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Veröffentlicht am 18.10.2020

Was wäre, wenn (es tatsächlich passiert wäre?)...

Vier Tage im Juni
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„Vier Tage im Juni“ ist ein Politikthriller von Jan-Christoph Nüse und beschreibt den Kennedy-Besuch in Deutschland in der Zeit vom 23.- 26.Juni 1963. Am 26.6. trat lt. Wikipedia „der mächtigste Mann der ...

„Vier Tage im Juni“ ist ein Politikthriller von Jan-Christoph Nüse und beschreibt den Kennedy-Besuch in Deutschland in der Zeit vom 23.- 26.Juni 1963. Am 26.6. trat lt. Wikipedia „der mächtigste Mann der Welt an die Mikrofone. Er sicherte den Berlinern die volle Solidarität der USA zu und schloss mit den berühmtesten Worten seiner Amtszeit 'Ich bin ein Berliner'.
Ich war zu diesem Zeitpunkt jung, aber mir ist die Euphorie meiner Verwandtschaft über diesen Satz, bzw. die Haltung allgemein noch ziemlich präsent.
Der Autor ist Journalist und baut anhand von Fakten eine Fiktion rund um diesen Besuch auf, dies macht er äußerst fantasievoll und mit einer gehörigen Prise Spannung. Denn anders als es meine Verwandtschaft wahrgenommen hat (oder ich?) - war Kennedy für viele Menschen in den USA und in Deutschland keineswegs eine „Lichtgestalt“, so hielten ihn z.B. hochrangige Militärs in den USA für ein „Schwächling“, ein „Weichei“ in den Verhandlungen mit der UdSSR (Sowjetunion) über die mögliche atomare Abrüstung. In der Bundesrepublik Deutschland (BRD) hatten wiederum einige Menschen Sorge, dass die USA die BRD nicht beschützen würde, wenn die Sowjetunion den westlichen Teil Deutschlands besetzen würde – ganz abgesehen davon, dass sich zu diesem Zeitpunkt hohe deutsche Militärs und Politiker wünschten, eigene Atomwaffen zu besitzen! Ja, es war die Zeit, in der das „Gleichgewichts des Schreckens“ galt... In Westdeutschland existierten auch noch „Seilschaften“ aus dem Nationalsozialismus, die die Ängste „vor dem Russen“ gut für ihre eigenen Interessen zu nutzen wussten.
Vor diesem Hintergrund spielt Herr Nüse gekonnt verschiedene (Attentats-)Szenarien auf deutschem Boden durch, unter dem Motto: so hätte es passieren können... Der Hauptprotagonist ist Thomas Malgo, Angestellter bei der Sicherungsgruppe Bonn, Ermittlungen Staatsschutz. Ihn begleiten wir durch die Höhen und Tiefen dieses Besuches, den realen und den fiktiven... Aber über den Inhalt möchte ich eigentlich nicht mehr verraten – nur so viel: es ist es ist interessant, spannend und macht nachdenklich!
Mich hat die Idee fasziniert: was wäre eigentlich passiert, wenn die Ideen von Jan-Christoph Nüse Realität geworden wären? Was hätte es am Weltgeschehen zu diesem Zeitpunkt verändert? Mich hat das „Jonglieren“ mit diesen Ansätzen beschäftigt... einzig vom Ende / Schluss war ich etwas enttäuscht!
Die „Anmerkungen“ und die angehängten Dokumente ordnen noch einmal genau Realität und Fiktion und runden damit das Bild gut ab.
Den Schreibstil fand ich dem Thema entsprechend angemessen gewählt: er war etwas protokollartig gehalten, hat aber dem Spannungsbogen nicht geschadet, m.E. sogar eher noch unterstützt.
Aus meiner Sicht wurde auch ein treffendes Bild der damaligen Zeit gezeichnet, z.B.: das Archiv arbeitet noch mit Karteikarten, die Schulkinder bekommen schulfrei, um mit amerikanischen Fähnchen am Straßenrand zu winken, wichtige Kommunikationen finden per Telegramm und Fernschreiben statt.
Mir hat das Buch gut gefallen, ich fand den Plot sehr beeindruckend, ich habe beim Lesen und anschließend viel und intensiv nachgedacht. Für geschichtsinteressierte Leser*innen kann ich eine ganz klare Leseempfehlung aussprechen!

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Veröffentlicht am 16.10.2020

Immer wieder erschütternd...

Bis wir uns wiedersehen
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Die Engländerin Catherine Bailey hat für ihr Buch „Bis wir uns wiedersehen“ sehr eng mit Fey von Hassell und ihren Söhnen Corrado und Roberto zusammengearbeitet. Der Untertitel des Buches lautet: „Eine ...

Die Engländerin Catherine Bailey hat für ihr Buch „Bis wir uns wiedersehen“ sehr eng mit Fey von Hassell und ihren Söhnen Corrado und Roberto zusammengearbeitet. Der Untertitel des Buches lautet: „Eine Mutter, ihre geraubten Kinder und der Plan, Hitler umzubringen“. Auf dem hinteren Cover steht: „Ein Geschichtskrimi allererster Güte – aber mit Happy End“. Ich bin mir nicht sicher, ob es an diesen Aussagen gelegen hat: ich hatte vollkommen andere Erwartungen an diese Geschichte…
Aber – obwohl ich unter anderen Voraussetzungen mit dem Lesen begonnen habe, hat mich dieses Buch und sein Inhalt sehr schnell in seinen Bann gezogen und mich regelrecht gefesselt.
Fey von Hassell (verheiratete Pirzio-Biroli) lebt 1944 mit ihren 3 und 2 Jahre alten Söhnen in dem von Deutschen besetzten Norditalien, ihr Mann in dem von Alliierten besetzten Rom. Am 8.9.1944 wird ihr Vater, Ulrich von Hassell, vom Volksgerichtshof im Zusammenhang mit dem Attentat vom 20.Juli 1944 zum Tode verurteilt, 2 Stunden später wurde das Urteil vollstreckt.
Wiederum nur einen Tag später wird Fey in Sippenhaft genommen (ich persönlich habe immer beim Schreiben des Wortes „Sippenhaft“ große Bedenken, aber es scheint durchaus ein gängiger Begriff zu sein...), ihre beiden Söhne unter dem Namen „Vorhof“ in ein Waisenhaus gebracht. Für Fey beginnt eine Odyssee durch die deutschen KZs, da besonders Reichsinnenminister Heinrich Himmler die Angehörigen der deutschen Widerstandskämpfer als Art „Faustpfand“ für Waffenstillstandsverhandlungen und seine eigene mögliche Inhaftierung durch die Alliierten benutzen wollte. Aber das ahnten natürlich Fey und die anderen Sippenhäftlinge nicht, sondern sie hatten neben Hunger, Krankheit, Kälte immer ihren möglichen Tod vor Augen. Wobei ich aber auch unbedingt erwähnen möchte, dass es den Sippenhäftlingen im Vergleich zu den anderen KZ-Häftlingen relativ „gut“ ging!
Catherine Bailey hat es vortrefflich verstanden, die Geschichte von Fey mit der allgemeinen Situation in dieser Kriegsendphase zu verknüpfen, die Stimmung präzise einzufangen und prägnant zu beschreiben. So erfahren wir z.B. detailliert über die diversen Attentatsversuche auf Hitler (ich wusste bisher nicht, dass es soo viele waren!) und die Lage im von Deutschen besetzten Norditalien. Sie berichtet über die Verhältnisse und Umständen in den verschiedenen deutschen KZs, wie sie die „normalen“ Häftlinge erleiden mussten. Ich hatte gedacht, ich würde schon alle Gräueltaten der Nationalsozialisten und ihrer Schergen kennen, aber leider: weit gefehlt! Da war ich der Autorin sehr dankbar über ihren distanziert-kühlen und protokollähnlichen Schreibstil! Bei diesen Kapiteln musste ich zwischendurch immer mal wieder Pausen einlegen – z.T. einige Tage lang, um das Gelesene zu verarbeiten. Am 30.4.1945 wurden Fey und die weiteren 140 Sonder- und Sippenhäftlinge durch US-Truppen in Südtirol befreit (die SS-Männer, die den Transport bewachten, hatten den Befehl, die Gefangenen im Zweifelsfall zu erschießen), die Liste der SS-Geiseln liest sich wie ein Who-is-Who des deutschen Widerstands...
Nun begann die Suche der Eltern nach ihren Söhnen. Fey und ihr Mann Detalmo hielten sich in Italien auf und durften nicht nach Deutschland einreisen. Feys Mutter, Ilse von Hassell, schaffte es mit großem Einsatz unter dramatischen Umständen (und mit ganz viel Glück!), die Kinder zu finden – 14 Tage, bevor sie zur Adoption freigegeben werden sollten (das auf dem hinteren Cover versprochene Happy End)!
Ein abschließender Epilog rundet die Geschichte perfekt ab, ebenso helfen die verschiedenen Landkarten, sich zu orientieren. Auch Fotos ergänzen die Handlung. 34 Seiten Anmerkungen und ein sehr ausführliches Personenregister zeigen die intensive Recherchearbeit zu diesem Buch, Chapeau, Mrs. Bailey!
Ein sehr empfehlenswertes, ein eindrückliches, ein ganz besonderes Buch, das mir bestimmt im Gedächtnis bleiben wird und dem ich unbedingt eine große Leserzahl wünsche!

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Veröffentlicht am 08.10.2020

Der treue Johannes...

Der Getreue des Herzogs
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Johanna von Wild hat in ihrem historischen Roman „Der Getreue des Herzogs“ die Lebensgeschichte des Herzog Ulrich von Württemberg (1487 – 1550) aufgezeichnet, dies sehr spannend mit fiktiven Personen verwoben, ...

Johanna von Wild hat in ihrem historischen Roman „Der Getreue des Herzogs“ die Lebensgeschichte des Herzog Ulrich von Württemberg (1487 – 1550) aufgezeichnet, dies sehr spannend mit fiktiven Personen verwoben, so dass ich regelrecht durch die Geschichte „geflogen“ bin.
Aber gleich vornweg: ich werde kein Fan (oder im heutigen Sprachgebrauch: follower) von Ulrich werden, wie schon hinten auf dem Cover steht: „Verschwender, Mörder, Reformator“. Ja, diese Eigenschaften kommen in dem Roman gut heraus… nur seine Umsetzung der Reformation hat mir Respekt abgewonnen: er war der „erste protestantische Fürst seines Territoriums, er führte im ganzen Land die Reformation ein.“ (Wikipedia) Ansonsten bin ich heilfroh, dass ich zu seiner Zeit nicht in Württemberg gelebt habe (aber war es anderswo besser?)
Aber die Autorin hat Ulrich keineswegs „schöngeredet“, sondern zeigt ihn mit all seinen Schwächen. Ihm zur Seite – gewissermaßen als Gegenpol – hat sie Johannes gestellt, sein (fiktiver) bester Freund, der ihm das ganze Leben treu zur Seite steht (na ja, fast das ganze Leben, in seiner Egomanie lässt ihn Ulrich zwischendurch mal einkerkern…). Zwischendurch stellt Johannes sogar sein persönliches Glück zurück, um weiter seinem Freund zu Diensten zu sein. Natürlich dankt es Ulrich ihm nicht, sondern behandelt ihn weiterhin „schofelig“.
Die Autorin lässt die damalige Zeit vor unseren Augen entstehen: wir nehmen teil an den exzessiven Gelagen in der Dürnitz (Speise- und Gemeinschaftsraum in mittelalterlichen Burgen), schütteln den Kopf über Ulrichs Verschwendungssucht, leiden mit der armen Bevölkerung, sympathisieren mit dem „Armen Konrad“ (Bündnis von Bürgern, die gegen Ulrich aufbegehren), sind gerührt, als die Bevölkerung in der Kirche das erste Kirchenlied in deutscher Sprache hört (von Luther geschrieben) und ziehen mit Ulrich in diverse Schlachten, die eigentlich unnötig wären. Auch bei dem erwähnten Mord sind wir Augenzeugen. Ja, wir sind wirklich mittendrin…Durch den lebhaften und fesselnden Schreibstil werden wir mühelos in die Zeit zurückversetzt, das Kopfkino produziert sofort die passenden Bilder!
Man merkt deutlich, dass die Recherchearbeit intensiv und aufwendig war, in den „Anmerkungen zum Buch“ erklärt Frau von Wild einige Details, eine Zeittafel runden die historisch belegten Fakten ab. Ich habe durch dieses Buch viel über einen Teilaspekt der deutschen Geschichte gelernt und er wird mir sehr präsent bleiben.
Ich kenne von der Autorin bereits „Die Erleuchtung der Welt“ (über Mechthild von der Pfalz, Ulrichs Großmutter) und muss gestehen, dass mir „Die Erleuchtung“ etwas besser gefallen hat, aber das mag 1) daran liegen, dass ich dort mehr Identifikationsfiguren gefunden habe und 2) Ulrich absolut kein Sympathieträger ist! Aber trotzdem hat mich Ulrichs Leben in seinen Bann gezogen – und das ist das Werk von Johanna von Wild – Chapeau!
Und genau deshalb kann ich auch eine uneingeschränkte Leseempfehlung für diesen historischen Roman aussprechen: interessant und faszinierend ist das Leben von Herzog Ulrich von Württemberg auf jeden Fall (auch wenn er – pardon – ein Ekelpaket war)!

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Veröffentlicht am 08.09.2020

Sogar Nonnen wurden der Hexerei verdächtigt...

Hexenglut
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Simone Dorra entführt uns Leser mit ihrem Roman „Hexenglut“ in das Jahr 1555 nach Freiburg. Es ist der 2. Roman um die Nonne Fidelitas vom Kloster Frauenalb. Ich habe „Schierlingstod“ nicht gelesen, aber ...

Simone Dorra entführt uns Leser mit ihrem Roman „Hexenglut“ in das Jahr 1555 nach Freiburg. Es ist der 2. Roman um die Nonne Fidelitas vom Kloster Frauenalb. Ich habe „Schierlingstod“ nicht gelesen, aber hatte keinerlei Schwierigkeiten, in diesen historischen Kriminalroman einzusteigen.
Im Nachwort klärt uns die Autorin darüber auf, dass Nonnen zwar selten der Hexerei bezichtigt wurden, aber anhand zweier historischer Beispiele weist sie nach, dass es eben doch geschehen ist. Ebenfalls im Nachwort belegt sie, welche der Personen in ihrem Roman fiktiv und wer tatsächlich gelebt hat. Ein ausführliches Glossar rundet den Roman perfekt ab.
Fidelitas ist im Kloster als Kräutermeisterin tätig. Nachdem sie den Freiburger Kaufmann Vinzenz Stöcklin nach einem komplizierten Beinbruch gesund gepflegt hat, bittet er sie, ihn nach Freiburg zu begleiten, um seine Frau zu heilen. Bisher konnte kein Medikus eine gesundheitliche Besserung bei ihr erzielen.
Dies gelingt Fidelitas mit ungewöhnlichen Methoden zwar, aber dadurch – und durch zwei vollkommen unerwartete Todesfälle – kommt Fidelitas in den Verdacht, eine Hexe zu sein … und natürlich findet sich sofort ein Neider, der Fidelitas beim Freiburger Rat anzeigt.
Wir LeserInnen müssen um Fidelitas bangen, denn wie soll sie – eingekerkert im Christoffelturm – ihre Unschuld beweisen? Ihr Gönner Vinzenz Stöcklin ist zwar überglücklich und dankbar, dass Fidelitas seine Frau heilen konnte, aber leider erweist er sich als ängstlicher „Hasenfuß“, der sofort einknickt, da die Nähe zu einer Hexe seinem Geschäft (und – na ja – seiner Familie) schaden könnte. Aber bevor wir LeserInnen vollkommen verzweifeln, taucht unerwartete Hilfe und Unterstützung auf... Dazu gehört u.a. auch (in einer „Nebenrolle“) auch Johann Ulrich Zasius, Sprecher des Landes Österreich auf den Reichstagen, späterer Reichstagskommissar und Reichsvizekanzler. Doch mehr sei hier nicht verraten – selbst lesen ist angesagt...
Simone Dorra hat es großartig verstanden, Fiktion mit historisch belegten Ereignissen zu verknüpfen. Wir erfahren viel über die Hintergründe und Methoden der Hexenverfolgungen und wie schnell Frauen in diesen Ruf geraten konnten, wie wenig sie dagegen ausrichten konnten, z.B. die „Wasserprobe“: man warf eine vermeintliche Hexe in tiefes Wasser, ging sie nicht unter, war sie Hexe, ertrank sie, war sie zwar keine Hexe – aber eben leider tot!
Man merkt dem Buch die ausgezeichnete Recherche an, die Figuren wirken alle sehr authentisch und lebendig. Zwischendurch blitzt ab und zu ein leiser Schalk, man kann förmlich spüren, dass die Autorin auch Spaß an / mit ihrer Geschichte und ihren Personen hatte… Frau Dorra schafft es mit leichter Hand, den Spannungsbogen konsequent aufrechtzuerhalten, wir sorgen, zittern und leiden regelrecht mit und hoffen stets auf glückliche Wendungen. Beim Schluss gibt es einen kleinen „Wermutstropfen“, aber auch dieser ist logisch, verständlich und nachvollziehbar, so dass ich nach einer kleinen Trauerminute sehr zufrieden mit dem Buch abschließen konnte – schade eigentlich nur, dass es schon zu Ende war... Einen kleinen Trost habe ich: den Vorgängerroman „Schierlingstod“ werde ich mit Sicherheit demnächst lesen! Und ich habe die große Hoffnung, dass Fidelitas weitere Abenteuer im oder außerhalb des Klosters erleben wird?!
„Hexenglut“ ist ein wunderbares Buch, dass mir schöne, aufregende und berührende Lesemomente beschert hat, ich kann es wirklich nur uneingeschränkt weiterempfehlen!

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Veröffentlicht am 23.08.2020

Daisy und Wastl auf Mörderjagd...

Der halbe Russ
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Von dem Buch „Der halbe Russ“ von Isolde Peter hatte ich eine Leseprobe gelesen, die ich sehr amüsant und witzig fand.
Daisy Dollinger, geb. Blochner ist seit zwei Monaten mit Adrian, einem Amerikaner, ...


Von dem Buch „Der halbe Russ“ von Isolde Peter hatte ich eine Leseprobe gelesen, die ich sehr amüsant und witzig fand.
Daisy Dollinger, geb. Blochner ist seit zwei Monaten mit Adrian, einem Amerikaner, verheiratet. Ihr Mann wünscht sich sehnlichst einen bayrischen Rauhaardackel, und so kommt Wastl in die Familie, Daisy ist nur mäßig „amused“, ahnt sie doch, dass ihr die Betreuung überlassen bleibt...
Sie arbeitet als Sekretärin bei der Staatsanwaltschaft, dort wird gerade gemeinsam mit der Polizei wegen eines Mordfalles an einem russischen Straßenmusikanten ermittelt. Daisys Vertrauen in die ermittelnden Beamten hält sich in sehr engen Grenzen, aber als einer der beiden Beamten ihr vorschlägt, „undercover“ als Straßenmusikerin zu arbeiten, kann sie nicht nein sagen – zumal die Mutter dieses Beamten sich auch als geeignete Tagespflegestelle für den Wastl erweist. Da Daisy auch Akkordeon spielt, könnte sie sich vielleicht Zutritt zur Münchner Straßenmusiker-Szene verschaffen und so Informationen erhalten...Aber mehr zum Inhalt sei hier nicht verraten...
Ich glaube, „Der halbe Russ“ und ich haben buchtechnisch einfach nicht zusammengepasst. Ich habe mich etwas durch das Buch gequält, habe vielfach den Sinn nicht verstanden... Vielleicht fehlt mir als Nordlicht die Antenne für spezielle bayrische Begebenheiten? Nein, das kann es eigentlich nicht gewesen sein, da die Beschreibungen von Daisys skurriler Verwandtschaft mich eigentlich „bei der Stange“ gehalten haben, da habe ich mehrmals schmunzeln müssen. Und auch Rosi, die Inhaberin des „Café Dachsel“ mit ihren Tattoos und Piercings, die jedes Jahr nach Wacken fährt („Ich kann dort super relaxen. Wacken ist mein Yoga“, S. 127) war mir auf Anhieb sympathisch, sie war so authentisch geschildert, dass ich sie sofort vor meinem inneren Auge hatte.
Aber ansonsten bin ich kaum in die Geschichte gekommen, auf Seite 88 erhoffte ich einen Durchbruch, aber schnell plätscherte die Geschichte wieder vor sich hin. Auch der Schluss mit der Auflösung erschien mir unlogisch und konnte mich leider nicht richtig überzeugen.
Aber es ist ja nur meine persönliche Einschätzung, denn die (Lese-) Geschmäcker sind ja bekanntlich sehr verschieden, ich kann mir durchaus vorstellen, dass andere LeserInnen hellauf begeistert sind!

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