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Veröffentlicht am 13.07.2019

Geheimnisse

Die Hebamme von Sylt
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Mit der charmanten "Mamma-Carlotta"-Krimi-Reihe hat sich die deutsche Schriftstellerin Gisa Pauly in mein Herz geschrieben. Deshalb habe ich mich gefreut, ein weiteres Werk meiner Lieblingsautorin kennenlernen ...

Mit der charmanten "Mamma-Carlotta"-Krimi-Reihe hat sich die deutsche Schriftstellerin Gisa Pauly in mein Herz geschrieben. Deshalb habe ich mich gefreut, ein weiteres Werk meiner Lieblingsautorin kennenlernen zu dürfen.

Der historische Roman "Die Hebamme von Sylt" spielt im frühen 19. Jahrhundert. Geesche Jensen ist die einzige Hebamme auf Sylt. In einer sturmumtosten Nacht kommen zwei Frauen zu ihr, die ihre Hilfe bei einer Entbindung brauchen: Freda Boyken, die Frau eines armen Fischers, und Gräfin Katerina von Zederlitz, die ihre Zeit der Schwangerschaft auf Sylt verbracht hat. In Sorge um ihren Verlobten, der, statt als Fischer zu arbeiten, sich bei der Inselbahn verdingen muss, fällt Geesche eine verhängnisvolle Entscheidung.

Sechzehn Jahre später. Geesches Verlobter hat sich in jener düsteren Nacht das Leben genommen. Als Marinus, ein Ingenieur der Inselbahn, um ihre Hand anhält, glaubt die Hebamme, doch noch das große Glück für sich zu finden. Doch dann, während Elisa, die strahlende, sechzehnjährige Tochter der Gräfin, an einen hohen Adeligen verheiratet werden soll, findet Marinus heraus, was damals in Geesches Hütte geschah. Eine Kette von Unglücken und Verwicklungen nimmt ihren Lauf.

Das stimmungsvolle Cover ist perfekt auf den Inhalt des Romans abgestimmt und entführt jeden Betrachter in eine längst entschwundene Epoche. Man sieht eine Frau unbestimmten Alters sich ihren Weg durch die Dünen bahnen. Eine Hebammentasche ist nicht zu erkennen; trotzdem könnte man sie für Geesche Jensen, die Protagonistin des historischen Romans halten.

Wie immer erweist sich Gisa Pauly als eine vorzügliche Kennerin von Sylt. Ihr historischer Roman "Die Hebamme von Sylt" beeindruckt durch das geballte Wissen über die bewegte Geschichte der Insel, das sie in einer aufwendigen Recherche zusammengetragen hat.

Leider ist die Handlung etwas zu vorhersehbar und nur mäßig spannend. Gisa Pauly hat den verhängnisvollen Fehler begangen, in ihrem Prolog viel zu viel zu verraten. Wenn man sich selbst die Neugierde auf die Geschichte erhalten möchte, sollte man ihn nicht lesen. Ansonsten nimmt man sich selbst die Freude am Lesen. Man errät das dunkle Geheimnis der Hebamme und wartet ungeduldig auf die eigentliche "Auflösung" des Falles, die unnötig in die Länge gezogen wird.

Für meinen persönlichen Geschmack sind die Charaktere etwas zu flach geraten. Gisa Pauly ist es nicht gelungen, sie mit Leben zu füllen, sie wirken blass, kühl und distanziert und es ist mir nicht gelungen, mich auf sie einzulassen.

Aus den genannten Gründen hat mich dieser historische Roman nicht völlig überzeugen können, und ich spreche nur eine eingeschränkte Lese-Empfehlung aus.

Veröffentlicht am 13.07.2019

Ein starkes Team...

Jenseits von schwarz
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Mit "Jenseits von Schwarz" legt Lucie Flebbe den zweiten Teil der Eddie-Beelitz-Trilogie vor, die - ebenso wie ihre hervorragende Reihe um Lila Ziegler - in Bochum spielt. Joseph Rheinhart alias ›Zombie‹ ...

Mit "Jenseits von Schwarz" legt Lucie Flebbe den zweiten Teil der Eddie-Beelitz-Trilogie vor, die - ebenso wie ihre hervorragende Reihe um Lila Ziegler - in Bochum spielt. Joseph Rheinhart alias ›Zombie‹ hat der Tod seiner Schwester aus der Bahn geworfen. Als er doch mal wieder eine Schicht als Securitymann vor einer Suchtklinik schiebt, wird er überfallen und niedergeschlagen. Allerdings fragt sich: Warum? Nichts wird gestohlen, niemand sonst kommt zu Schaden. Am nächsten Abend wird Zombie an selber Stelle von zwei bewaffneten Männern angegriffen und tötet sie in Notwehr – behauptet er jedenfalls. Teilzeitpolizistin Edith ›Eddie‹ Beelitz glaubt dem Vater der besten Freundin ihrer kleinen Tochter Lotti, dass er keine Wahl hatte, und hilft ihm unterzutauchen. Zombie versteckt sich ausgerechnet in der Suchtklinik – und Eddie riskiert nicht nur ihren Job …

Das Cover hat definitiv einen hohen Wiedererkennungswert. Es sticht ins Auge und hebt sich von der Masse der Kriminalromane ab, die man in den Buchhandlungen findet. Nicht zuletzt durch die verwendeten Farben wirkt es hart, kalt und düster, zeigt aber auch eine gewisse Zerrissenheit und Verletzlichkeit auf. Auf den ersten Blick will die zarte Pusteblume gar nicht ins Bild passen. Sie strahlt etwas Kindliches und Unschuldiges aus, und ihre Bedeutung erschließt sich im Laufe der Lektüre.

Der Einstieg in das Buch ist mir leicht gefallen. Viele Figuren kannte ich aus dem ersten Band, insoweit war es wie ein Wiedersehen mit guten Bekannten. Das Geschehen wird abwechselnd aus der Ich-Perspektive der Polizistin Eddie Beelitz und des Security-Experten und ehemaligen Boxers Joseph Rheinhart vermittelt, die sich während der Ermittlungen in einem komplizierten Mordfall in dem ersten Band "Jenseits von Wut" kennengelernt haben.

Eddie Beelitz und Joseph Rheinhart sind zwei starke Protagonisten, die sich definitiv jenseits des Mainstreams bewegen. Nach der Trennung von ihrem gutsituierten Mann lebt die intelligente, schüchterne Polizistin Eddie mit ihrer kleinen Tochter Lottie in einem ganz anderen Milieu. Hier haben die Menschen wenig Geld, dafür das Herz auf dem richtigen Fleck. Eddie hat sich gut in ihre Nachbarschaft integriert, lernt auf ihren eigenen Füßen zu stehen und pflegt einen engen Kontakt zu ihren Nachbarinnen Mütze und Flo. Vielleicht hat sie ein leichtes Helfersyndrom. Was soll's? Die Frauen unterstützen sich gegenseitig, und diese Haltung finde ich sehr gut.

Joseph Rheinhart ist kein einfacher Mensch. Wie sein Spitzname "Zombie" andeutet, sieht der dunkelhäutige, groß gewachsene Mann durch seine eigenwilligen, entstellenden Tattoos furchterregend aus, und man könnte glatt vor ihm davonlaufen. Psychisch gesehen, ist er angeschlagen. Er hat negative Erfahrungen im Umgang mit anderen Menschen aufgrund seiner Hautfarbe und schwierigen Familienverhältnisse gemacht und schleppt viele Altlasten und ein hohes Aggresionspotential mit sich herum. Trotzdem ist er ein liebevoller alleinerziehender Vater für seine Töchter Joelle und Jazmin, und er opfert sich für seine Familie auf, die alles andere als "gewöhnlich" ist.

Der neue Roman "Jenseits von Schwarz" ist sehr vielschichtig. Lucie Flebbe ist es gelungen, nicht nur einen fesselnden, gut recherchierten Krimi, sondern gleichzeitig eine glaubhafte, unmöglich anmutende Liebesgeschichte zu schreiben, die sich jenseits vom allem gängigen Mainstream bewegt. Man schließt ihre Helden in sein Herz, wünscht ihne eine glückliche gemeinsame Zukunft und fiebert dem dritten (und letzten) Band entgegen.

Alles in allem gibt es eine klare Lese-Empfehlung von mir - und 5 Sterne. Was sonst.

Veröffentlicht am 13.06.2019

Auf der Suche nach sich selbst

Der Zauber von Somerset
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England hat mich immer fasziniert. Deshalb habe ich meine Koffer gepackt und eine klassische Rundreise unternommen, die mich von London aus über Windsor, Oxford, Stratford upon Avon, Birmingham, Chester, ...

England hat mich immer fasziniert. Deshalb habe ich meine Koffer gepackt und eine klassische Rundreise unternommen, die mich von London aus über Windsor, Oxford, Stratford upon Avon, Birmingham, Chester, Liverpool, Leeds, Lake District, Yorkshire Dales, York, Lincoln und Cambridge geführt hat. Auf dieser Tour begleitet hat mich das neue Buch "Der Zauber von Somerset" von Pippa Watson, die sich mit ihren einfühlsamen, ruhigen Romanen in mein Herz geschrieben hat.

"Der Zauber von Somerset" spielt Im schönsten Teil Südenglands. Dort will Amber über den Sommer die zurückliegende schwere Zeit vergessen und neue Kraft schöpfen. Doch schon am ersten Morgen steht der Schriftsteller Finian in der Tür des Cottages: Das Ferienhaus wurde doppelt vermietet! Amber hat Mitleid mit dem zerzaust wirkenden Mann, und so wird eine Wohngemeinschaft auf Probe beschlossen. Zunächst scheuen die beiden Einzelgänger den Kontakt. Aber durch die Pflege des alten Pferdes am Hof kommen sie sich langsam näher. Als eine ängstliche Hündin ihrem fiesen Besitzer entkommt und bei ihnen Schutz sucht, müssen die beiden zusammenhalten und entdecken, dass der Zauber Somersets auf viele Weisen wirkt ...

Als Tierfreundin hat das anrührende Cover mein Herz gleich etwas schneller schlagen lassen. Man sieht einen niedlichen Bearded Collie über eine grüne Wiese wetzen. Im Hintergrund glaubt man ein gemütliches Cottage zu erkennen - und fühlt sich automatisch an den malerischen Schauplatz des Geschehens versetzt.

Das Geschehen wird aus zwei verschiedenen Perspektiven, nämlich aus der Sicht des Schriftstellers Finian Anderson und der Steuerberaterin Amber Reed vermittelt. Sie sind sympathische Menschen mittleren Alters, nicht frei von Ecken und Kanten, und haben in den vergangenen Monaten schwere Schicksalsschläge ertragen und seelische Verletzungen davon getragen. Finian Anderson hat die Trennung von seiner Frau noch nicht überwunden, Amber Reed leidet unter dem Verlust ihres Freundes. Deshalb sehnen sie sich nach einer Auszeit auf dem Lande, in einem ruhigen Dorf, dessen Schönheit Pippa Watson mit anschaulichen Beschreibungen eingefangen hat.

Pippa Watson erzählt nicht nur eine (vorhersehbare) berührende Liebesgeschichte, die sich langsam im Laufe der Wochen zwischen Finian und Amber entwickelt. Wie ein roter Faden zieht sich das wichtige Thema "Tierschutz" durch ihr neues Buch. Pippa Watson beschreibt auf eine einfühlsame Weise, wie ihre Protagonisten durch ihr Engagement für mißhandelte, vernachlässigte Tiere den Weg zurück ins Leben und in eine gemeinsame Zukunft finden. Wie in jedem Buch von Pippa Watson spielt ein Hund eine entscheidende Rolle; hier ist es die scheue Hündin Faye, die ihrem rechtmäßigen groben Besitzer entlaufen ist und ein neues liebevolles Zuhause im Cottage findet.

Auch die anderen Charaktere sind lebensecht gestaltet worden. Wie in der Realität gibt es angenehme Zeitgenossen und ätzende Typen, denen man nicht im Mondschein begegnen möchte. Das ruhige Leben auf dem Dorf ist nicht frei von Konflikten, und die Meinungen über die artgerechte Haltung und den richtigen Umgang mit Tieren gehen weit auseinander. Glücklicherweise gelingt es den streitbaren Tierschützern, sich gegen ihre erbitterten Widersacher durchzusetzen. Wer bereits Bücher von Pippa Watson kennt, darf sich auf ein Wiedersehen mit den liebenswerten Helden aus den vorausgegangenen Büchern freuen, die einen kurzen "Gastauftritt" absolvieren.

Für mich war der angenehm leise, zurückhaltende Roman "Der Zauber von Somerset" ein klares Highlight. Deshalb spreche ich gern eine Leseempfehlung aus. Das Buch hat mir nicht nur unbeschwerte Lesestunden beschert, sondern auch den Wunsch in mir geweckt, selbst einmal Urlaub in einem Cottage im Süden Englands zu machen. Vielleicht im nächsten Jahr... who knows?

Veröffentlicht am 11.06.2019

Aschenputtel...

The Mister
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Kaum eine Autorin spielt so virtuos mit Männer- und Frauenfantasien wie die amerikanische Schriftstellerin E. L James, die mit ihrer "Shades-of-Grey" Reihe die Bestseller-Listen erklommen hat. Nun legt ...

Kaum eine Autorin spielt so virtuos mit Männer- und Frauenfantasien wie die amerikanische Schriftstellerin E. L James, die mit ihrer "Shades-of-Grey" Reihe die Bestseller-Listen erklommen hat. Nun legt sie ihr neues Werk "The Mister" vor, das von ihren Fans mit Spannung erwartet worden ist.

Schauplatz des Geschehens ist London, in der aktuellen GEgenwart (2019). Das Leben meint es gut mit Maxim Trevelyan. Er ist attraktiv, reich und hat Verbindungen in die höchsten Kreise. Er musste noch nie arbeiten und hat kaum eine Nacht allein verbracht. Das alles ändert sich, als Maxim den Adelstitel, das Vermögen und die Anwesen seiner Familie erbt – und die damit verbundene Verantwortung, auf die er in keiner Weise vorbereitet ist. Seine größte Herausforderung stellt aber eine geheimnisvolle, schöne Frau dar, der er zufällig begegnet. Wer ist diese Alessia Demachi, die erst seit Kurzem in England lebt und nichts besitzt als eine gefährliche Vergangenheit? Maxims Verlangen nach dieser Frau wird zur glühenden Leidenschaft – einer Leidenschaft, wie er sie noch nie erlebt hat. Als Alessia von ihrer Vergangenheit eingeholt wird, versucht Maxim verzweifelt, sie zu beschützen. Doch auch Maxim hütet ein dunkles Geheimnis.

Das Cover des Hörbuchs "The Mister" ist zurückhaltend in Sepia-Tönen gestaltet worden. Es wirkt edel, klassisch und romantisch-verspielt. Mit dieser Aufmachung grenzt es sich bewusst von "billigen" Machwerken ab. Der englische Titel wirkt etwas unterkühlt und heischt nach Respekt, leuchtet aber in einem auffallenden Pink. Ein interessanter Gegensatz!

In ihrem Werk "The Mister" wiederholt E. L. James ihr erfolgversprechendes Schema, was die Protagonisten betrifft, und erzählt eine postmoderne Version eines bekannten Märchens. Wieder treffen wir auf eine wunderschöne, naive junge Frau, die aus Albanien stammt, im wahrsten Sinne des Wortes ein "Aschenputtel"-Dasein führt und ihren Lebensunterhalt als Putzhilfe in der britischen Metropole verdient. Ihr ist es nicht nur gelungen, einer Bande von Menschenhändlern zu entkommen, sondern auch ihre Jungfräulichkeit zu bewahren. Dort trifft sie auf einen attraktiven, reichen Schwerenöter, der nach dem unerwarteten Tod seines Bruders das schwere Erbe eines "Lords" antreten muss und von seinem haltlosen Lebenswandel mit viel zu viel bedeutungslosen Sex mit austauschbaren Gespielinnen angewidert ist. Die begabte Pianistin Alessia weckt sein Interesse, und auch sie fühlt sich von dem selbstbewussten Mann, der ihre verborgene Leidenschaft weckt, magisch angezogen.

Wer einen prickelnden erotischen Roman erwartet, wird bitter enttäuscht sein. E. L. James hat nicht mit expliziten Szenen gespart, aber sie können nicht über die inhaltlichen Schwächen ihres Werkes hinweghelfen. Alessia und Maxim können es nicht mit Christian und Ana aufnehmen. Die triviale Handlung ist zu vorhersehbar, und selbst ein packender zweiter Teil kann nicht über die gähnende Langeweile hinweghelfen, gegen die man beim Hören des ersten Teils ankämpfen muss.

Sprachlich gesehen, ist das Hörbuch nicht perfekt umgesetzt worden. Das Geschehen wird aus zwei verschiedenen Perspektiven erzählt, und man hat sich für zwei verschiedene Sprecher entschieden. Leider ist die Wahl etwas unglücklich ausgefallen. Der männliche Sprecher Matthias Scherwenikas hat eine angenehme, sonore Stimme, während die weibliche Sprecherin Regina Gisbertz allzu kindlich und hin und wieder etwas schrill und überdreht wirkt.

Aus diesem Grunde fällt mein Urteil zu dem Hörbuch "The Mister" etwas durchwachsen aus. Wer das nötige Durchhaltevermögen besitzt, wird mit einer unspektakulären Liebesgeschichte von E. L. James belohnt, die zwar alle gängigen Klischees bedient, aber nette Unterhaltung für zwischendurch bietet.

Veröffentlicht am 06.06.2019

Unterwegs auf der landschaftlich schönsten Route...

Meistens kommt es anders, wenn man denkt
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Jedes Jahr freue ich mich auf einen neuen Band aus der Hamburg-Reihe von Petra Hülsmann. Wenn man so will, ist es wie ein Treffen mit guten Freunden. Denn man trifft lauter vertraute Charaktere wieder, ...

Jedes Jahr freue ich mich auf einen neuen Band aus der Hamburg-Reihe von Petra Hülsmann. Wenn man so will, ist es wie ein Treffen mit guten Freunden. Denn man trifft lauter vertraute Charaktere wieder, die man in den vorangegangenen Büchern kennengelernt und in sein Herz geschlossen hat.

In dem Roman "Meistens kommt es anders, wen man denkt" dreht sich alles um Nele, die von der Liebe die Nase gestrichen voll hat. Ihr neuer Job bei einer angesagten Hamburger PR-Agentur soll ab jetzt an erster Stelle stehen. Inhaber Claas betraut sie mit der Imagekampagne für den Politiker Rüdiger Hofmann-Klasing, dessen Umfragewerte tief im Keller sind - aus gutem Grund, wie sie bald herausfindet. Darüber hinaus beschließt ihr kleiner Bruder Lenny, der das Down-Syndrom hat, sich eine eigene Wohnung zu suchen. Ausgerechnet Nele soll ihn im Kampf mit den besorgten Eltern unterstützen, dabei ist sie doch insgeheim die größte Glucke von allen. Um das Chaos perfekt zu machen, stellt Nele fest, dass Claas mehr als nur ein netter Chef für sie ist und dass er ihr Herz ganz schön zum Stolpern bringt. Aber soll sie sich von der Liebe etwa schon wieder einen Strich durch die Rechnung machen lassen?

Das hübsche Cover ist in frühlingsfrischen Farben gehalten und auf den 2018 erschienen Band "Wenn's einfach wär, würd's jeder machen" abgestimmt. Eine gelungene Vorgehensweise, weil die Bücher gleichsam eine erzählerische Einheit bilden, auch wenn sie voneinander unabhängig gelesen werden können. Auf den ersten Blick springt ein Schneiderpuppe ins Auge, die im Leben von Nele eine wichtige Rolle spielt.

Was soll ich zum Titel sagen? Ich finde ihn schlichtweg genial. Er ist kurz und knackig, bringt die Handlung auf den Punkt und bleibt im Gedächtnis haften. Besser geht es nicht!

Kommen wir zu der Protagonistin. Die Heldin Nele kennen wir bereits aus dem 2018 veröffentlichten Roman "Wenn's einfach wär, würd's jeder machen." Sie lebt in einer WG mit der engagierten Lehrerin Anni, arbeitet in einer PR-Agentur und ist eine fröhliche junge Frau, die nicht nur durch ihre bedingunglose Liebe zu ihrem an Trisomie 21 leidenden jüngeren Bruder Lenny beeindruckt. Ihr Leben ist nicht frei von Baustellen; sie kämpft mit Pleiten, Pech und Pannen. Anfangs erscheint sie etwas naiv und gutgläubig und neigt dazu, sich von ihren Mitmenschen ausnutzen zu lassen, aber im Verlauf des Geschehens lernt sie, persönliche Grenzen zu ziehen und auf ihre eigenen Bedürfnisse zu achten.


Wie immer ist es Petra Hülsmann gelungen, mich durch ihren humorvollen, lebendigen und temporeichen Stil zu begeistern, der durch eine vielschichtige Geschichte führt. Natürlich kommt die Liebe in diesem Buch nicht zu kurz, aber Petra Hülsmann kann und will weitaus mehr, als gefällige leichte Literatur zu schreiben. Anschaulich schildert sie die vielen großen und kleinen Probleme, mit denen behinderte Menschen in unserer Gesellschaft kämpfen. für mich sind Lenny und Mia die heimlichen Helden dieses Romans, die mich mit ihrer frischen, lebensbejahenden Art berührt haben. Der neue Roman von Petra Hülsmann ist ein Appell an Mitmenschlichkeit, Toleranz und Verständnis, und für mich gibt es nur eine angemesse Bewertung: 5 Sterne!

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