diese uns ein Leben lang begleitet.

Rachel Joyce versteht es ausgezeichnet die Magie, die der Musik innewohnt, durch geschriebenes Wort zu vermitteln – ganz sicher eine Kunst, die nur wenige Autoren beherrschen. Für das etwas eilige Ende und vor allem den Charakter der Frau in grün ziehe ich aber einen Punkt ab, sodass ich zu 4 von 5 Sternen komme.

Veröffentlicht am 05.01.2018

Spannend wie immer - Ende etwas enttäuschend

Tod im Höllental
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„Tod im Höllental“ von Astrid Fritz ist das vierte Abenteuer rund um die Begine Serafina Stadlerin im mittelalterlichen Freiburg. Bis zur Hochzeit mit dem Stadtarzt Adalbert Achaz lebt Serafina weiterhin ...

„Tod im Höllental“ von Astrid Fritz ist das vierte Abenteuer rund um die Begine Serafina Stadlerin im mittelalterlichen Freiburg. Bis zur Hochzeit mit dem Stadtarzt Adalbert Achaz lebt Serafina weiterhin bei ihren Regelschwestern. Doch die Idylle wird gestört, als ein Wanderprediger in die Stadt kommt und die Beginen verunglimpft. Als ihre Wände beschmiert werden und die Schwester einer anderen Sammlung tot aufgefunden wird, begibt sich Mutter Catharina auf die gefährliche Reise durchs Höllental zum Bischof in Konstanz. Als es Anzeichen gibt, dass sie in Lebensgefahr schwebt, zögert Serafina nicht lange und macht sich auf die Suche nach ihr.

Ausgestattet mit Karte und Glossar fällt es dem Leser wieder sehr einfach, in das alte Freiburg und Umgebung einzutauchen. Am Ende lese ich den Glossar immer noch einmal komplett und bekomme jedes Mal Lust, eine historische Führung durch Freiburg zu machen.

Auffällig ist direkt, dass in diesem Band erstmals die Erzählperspektive zwischen Serafina und Achaz gewechselt wird. Grund dafür ist, dass Achaz als Verlobter Serafinas eine noch wichtigere Rolle als in den vorherigen Teilen einnimmt. Daraus folgt, dass die Szenen aus seiner Sicht die Spannung noch weiter steigern, da der Leser nicht weiß, was bei Serafina gerade passiert. Durch den Wechsel der Perspektiven erzeugt die Autorin somit einige Cliffhanger, da man immer wissen will, wie es bei dem jeweils anderen Charakter gerade weitergeht.
Generell ist das Buch sehr spannend geschrieben. Da es recht schmal ist, werden die Ereignisse schnell in Gang gesetzt und danach gibt es keine Längen mehr: ein spannender Moment folgt dem nächsten.

Desweiteren ist man – wie gewohnt – immer direkt beim Ermitteln der Hintergründe dabei. Ob zu den Schmierereien, dem Tod der Schwester oder der Situation von Mutter Catharina, der Leser erhält alle Indizien, um sich selbst eine Theorie zu entwickeln, wie es sich zugetragen hat. Zuerst wollte ich diesen Satz enden lassen mit „[…] wie alles zusammenhängt.“, aber genau hier liegt mein Kritikpunkt: Das Ende war etwas schal. Anstelle des großen. zusammenhängenden Ganzen, gab es zwei bis drei unterschiedliche Geschehnisse, die sich als völlig unabhängig voneinander herausgestellt haben. Ein Krimi muss keinesfalls so ausgehen, wie ich es vorhersage, im Gegenteil: ich freue mich, wenn dem nicht so ist. Aber wenn man den Eindruck bekommt, es müsse alles irgendwie zusammenhängen, kann ein Ausgang wie hier etwas enttäuschend sein.
Gerade darin liegt bei einem Krimi meiner Meinung nach die hohe Kunst: Am Ende muss auf einmal alles zusammenpassen und Sinn ergeben, ohne, dass der Leser es schon nach 20 Seiten wittert.

Da ich Astrid Fritz‘ Charaktere aber wie immer toll finde und das Buch durchweg spannend und nicht aus der Hand zu lesen.. ähh.. legen ist, vergebe ich noch 3,5 von 5 Sternen.