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Veröffentlicht am 15.11.2016

Typischer Ami-Thriller mit übertriebenen Kampfszenen und Männern auf dem Niveau von Superhelden -> überzogen und unglaubwürdig.

Ich bin der Zorn
6

In einer Strafanstalt in Arizona ereignet sich ein blutiger Amoklauf. Scheinbar wahllos erschießt ein Gefängniswärter mehrere Menschen. Zu seinem Motiv schweigt er. Das ruft Bundesermittler Marcus Williams ...

In einer Strafanstalt in Arizona ereignet sich ein blutiger Amoklauf. Scheinbar wahllos erschießt ein Gefängniswärter mehrere Menschen. Zu seinem Motiv schweigt er. Das ruft Bundesermittler Marcus Williams auf den Plan. Rasch findet er heraus, dass der Wärter von einem psychopathischen Killer erpresst wurde, der sich selbst Judas nennt. Um die Identität des Judaskillers aufzudecken, tut Marcus sich erneut mit seinem Bruder Francis Ackerman jr. zusammen, dem berüchtigtsten Serienkiller der Gegenwart: Marcus ermittelt außerhalb der Gefängnismauern, Ackerman jr. undercover unter den Häftlingen. Was beide nicht ahnen: Der Judaskiller verfolgt weitaus größere Ziele als nur ein paar Morde...(Klappentext)

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Dies ist der 4. Teil der Shepherd-Thriller-Reihe. Ich kannte diese Reihe bisher nicht und somit war dies mein Einstieg in die Welt der Spezialtruppe, welche sich am Rande der Legalität bewegt...und auch gleichzeitig mein Ausstieg.

Der Thriller beginnt wirklich gut, wenn auch etwas verwirrend und komplex. Das liegt aber nicht an der Tatsache, dass ich die vorherigen Teile nicht kenne, auch wenn das vielleicht von Vorteil gewesen wäre.
Als Einsteiger in diese Reihe bekommt man am Anfang die Infos die man braucht, um gewisse Zusammenhänge zu verstehen, ohne auszuufern oder abzudriften. Man ist also schnell in der Story und die Handlung steigt schnell voran.
Komplex ist es aufgrund der vielen Charaktere die einem um die Ohren geknallt werden und das auf eine eher negative Art und Weise. Hier wird aus mehreren Perspektiven erzählt, was ich normalerweise als erfrischend und spannend empfinde. Komplexe Story's haben es mir schon immer angetan. Die Perspektivwechsel und Handlungssprünge erfolgen jedoch ziemlich abrupt, sodass man als Leser schnell den Überblick verliert. Dies bessert sich jedoch und man kommt dann doch in der Geschichte an.

Der Schreibstil ist angenehm, flüssig und beinhaltet auch einen bissigen Humor. Man merkt jedoch schnell, dass es sich hier um einen typischen Ami-Thriller handelt.
In solchen Thrillern sind ja die Hauptprotagonisten hochintelligent, sehen verdammt gut aus und wenn nicht sind sie zumindest verdammt gut gebaut, ziehen sich daher gerne ihre Oberteile aus und lassen ihre Mukkis spielen, sind die Coolsten der Coolen und fantastische Schützen und vor allem fantastische Nahkämpfer, etc. Es sind quasi alles kleine 007 und Superhelden.
In diesem Thriller sind diese Attribute alle vorhanden plus noch ein paar mehr und von diesen Superhelden gibt es gleich mehrere. Nun ja, eigentlich nur einen und zwar den Chefermittler Marcus. Die anderen sind eher Superschurken - die selben Attribute, nur stehen sie auf der dunklen Seite der Macht. Einer davon ist sogar eine Kombination von beidem.
Die Kampfszenen lesen sich daher wirklich wie in einem Actionfilm, wo es derjenige alleine mit mehreren Gegnern aufnimmt und ohne einen Kratzer aus dem Kampf hervorgeht. Eh klar, beherrscht er doch jeglichen Kampfsportstil den es gibt - ergo sind solche Szenen unglaubwürdig und eher amüsant als spannend.

Das einzig weibliche Wesen in dieser Truppe ist kratzbürstig und agiert und reagiert eher wie eine schmollende Pupertierende, also keinesfalls ihres Alters und schon gar nicht ihres Berufes als Ermittlerin einer Spezialtruppe entsprechend. Die Frau hat mir echt Nerven gekostet.
Aber egal, weil die Männer rocken das Ding sowieso.
Marcus kombiniert und löst das ein oder andere Rätsel. Wie er auf die Lösungen kommt bleibt unklar - klingt komisch, ist aber so..punkt.

Spannung ist hier zwar vorhanden, spekulieren braucht mah hier aber nicht. Durch den hochintelligenten Marcus, der übrigens auch noch ein fotografisches Gedächnis hat, wird dem Leser alles auf einem Silbertablett serviert und das schön vorgekaut und x-Mal erwähnt, damit es auch die dümmsten Leser checken. Also liebe Leser, bloß nicht das eigene Gehirn einschalten.
Die Auflösung war daher auch nicht allzu überraschend und das Motiv so simple, dass es fast schon an Beleidigung grenzt.

Tja, und wie endet ein Ami-Thriller? Richtig!! - mit einem tollen Happy-End, in dem sich alle lieb haben und alles wieder supi ist.

Kurz gesagt, dieser Thriller entwickelte sich zunehmend zu einem überzogenen und unglaubwürdigen Superhelden vs. Superschurken-Thriller, der mich nicht nur einmal genervt mit den Augen rollen ließ.

Fazit:
Der Thriller hat mich alles andere als vom Hocker gerissen. Er hat zwar gut angefangen, entwickelte sich für mich aber dann zunehmend enttäuschend.
So vieles ist hier sowas von weit hergeholt, überzogen und unglaubwürdig.
Wer auf übertrieben dargestellte Superhelden und Superschurken steht und beim Lesen nicht gerne sein Hirn einschaltet, wird diesen Thriller mögen.
Ich für meinen Teil kann dafür keine Leseempfehlung aussprechen!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Figuren
  • Spannung
  • Handlung
  • Psychologie
Veröffentlicht am 13.07.2019

Ein Schauermärchen der besonderen Art - melancholisch, ruhig und trotzdem düster und fesselnd.

Tief im Wald
1

Alys ist sieben, als die Seelenesser eines nachts in ihr Dorf kommen. Am Morgen danach sind alle Erwachsenen tot. Alys und die anderen Kinder müssen fortan in einem Nachbardorf leben, wo die Menschen gläubig ...

Alys ist sieben, als die Seelenesser eines nachts in ihr Dorf kommen. Am Morgen danach sind alle Erwachsenen tot. Alys und die anderen Kinder müssen fortan in einem Nachbardorf leben, wo die Menschen gläubig sind und das Biest fürchten, das tief im Wald lebt. Doch das Biest ist nicht das, was es zu sein scheint – ebenso wenig wie Alys. Das Mädchen spürt, dass es in seinem Inneren mit den Seelenessern verbunden ist. Als Alys älter und ihre geheime Gabe stärker wird, sehnt sie sich immer mehr nach der Freiheit jenseits des Dorfes. Da schlägt das Schicksal erneut zu, und Alys macht sich auf die gefährliche Reise in den dunkelsten Teil des Waldes … (Klappentext)

✴✴✴✴✴

"Sie waren zu etwas anderem geworden und merkten, dass sie kaum noch ein Bedürfnis nach Essen oder Wasser hatten. Es gab so viele furchtsame, verunsicherte Seelen auf der Welt, die nur darauf warteten, gegessen zu werden. Alles, was die Schwestern tun mussten war, sie einzuatmen."
(S. 22)


Alys ist ein siebenjähriges Mädchen, welches mit seinen Eltern in einem Dorf namens Weizheim lebt. Schon immer wusste sie, dass sie anders war als die anderen Kinder. Sie verspürte keine Angst, weder vor den Wölfen, noch vor den Seelenesserinnen und der Bestie, welche sich im Wald herumtreiben. Einzig vor der Nacht fürchtet sich Alys, denn sie konnte nicht schlafen ... niemals.
Eines Nachts beschloss sie nicht mehr einfach still und wach in ihrem Bett auf den Morgen zu warten. Sie schlüpfte leise aus dem Bett und ihre kleinen Füße trugen sie wie von selbst auf das große Feld neben dem Wald. Plötzlich standen zwei Frauen vor ihr, die äußerst seltsam aussahen. Sie solle schlafen, sagten sie zu ihr und das erste Mal überkam Alys Müdigkeit und sie fiel in einen tiefen Schlaf, mitten auf dem Feld.
In dieser Nacht starben in Weizheim alle Erwachsenen, während die Kinder in einen tiefen Schlaf verfielen. Die Bewohner des Dorfes Schafsdorf nahmen sich der Kinder an. Es waren strenggläubige Menschen, die zum Hirten beteten, die Bestie und deren Seelenesserinnen fürchteten und den Wald mieden.
Doch seit dieser Nacht fühlte sich Alys dem Wald und dessen Kreaturen nah und verbunden, während sie sich in diesem Dorf immer fremder fühlte. Gehört sie etwa zu den Bösen? Ist sie verflucht? Und was hat es mit der Bestie und den Seelenesserinnen wirklich auf sich?

"Wäre sie nämlich nicht so ungehorsam gewesen, dann gliche sie allen anderen Kindern in Weizheim. Sie wäre zwar immer noch eine Waise, aber wenigstens nicht böse.
'Wenn etwas Besonderes an mir ist', überlegte sie, 'dann, dass etwas mit mir nicht stimmt'."
(S. 70)


Hier eröffnet sich einem eine wunderbare und düstere Geschichte zugleich. Eine Geschichte über ein Mädchen, welches sich nirgends zugehörig fühlt, nicht weiß, ob es gut oder böse ist und welches versucht Antworten zu finden. Es ist auch eine Geschichte über das Gute und das Böse, das Schönheit hässlich sein kann und das Gut und Böse nicht immer dort zu finden sind, wo man sie vermutet. Dies in einem Erzählstil, der an die ursprünglichen Grimms Märchen erinnert und einen ganz eigenen Sog entwickelt.
Es ist kein Fantasy- und kein Horror-Roman, sondern ein Märchen, welches eher ruhig daherkommt, durchzogen mit Passagen, die an einen Schauerroman erinnern, begleitet von Spannungsmomenten, Melancholie und zwischen den Zeilen eine wunderbare Message beinhaltet.

"Es war der Wald, von dem Mütter und Väter ihre Kinder fernhielten. Von ihm handelten all die Geschichten, es war der Ort, an dem Albträume geboren wurden.
'Es ist ein Wald wie jeder andere', sagte sich Alys. Und doch schien er ihr dunkler als alle, in denen sie bisher gewesen war."
(S. 239)


Es wird aus der Sicht von Alys erzählt, hin und wieder unterbrochen von Passagen, welche den Leser in die Perspektive der Seelenesserinnen blicken lässt.
Während man Alys von Anfang an ins Herz schließt, mit ihr leidet, mitfiebert und ebenso wie sie die Antworten finden möchte, weiß man nicht so recht was man von den Seelenesserinnen halten soll. Man empfindet für sie Mitleid, findet sie faszinierend und zugleich auch abstoßend. Ebenso verhält es sich mit der Bestie, welche in den Wäldern lauert und immer wieder die Nähe von Alys sucht, bzw. fühlt sich Alys zu der dunklen Gestalt hingezogen.

Im Verlauf der Geschichte kann man beobachten, wie sich Alys entwickelt und mit ihr entwickelt sich die Story, wird erwachsener, düsterer und auch spannender. Und so huscht man an der Seite dieses Mädchens durch das Buch und kann erst mit dem Lesen aufhören, wenn man die Antworten kennt und am Ende angelangt ist.

"Ihr Haar war lang und schwarz und wild, voller Blätter und Zweige. Ihre Kleider schienen ebenfalls aus Blättern und Zweigen zu bestehen ... oder aus Erde, falls man aus Erde Kleider fertigen konnte."
(S. 118)


Fazit:
Kaum zu glauben, dass dies ein Debüt einer jungen Autorin ist, denn der Schreibstil konnte mich von Anfang an begeistern und entführte mich in eine ganz besondere Welt eines Schauermärchens.
Schaurig, düster, ruhig und fesselnd zugleich und eine Geschichte, welche sich mit der Protagonistin weiterentwickelt und wächst.
Kurz - es bescherte mir herrliche Lesestunden und wurde für mich zu einem kleinen Lesehighlight.

"Die Bestie ist bös
Flüstert nachts in dein Ohr
Schlüpft in deine Träume
Hat noch was mit dir vor.

Du glaubst, in deinem Bett bist du sicher
Dich wird sie nicht fressen
Hat deine Mama nicht g'rad deine Wange geküsst?
O nein, die Bestie war's ... sie freut sich auf's Essen!"
(S. 328)


© Pink Anemone (inkl. Leseprobe)

Veröffentlicht am 25.06.2019

Außen hui und innen Unglaubwürdigkeiten, Klischees und Altbekanntes. Was für eine Enttäuschung!

Der Insasse
1

Ein vermisstes Kind - ein verzweifelter Vater - ein Höllentrip ins Innere der Psychiatrie
​Zwei entsetzliche Kindermorde hat er bereits gestanden und die Berliner Polizei zu den grausam entstellten Leichen ...

Ein vermisstes Kind - ein verzweifelter Vater - ein Höllentrip ins Innere der Psychiatrie
​Zwei entsetzliche Kindermorde hat er bereits gestanden und die Berliner Polizei zu den grausam entstellten Leichen geführt. Doch jetzt schweigt der psychisch kranke Häftling Guido T. auf Anraten seiner Anwältin. Die Polizei ist sicher: Er ist auch der Entführer des sechsjährigen Max, der seit drei Monaten spurlos verschwunden ist. Die Ermittler haben jedoch keine belastbaren Beweise, nur Indizien. Und ohne die Aussage des Häftlings werden Max' Eltern keine Gewissheit haben und niemals Abschied von ihrem Sohn nehmen können.
Drei Monate nach dem Verschwinden von Max macht ein Ermittler der Mordkommission dem verzweifelten Vater ein unglaubliches Angebot: Er schleust ihn in das psychiatrische Gefängniskrankenhaus ein, in dessen Hochsicherheitstrakt Guido T. eingesperrt ist. Als falscher Patient, ausgestattet mit einer fingierten Krankenakte. Damit er dem Kindermörder so nahe wie nur irgend möglich ist und ihn zu einem Geständnis zwingen kann....
(Klappentext)

Triggerwarnung: Pädophilie, Kindesmissbrauch, Vergewaltigung

✚✚✚✚✚

"Langsam, mit schlurfenden Schritten, tastete er sich Meter um Meter voran. Und dann trat Till aus dem rosa farbenen Isolationszimmer in die ihm fremde und Angst einflößende Welt der Steinklinik."
(S. 86)


Vor einem Jahr gelangte der sechsjährige Max, Sohn von Till Berkhoff, in die Fänge des Serienkillers Guido Tramnitz, von den Medien nur "Brutkasten-Bestie" genannt. Kurz darauf wurde Tramnitz, aufgrund seiner Unachtsamkeit, endlich gefasst und gestand drei Morde. Vom kleinen Max kam jedoch kein Wort über seine Lippen, nur ein hämisches Grinsen.
Aufgrund einer schweren schizophrenen Störung wurde Tramitz als schuldunfähig eingestuft und fristet nun im Hochsicherheitstrakt einer psychiatrischen Klinik sein Dasein. Ab diesem Zeitpunkt sprach er kein Wort mehr über seine verübten Morde und die Leiche von Max wurde nie gefunden.

Seit sein Sohn verschwand ist Till nur noch der Schatten seiner selbst. Die Ehe liegt in Scherben, Schuldgefühle plagen ihn und die Ungewissheit was mit seinem Sohn passiert ist frisst ihn auf. Er möchte seinen Sohn begraben und somit zumindest zum Teil mit diesem Verlust abschließen. Dafür schmiedet er einen äußerst gewagten Plan - er muss in die Nähe von Tramnitz kommen und dafür muss er selbst eingewiesen werden. Doch der Mann, dessen Identität er für dieses Unterfangen annimmt, ist selbst ein Kindermörder und der Klinikaufenthalt wird für ihn dadruch ein Gang durch die Hölle. Dabei lässt er jedoch niemals sein Ziel aus den Augen - sich den Mörder seinen Sohnes vorzuknöpfen.

Das klingt nun alles spannend, toll und aufregend, doch für mich wurde es eine Leseerfahrung voller Augenrollen, genervtes Seufzen und entrüsteten "WTF's!".

"Babyshampoo und Angst ergeben eine herrliche Duftmischung, finde ich. Man müsste sie in Flaschen füllen und bei Rossmann verkaufen."
(S. 232)


Es ist nämlich alles einfach too much. Da wollte der Autor wohl so viel wie möglich in diesen Psychothriller hinein packen, um den LeserInnen so richtig die Schlüppis wegzusprengen. Dadurch wirkt die gesamte Story jedoch völlig überfrachtet und unglaubwürdig.
Zudem macht Fitzek auch vor Klischees nicht Halt, welche mich als ehemalige Krankenschwester einer geschlossenen Akut-Psychiatrie die Haare zu Berge stehen lässt. Actionszenen, spektakuläre Abgänge und Körperverletzungen, wechseln sich damit ab. Dann noch etwas von E.A. Poes "Das System des Dr. Teer und Prof. Feder" und, um alles noch etwas beklemmender und unheimlicher zu machen, noch etwas Alcatraz-Stimmung, indem die Klinik durch Hochwasser von der Außenwelt abgeschnitten wird. Dies alles übrigens schon auf den ersten 100 Seiten und selbst im Hinblick auf die Auflösung völlig sinnfrei, übertrieben und, wie schon erwähnt, too much.

Es geht bei den Protagonisten weiter, denn wir erhalten Einblicke in unzählige Perspektiven, wie z.B.: Till, Rebecca (Till's Frau), Dr. Frieder, Seda (Patientin), Dr. Sänger (ärztl. Leiterin), Max und natürlich Tramitz mit Einblicken in seine Kindheit. Auch hier einfach alles zu viel und dadurch bleibt jede Figur blass und oberflächlich.
Zudem hat man es hier mit korrupten Ärzten, inkompetent agierendem Personal, Prostitution innerhalb der Klinik, etc. zu tun.

Die ganzen Unglaubwürdigkeiten ärgerten mich jedoch am meisten. Man stelle sich eine topmodern ausgestattete psychiatrische Einrichtung vor. Ausgestattet mit einem Schließsystem wie in einem Hochsicherheitsgefängnis, Keycard und Iris-Scanner gewähren nur dem Personal uneingeschränkten Zugang zu den verschiedenen Abteilungen. Gerade diese Ausgangssituation macht die Story und so manche Handlungen so unglaubwürdig, denn hier scheint trotzdem alles möglich zu sein ... für Patienten ebenso, wie auch für Ärzte. Im selben Atemzug scheint der Autor diese Handlungen zu rechtfertigen, was alles nur noch unglaubwürdiger macht.
Auf jeder Seite raufte ich mir entweder die Haare oder rollte genervt mit den Augen..manchmal auch beides gleichzeitig.

"Bis auf einen Pfleger, der im Schwesternzimmer auf Abruf blieb, versammelten sich in diesem Moment alle Mitarbeiter in der Lobby. Und die meisten Patienten waren bereits in anderen Häusern untergebracht, weswegen Tramnitz das Stockwerk im Grunde für sich alleine hatte."
(S. 205 - kopfschüttel)


Man hat dabei ständig das Gefühl alles schon mal gelesen/gehört/gesehen zu haben und auch wenn die Auflösung in typischer Fitzek-Manier daherkommt, bleibt der Überraschungseffekt doch etwas auf der Strecke, im Gegenzug erhält man einen bitteren Nachgeschmack.

Fazit:
Ich habe von Fitzek nun schon länger kein Buch mehr gelesen, war jedoch vor paar Jahren ein Fan von ihm und seinen Büchern. Hier frage ich mich nun wo der "alte" Fitzek hin ist. Schon beim Schreibstil erkannte ich ihn nicht wieder, welcher sich von fesselnder Sprachgewalt zu einem plumpen und einfachen Schreibstil entwickelt zu haben scheint. Sollte ein Autor mit den Jahren nicht besser werden, anstatt schlechter?
Zu der Story selbst möchte ich hier nicht mehr viel sagen, habe ich dies doch bereits oben schon getan.
Der Autor produziert zwar am laufenden Band Bücher, sein Augenmerk scheint jedoch eher auf dem Marketing und der äußeren Erscheinung der Bücher liegen, während die Storys auf der Strecke bleiben und nichts Neues zu bieten haben.
Außen hui, innen literarisches Pfui. Wenn ich also in Zukunft einen Fitzek lese, dann mit Sicherheit nur ältere Werke.

© Pink Anemone

Veröffentlicht am 08.05.2019

Anfangs amüsant, doch im weiteren Verlauf eine eher langwierige und fade Geschichte ohne Ende

Unsterblichkeit ist auch keine Lösung
1

Im Jahr 2014 bringt der krisengeschüttelte Buchmarkt auch die Absätze der deutschen Klassiker Goethe und Schiller zum Sinken, deshalb werden die beiden Herren (265 und 255 Jahre alt) von Verleger Cotta ...

Im Jahr 2014 bringt der krisengeschüttelte Buchmarkt auch die Absätze der deutschen Klassiker Goethe und Schiller zum Sinken, deshalb werden die beiden Herren (265 und 255 Jahre alt) von Verleger Cotta auf eine Lesereise durch den Harz geschickt. Krönender Abschluss soll die Lesung des ›Faust‹ auf dem Brocken sein. Nur widerwillig lässt sich Goethe darauf ein. Ärgerlich, dass Kollege Schiller ihm im Umgang mit verspäteten ICEs, desinteressierten Schülern und der attraktiven mitreisenden Buchhändlerin immer eine Nasenlänge voraus zu sein scheint. Und schließlich mit neuen Ideen zum Höhenflug ansetzt...(Klappentext)

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"Aber Cotta glaubte ja, dass es seinen Büchern guttäte, wenn er sich mehr den Menschen zuwenden würde. Was für ein Blödsinn. Wann war je ein Stück wahrer Literatur entstanden, das nicht in der Einsamkeit der Studierstube geschrieben wurde?"
(S. 15)


Was wäre, wenn Goethe und Schiller noch leben würden? Zwar schon etwas in die Jahre gekommen, genauer gesagt 265 und 255 Jahre alt, mit so mancher verstaubten Ansicht, aber der modernen Zeit nicht gänzlich abgeneigt? In diesem Roman wird uns diese Frage auf sehr amüsante Weise beantwortet.
Goethe und Schiller müssen von ihrem Verlag aus auf eine Lesetour durch Schulen tingeln, um für ihre eigenen Werke etwas Marketing zu betreiben. Diese werden nämlich so gut wie nicht mehr verkauft, geschweige denn gelesen. Die klassische Literatur ist dem Untergang geweiht und dem muss entgegengewirkt werden, um gleichzeitig den gesamten Buchmarkt wieder zu pushen. Während Schiller sich zu einer wahren Rampensau entwickelt und diese Aufmerksamkeit geniesst, ist Goethe todunglücklich, denn Schulen waren Goethes Sache nicht.

Hier haben wir es mit zwei völlig verschiedenen Charakteren zu tun. Da wäre der extrovertierte Schiller, immer zu Späßen aufgelegt, manchmal etwas laut und immer in Flirtlaune. Er genießt den Rummel, lebt richtig auf und sonnt sich in der Aufmerksamkeit. Und dann haben wir den etwas arrogant wirkenden und griesgrämigen Goethe, der gerne im Stillen vor sich hin flucht, dabei kein Blatt vor den Mund nimmt und lieber zu Hause in seinem Studierzimmer hocken oder in den Armen einer jungen Frau liegen würde. Während wir die beiden auf ihrer Lesereise "Klassiker zum Anfassen" begleiten, sich Goethe in eine junge Buchhändlerin verliebt und Schiller auf einmal sein neuestes Werk, einen Fantasy, präsentiert, wird Schiller immer kränker und über Goethes Haupt braut sich ein Skandal zusammen ... wie wird diese Reise wohl enden?

"Aber Schiller, die korrupte Sau, kannte nichts: Er las tatsächlich eine stümperhaft zusammengeschusterte Geschichte von Elfen und Einhörnern, Gnomen und vielen bösen, finsteren Mächten, die im Krieg mit einer Heerschar von aberwitzig abgedroschen gezeichneten umotiviert handelnden Figuren-Versatzstücken aus tausenduneinem Papierkorb lagen. Es war schaurig."
(S. 91)


Goethe und Schiller waren schon zu ihren Lebzeiten enge Freunde, so eng, dass sich Goethe nach seinem Tod sogar neben Schiller begraben ließ. Goethe sah in Schiller schon immer den jungen Konkurrenten und Schiller war immer schon ein aufgeweckter Mensch, wenn man den Geschichten glauben darf. Dies wird in diesem Roman sehr gut aufgegriffen, vom Autor weitergesponnen und in unsere Zeit transportiert.
Zudem haben noch zwei weitere Figuren die Zeit überdauert. Johann Friedrich Freiherr von Cotta und Johann Peter Eckermann. Schon damals war Cotta der Verleger von Goethe und Schiller. Diese Tätigkeit führt er auch hier fort. Eckermann war ein enger Vertrauter Goethes und fungiert hier als so eine Art Sekretär von Goethe, ist quasi sein Mädchen für alles.

Der Schreibstil ist klar und flüssig und die Story enthält Witz und Humor. Auch die Idee die beiden Herren die Zeit überdauern zu lassen fand ich genial. Insgesamt habe ich mir aber wohl mehr von diesem Roman versprochen, als er geboten hat.
Anfangs war es noch amüsant die beiden Literaten auf ihrer Reise zu begleiten und insbesonders die Darstellung von Goethe fand ich sehr gelungen und witzig, aus dessen Perspektive übrigens erzählt wird. Doch im Grunde passiert hier immer das Gleiche und es wird zunehmend langweilig.

"Er suchte in seiner Tasche nach dem >Werther<. Den konnte er im Grunde auswendig. Aber er hasste ihn. Hätte er doch diesen Kitsch niemals geschrieben. Andererseits zog er noch immer."
(S. 30)


Es wird von einer Schule zur nächsten getingelt, Schiller freut's, Goethe motzt und ... ja, das war's auch schon. Und das Ende? Nun, es gibt irgendwie keines. Der Roman scheint mittendrin zu enden und lässt mich mit einem verdutzten und enttäuschtem Gesicht zurück.

Fazit:
Was habe ich mich auf diesen Roman gefreut, bin ich doch vor allem eine Bewunderin Goethes und lese seine Werke immer noch gerne, selbst den "Werther" finde ich toll.
Anfangs war ich begeistert von diesem Roman und fand den griesgrämigen Goethe durchaus witzig, doch leider wurde es schnell langweilig. Diese Idee zwei uralte klassische Schriftsteller in die Gegenwart zu transportieren würde einiges hergeben, doch leider wurde dies nicht genutzt. Zum Schluß hin scheint der Autor selbst keine Lust mehr darauf gehabt zu haben und ließ den Roman irgendwie unvollendet. Schade.

© Pink Anemone

Veröffentlicht am 27.04.2019

Ein wunderschön gestaltetes Backbuch mit Liebe zum Detail und vor allem zu Jane Austen

Tea Time mit Jane Austen
1

Die Tea Time – eine Tradition, die sich nicht nur in Großbritannien enormer Beliebtheit erfreut. Tee und das Reichen von kleinen kulinarischen Köstlichkeiten wurden bereits zu Jane Austens Zeit am Nachmittag ...

Die Tea Time – eine Tradition, die sich nicht nur in Großbritannien enormer Beliebtheit erfreut. Tee und das Reichen von kleinen kulinarischen Köstlichkeiten wurden bereits zu Jane Austens Zeit am Nachmittag ausführlich zelebriert. Dies zeigt sich in vielen ihrer Romane sowie in der Überlieferung, dass Jane Austen auch in ihrer Familie für die Verwaltung des kostbaren Tees zuständig war. Dieses Buch verbindet die besten Rezepte für eine genussreiche Tea Time – von Scones über feine Törtchen bis hin zu den typischen Sandwiches – bereichert durch die schönsten Zitate aus Jane Austens Romanen und vielen nostalgischen Abbildungen... (Klappentext)

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Wer mich kennt weiß, dass ich ein Jane Austen-Fan bin und auch, dass ich an schön gestalteten Koch- und Backbüchern nicht vorüber gehen kann. Dieses Backbuch vereint diese zwei Leidenschaften auf wunderbare Weise. Es ist nämlich nicht nur ein Backbuch, sondern enthält auch Zitate aus Jane Austen-Romanen und das in wunderschöner Aufmachung.

Einteilung

Jane Austen und ihre Liebe zu Tee

"Der Tee war für Jane nicht nur etwas ganz Besonderes, sondern er war auch ihre Aufgabe innerhalb ihrer Familie. Die Familie bewahrte den Tee - welcher in speziellen Dosen, meist mit dem Zucker oder Kandis zusammen gelagert wurde - in einer Kommode des Esszimmers auf und nur Jane hatte den Schlüssel zu dieser Kommode." (S. 8)

Natürlich haben Engländer prinzipielle eine ganz besondere Beziehung zu Tee und vor allem zu ihrer Teatime. Hier erhält man einen kleinen Einblick in Englands Tee-Geschichte, wieso die Teatime auch in Jane Austens Romanen eine wichtige Rolle spielt und in Jane Austens Tee-Alltag.

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Süße Kleinigkeiten

Hier finden sich traditionelle Rezepte, welche in ein neues Kleid gesteckt wurden, z.B. Madeleins, Butterplätzchen oder Himbeer-Mascarpone-Macarons mit Rosenwasser. Dieses Kleingebäck wird hier zum Hingucker für den einfache Kaffee- und Teetisch.

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Törtchen und kleines Gebäck

Wenn man durch die Rezepte von Cupcakes, Tartelettes und Mini-Küchlein und -Törtchen blättert, wird einem nicht nur der Mund wässrig. Man sieht die Etageren mit diesen bunten Köstlichkeiten regelrecht vor Augen.
Ich habe mich an die Küchlein mit Lemon Curd gewagt und ich habe diesen Geschmack nach Zitrone und die fluffige Konsistenz immer noch in herrlicher Erinnerung. Dieses Rezept wurde von mir auch aus dem Buch herausgepickt, um es auf meinem Blog vorzustellen.

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Kuchen

Auch hier trifft Tradition auf neue Ideen. Von Brownies mit dunkler Schokolade, über Mandelkuchen mit Himbeerkonfitüre, Cheesecake mit Rotem Beeren-Coulis, Beerenkuchen mit Macarons und Biskuitrolle mit Himbeer-Rossen-Mousse (um nur ein paar Rezepte zu erwähnen), lassen einem im Kuchenhimmel schweben.
Ich habe die Biskuitrolle ausprobiert und auch diese war absolut lecker. Vor allem der leichte Rosengeschmack machte diese zu etwas ganz besonderem.

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Sandwiches und Herzhaftes

In England wird zur Teatime nicht nur Süßes gereicht, sondern auch pikante Häppchen, allen voran Sandwiches. Dieses Kapitel beinhaltet leider nur drei Rezepte: Spargelröllchen mit Schinken und Spinat, Verschiedene Mini-Sandwiches zum Tee und die traditionellen Gurken-Frischkäse-Sandwiches.
Hier hätte ich mir etwas mehr Rezepte gewünscht, aber die Sandwich-Spargelröllchen waren ein Traum (nachdem ich den Schinken weggelassen habe, da ich keinen Schinken mag) und ließen mich schlußendlich darüber hinwegsehen.

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Die Rezepte sind verständlich erklärt, leicht nachzubacken und benötigen keine allzu ausgefallenen Zutaten. Es ist also auch für Backanfänger mit Grundkenntnissen gut geeignet. Ich persönlich finde jedoch, dass die süßen Leckereien wesentlich weniger Zucker benötigen. Mir war es manchmal viel zu süß, was jedoch Geschmackssache ist.
Jedes Rezept wird durch ein stimmungsvolles Bild in Szene gesetzt und lässt einem beim Betrachten schon das Wasser im Mund zusammenlaufen.

Zwischendurch findet man Zitate und Auszüge aus den bekanntesten Jane Austen-Romanen, wie z.B. "Stolz und Vorurteil", "Emma", "Sinn und Sinnlichkeit", etc. Alle natürlich in Bezug auf die Teatime, die Teegesellschaft und die gereichten Häppchen. Hier findet man Illustrationen im Vintagestil, welche diese ebenso stimmungsvoll begleiten.

Fazit:
Hier eröffnet sich einem ein qualitativ hochwertiges Buch, dessen Liebe zum Detail und vor allem zu Jane Austen und der traditionellen Teatime auf jeder Seite spürbar ist. Dieses Backbuch lässt also jedes Janiete-Herz höher schlagen.
Es ist herrlich mit einer Tasse Earl Grey darin zu schmökern, Pläne für die nächste Teegesellschaft (in meinem Fall eher Besuch für ein, zwei Tassen Kaffee) mit köstlichem Gebäck zu schmieden und gleichzeitig von Jane Austen-Zitaten begleitet zu werden.

© Pink Anemone (mit vielen Bildern aus dem Buch & ein herausgepicktes Rezept wird vorgestellt)