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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.11.2022

Potential verschenkt

Book of Night
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Obwohl Holly Black bereits schon einiges veröffentlicht hat, ist "Book of Night" mein erstes Buch der Autorin. Mittlerweile lese ich kaum noch YA-Fantasy und obwohl mich die "Cruel Prince" - Reihe vor ...

Obwohl Holly Black bereits schon einiges veröffentlicht hat, ist "Book of Night" mein erstes Buch der Autorin. Mittlerweile lese ich kaum noch YA-Fantasy und obwohl mich die "Cruel Prince" - Reihe vor ein paar Jahren schon interessiert hätte, habe ich irgendwie den Moment verpasst die Reihe zu lesen und jetzt zieht es mich nicht mehr dahin. Dementsprechend gespannt war ich auf ihr erstes Urban-Fantasy Werk für Erwachsene; zumal mich die Grundidee rund um das Thema "Schattenmagie", aufgrund seiner Besonderheit, von Anfang sehr gereizt hat.
Der Einstieg in das Buch gestaltete sich dann allerdings überraschend schwierig, da der Weltenaufbau nur oberflächlich beschrieben wird. Die Schattenmagie hat sich vielerorts bereits etabliert und man wird mit Begrifflichkeiten wie Gloamisten, Hirophanten, Puppeteer... bombardiert, die man Anfangs nicht zuordnen kann.
Auch die "Kabale", eine Art Überwachungsorgan der Schattenmagier, wird in wenigen Worten abgefrühstückt.
Außerdem wurden so viele Nebencharaktere und Nebenhandlungsstränge eingebaut, dass es mir mit der Zeit schwergefallen ist, den Fokus auf das Wesentliche nicht zu verlieren. Die Welt ansich bietet viel Potential, doch was Holly Black letztlich daraus gemacht hat, war mir insgesamt zu flach.
Sie hat gefühlt hunderttausend Ideen eingebaut und macht dann aber nichts daraus. Stattdessen hält sie sich mit unnötigen Rückblenden und inneren Monologen auf, die ich am liebsten überlesen hätte. Sie ziehen den Handlungsbogen in die Länge und bremsen alles zu stark aus.
Letztlich hat Holly Black wahrscheinlich zu viel auf einmal gewollt und so entsteht mit der Zeit ein kompliziertes Handlungs-Wirr-Warr, das man erstmal sortieren muss und selbst nachdem ich das Buch beendet habe, ist mir vieles noch immer nicht ganz klar.
Der zentrale Handlungsstrang und der tolle Schreibstil sind allerdings ein großes Plus. So holprig das Buch auch ist, die Art wie es geschrieben wurde, hat mich bis zum Ende hin mitgezogen.
Ich mag Charlie und Vince ist einer der faszinierendsten und rätselhaftesten Charaktere, die mir je in einem Buch begegnet sind.
Spannungsspitzen wurden ebenfalls clever gesetzt und mit dem Twist am Ende hat mich Holly Black tatsächlich eiskalt erwischt, weil ich so viele Knoten im Kopf hatte.
Der Tisch für eine großartige Fortsetzung wäre gedeckt, sofern Holly Black sich auf das Wesentliche konzentriert. Die Welt, die sie hier versucht hat zu erschaffen, ist zu groß um Alles zu wollen. Manches kann man ruhig der Fantasie des Lesers überlassen.
Die Fortsetzung werde ich sehr wahrscheinlich lesen, denn obwohl mich einiges gestört hat, überwiegen die Stärken und die Neugier auf das was da noch kommt.

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Veröffentlicht am 12.11.2022

Abseitsware mit Sogwirkung

Wilder Girls
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Ich kann gut verstehen, wenn man von dem Buch enttäuscht ist. Wenn etwas mit "Survival-Story" beworben wird, dann will man nicht, dass die "Wilder Girls" sich erst nach gefühlt zweihundert Seiten in den ...

Ich kann gut verstehen, wenn man von dem Buch enttäuscht ist. Wenn etwas mit "Survival-Story" beworben wird, dann will man nicht, dass die "Wilder Girls" sich erst nach gefühlt zweihundert Seiten in den finsteren, von fiesen Wesen bevölkerten Wald aufmachen und sich nach gefühlt dreißig Seiten wieder ins Warme flüchten. Die klassischen "survival"-Elemente waren demnach auch mir zu fad, aber den Rest fand ich grandios.
"Survival"? - Ja, aber anders. Besser. Sehr packend und sehr besonders. Nicht unbedingt massentauglich, aber Abseitsware mit Sogwirkung.
Es gilt Schrecken zu bekämpfen, Freundinnen zu retten und Geheimnisse zu lüften.
Die Triggerwarnung am Ende sollte man aber in jedem Fall ernst nehmen. Die Autorin legt es darauf an zu schockieren und lässt es stellenweise sehr brutal, sehr wild und sehr blutig werden.
Das weibliche Geschlecht kann auch anders und das beweist Rory Power auf die krasseste Art und Weise.
Im Zentrum steht allerdings die Freundschaft zwischen Hetty, Byatt und Reese. Hetty, das Herz; Reese, der Stachel und Byatt, der Kleber, der alle zusammenhält. Ich habe die drei sehr geliebt und möchte sie auch nach dem Beenden des Buches noch nicht richtig loslassen.
Rory Power hat sie so nachvollzieh-/und greifbar beschrieben, dass ich das Gefühl hatte, Teil der Gruppe zu sein. Sehr präzise, scharfkantig, queer und bissig.
Es braucht solche Geschichten, die zeigen, dass wir alle chaotisch, verloren und unbequem sein dürfen und trotzdem eine Daseinsberechtigung haben. Dass es sich lohnt zu kämpfen und dazubleiben.
Zum Schluss bleibt einiges unbeantwortet, aber nicht auf die Art, dass es mich gestört hätte, denn im Prinzip wurde alles was wichtig ist erzählt.
Zum Glück erscheint das nächste Buch von Rory Power hierzulande schon in ein paar Monaten. Ich muss sie alle haben, lesen und lieben.

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Veröffentlicht am 01.09.2022

Innovatives "Dark Academia" - Spektakel mit Schwächen

The Atlas Six
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"The Atlas Six" ist das Buch, was mich dieses Jahr bislang am meisten überrascht hat. Zugegeben, der Aufbau der Geschichte ist so ungewöhnlich, dass man sich ein Stück weit die Zähne daran ausbeißen kann. ...

"The Atlas Six" ist das Buch, was mich dieses Jahr bislang am meisten überrascht hat. Zugegeben, der Aufbau der Geschichte ist so ungewöhnlich, dass man sich ein Stück weit die Zähne daran ausbeißen kann. Dass die Meinungen zu dem Buch so gespalten sind, kann ich daher sehr gut nachvollziehen. Vorab sollte man vielleicht wissen, dass es sich bei dem Buch um eine Art Kammerspiel handelt, dessen Handlung sich hauptsächlich in geschlossenen Räumen abspielt. Der Fokus liegt auf den Gesprächen, magischen Studien und Beziehungen der einzelnen Anwärter zueinander.
Psychologie, Philosophie sowie wissenschaftliche Theorien über Magie und verschiedene Denkweisen spielen dabei eine übergeordnete Rolle und das sollte man mögen, andernfalls wird es das Buch schwerhaben von sich zu überzeugen.
Einen Kampf auf Leben und Tod im klassischen Sinne gibt es nicht und der Plot lässt sich in ein, zwei Sätzen zusammenfassen.
Auch der sexuelle Unterton, der gefühlt überall mitschwingt, hat mich stellenweise etwas irritiert, aber ich mochte es sehr, dass die Autorin sexuelle Orientierung o.a. nicht zum Thema macht und die Charaktere völlig frei interagieren lässt. Für mich eine ganz neue Leseerfahrung.
Inhaltlich passiert aber tatsächlich nicht viel mehr als das, was die Inhaltsbeschreibung hergibt und die verrät eigentlich schon zu viel, denn dass von den sechs Auserwählten nicht alle überleben, lässt sich Anfangs nur mutmaßen.
Die Geschichte wird abwechselnd aus den unterschiedlichen Perspektiven der "Atlas Six" erzählt, trotzdem bleibt nichts wirklich Greifbares zurück. Man muss sich die Zusammenhänge anhand einzelner Gesprächskrümel selbst erarbeiten, und genau das hat mir wahnsinnig viel Spaß gemacht. Ich liebe es nach Antworten zu graben. Jeder Mensch ist ein Puzzle und das setzt die Autorin meisterhaft in Szene.
Ja, das Buch stellt eine Herausforderung dar, erfordert einen klugen Kopf und aufmerksames Lesen, aber Olivie Blake hat dafür gesorgt, dass ich mitgezogen wurde, immer weiterlesen wollte und andere Bücher tagelang ignoriert habe.
Bis zum Schluss war ich der Meinung, eines der besten Bücher diesen Jahres zu lesen, doch dann flachte plötzlich alles so sehr ab, dass ich mich gefragt habe, ob die letzten paar Seiten von einer anderen Person geschrieben worden sind. Die Stärke der Autorin liegt darin, menschliches Miteinander zu analysieren und zu beschreiben, sobald sie diesen Bereich verlässt, wird es schwierig. Bleibt abzuwarten, ob sie das in den Folgebänden besser löst. Ich werde die Reihe definitiv weiterverfolgen, trotz einiger Schwächen hat es mich insgesamt sehr begeistert.

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Veröffentlicht am 04.07.2022

Unterhaltung "at it's best"

Das Reich der Vampire
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"Das Reich der Vampire", oder das "Vampirwälzerchen", wie ich es liebevoll getauft habe, hat bei mir eingeschlagen wie eine Bombe und hat dafür gesorgt, dass ich völlig verloren vor meinem Bücherregal ...

"Das Reich der Vampire", oder das "Vampirwälzerchen", wie ich es liebevoll getauft habe, hat bei mir eingeschlagen wie eine Bombe und hat dafür gesorgt, dass ich völlig verloren vor meinem Bücherregal gestanden habe und nicht wusste, was ich als nächstes lesen soll. Zugegeben, ich habe jeden "Twist" vorausgesehen, jedes Rätsel gelöst, jede Intrige durchschaut und ja, Jay Kristoff hat Inhalte aus anderen Serien in seinem Werk verbaut und sich auch sonst ab und an ganz frech durchgemogelt, aber hat mich das gestört? Nope, kein bisschen. Die Kombination aus allem war einfach stark; die Kampfszenen episch, die Mundwerke dreckig, Liebesdinge feinfühlig, die Vampire schaurigfies statt glitzerflauschig und Gabriel selbst ist so facettenreich wie unbesiegbar. Eine Art Antiheld mit allem was dazugehört.
Die düstere Atmosphäre gepaart mit den grandiosen Zeichnungen im Buch haben mich schlichtweg aufgesaugt und ich bin in knapp 1 1/2 Wochen praktisch durch das Buch geflogen und das obwohl ich dicke Bücher normalerweise nicht besonders mag. Unterhaltung "at it's best"! Ich habe absolut keine Ahnung, wie ich die Wartezeit bis zum nächsten Teil überbrücken soll, wahrscheinlich mit Kristoff's anderen Büchern, die ich bislang noch nicht gelesen habe, was ich nun aber unbedingt nachholen will und werde.
Jay Kristoff, ein sehr cooler Mensch, der scheinbar sehr coole Bücher schreibt. Ich freue mich auf alles was da noch kommt!

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Veröffentlicht am 07.06.2022

Danke für dieses bunte, laute, knallige, herzerwärmende Feuerwerk

I Kissed Shara Wheeler
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"So beginnt sie jeden Tag ihres Lebens. Sie geht durch die Hölle und bemalt sie mit rosa Nagellack." [S. 364]

"I Kissed Shara Wheeler" stand dieses Jahr ganz weit oben auf meiner Leseliste. Von Casey ...

"So beginnt sie jeden Tag ihres Lebens. Sie geht durch die Hölle und bemalt sie mit rosa Nagellack." [S. 364]

"I Kissed Shara Wheeler" stand dieses Jahr ganz weit oben auf meiner Leseliste. Von Casey McQuiston hatte ich bis jetzt nichts gelesen, wusste aber um die große Beliebtheit der Autorin. Im Nachhinein verstehe ich auch den Grund dafür.
Was für ein buntes, lautes, knalliges, herzerwärmendes Feuerwerk war das denn bitte!?! Ich liebe dieses Buch so sehr, dass ich gar nicht genau weiß, wie ich das im Detail ausdrücken soll. Ich habe es gefühlt und bin auf eine Weise darin abgetaucht wie schon lange nicht mehr.
Die Grundidee, dass Shara Wheeler, quasi völlig aus dem Nichts heraus, ein queeres Mädchen küsst, dann sang- und klanglos verschwindet um anschließend eine Art Schnitzeljagd um das Geheimnis ihres Aufenthaltsorts zu veranstalten, hat mich von Anfang an gereizt. Wieviel mehr letztlich aber dahintersteckt, habe ich allerdings nicht erwartet.
Für mich mit Abstand eine der besten "coming of age" - Geschichten die ich bislang gelesen habe.
Komplexe, unbequeme Charaktere, die nicht immer nett, nicht immer höflich, sondern auch mal wütend sind, falsche Entscheidungen treffen, auch mal ausrasten, sich entwickeln und bemerkbar machen.
Das Buch ist ein Paradebeispiel dafür, dass Selbstfindung ein schmerzhafter, verwirrender, bescheuerter und sehr emotionaler Prozess sein kann. Gerade für queere, junge Menschen in einem auf kontinuierliche Anpassung ausgerichteten Umfeld, wie zum Beispiel einer konservativen Religionsgemeimschaft.
Auch wenn sich diese Thematik sicherlich nicht nur auf die LGBTQIA+ - Community beschränkt, denn jeder Mensch führt irgendeine Art von Kampf auf dem steinigen Weg zu sich selbst.
In dem Buch geht es aber darum die "Queerness" zu feiern und deswegen dürfen neben Chloe und Shara auch die Nebencharaktere ihre Geschichten erzählen und müssen nicht als undankbarer "Plot Device" herhalten. Ich habe jeden einzelnen von ihnen ins Herz geschlossen. Man merkt, wie sehr die Autorin die queere Community liebt. Sie weiß worüber sie schreibt und schafft Sichtbarkeit, wo es dringend nötig ist, denn der Wert eines Menschen hat null komma nichts mit der sexuellen Orientierung zu tun.
Chloe Green selbst ist eine so tolle fiktive Persönlichkeit. Ihr bissiger, innerer Berserker hat für viele lustige, skurrile Momente und lebhafte Zerstörung des Konservatismus gesorgt. Eine Galionsfigur mit Schwächen, mit der ich mich sehr wohlgefühlt habe.
Ich kann mir vorstellen, dass dies wieder einmal eins dieser Bücher ist, bei dem sich die Geister scheiden, wie es so schön heißt; weil zum Beispiel 0815-Charaktere, die Reibungsfläche wie ein Stück Butter anbieten, so viel einfacher zu konsumieren sind.
Wer nach so etwas sucht, sollte sich anderen Büchern widmen. Allen anderen wünsche ich viel Spaß mit dieser besonderen, lauten, fies-flauschigen Geschichte voller vielschichtiger Charaktere und bedeutungsvollen Inhalten.

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