Profilbild von Akantha

Akantha

Lesejury Star
offline

Akantha ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Akantha über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.06.2019

Actionreiche Fortsetzung

The Fourth Monkey - Das Mädchen im Eis
0

„The Fourth Monkey – Das Mädchen im Eis” ist der zweite Teil von J. D. Barkers „The Fourth Monkey“ Reihe. Der Klappentext und die folgende Rezension enthalten in jedem Fall Spoiler zu Band eins.

In Chicago ...

„The Fourth Monkey – Das Mädchen im Eis” ist der zweite Teil von J. D. Barkers „The Fourth Monkey“ Reihe. Der Klappentext und die folgende Rezension enthalten in jedem Fall Spoiler zu Band eins.

In Chicago wird wieder ein totes Mädchen gefunden und weitere verschwinden. Die Medien haben erneut den Four Monkey Killer in Verdacht, denn er ist Detective Sam Porter zuletzt entkommen. Dieser glaubt jedoch nicht, dass der bekannte Serienmörder etwas damit zu tun hat. Während Porter um seine Glaubwürdigkeit kämpft und die aktuellen Fälle lösen muss, versucht er erneut, Anson Bishop zu finden – ein gefährliches Vorhaben.

Der Roman ist, wie bereits Band eins, in viele kurze Kapitel unterteilt (in diesem Fall 132 Stück, also rund fünf bis sechs Seiten pro Kapitel). Dies ist beim Lesen sehr angenehm, da man immer zwischendurch nochmal „schnell“ ein Kapitel lesen kann.

Die Perspektiven variieren zwischen dem Protagonisten, anderen Mitgliedern seinen Ermittlungsteams, den Opfern und natürlich dem Täter – gegenwärtig und vergangen. Im ersten Teil der Reihe war Sam Porter in den Besitz eines Tagebuchs von Anson Bishop gelangt aus welchem der Leser dessen Geschichte erfuhr. Dies war ein ganz hervorragendes Mittel um dem Leser den Täter näherzubringen: interessant, spannend, erschreckend und etwas gruselig. Am Ende von Band eins ist allerdings auch das Tagebuch zu Ende und ich fragte mich bereits, wie der Autor dieses Manko in Band zwei ausgleichen will. Wie bereits erwähnt, gibt es solche Passagen auch in Band zwei. Die Art und Weise, wie sie in Porters Einflussbereich gelangen, ist leider überhaupt nicht kreativ, sondern wirkt wirklich nur wie die Wiederholung von Band eins. Allerdings hat sich dieses negative Gefühl bei mir wieder direkt verflüchtigt, weil diese Ausschnitte erneut so hervorragend geschrieben und so elementar wichtig für das Lesegefühl sind. Im Endeffekt war es mir dann doch relativ egal, woher das Material kommt, Hauptsache Porter (und somit ich) konnten darin lesen.

Der Schreibstil ist wirklich fesselnd und fast jedes Kapitel endet mit einem Mini-Cliffhanger, sodass man sich wünscht, mehr aus der aktuellen Perspektive lesen zu können. Dies empfinde ich als große Leistung eines Autors, da es in Perspektivwechseln doch eigentlich immer mindestens eine Person gibt, von der man nicht so gerne liest. Am Ende flogen die Seiten nur so dahin, das Buch wurde zum richtigen Pageturner. „Nur kurz“ wollte ich es zu Ende lesen, dann war es auf einmal doch schon sehr spät am Abend.

Bereits in Band eins ist mir positiv aufgefallen, dass es für den Leser auch eine Art Whiteboard gibt. Das Ermittlungsteam arbeitet mit so einer Wand um ihren Wissensstand und ihre Aufgaben festzuhalten. Dem Leser wird dies nicht nur durch das Gespräch erläutert, sondern auch optisch. Mehrfach wird der genaue Text des Whiteboards in einer anderen Schriftart wiedergegeben und aktualisiert (beispielsweise werden Aufgaben durchgestrichen). Das habe ich so noch in keinem anderen Buch gesehen und ich frage mich, warum. Es ist hervorragend geeignet, um dem Stand der Ermittlungen zu folgen.

Nicht so gut gefallen hat mir, dass es zwischendurch einfach zu viele Handlungsstränge gab: Die neuen Entführungen bzw. Morde, die alten Fälle des Four Monkey Killers, Porters Suche nach ihm und Porters eigener Kampf um seine Glaubwürdigkeit. Ironischerweise fällt auch den handelnden Personen auf, dass sie den Fokus verlieren, es zu viele „Nebengeräusche“ gibt. Sie beschließen daraufhin ein komplett neues Brainstorming zu machen. An dieser Stelle konnte mich das Buch dann auch wieder abholen. Dieser Neustart war gut und wichtig, sonst hätte mich die Handlung komplett verloren. Es ist allerdings negativ zu bewerten, dass er überhaupt von Nöten war, es gab einfach zu viele lose Fäden.

Etwas unzufrieden bin ich auch mit dem offenen Ende. Generell lehne ich offene Enden nicht ab, aber hier gibt es mehrere offene Punkte, Porter privat und auch den Fall betreffend. Ein bisschen mehr Futter hätte der Autor seinen Lesern hier gerne geben dürfen.

Es gibt auf jeden Fall Spielraum für mindestens einen weiteren Teil und ich weiß genau, dass dieser sofort in mein Regal wandert. „Das Mädchen im Eis“ ist eine gelungene, actionreiche Fortsetzung, die Band eins kaum nachsteht. Aufgrund der zwischenzeitlichen Verwirrung komme ich zu 4 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 06.05.2019

Gefühlvolle Geschichte – vorhersehbar aber unterhaltsam

Up All Night
1

Mit „Up All Night“ von April Dawson ist der erste Teil ihrer gleichnamigen Dilogie erschienen. „Next to you“ erscheint als Finale am 31.10.2019. Die Bücher sind in sich abgeschlossene Geschichten, viele ...

Mit „Up All Night“ von April Dawson ist der erste Teil ihrer gleichnamigen Dilogie erschienen. „Next to you“ erscheint als Finale am 31.10.2019. Die Bücher sind in sich abgeschlossene Geschichten, viele Charaktere tauchen allerdings in beiden Bänden auf.

In „Up All Night“ geht es um Taylor Jensen, die an einem einzigen Tag ihren Job und ihr Auto verliert, sowie ihren Freund beim Fremdgehen erwischt. Völlig aufgelöst begegnet sie ihrem Kindheitsfreund Daniel Grant, in dessen WG ein Zimmer frei ist. Nach diesem Tag voller Enttäuschungen will Taylor allerdings nichts mehr von Männern hören und schon gar nicht mit einem zusammenwohnen, der ihrem Herz zu nahe kommen könnte. Doch Dan versichert ihr, dass er homosexuell sei. Während Taylor ihr Leben langsam wieder in Ordnung bringt, fühlt sie sich allerdings immer mehr zu ihrem guten Freund hingezogen.

Das Cover ist wirklich traumhaft. Die Farbtöne sind sehr schön gewählt, es sieht ein bisschen wie eine Morgendämmerung aus. Das erste Licht, welches die Skyline von New York berührt – das lädt zum Träumen ein. Mir gefällt, dass die Stadt nur unten am Rand zu sehen ist und nicht zu viel vom Cover einnimmt. Richtig auffallend sind auch die einzelnen Lichtpunkte, die ein wenig wie Glitzerpartikel aussehen. Zum Zeitpunkt meiner Rezension habe ich das Buch noch nicht live gesehen, aber auch das elektronische Bild zieht mich schon magisch an.

Von April Dawson hatte ich zuvor noch nichts gelesen, obwohl „Still Broken“ seit den ganzen überwältigenden Kritiken schon lange auf meiner Wunschliste steht. „Up All Night“ hat mir daher den ersten Einblick in ihr Schreiben gegeben. Direkt positiv ist mir dabei aufgefallen, dass sie sehr zielgerichtet schreibt. Es wird nicht viel Drumherum beschrieben, sondern sehr klar eine Geschichte erzählt. Das findet man in dem Genre selten, aber es gefällt mir wirklich gut. Es macht es dem Leser einfach, der Geschichte zu folgen, wenn die Gedanken der Protagonisten und die des Lesers nicht andauernd zu Nebensächlichkeiten abdriften. Taylors furchtbarer Tag wird sehr schnell abgehandelt. Das gefiel mir gut, denn man weiß ja durch den Klappentext schon, was passiert und es ist immer etwas zäh, wenn ein Autor das dann nochmal auf 100 Seiten ausrollt. Hier ging es schnell in die eigentliche und neue Geschichte über – top!

Meine Beziehung zu den Charakteren hat während des Lesens eine Entwicklung durchgemacht. Taylor hat zu Beginn direkt mein Herz erobert. Sie ist wahnsinnig stark und tough! Sie buckelt vor niemanden und bleibt sich selbst treu. Wirklich eine umwerfende Person und ein Vorbild für jede Frau. Irgendwann kam bei mir allerdings ein Punkt, an dem ich sie immer weniger leiden konnte. Sie war so blind und naiv, dass ich es schon nicht mehr niedlich oder witzig finden konnte. Ihre grundsätzliche Persönlichkeit fand ich nach wie vor toll, aber es kam dann häufiger vor, dass ich beim Lesen ihrer Gedanken oder Handlungen die Augen verdreht habe.

Dan machte ab der ersten Seite einen sympathischen Eindruck, ist hilfsbereit und tatsächlich – abgesehen von seiner Optik – der nette Junge von nebenan. Sobald es zwischen Taylor und Dan anfing zu prickeln, war es für mich jedoch etwas schwierig den heißen Typen und den netten Nachbarn in derselben Person zu sehen. Das liegt vermutlich daran, dass es in diesem Genre meistens nur genau diese zwei Charaktere gibt: zum einen die gut aussehenden Männer mit Sixpack, die arrogant oder zumindest sehr selbstsicher sind. Sie sind dabei nicht zwingend unfreundlich (sonst wäre wohl niemand von ihnen unser Bookboyfriend), aber eben auch nicht so sympathisch und bodenständig wie Archetyp Nummer zwei: der gute Freund oder der „Junge von nebenan“. Daniel ist weder der eine, noch der andere, sondern irgendwie beide zugleich. Das ist nach vielen gelesenen Liebesromanen sehr ungewohnt, aber gleichzeitig unheimlich erfrischend. Mit steigender Zahl der gelesenen Kapitel, ist auch meine Zuneigung zu ihm gestiegen und ich bin immer besser mit den zwei Facetten, die er vereint, zurechtgekommen.

Wo es kein Auf und Ab für mich gab, sondern von der ersten Seite an nur Liebe, sind die Nebencharaktere. Vor allem Addison, Daniels Schwester, und Grace, die Mitbewohnerin, sind wundervolle Personen, die ich selbst gerne meine Freundinnen nennen wollen würde. Sie sind grundverschieden, aber beide sehr individuell und authentisch konzipiert.

Zum Spannungsverlauf muss man ganz ehrlich sein: die Geschichte ist von Anfang an vorhersehbar. Es gibt keine Überraschungen und nur zwischendurch ein paar Szenen, die man so nicht unbedingt erwartet hat, die aber auch für die grundsätzliche Handlung nicht essentiell wichtig waren. Dies ändert jedoch nichts daran, dass mich das Buch sehr gut unterhaltet hat und ich diese gefühlvolle Geschichte genossen habe. Dennoch gibt es hierfür einen kleinen Punktabzug, sowie für Taylors teilweise wirklich unglaubhafte Naivität, sodass ich zu 4 von 5 Punkten komme. „Next to you“ wandert mit sofortiger Wirkung auf meine Wunschliste, denn ich freue mich riesig darauf, mehr von Addison zu lesen, die ich bereits in mein Herz geschlossen habe.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
  • Gefühl
Veröffentlicht am 02.05.2019

Suche Yoga und Sex, finde Liebe

Lotus House - Lustvolles Erwachen (Die Lotus House-Serie 1)
0

Mit „Lustvolles Erwachen“ ist der erste Teil von Audrey Carlans neuer Reihe „Lotus House“ erschienen. Bekannt durch „Calendar Girl“, „Trinity“ und zuletzt „Dream Maker“ hat sich Carlan hier einer ganz ...

Mit „Lustvolles Erwachen“ ist der erste Teil von Audrey Carlans neuer Reihe „Lotus House“ erschienen. Bekannt durch „Calendar Girl“, „Trinity“ und zuletzt „Dream Maker“ hat sich Carlan hier einer ganz eigenen Passion zugewandt: dem Yoga – und das als Großprojekt: bis zum 25.10.2019 erscheinen insgesamt sieben Bände dieser neuen Serie.

Den Anfang macht die Yoga-Lehrerin Genevieve Harper. Nach dem frühen Tod ihrer Eltern kümmert sie sich alleine um ihre beiden jüngeren Geschwister. Auf jeden Dollar angewiesen, schneidet sie nicht nur Haare in ihrer Garage, sondern gibt auch mehrere Kurse im Lotus House. Ihr Geldbeutel erfährt einen unerwarteten Schub, als der gutaussehende Baseballspieler Trent Fox nach einer Knieverletzung bei ihr Privatstunden bucht. Mehr noch als sein Knie motiviert ihn dabei allerdings seine Lust, denn zwischen ihm und Genevieve brennt nach dem ersten Blick ein unbändiges Verlangen. Doch nicht nur auf dem Feld ist er ein Player, während Genevieve seit Jahren schwer an ihrer Verantwortung trägt. Kann das eine Zukunft haben?

Zunächst möchte ich einige Worte zum Cover sagen – für mich eigentlich untypisch, da Cover selten bis nie einen Einfluss auf mein Kaufverhalten haben. Hier musste ich aber unbedingt eine Ausnahme machen.
Was die online Abbildung nicht über das Cover verrät: der wunderschöne Rotton des Hintergrunds und der Schrift hat eine metallic Optik. Durch die Vorschau auf die weiteren Bände der Reihe habe ich die Hoffnung, dass sich das weiter fortsetzt. Diese Reihenzugehörigkeit wird noch durch die Nummerierung auf dem Buchrücken unterstrichen. Ein richtig toller Blickfang für jedes Regal! Bei genauerem Hinsehen wirken die Lotusblumen wie von Hand mit Filzstift gemalt. Sie haben eine leicht erhabene Struktur, sodass man die Linien immer wieder mit dem Finger entlangfahren will.

Die einzelnen Kapitel sind im Wechsel aus der Perspektive von Genevieve und Trent geschrieben. Dies macht es dem Leser leicht, sich in beide gut hineinzuversetzen, weil er immer weiß, was die Person denkt und fühlt. Außerdem offenbart es den vielseitigen Schreibstil der Autorin, denn Trents und Genevieves Gedanken unterscheiden sich natürlich auch vor allem in ihrer Wortwahl. Audrey Carlan hat beiden auf diese Weise ein signifikantes Profil verliehen.
Mehrere Kapitel sind zu jeweils einem Abschnitt zusammengefasst, der mit einer kleinen, gezeichneten Blume sowie einer wissenswerten Information über Chakra oder eine Yoga Position (ein „Asana“) beginnt. Das ist für den Leser nicht nur interessant und hilfreich, nein, es hat auch inhaltlich immer etwas mit den Kapiteln des entsprechenden Abschnitts zu tun. Der Leser merkt, dass Audrey Carlan sich hier viele Gedanken gemacht hat, statt willkürliche, schöne Sinnsprüche einzufügen. Dadurch hat sie mein Interesse an Yoga (wieder-)erweckt.

Genevieve ist von Beginn an ein sympathischer Charakter. Sie trägt unglaublich viel Verantwortung für ihr junges Alter. Sie arbeitet hat und verzichtet selbst auf vieles, um ihren Geschwistern etwas mehr bieten zu können. Aufopferungsvoll und fürsorglich hat sie bislang jede Herausforderung gemeistert. Gerne würde man ihr etwas abnehmen, ihr durch eine schwierige Situation helfen oder ihr einfach mal sagen, wie sehr man sie bewundert.

Trent ist das komplette Gegenteil davon: er ist noch nie eine dauerhafte Bindung eingegangen – abgesehen von seinem Spielervertrag. Seine Knieverletzung wirft ihn aus der Bahn und es ist nur seinem Agenten zu verdanken, dass er beginnt, die Wiederherstellung seiner Konstitution mit dem nötigen Ernst zu verfolgen. Als er Genevieve begegnet ist er auch eher aufgrund ihres anziehenden Körpers anstatt aufgrund seiner Gesundheit an weiterem Yogaunterricht interessiert. Er trägt für nichts und niemanden Verantwortung, ist ein „Player“, wankelmütig, unzuverlässig und niemand, den der Leser sich als guten Freund vorstellen kann. Er macht in der Geschichte eine tolle, positive Entwicklung durch – das titelgebende „Erwachen“- , ich bin aber leider trotzdem nicht mit ihm warmgeworden.

Sehr gut gefallen mir außerdem die Nebencharaktere, die Audrey Carlan geschaffen hat. Genevieves Geschwister, ihre beste Freundin und auch Trents Familie sind wunderbare, herzensgute Menschen und bereichern nicht nur das Leben der beiden, sondern auch das Leseerlebnis.

Wie in vielen Liebesromanen ist das Ende in gewissem Maße vorhersehbar. Dennoch hat mich der Weg dahin stets gut unterhalten, denn wie es dazu kommen würde, war interessant und spannend. Die Sexszenen enthalten explizite Sprache und sind abwechslungsreich geschrieben.

„Lotus House – Lustvolles Erwachen“ war nicht nur eine prickelnde, erotische Geschichte, sondern konnte darüber hinaus viel für tiefere Emotionen bieten. Auch die leicht spirituelle Komponente, die Audrey Carlan durch das Yoga- Thema eingewoben hat, hat mich sehr angesprochen und den Roman von vielen anderen in diesem Genre abgehoben. Die Charaktere sind authentisch und sympathisch, da ich mich aber mit dem männlichen Protagonisten Trent nicht anfreunden konnte, komme ich in Summe zu 4 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 09.04.2019

Mehr als ein Krieger

Krieger des Friedens
0

„Krieger des Friedens“ ist der zweite Teil von Robyn Youngs Trilogie um Robert (the) Bruce und Schottlands Unabhängigkeitskrieg. Im Folgenden können daher Spoiler zu Teil eins („Rebell der Krone“) enthalten ...

„Krieger des Friedens“ ist der zweite Teil von Robyn Youngs Trilogie um Robert (the) Bruce und Schottlands Unabhängigkeitskrieg. Im Folgenden können daher Spoiler zu Teil eins („Rebell der Krone“) enthalten sein, nicht jedoch zu Band zwei.

König Edward fehlt nur noch eine der Reliquien, um Merlins Prophezeiung zu erfüllen. Um das zu verhindern und Schottlands Unabhängigkeit zu retten, versucht Robert den Stab des St. Malachias vor ihm zu finden. Doch dabei muss er sehr vorsichtig vorgehen, denn jemand hat es auf sein Leben abgesehen.

Der Roman ist fast ausschließlich aus Roberts Perspektive verfasst, zwischendurch finden sich immer einmal wenige, häufig sehr kurze Abschnitte anderer Personen. Dies führt dazu, dass der Leser sich sehr gut in Robert hineinversetzen kann und mit ihm hofft und bangt. Nachdem im ersten Band vor allem Roberts Zerrissenheit zwischen England und Schottland im Mittelpunkt stand, ist seine Loyalität nun eindeutig. In diesem Teil hadert er allerdings mit seinen aktuellen und vergangenen Entscheidungen und zweifelt an sich und dem Weg, den er eingeschlagen hat. Unsicherheit und Selbstzweifel machen Robert absolut menschlich und authentisch. Dies ist, wie schon in Teil eins, ein sehr großer Pluspunkt des Romans.

Etwas zu bemängeln habe ich weiterhin den Spannungsverlauf. Die Handlung wird zwischendurch ein wenig zu langatmig und detailreich wiedergegeben, auch wenn nicht viel passiert. An diesen Stellen heißt es durchbeißen, denn jedes folgende, wichtige Ereignis kann ganz versteckt hinter der nächsten Ecke liegen. Besonders schwer fiel mir dies allerdings nach wie vor bei den Rückblicken. Diese kommen zwar nicht häufig vor, sind dann aber mehrere Seiten lang und enthalten nicht wirklich wichtige Informationen für das aktuelle Geschehen. Meistens werden nur Hintergrundinformationen und die Geschichte bestimmter Charaktere und Beziehungen erörtert. Obwohl ich mit solchen Rückblenden sonst keine Probleme habe, hätte ich hier manchmal gerne vorgeblättert.

Hinten im Buch findet sich wie gehabt das Personenverzeichnis, dass ich diesmal kaum benötigt habe. „Krieger des Friedens“ habe ich fast unmittelbar nach „Rebell der Krone“ gelesen und mir waren sehr schnell wieder alle wichtigen Charaktere präsent. Darüber hinaus gibt es Karten von Irland und Schottland, ein kurzes Glossar und – für mich immer besonders wichtig – Anmerkungen der Autorin.

Trotz des zwischenzeitlichen Spannungsabfalls, komme ich zu 4 von 5 Sternen, denn ich habe noch keinen historischen Roman gelesen (außer Teil eins), der einen so zerrissenen, zweifelnden Charakter transportieren konnte. Die Schwere von Roberts Entscheidungen liegt jedes Mal aufs Neue auch auf den Schultern des Lesers. Noch nie schien es mir so herausfordernd, ein Königreich zu retten. Robert Bruce ist mehr als nur ein Krieger.

Veröffentlicht am 27.03.2019

Facettenreicher Unabhängigkeitskrieg

Rebell der Krone
0

„Rebell der Krone“ ist der erste Teil aus Robyn Youngs Trilogie um Robert (the) Bruce und Schottlands Unabhängigkeitskrieg. Zum Ende ihrer Recherche für den finalen Band ihrer Kreuzritter-Reihe („Blutschrift“, ...

„Rebell der Krone“ ist der erste Teil aus Robyn Youngs Trilogie um Robert (the) Bruce und Schottlands Unabhängigkeitskrieg. Zum Ende ihrer Recherche für den finalen Band ihrer Kreuzritter-Reihe („Blutschrift“, „Blutritter“, „Blutsfeinde“) stieß sie auf diesen interessanten Charakter und ihr „wurde klar, dass diese Figur unmöglich eine Nebenrolle in der Lebensgeschichte eines anderen Mannes [die der Templer in „Blutsfeinde“] spielen konnte.“ So entstand die Idee für die vorliegende Trilogie.

Alexander III., König von Schottland, ist verstorben und hinterlässt einen leeren Thron. In dieses Machtvakuum drängen verschiedene Personen um die Herrschaft zu ergreifen, einer von ihnen ist König Edward I. von England. Der Schotte Robert Bruce hat einen berechtigten Thronanspruch und findet sich alsbald zerrissen in der Frage, was das Beste für ihn, seine Familie und sein Land ist. An der Spitze der Rebellion taucht ein Mann namens William Wallace auf und Robert muss sich entscheiden, wem seine Loyalität gehört.

Der Roman ist fast ausschließlich aus Roberts Perspektive verfasst, zwischendurch finden sich immer einmal wenige, häufig sehr kurze Abschnitte anderer Personen. Dies führt dazu, dass der Leser sich sehr gut in Robert hineinversetzen kann und mit ihm hofft und bangt. Die große Schwierigkeit in seiner Geschichte ist die Zerrissenheit in seiner Position. Es gibt nicht einfach „für“ und „gegen“ Schottland, genauso wenig wie „für“ und „gegen“ König Edward. Die politischen Macht- und Ränkespiele sind sehr komplex und gehen immer mit weitreichenden Folgen einher. Diese Schwierigkeit, für den sehr jungen Robert, hat Robyn Young hervorragend herausgearbeitet. Wie in der Wirklichkeit ist der richtige Weg nicht leicht zu finden. Robert macht Fehler, er bereut sie, er trifft neue Entscheidungen und wirkt durch diese vielen Facetten absolut menschlich und authentisch. Dies ist ein sehr großer Pluspunkt des Romans.

Etwas zu bemängeln habe ich zuweilen den Spannungsverlauf. Die Handlung wird zwischendurch ein wenig zu langatmig und detailreich wiedergegeben, auch wenn nicht viel passiert. An diesen Stellen heißt es durchbeißen, denn jedes folgende, wichtige Ereignis kann ganz versteckt hinter der nächsten Ecke liegen. Besonders schwer fiel mir dies allerdings bei den Rückblicken. Diese kommen zwar nicht häufig vor (vielleicht drei- oder viermal), sind dann aber mehrere Seiten lang und enthalten nicht wirklich wichtige Informationen für das aktuelle Geschehen. Meistens werden nur Hintergrundinformationen und die Geschichte bestimmter Charaktere und Beziehungen erörtert. Obwohl ich mit solchen Rückblenden sonst keine Probleme habe, hätte ich hier manchmal gerne vorgeblättert. Der Roman hätte auf 100 Seiten weniger etwas kompakter gestaltet werden können.

Vor allem zu Beginn der Lektüre ist es etwas anstrengend, die vielen handelnden Personen auseinanderzuhalten. „Robert“ und „Alexander“ heißen jeweils sechs Personen, während es acht (!) verschiedene „John“ gibt, davon auch noch drei mit dem gleichen Nachnamen. Warum ich dies so schnell nachzählen konnte ist gleichzeitig eine Erleichterung für den Leser: Das Personenverzeichnis. An der Namensgebung im Mittelalter kann ein Autor nicht viel ändern, aber mit diesem Verzeichnis kann er es dem Leser zumindest etwas einfacher machen. Darüber hinaus gibt es eine Karte von Schottland, ein kurzes Glossar, eine Literaturauswahl und – für mich immer besonders wichtig – Anmerkungen der Autorin.

Trotz des zwischenzeitlichen Spannungsabfalls, komme ich zu 4 von 5 Sternen, denn ich habe noch keinen historischen Roman gelesen, der einen so zerrissenen Charakter transportieren konnte. Die Schwere von Roberts Entscheidungen liegt jedes Mal aufs Neue auch auf den Schultern des Lesers. Noch nie schien es mir so herausfordernd, ein Königreich zu retten.