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Veröffentlicht am 14.11.2020

Spannende Handlung mit authentischem Abschluss

Death Bastards – Bittersüßer Kuss
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"Death Bastards - Bittersüßer Kuss" ist der zweite Band von Elena MacKenzies Reihe um den gleichnamigen Motorradclub, die Death Bastards. Beide Bände sind bei be.ebooks, dem ebook Imprint von Bastei Lübbe, ...

"Death Bastards - Bittersüßer Kuss" ist der zweite Band von Elena MacKenzies Reihe um den gleichnamigen Motorradclub, die Death Bastards. Beide Bände sind bei be.ebooks, dem ebook Imprint von Bastei Lübbe, erschienen. Es ist nicht zwingend notwendig, den ersten Teil zu kennen - ich selbst bin auch mit diesem zweiten Band gestartet. Viele Personen könnte man zwar aus dem Auftakt kennen, aber es wird keinerlei Wissen vorausgesetzt. Es ist allerdings nicht auszuschließen, dass man doch neugierig wird, was "damals" mit Billie und Cage passiert ist.

Protagonisten in diesem Band sind Georgia und Dean, im MC "Viking" genannt. In ihrer Jugend hatten sie eine leidenschaftliche Beziehung, die ein jähes Ende fand, als Dean für seinen Club ins Gefängnis gegangen ist und Georgia von sich stieß. Als er Jahre später wieder freikommt, findet er ein Foto von Georgia vor seiner Tür, welches ihm sein brutaler Zellengenosse damals gestohlen hatte. Die Drohung ist unmissverständlich: Georgia ist in Gefahr und Viking muss sie beschützen. Dabei stellen sie beide fest, dass ihre Gefühle nicht abgenommen haben. Im Gegenteil.

Georgia hat mir als weibliche Protagonistin sehr gut gefallen. Sie hat ihren eigenen Kopf, verfolgt ihre Ziele und bleibt vor allem ihren Prinzipien treu. Sie wirft nicht alles über den Haufen, weil ein Mann ihr den Kopf verdreht. Sie macht ihren Mund auf und widerspricht, wenn ihr etwas nicht passt, lässt sich nicht einschüchtern und steht für sich ein. Eine tolle Frau!

Mit Viking hatte ich hingegen meine Probleme. Er ist fürsorglich und loyal, zeigt Einsatz und Familiensinn - eine schöne, sensible Seite. Allerdings empfand ich ihn auch häufig als unnötig unfreundlich und grob gegenüber Menschen, dir er nicht kennt und die ihm nichts getan haben. Er wirft allen anderen vor, intolerant zu sein und Vorurteile zu haben, akzeptiert selbst aber auch keine anderen Lebensstile als den seinen. Über dieses Messen mit zweierlei Maß habe ich mich häufig aufgeregt.

Was ich absolut nicht erwartet habe, war, wie spannend ich die Geschichte doch finden würde. Da soll nochmal jemand behaupten, Liebe und Krimi vertrage sich nicht. Ich war gefesselt bis zum Schluss, wollte unbedingt wissen, wie es weitergeht. Ja, die Auflösung lag zwar irgendwann auf der Hand, aber Elena MacKenzie hat genug zusätzliche Ereignisse eingestreut, um die Story lebendig zu halten. Man kann dieses Buch auf jeden Fall als "Romantic Suspense/ Romantic Thrill" einordnen, ich persönlich empfinde "Dark Romance" nicht als passende Kategorie: es war mir dafür einfach nicht düster genug. Aber das ist eine ganz persönliche Einordnung, die keinen Einfluss auf die Bewertung des Buches hat, sondern nur die Erwartungshaltung korrigieren soll.

Bis wenige Seiten vor Schluss konnte ich nur daran denken, dass ein Ende auf mich zukommen würde, was mir nicht gefallen würde. Ich war im Vorfeld schon enttäuscht, ohne das Ende überhaupt zu kennen. Doch ich habe Elena MacKenzie unterschätzt und dafür muss ich um Entschuldigung bitten. Sie hat für diese Geschichte einen hervorragenden Abschluss gefunden. Die Charaktere bleiben authentisch, legen keine plötzliche Drehung um 180 Grad hin und haben sich dennoch weiterentwickelt. Bei so einem polarisierenden Thema ein wahrer Balanceakt, den die Autorin gut gemeistert hat.

Zusammenfassend komme ich zu 4 von 5 Sternen. Es war von vorne bis hinten eine spannende Geschichte, die ein wirklich passendes Ende gefunden hat. Ich bin auf jeden Fall neugierig auf Band eins ("Dunkle Liebe") geworden und auch den kommenden Band ("Finsteres Herz", ET 01.01.2021) werde ich mir vielleicht anschauen.

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Veröffentlicht am 08.11.2020

Die Liebe zur Musik in der Atmosphäre New Yorks – hier stimmt alles

One Last Song
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„One Last Song“ ist der Beginn von Nicole Böhms neuer New Adult Trilogie bei Mira Taschenbuch. In jedem der drei Bände befasst sie sich mit einer der großen Broadway Künste: Gesang, Tanz und Schauspiel.
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„One Last Song“ ist der Beginn von Nicole Böhms neuer New Adult Trilogie bei Mira Taschenbuch. In jedem der drei Bände befasst sie sich mit einer der großen Broadway Künste: Gesang, Tanz und Schauspiel.
Den Auftakt macht Riley, deren größter Wunsch es ist, in New York auf einer Bühne zu singen. Der große Erfolg ist noch nicht in Sicht, sie hält sich als Kellnerin in der New York Music & Stage Academy über Wasser. Dort trifft sie Julian, Mitglied einer erfolgreichen Band, der sich nie wieder auf eine Frau einlassen will, die eine Musikerkarriere anstrebt. Auch Riley will sich eigentlich vollständig auf ihr Vorankommen fokussieren, doch die Liebe zur Musik führt die beiden zueinander.

Bereits nach den ersten Kapiteln war ich vollkommen gefangen in der dichten Atmosphäre, die Nicole Böhm von New York und der hart umkämpfen Musikbranche aufleben lässt. Die Lebendigkeit der Stadt und die Leidenschaft der Künstler und Künstlerinnen in ihr waren so greifbar und authentisch, dass ich keine Sekunde daran zweifeln konnte, dass es genau so auch in der Realität ist. Die Autorin hat selbst in New York eine Musicalausbildung absolviert und man merkt mit jeder Zeile, dass sie genau weiß, wovon sie schreibt. Gut gefallen hat mir hierbei auch, dass die Schattenseiten ganz klar herauskommen: der Druck, die Rückschläge, die in solch einer Masse erfolgen, dass ein kleiner Erfolg fast verblasst, die Falschheit und der Eigennutz und die beständige Frage, wem man in der Branche vertrauen und glauben kann.

Die Protagonisten Riley und Julian fügen sich sehr gut in diese Welt ein. Hoffnung, Ernüchterung, Vertrauen, Misstrauen, eine unglaubliche Zielstrebigkeit und über allem die Liebe zur Musik zeigen sich in den zahlreichen Facetten ihrer Charaktere. Durch die wechselnden Perspektiven konnte man sich sehr gut in beide hineinversetzen und mit beiden mitfiebern.
Ihre Perspektiven werden ab und zu durch Songtexte aufgebrochen, was zum einen sehr gut passt, da beide leidenschaftliche Musiker sind, zum anderen transportieren diese Stellen die Emotionen nochmal auf einer komplett anderen Ebene. Die Lieder, die beide selbst komponieren, sind zudem auch in der Realität produziert worden. Sie sind Teil der Playlist des Buches, in der außerdem viele bekannte oder weniger bekannte Musicalhits enthalten sind. Beim Lesen kann ich grundsätzlich keine Musik hören, in der gesungen wird, es war aber sehr praktisch zwischendurch reinhören zu können, da die meisten Lieder auch im Buch genannt werden und man sich so besser in die Situation einfinden konnte. Nebeneffekt: Das Buch hat meine Sehnsucht, mal wieder ein Musical zu sehen, ins Unermessliche katapultiert. Die nächsten Wochen werde ich wohl alle Nachbarn mit einer Musical Playlists beschallen.

Der Handlungsverlauf war mitreißend. Es gibt mehrere sehr spannende Ereignisse, aber vor allem die Aufs und Abs in Riley Bestreben, ihr Ziel zu erreichen, tragen die Leser*innen durch die Geschichte. Zudem hat Nicole Böhm ein sehr gutes Ende für diese Geschichte gefunden. Es war nicht übertrieben, sondern einfach passend zu den Charakteren und gleichzeitig realitätsnah genug, um mich zufrieden das Buch zuklappen zu lassen.

Zusammenfassend komme ich zu 4 von 5 Sternen. Hier stimmt einfach alles: Atmosphäre, Setting, Charaktere, Story. Eine absolut runde Geschichte. Daher habe ich lange zwischen 4 und 5 Sternen geschwankt. Auf der einen Seite wüsste ich nicht, was die Autorin konkret hätte besser machen können, auf der anderen Seite fehlt mir noch das gewisse Etwas. Es fehlt der letzte Funke, der mich nachhaltig beschäftigt, der mich emotional mitnimmt.
Ich freue mich jetzt schon wahnsinnig auf Band zwei („One Last Dance“, ET 26.01.2021) und drei („One Last Act“, ET 20.04.2021) und bin überzeugt davon, wieder genauso in diesen Geschichten versinken zu können.

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Veröffentlicht am 07.11.2020

Die Gefühle bleiben auf der Strecke

Rixton Falls - Secrets
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Mit „Rixton Falls – Secrets“ beginnt Winter Renshaw eine neue Trilogie beim LYX Verlag. Protagonisten dieses ersten Bands sind Demi Rosewood und Royal Lockhart. Royal verbrachte als Pflegekind viele Jahre ...

Mit „Rixton Falls – Secrets“ beginnt Winter Renshaw eine neue Trilogie beim LYX Verlag. Protagonisten dieses ersten Bands sind Demi Rosewood und Royal Lockhart. Royal verbrachte als Pflegekind viele Jahre bei Familie Rosewood, wo sich eine tiefe Liebe zwischen ihm und Demi entwickelte. Von einem Tag auf den anderen verschwand er allerdings ohne ein Wort. Sieben Jahre später kehrt Royal plötzlich zurück nach Rixton Falls.

Das Cover ist sehr schön und elegant. Mir gefällt vor allem der bläuliche Farbton der Schrift und des Gebildes aus Wellen im Hintergrund. Er hebt sich hervorragend von dem weißen Cover ab und harmonisiert mit der goldenen Schrift. Das handschriftliche Wort „Secrets“ sticht heraus, obwohl es doch schlicht bleibt. Die goldenen Sprenkel am Rand setzen dazu schöne Akzente. Es ist insgesamt ein friedliches Cover, dass nicht in Eindruck vermittelt, dass besagte Geheimnisse existieren. Das ist jedoch ein starker Kontrast zum Inhalt, den ich sehr gelungen finde.
Der Schreibstil von Winter Renshaw gefällt mir ebenfalls. Es ist mein erstes Buch von ihr gewesen und einige Formulierungen sind mir aufgrund ihrer Schönheit direkt ins Auge gefallen und hängen geblieben. Sie verwendet Formulierungen, die ich mir am liebsten direkt im Text markieren würde, was ich sonst nie mache. Die Beschreibungen sind etwas poetisch, zum Teil altmodisch, aber dass die Autorin sie nicht dauerhaft, sondern nur an ausgewählten Stellen verwendet, macht sie zu etwas Besonderem.

Trotzdem schafften es die Worte nicht so richtig in mein Herz. Ich empfand diese tiefen Gefühle, die Demi und Royal füreinander hegen, leider nicht. Während der Prolog unglaublich intensiv war, vor Emotionen übersprudelte und eine aufwühlende Geschichte versprach, sind die Gefühle in der Gegenwart leider auf der Strecke geblieben. Das Buch konnte mich emotional einfach nicht abholen.

Dasselbe Problem ergab sich bei den Sexszenen. Ich hatte kaum das Gefühl, dass sie sich natürlich, aus Leidenschaft und aus der Situation ergaben, sondern vielmehr, dass die Autorin sich dachte „So, jetzt müsste mal wieder eine Sexszene rein“. Das ist total schade und dabei kommt überhaupt kein Prickeln aus den Buchseiten hervor.


Hinzu kommt, dass ich auch mit dem Abschluss der inhaltlichen Handlung unzufrieden war.
Demi hatte gar keine wirklichen Probleme, es war überhaupt nicht schwierig für Royal, seine Vergangenheit zu überwinden. Wo war die Hürde, die Rückschläge, wo war das Problem der Protagonisten in diesem Buch? Wogegen haben sie gekämpft und woran mussten sie wachsen? Ich hatte nichts zum Mitfiebern. Alles wurde am Ende sehr schnell abgehandelt, hat sich gefühlt in Luft aufgelöst, ganze Personen sind verschwunden und die Konflikte mit ihnen, andere haben sich später einfach nicht mehr konkludent zu ihrem vorherigen Auftreten verhalten.

Zusammenfassend komme ich zu 3 von 5 Sternen. Ich finde die Grundidee der Geschichte gut und die Charaktere haben total viel Potenzial, aber die Erzählung hat mich nicht berührt. In der zweiten Hälfte fehlt für mich zu viel Handlung oder irgendein Höhepunkt, auf den die Story hinarbeitet. Es war kurzweilige Unterhaltung, aber dabei wurde zu viel Potenzial verschenkt.
Ich habe wirklich keine Ahnung, ob ich die Folgebände noch lesen werde. Da ich noch nichts von Winter Renshaw kannte, weiß ich nicht, ob dieses Buch ihren typischen Stil repräsentiert oder es nur ein Ausreißer war.

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Veröffentlicht am 15.10.2020

Fehlende Handlung verworren beschrieben

Malé
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„Malé“ von Roman Ehrlich aus dem Fischerverlag rangiert im Jahr 2020 auf der Longlist für den Deutschen Buchpreis. Der Autor betrachtet einen Zeitpunkt in der Zukunft, zu dem der steigende Meeresspiegel ...

„Malé“ von Roman Ehrlich aus dem Fischerverlag rangiert im Jahr 2020 auf der Longlist für den Deutschen Buchpreis. Der Autor betrachtet einen Zeitpunkt in der Zukunft, zu dem der steigende Meeresspiegel die Malediven fast vollständig verschluckt hat. Lediglich die heruntergekommene Hauptstadt Malé bietet noch Platz, doch statt dem ehemaligen Tourismus haben sich hier vor allem Aussteiger niedergelassen.

Zum Inhalt ist leider gar nicht viel mehr zu sagen. Viele Charaktere und ihr persönlicher Hintergrund geraten immer mal wieder in den Fokus der Erzählung, eine richtige Handlung ist allerdings nicht zu finden. Weder begleitet man diese Personen bei einem Erlebnis, noch bei ihrer Selbstfindung oder auch nur irgendeinem anderen roten Faden, der die Leser/innen mitreißen und zum Weiterlesen anregen könnte. Es ist eher wie ein Daumenkino, indem allerdings jede Seite ein anderes Standbild zeigt – was den Sinn eines Daumenkinos ad absurdum führt. Diese flüchtigen Einblicke machen keinen der zahlreichen Charaktere greifbar.

Die aufgrund dessen schon schwer aufzubauende Stimmung wird durch einen hoch komplexen Sprachstil noch abstrakter. Der Autor neigt zu monotonen Wiederholungen, vor allem um Personen zu verschlagworten. Immer wieder gibt es außerdem zeilenlange Auflistungen von Tieren, Pflanzen, Treibgut, Waren und ähnlichem, die den Leser/innen nicht nur gar keinen Mehrwert bieten, sondern die zum Teil monströsen Schachtelsätze auch noch verlängern. Dieser monotone und verworrene Schreibstil hat mir den Lesefluss und den -spaß gleichermaßen genommen. Ich bin nicht vorangekommen, habe mich durchgequält und diese knapp 300 Seiten haben sich gezogen, als wären es doppelt so viele.

Das „Problem“ in diesem Genre ist für mich, dass man auf Kritik immer erwidern kann „Das war Absicht“, „Genau das wollte der Autor erreichen“, „Du versteht einfach die Intention nicht“. Das mag alles wahr sein und würde auch erklären, wie dieser zähe Roman für den Buchpreis nominiert werden konnte. Es ändert aber alles nichts an meinem Eindruck und dem Gefühl, das ich beim Lesen hatte – und das kann ich mindestens innerhalb des Genres vergleichen.
Zusammenfassend komme ich zu 2 von 5 Sternen. Die Sprache war beim Lesen fast schon körperlich unangenehm und hat keinerlei Handlung begleitet. Ich hatte mir so viel erhofft: Postapokalypse, ein tolles Setting, ein wenig Mahnung an uns zu unserem Umgang mit der Erde. Das Potenzial war da! Was ich allerdings bekommen habe war paradoxerweise Lust auf Strandurlaub, sobald es wieder und solange es noch möglich ist. Das wollte der Autor sicher nicht erreichen.

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Veröffentlicht am 13.10.2020

Ein emotionaler Sog

Bad At Love
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„Bad at love“ ist der neue New Adult Roman von Morgane Moncomble aus dem Lyx Verlag. Es handelt sich um einen Einzelband und zudem um das erste Buch, das ich von der Autorin gelesen habe.

Azaléa hat vor ...

„Bad at love“ ist der neue New Adult Roman von Morgane Moncomble aus dem Lyx Verlag. Es handelt sich um einen Einzelband und zudem um das erste Buch, das ich von der Autorin gelesen habe.

Azaléa hat vor vier Jahren ihre Heimatstadt verlassen und wollte nie wieder zurückkehren. Zu furchtbar sind die Erinnerungen an ihre Vergangenheit. Der Tod ihrer Mutter zwingt sie jedoch zu einem Besuch. Dabei lernt sie ihren Nachbarn Eden kennen. Dieser lässt sie an ihren beiden Entschlüssen zweifeln: zum einen, möglichst schnell wieder zu verschwinden, zum anderen, keine echte Beziehung einzugehen.

Das Cover ist eher künstlerisch und abstrakt, was seit einiger Zeit im Trend liegt. Obwohl mir Cover mit Bezug zum Inhalt besser gefallen, ist dieses trotzdem schön gestaltet. Mir gefällt der hohe Grauanteil und dass es nicht so bunt und quietschvergnügt aussieht – alles andere wäre Hohn bei so einem ernsten Thema. Die goldenen Flocken, die nach oben und unten vom Titel wegbrechen, setzen farblich einen schönen Akzent. Die schmutzig-schwarze Schrift lässt goldene Buchstaben durchblitzen. Eine Anspielung auf den Inhalt?

Azalée ist ein wundervoller Charakter. Sie hat schreckliche Dinge erlebt und bei der Beschreibung ist mir richtig schlecht geworden. Ihr bissiger Humor ruft neben einem ersten Lachen auch immer einen faden Beigeschmack hervor, weiß man doch genau, dass sie nur ablenken will. Auch Edens Vergangenheit war nicht immer strahlend. Doch er macht sich frei von Vorurteilen und Gerüchten, ist äußerst sensibel, geht meistens sehr gut auf Azaléa ein und ist einfach der beste Partner, den die Autorin für ihre Protagonistin hätte erfinden können.

Das ist mein erster Roman von Morgane Moncomble und endlich verstehe ich, woher die Schwärmereien über ihre ersten beiden Bücher kommen. Ihr Schreibstil ist wirklich mitreißend und sehr gefühlvoll. Ich hatte zum Teil selbst Gänsehaut, so gut konnte ich mir die Umgebungsgeräusche, Stimmen und Situationen vorstellen.
Nach einem schnellen Einstieg in Azaléas Leben und ihre Vergangenheit war ich bereits vollkommen sprachlos. Eine tolle Abwechslung, dass die Leser/innen direkt mit den vergangenen Erlebnissen der Protagonistin konfrontiert werden und kein langes Rumrätseln der anderen Charaktere ertragen müssen, wobei man selbst ab Seite 20 weiß, was los ist. Dennoch muss man das Gelesene erstmal verarbeiten. Bitte beachtet, dass das Buch Triggerwarnungen zu verschiedenen Themen enthält.
Doch Morgane Moncomble belässt es nicht bei der Bewältigung traumatischer Kindheitsereignisse. Die Geschichte erhält zudem einen spannungsgeladen Handlungsstrang in der Gegenwart, der mich sehr gefesselt hat, aber gleichzeitig auch Azaléas Unbehagen auf mich übertragen konnte. Bereits zu diesem Zeitpunkt hatte sich beim Lesen ein Strudel aus vielen verschiedenen Emotionen gebildet, ein verhängnisvoller Sog, den ich so gut spüren und ihm nicht entkommen konnte und der mich vollumfänglich mitgerissen hat. Dieser explosive Cocktail entlädt sich zum Höhepunkt des Romans mit einem Knall, der mich eiskalt getroffen hat. Ich hatte von Beginn an das Gefühl, dass ich diese Geschichte nicht ohne Tränen hinter mich bringen könnte und das ist in Ordnung.
Es ist nicht leicht mit einigen Wahrheiten konfrontiert zu werden, aber ich bin froh, dass Morgane Moncomble nichts beschönigt. Genauso, wie sie schreibt, ist auch die echte Gesellschaft und jeder kann eine Lektion aus dieser Geschichte mitnehmen und für sich selbst reflektieren. Fast schon nebenbei lässt die Autorin noch das Thema Feminismus mit kurzen und gut platzieren Kapiteleinleitungen einfließen.

Zusammenfassend komme ich zu 5 von 5 Sternen! Es war eine emotionale Achterbahnfahrt mit kleinen Erfolgen und großen Rückschlägen, Liebe und Freundschaft. So einen Tiefgang findet man selten in dem Genre! Morgane Moncombles nächstes Buch, „Back to you“ (ET 26.03.2021; ebenfalls ein Einzelband) werde ich mir definitiv kaufen und auch ihre „Never“-Reihe nachholen, aber meine Erwartungen sind jetzt unermesslich hoch!

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