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Veröffentlicht am 02.06.2020

Tolle Fortsetzung der Reihe

Die Henkerstochter und der Fluch der Pest (Die Henkerstochter-Saga 8)
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„Die Henkerstochter und der Fluch der Pest“ von Oliver Pötzsch, Verlag Ullstein, habe ich als Taschenbuch mit 725 Seiten gelesen, diese sind in 25 Kapitel eingeteilt. Es ist der 8. Band der Reihe. Zu Beginn ...

„Die Henkerstochter und der Fluch der Pest“ von Oliver Pötzsch, Verlag Ullstein, habe ich als Taschenbuch mit 725 Seiten gelesen, diese sind in 25 Kapitel eingeteilt. Es ist der 8. Band der Reihe. Zu Beginn gibt es noch eine Karte von Kaufbeuren von 1679 und ein Personenverzeichnis. Am Ende findet man einen kleinen Reiseführer für Kaufbeuren und Umgebung, was auch sehr interessant ist.

Im Sommer 1679 wollen Magdalena, ihr Mann Simon und die Kinder Peter, Paul und Sophia sowie Magdalenas Schwester Barbara und ihr Mann Valentin nach Schongau fahren, um den Vater Jakob Kuisl zu besuchen. Sie leben alle schon seit einigen Jahren in München. Der schwierige Paul soll in Schongau eine Henkerslehre aufnehmen. Alle freuen sich darauf. Aber so einfach wird es dann doch nicht. Peter wird von seinem Freund Max, dem künftigen bayrischen Kurfürsten, gebeten bzw. befohlen, ihn zur Unterhaltung nach Wien zu begleiten. Dort wütet die Pest. Alsbald bekommt Peter einen wichtigen und geheimen Auftrag, der ihn nach Kaufbeuren führen soll.
Inzwischen sind die anderen in Schongau angekommen. Aber aus dem Familienfest wird nichts. Als ein befreundeter Henkerskollege bei Kuisl auftaucht und nach geheimnisvollen Worten stirbt, gehen Jakob, Magdalena und Simon den rätselhaften Andeutungen nach, was dann alle in große Gefahr bringt.

Das Buch wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Man erfährt, was Peter auf seiner Reise nach Kaufbeuren erlebt, was Simon und Magdalena dort alles zusammen oder getrennt treiben und auch der alte Henker Jakob ist tatkräftig mit von der Partie und mischt emsig mit. Auch über das, was zwischenzeitlich in Schonau passiert, wird berichtet. Es ist eine sehr komplexe Geschichte um alte Rache, neue Waffen, politische Intrigen und einer Familie, die zusammenhält.

Es ist wieder wunderbar geschrieben. Die altbekannten Charaktere haben sich nicht geändert. Jakob ist immer noch der alte grantige, seine eigenen Wege gehende Henker. Dr. Simon ist seiner Eitelkeit treu geblieben und fühlt sich als Arzt in München sehr wohl. Nur Magdalena gefällt es in der gehobenen Gesellschaft nicht, sie fühlt sich überflüssig und unterfordert. Da kommt ihr die Reise ganz gelegen und erst recht alles, was dann passiert. Allerdings ist es für sie ein sehr emotionaler Fall und sie zweifelt an ihren Gefühlen. Die Geschwister Peter und Paul sind sehr unterschiedlich. Während Peter bald Medizin studieren will, hat Paul Freude am Quälen und an Raufereien. Aber seine kleine Schwester Sophia liebt er über alles.

Beim Lesen hat es mich öfters mal geschüttelt vor Grauen und Ekel. Die Verhältnisse, gerade bei den armen Leuten, sind grauenhaft. Und hier kommen noch die Ratten dazu, die an Menschen nagen und sie regelrecht anfressen.
Auch der Aberglaube ist in dieser Zeit noch sehr stark, wenn man denkt, dass die Pest mit Beten vertrieben werden kann und sich die Leute nicht vom Gegenteil überzeugen lassen. Aber so war es damals eben.

Mit 725 Seiten ist es ein recht umfangreiches Werk, was aber jede Seite wert ist zu lesen. Ich bin wieder restlos begeistert und freue mich auf weitere Henkersbücher.


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  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 22.05.2020

Amüsantes Lesevergnügen

HEIßE NÄCHTE IN UNTERFILZBACH
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„Heiße Nächte in Unterfilzbach“ von Eva Adam, Luzifer Verlag, habe ich als Taschenbuch mit 300 Seiten gelesen. Diese sind in 13 Kapitel eingeteilt.

In dem beschaulichen bayrischen Dörfchen Unterfilzbach ...

„Heiße Nächte in Unterfilzbach“ von Eva Adam, Luzifer Verlag, habe ich als Taschenbuch mit 300 Seiten gelesen. Diese sind in 13 Kapitel eingeteilt.

In dem beschaulichen bayrischen Dörfchen Unterfilzbach ist neuerdings so Einiges los. Zuerst fliegt der pensionierte Briefträger Erwin Weiderer mit seinem Haus in die Luft, dann gibt es Anschläge auf Leib und Leben und zu guter Letzt soll auch noch ein Naturfilm vom Münchner Regisseur Klaus-Maria Ranftl im Ort gedreht werden.
Sepp Müller und Hansi Scharnagel sind nicht nur gute Kollegen im Bauhof, sondern auch noch beste Freunde, seit Sepp vor 10 Jahren plötzlich im Ort aufgetaucht ist. Sie haben viel zu tun. Hansi wird als Filmbeauftragter für die Organisation des Drehs abkommandiert, dabei will er lieber Schnee räumen. Und Sepp hat nebenbei noch so einige Ämter, u.a. auch erster Kommandant der örtlichen Feuerwehr. In dieser Funktion hat er einen erbarmungslosen Kontrahenten. Außerdem hat er in Unterfilzbach seine große Liebe wiedergefunden, die er nur noch erobern muss.

Obwohl das Buch eher Komödie als Krimi ist, hat es mir super gefallen. Es gibt einen ordentlichen, teils makabren, Humor. Die Charaktere sind wunderbar beschrieben, ich war immer mitten in der Geschichte drin.
Sepp umweht der Hauch eines Geheimnisses. Er ist ein sehr kluger, aber wortkarger Mann. Ganz im Gegensatz zu Hansi, der Frau und drei Kinder hat. Der ist eher der sympathische Depp, manchmal etwas schwer von Begriff, sodass seine Frau gerade zu Weihnachten Gegenmaßnahmen ergreifen muss, um ihn etwas begreiflich zu machen. Bei seinen Geschenken für sie hat er auch nicht gerade ein glückliches Händchen.
Im Dorf wird viel Wert auf Bräuche und Traditionen gelegt, alle Bewohner nehmen an den Veranstaltungen teil, hauptsächlich, wenn es umsonst zu Essen und Trinken gibt. Beerdigungen liegen dabei hoch im Kurs.

Es ist alles sehr authentisch beschrieben und durch den guten und witzigen Schreibstil kann man zügig lesen.
Das Format des Buches empfand ich als sehr angenehm und handlich. Das knallbunte Cover lädt regelrecht zum Lesen ein.

Das Lesen war mir ein großer Genuss und ich habe mich prächtig amüsiert.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 09.05.2020

Sehr unterhaltsam

Ein irischer Todesfall
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„Ein irischer Todesfall“ von Pia O’Connell, Piper Verlag, habe ich als ebook mit 203 Seiten gelesen. Die Kapitel sind mit Wochentagen überschrieben.
Vor 25 Jahren wanderte Elli O'Shea mit ihrem Sohn Patrick ...

„Ein irischer Todesfall“ von Pia O’Connell, Piper Verlag, habe ich als ebook mit 203 Seiten gelesen. Die Kapitel sind mit Wochentagen überschrieben.
Vor 25 Jahren wanderte Elli O'Shea mit ihrem Sohn Patrick von Deutschland nach Irland, in die Kleinstadt Carlow aus, wo ihr Mann, der Ire ist, einen neuen Job gefunden hat. Und gleich erfahren sie von den Schwiegereltern, dass Sean’s Onkel Jim am Morgen plötzlich verstorben ist. Nach einer Exhumierung wird festgestellt, dass er vergiftet wurde. Schnell werden zwei Verdächtige festgenommen. Aber keiner in der Familie glaubt an deren Schuld. Da für die Polizei der Fall so gut wie geklärt ist, engagiert Sean einen alten Freund, der als Privatdetektiv arbeitet. Natürlich spricht sich jede Kleinigkeit sofort rum und die Familie ist immer bestens informiert. Auch Elli schnappt so das eine oder andere auf und trägt zur Lösung des Falles bei.
Das Buch beschreibt sehr anschaulich Elli’s Start in ein neues Leben in einem neuen Land mit anderen Sitten und Bräuchen und den Alltagsabläufen mit ihrer kleinen Familie. Selbst Kochen und Duschen sind erst einmal eine Herausforderung. Die Haussuche ist ebenso ausführlich geschildert wie die Einkäufe oder Spaziergänge. An manchen Stellen war es mir zu detailliert.
Die kleine Familie ist sehr sympathisch und lebensecht beschrieben. Ebenso wie das Städtchen Carlow und die netten und weniger netten Nachbarn. Da Sean eine große Familie hat, gibt es auch viele unterschiedliche Charaktere. Nicht alle sind einem sympathisch, jedoch die meisten.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen, auch wenn die Bezeichnung Cosy-Crime etwas übertrieben ist. Es gibt zwar einen Toten und ein bisschen private Ermittlungen, aber die Haupthandlung bezieht sich auf Elli‘s Alltag.
Durch den guten Schreibstil war das Buch zügig zu lesen. Das Cover ist sehr schön und passend zur Geschichte.
„Ein Auswanderer-Roman mit einem Hauch Krimi“ trifft es hierbei genau. Das Lesen hat mir großen Spaß gemacht.

Veröffentlicht am 04.05.2020

Absolute Leseempfehlung

Das Dorf der toten Seelen
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„Das Dorf der toten Seelen“ von Camilla Sten, Verlag Harper Collins Germany, habe ich als ebook mit 333 Seiten gelesen. Die Geschichte erzählt Alice in der Ich-Form.
Im Sommer 1959 verschwinden alle ...

„Das Dorf der toten Seelen“ von Camilla Sten, Verlag Harper Collins Germany, habe ich als ebook mit 333 Seiten gelesen. Die Geschichte erzählt Alice in der Ich-Form.
Im Sommer 1959 verschwinden alle Bewohner des Dörfchens Silvertjärn auf unerklärliche Weise. Nur eine Leiche und ein Säugling bleiben zurück.
In der Gegenwart plant Alice Lindstedt ihren ersten Dokumentarfilm über Silvertjärn zu drehen. Sie will herausfinden, was damals geschah und sucht mit ihrem Team den Ort auf. Einiges über die Menschen dort weiß sie bereits, da ihre Großmutter von dort weggezogen ist, kurz bevor alle verschwanden. Im Vorfeld hat sie viel recherchiert und alte Briefe der Familie an ihre Großmutter zu Hilfe genommen. Nicht alle Entdeckungen teilt sie ihrem Team mit. Und auf das, was dann kommt, konnten sie sich auch nicht vorbereiten.
Vor Ort wirkt das Städtchen schon etwas gruselig, alte verfallene Häuser, zugewachsene Wege, eine eingestürzte Brücke, kein Handyempfang. Als dann aus dem Walkie-Talkie ein schauriges Lachen zu hören ist, vermuten sie, dass sie nicht allein in der Gegend sind und beobachtet werden. Es passieren immer mehr unheimliche Dinge und alle haben inzwischen Angst.
In einzelnen Kapiteln wird rückblickend das Dorfleben in Sivlertjärn beschrieben, erst, als alles noch in Ordnung war, die Männer im Bergwerk Eisenerz abgebaut haben, bis die Mine geschlossen wurde. Und dann, wie sich die Menschen veränderten. Es war sehr bewegend, wie die Menschen mit ihrer Angst umgingen und auch falsche Entscheidungen trafen.
Der Verfall des Ortes wird sehr anschaulich geschildert und stimmt schon etwas traurig. Beim Lesen kam ein ordentlicher Gruselfaktor bei mir auf, besonders als die alten Gebäude erkundet wurden und was alles noch so zu finden war, was vom Leben dort zeugte. Die Charaktere waren gut beschrieben, hauptsächlich die damaligen. Von Alice’s Vorfahren erfährt man sehr viel.
Es ist eine sehr spannende, schaurige aber auch bedrückende Geschichte. Gerade auch, was den Briefkontakt zwischen Alice’s Großmutter und ihrer Familie betrifft, die in Silvertjärn geblieben und verschwunden ist.
Bis zum Ende war mir nicht klar, was wirklich passiert ist und dann kam es richtig schlimm.
Durch den sehr guten Schreibstil und natürlich den Spannungsaufbau war das Buch zügig zu lesen. Auch das Cover passt prima zur Geschichte des verschwundenen Dorfes.
Ich bin hochbegeistert von dem Buch.

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Veröffentlicht am 27.04.2020

Wunderbar unterhaltsam

Die Toten vom Lärchensee
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„Die Toten vom Lärchensee“ von Joe Fischler, Verlag KIWI, habe ich als ebook mit 238 Seiten gelesen, die in 30 Kapitel eingeteilt sind. Die Handlung spielt in einem Zeitraum von sechs Tagen. Es ist der ...

„Die Toten vom Lärchensee“ von Joe Fischler, Verlag KIWI, habe ich als ebook mit 238 Seiten gelesen, die in 30 Kapitel eingeteilt sind. Die Handlung spielt in einem Zeitraum von sechs Tagen. Es ist der zweite Fall für Arno Bussi.
Zu Beginn findet man eine Karte der Gegend.

Arno kommt zurück ins BKA Wien und an seine „geliebte“ Kriminalstatistik, obwohl er in Tirol als Alpen-Columbo gefeiert wurde. Da er dem Innenminister Hörner aufgesetzt hat, braucht er auch kein zweites Versetzungsgesuch stellen. Nun wird Arno ausgerechnet zu ihm in sein eiskaltes Glasbüro bestellt, um einen fünf Jahre alten Fall aufzuklären. Damals ertrank der Seewirt Sebastian Baldauf im Lärchensee, nachdem er betäubt ins Wasser geworfen wurde und Arno soll das nun aufklären. Also geht es wieder nach Tirol und in das Örtchen Stubenwald. Dort lernt er erstmal den verhexten Brunnen und die beiden Bernhards kennen, der eine kommuniziert im Sparflammen-Modus und der andere fühlt sich immer angesprochen.
Schnell wird der kalte Fall zu einem heißen, als es einen aktuellen Toten gibt und Major Katz vom LKA Tirol auftaucht. Arno ahnt, dass es zwischen den beiden Fällen einen Zusammenhang gibt und will seinem Titel des Alpen-Columbo alle Ehre machen.
Alles scheint im Zusammenhang mit dem Projekt „Chaletdorf“ zu stehen, welches Arthur Aschenwald um den Lärchensee errichten will. Aber das scheint Arno zu einfach zu sein. Er hat sich in den Fall verbissen und klärt ihn in seiner eigenen Art und Weise auf.
Gegen Ende wird es richtig dramatisch und ich musste mir das eine oder andere Tränchen verkneifen.

Insgesamt ein herrliches Buch, sehr humorvoll, aber auch spannend und wunderbar unterhaltsam. Durch den guten und lockeren Schreibstil war ein zügiges Lesen möglich. Und durch die Karte zu Beginn konnte man alle Wege nachvollziehen, außerdem ist Stubenwald ja auch nicht so wahnsinnig groß. Manchmal wird in den Dialekt abgeschweift, aber alles ist verständlich. Die Charaktere sind sehr gut beschrieben, ich war sofort mitten im Geschehen. Und Arno ist schon ein ganz spezieller Typ, sehr sympathisch und unkompliziert.

Das Cover hat mir auch sehr gut gefallen, obwohl statt des Eises eine Käse-Sahne-Torte noch besser gepasst hätte.