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Veröffentlicht am 16.01.2017

Spannender und lebendinger Einblick

Im Hause Longbourn
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Inhalt: Ein Millionenpublikum liebt Jane Austens Stolz und Vorurteil. Doch keiner weiß, was sich in Küche und Stall des Hauses Longbourn abspielt: Hier müht sich die junge Sarah mit Wäsche und Töpfen ab, ...

Inhalt: Ein Millionenpublikum liebt Jane Austens Stolz und Vorurteil. Doch keiner weiß, was sich in Küche und Stall des Hauses Longbourn abspielt: Hier müht sich die junge Sarah mit Wäsche und Töpfen ab, immer noch hoffend, dass das Leben mehr für sie bereithält. Ist die Ankunft des neuen Butlers James ein Zeichen? Während Elizabeth und Mr. Darcy von einem Missverständnis ins nächste stolpern, nimmt in Longbourn noch ein anderes Liebesdrama seinen Lauf – denn James hütet ein großes Geheimnis.
Ein Roman in den man sich gut vertiefen kann, und auch genießen.

"Das Ankleidezimmer von Mrs Bennet; ihr Allerheiligstes und ihr Rückzugsort vor den Zumutungen des Familienlebens; ein mit prallen Polsters, Decken und Kissen, voluminösen Vorhängen und türkischen Teppichen ausgestatteter Raum; ein Durcheinander aus einmal getragenen Kleidern, au srangierten Umschlagtüchtern, Mäntel und Hauben; muffige Rosenblüten, gestreifte Tapeten, auf den Oberflächen ein Sammelsurium, bemalter Tellern und Kunsthandwerken aus Muscheln und Schnecken, angefertigt von den geschickten Händen ihrer Töchtern - und alles bereits im Stadium des Verfalls (...)" - S. 56

Die Autorin hat so viel Leben in die Geschichte eingehaucht. Greifbar und packend ließt sich das Leben der Dienstboten im Hause Longbourn. Die junge Sarah steht im Mittelpunkt und erlebt selbst eine Liebesgeschichte, während die Bennet Töchter ihre Abende auf Bällen verbringen. Aber auch ihre Liebe kommt mit Komplikationen und hin und her gerissen zwischen der weiten Welt und zwei Männern versucht sie ihren Weg im harten Alltag der damaligen Zeit zu finden.

Zuallerst wollte ich den Roman lesen, da er in Verbindung steht zu Jane Austens "Stolz und Vorurteil". Zu jedem Kapitelstart gibt es ein Zitat aus dem Original und so findet man Parallelen und es dient als eine Art Zeitangabe, man weiß wo man gerade in "Stolz und Vorurteil" ist/wäre.
Wir begegnen auch immer wieder den Figuren aus dem Klassiker und bekommen einen tieferen Einblick in ihr Leben. Es waren immer wieder schöne und interessante Szenen gewesen, denn die Autorin versteht es gut, sie authentisch wirken zu lassen und umzusetzen. Aber es hätte mir auch gut gefallen, wenn sie einen Charakter, Mr. Bennet, nicht angetastet hätte (kein Spoiler) - eine hinzugedachte Tatsache im Zusammenhang mit ihm wollte ich einfach nicht wahrhaben - er ist in meinen Augen unantastbar.

Die Protagonisten von Jo Baker waren spannend gewesen und sie hat einen gewissen Blick auf die Dinge der damaligen Zeit geboten, sodass ich mit großen Interesse immer weiter gelesen habe. Sie beschreibt eindringlich die schwierigen Arbeiten des Alltags und über das Leben als Dienstboten, im Hinterkopf immer die Bennets, die davon nichts zu wissen scheinen - oder wollen.
Ihr Sprachstil an sich hat mir gefallen, sie lehnt sich an die Sprache von Austen an, aber beschreibt einige Punkte viel bildlicher und lebendiger, was meine Vorstellung angeregt hat.

Sarah ist zunächst eine Mischung aus naiv und stur. Zu Anfang konnte ich sie schwer einschätzen, aber mit der Zeit wächst sie in die Rolle einer Protagonisten und gewinnt an Reife. Der mysteriöse James hatte es mir gleich von Anfang an angetan mit seiner Verschwiegenheit und Zerissenheit fand ich ihn aufregend und er brachte Dramatik mit sich.

Der Roman hat mich überrascht. Lebhaft, eindringlich, aber auch bequem und gelassen erzählt Jo Baker die Geschichte der Dienstboten und im Hintergrund finden Elizabeth und Mr. Darcy zueinander. "Im Hause Longbourn" ist nichts "nur" für Fans des Klassikers, sondern auch für alle Liebhaber von historischen Romanen.

Veröffentlicht am 11.01.2017

Kurzgeschichte zum abtauchen!

Motte und Licht
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Inhalt: Als Dienerin im Palast sieht und hört Despina einiges. Als sie durch einen Zufall die Gelegenheit bekommt, die neue Königin von Chorasan kennenzulernen, hofft sie, ihre Vertraute zu werden. Doch ...

Inhalt: Als Dienerin im Palast sieht und hört Despina einiges. Als sie durch einen Zufall die Gelegenheit bekommt, die neue Königin von Chorasan kennenzulernen, hofft sie, ihre Vertraute zu werden. Doch jemand anderes sucht ihre Nähe und beansprucht ihre Aufmerksamkeit: Jalal Azef al-Churi, General der Staatswache und Frauenheld. Obgleich Despina sich alle Mühe gibt, einen kühlen Kopf zu bewahren, kann sie sich seinem Charme nur schwer entziehen.

"Angeblich gelang es ihm allein durch geschmeidige Worte und leichtfertige Versprechen, dass einem Mädchen die Röcke herunterrutschten." - S. 12

Mit großer Begeisterung habe ich "Motte und Licht" gelesen, als von Fan René Ahdieh Serie und für alle, die sie nicht kennen, es lässt sich auch ohne Vorkenntnisse gut lesen.
Diese Kurzgeschichte spielt in der Zeit vor Shahrzads Auftretten und es geht hier nur um Despina und Jalal. Wir lernen den Start ihrer gemeinsamen Geschichte kennen und wie ihre Beziehung angefangen hat. Dazu kommt noch der tiefere Einblick in die beiden Charaktere, die Nebenrollen im ersten Band der Reihe von Renée Ahdieh spielen.

Jalal ist ein Frauenheld. Und wenn es in "Zorn und Morgenröte" noch nicht ganz klar ist, ist es hiermit bestätigt. Es ist keine Rolle die im aufgezwungen wird, es ist eine natürlich Art von ihm und nichts was er versucht zu verbergen.
Despina könnte man als frech bezeichnen, wobei sie meist weiß, was sie sagen kann oder nicht und ihre selbstischere Art passt wunderbar dazu. Sie ist ein authentischer und besonderer Charakter - ich war hin und weg von ihr!

Die knapp über vierzig Seiten verlaufen meistens ruhig, mit einer unterschwelligen Spannung und die Sprache der Autorin ist in erster Linie so schön, dass die Seiten vor mir davon flogen und zu kurz waren. Ich freue mich schon auf das nächste Buch der Hauptreihe, wo ich die Beiden wiedersehen werde.

"Als ein Strahl der Nachmittagssonne es traf, lockte der Lichtblitz Jalal zu ihr wie die Motte zum Licht." S. 21

Eine interessante Vorgeschichte aus der Welt von "Zorn und Morgenröte", wo wir einen tieferen Einblick in zwei spannende Nebencharaktere bekommen und es ist immer wieder aufregend und einfach schön in diese Welt einzutauchen.

Veröffentlicht am 07.01.2017

Packender Start und hinreißende Charaktere!

Mächtiges Blut
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Inhalt: Die junge Louisa wird seit einem Überfall von Angstzuständen geplagt und hat das Gefühl, ihr Leben nicht mehr unter Kontrolle zu haben. Als sie den geheimnisvollen Dorian kennenlernt, ahnt sie ...

Inhalt: Die junge Louisa wird seit einem Überfall von Angstzuständen geplagt und hat das Gefühl, ihr Leben nicht mehr unter Kontrolle zu haben. Als sie den geheimnisvollen Dorian kennenlernt, ahnt sie zunächst nicht, was sich hinter seiner schönen und wohlhabenden Fassade verbirgt. Hartnäckig erobert er ihr Herz, doch schon bald gerät sie in die Fänge seiner Feinde: Vampire, die es auf sein einzigartiges, mächtiges Blut abgesehen haben.
Wird sie diese neuerlichen Schrecken überstehen oder wieder dem Alkohol verfallen? Vielleicht sollte sie sich lieber an den sterblichen Eric halten, der weit mehr für sie empfindet, als sie ahnt. Oder sollte sie Dorian vertrauen und in seine düstere Vampirwelt eintauchen, um für ihre Liebe zu kämpfen und hinter das Geheimnis seiner Macht zu kommen?


"Ich war völlig versunken in die Betrachtung ihrer Haut, fasziniert von der Erregung, die mich befiel, obwohl ich sie nicht einmal berührte." - S. 78

Louisa ist ein Charakter nach meinem Geschmack! Sie weiß, wie sie gut aussieht, sie muss sich nicht in hautenge kurze Kleider stecken und hat ein eindeutiges Selbstbewusstsein und trinkt gerne etwas zu viel. Leider hat sie aber seit einem Überfall Angstzustände und ihr Alkoholkonsum wird zum Problem ... und nun steht sie noch zwischen zwei Männern! Ein authentisch gezeichneter Charakter mit Problemen, die mir auf Anhieb sympatisch war und mitfühlen lässt.

Einer dieser Männer ist Dorian, ein mächtiger und älterer Vampir, der von Louisa hin und weg ist, seitdem sie ihn abblitzen lies. Er ist ein gefährlicher Charakter mit unglaublich starken Kräften und hat mich oft zum Lachen gebracht mit seiner Art und dem selbstironischen Humor. Die Szenen aus seiner Sicht haben mir sehr gut gefallen und sie waren das reinste Vergnügen.
Einerseits ist er ein typischer Charakter: gefährlich gutaussehend und reich, aber sein Humor, seine Zweifel an sich selbst und seine Liebe zu Louisa, die so einfach beschrieben wurde, hat ihn für mich Besonders gemacht.
Nebenbei besitzt Dorian einen Butler, der den perfekten Sidekick abgibt.

"Das war das, wonach ich mich all die Jahrhunderte, gesehnt hatte." - S. 75

Zu der Story kann ich sagen, sie ist anders, denn Dorian muss erstmal um Louisa bangen und sie richtig umwerben. Dazu kommt noch das Thema mit seinem Vampirdasein, wie soll er ihr das erklären?
Es stehen einige Hindernisse zwischen ihnen, Feinde tauchen, es wird gekämpft auf und man merkt, wie die Beiden aus diesen Geschehnissen zu einem realistischen Paar zusammen wachsen. Besonders gelungen finde ich die Chemie zwischen Dorian und Louisa und freue mich, dass es weitere Bücher über sie gibt und man erfährt, wie es weiter geht.

Wie ich bereits in meiner Rezension zu ihrer anderen Serie "Die Seelenspringerin - Abgründe" erwähnt habe, punktet der Schreibstil bei mir durch seine Einfachheit und präzisen Beschreibungen. Es ist einfach in die Handlung einzutauchen und der Roman besitzt verschiedenen Sichtweisen und Perspektiven, was meine Interesse immer oben hielt und abwechslungsreich war.

Ein gelungener Reihenauftakt mit Vampiren und einigen aufregenden Szenen, sei es von den Protagonisten oder den nicht so rechtschaffenen Blutsaugern. Spannung, Liebe und Action werden hier einem geboten mit authentischen und humorvollen Charakteren und definitiv eine Empfehlung!

Veröffentlicht am 07.01.2017

Pures Kopfkino!

Die Seelenspringerin
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Inhalt: Nicht unsere Worte machen uns zu besseren Menschen, sondern unsere Taten
Tess verfügt über die unkontrollierbare Gabe, in das Bewusstsein übernatürlicher Wesen zu springen. Ein Albtraum für die ...

Inhalt: Nicht unsere Worte machen uns zu besseren Menschen, sondern unsere Taten
Tess verfügt über die unkontrollierbare Gabe, in das Bewusstsein übernatürlicher Wesen zu springen. Ein Albtraum für die junge Frau, da sie dabei Zeuge von Gewaltverbrechen wird, die sie jedoch nie verhindern kann. Mit einem Mal häufen sich die Sprünge und Tess ahnt, dass das kein Zufall sein kann. Sie vertraut sich dem Polizisten Jim an und hilft ihm schließlich bei der Aufklärung der Morde. Dadurch begibt sie sich so tief in die Welt der Übernatürlichen, dass sogar der Vampirgebieter Octavian auf sie und ihre Kräfte aufmerksam wird …
Unsere Protagonistin Tess hat es nicht so mit Männern. Nie weiß sie wann ihre Gabe durchkommt und ihr womöglich ein Date vermasselt. Nicht nur, dass sie somit einen ziemlich unansehnliche Seite von sich zeigt, weil sie vor sich hin redet und sich nicht unter Kontrolle hat. Nein, es ist auch belastend Gewaltverbrechen mit anzusehen und die Gefühle der erregten Täter dabei zu spüren.
Sie hat sich einigermaßen arrangiert, aber dann wird es schlimmer...

"Es war nicht ihr Körper, in dem sie steckte. Es war der eines Fremden. Dennoch spürte sie alles ganz genau: das Gewicht der Klingt in ihrer Hand, die kühle Luft auf der nackten Haut und die Erregung, die diesen Leib zitternd durchlief."

Tess ist stark. Aufrichtig. Ein Frau mit Power und die zu sich selber steht, eine Charaktereigenschaft die ich sehr schätze bei Protagonisten. So sieht sie sich durch ihre Gabe als eine Andersartige und fühlt sich offen zugegeben zu solchen Wesen hingezogen. Besonders interessant wurde sich für mich durch ihre Gabe, da ich sowas noch nicht gelesen habe und die Szenen mit ihren Sprüngen, waren durch und durch spannend.

"Sie gehörten zu einem schlanken Vampir mit dunklem Lockenkopf und markanten Zügen. Er stand mitten in der zur Musik zuckenden Menge, als wäre sie nicht existent, und sah Tess an."

Im ersten Band "Abgründe" tauchen mehrere Männer in ihrem Leben auf, wie Ryan. Ein Vampir.
Überraschenderweise ist er nicht groß, dunkel und strahlt eine gefährliche Dominanz aus. Er ist lieb, nett und kam mir manchmal wie der "Junge von Nebenan" vor. Am Anfang war ich skeptisch gewesen, aber ich stellte fest, dass er ein interessanter Typ ist und hab ihn letztendlich lieb gewonnen.
Neben ihm gibt es den sympatischen Polizisten, der versucht Tess zu unterstützen und den Vampiranführer Octavian, ein noch mysteriöser Charakter - hoffe von ihm mehr in der Fortsetzung zu hören!

Die Charaktere im Roman kann man sich leicht vorstellen, sie sind präzise und mit wenig Worten beschrieben und im Ganzen ist der Schreibstil locker, ohne viel Aufhebens war ich in der Geschichte drin gewesen und musste mitfiebern. Dazu kamen noch kurze packende Szenen, die sich zum Ende hin gehäuft haben. Oft habe ich mir dabei gedacht, dass könnte genauso eine Mystery Crime Serie im Fernsehen sein.
Die Spannung ist da, sie geht nicht kontinuierlich nach oben, dafür tauchen immer mehr Personen auf, sodass es interessant bleibt und man es nicht einfach aus der Hand legen kann.
Während des Lesens habe ich mir gewünscht mehr zu erfahren von den neuen Lebensumständen, jetzt wo es klar ist, dass es nicht nur Menschen auf der Welt gibt.
Als gelungen empfand ich die erotischen Szenen im Roman, da sie sich nicht vom Inhalt her wiederholt haben, was ich leider öfters antreffe.

"Es war eine unbändige, blutgierige Wildheit, die da für einen Moment in den Augen des Vampirs aufleuchtete. Die gleiche Wildheit, die sie manchmal in sich selbst fühlte."

Mein Fazit ist sehr eindeutig! Die Reihe muss ich weiter verfolgen. Es gibt einen Haufen unterschiedlicher Charaktere, besonders Männer und eine sympatische Heldin - es ließt sich wie eine aufregende Mystery Crime Serie und lässt bei mir ein Kopfkino abspielen.
Ein Romantasy mit Krimielementen und Aciton!

Veröffentlicht am 07.01.2017

Anthologie mit einigen Perlen!

Der Bruder des Königs
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Bei diesem Buch haben wir insgesamt 21 Kurzromane von namentlich bekannten Autoren, aus den verschiedensten Genres. Dabei konzentriert sich jeder auf das Thema "Schurke". Viele der Autoren haben es gut ...

Bei diesem Buch haben wir insgesamt 21 Kurzromane von namentlich bekannten Autoren, aus den verschiedensten Genres. Dabei konzentriert sich jeder auf das Thema "Schurke". Viele der Autoren haben es gut umgesetzt und ich fange die Rezension mit den Geschichten an, die mir gefallen haben und gebe eine kurze Meinung dazu ab. Ich muss zugeben, dass ich die Geschichten, dir mir nicht gefallen haben, zum Größten Teil abgebrochen habe, aber mehr später dazu.

Es gab Geschichten, die waren amüsant, die waren düster, rau oder schlichtweg faszinierend, so faszinierend, dass ich neue Autoren für mich entdeckt habe. Die Anthologie hat mich verleitet über meine Genres hinweg zu lesen und Neues zu entdecken, dabei zeigten sich viele Autoren von ihrer besten Seite.

Fangen wir mit der ersten Geschichte an von Joe Abercrombie "Harte Zeiten allerorten". Die Idee hinter der Geschichte war sehr amüsant zu lesen gewesen und das Thema Schurke wurde hier vollends aufgegriffen, denn man trifft in knapp 45 Seiten die verschiedensten Schurken, die alle hinter einem Gegenstand her sind. Ein durchtriebenes Spiel und für die wenigen Seiten, einige Wendungen!

Eine weitere Geschichte die ich zu "amüsant" eingeteilt habe, ist "Der Fall Petticoats" von Michael Swanwick. Gewitzt erzählt der Autor von seinen Schurken und ihrem Plan eines Verbrechens in einer Welt, die sich furchtbar interessant angehört hat und von der ich gleich mehr hören wollte. Menschen werden zombiefiziert um ihre Schulden abzuarbeiten? Können wieder zum Menschen werden? Und viele andere Fakten haben mich aufhorchen lassen. Dazu gehört auch noch, dass der Autor einen außerordentlichen Schreibstil und Sprache hat und immer diesen gewissen Humor rüberbringen konnte.

Zum Punkt außerordentlicher Schreibstil und Sprache gehört auch die Kurzgeschichte "Die Goldenen Zwanziger" von Carrie Vaughn. Sie konnte sehr gut den Flair dieser Zeit rüberbringen und hat darin noch eine Fantasyerzählung verwoben mit zwei Protagonistinnen zum anhimmeln. Allein das Setting war überzeugend, eine schwer auffindbare Kneipe, das Blue Moon, wo sich allerhand Schurken rumtreiben, nicht nur menschliche.

Sehr mitreißend liest sich die Fantasystory von Scott Lynch (meine erste Geschichte von ihm) "Ein Jahr und ein Tag im alten Theradane", wo Schurken gezwungen sich nach einer durchzechten Nacht aus ihrem Ruhestand zu tretten. Besonders toll fand ich die Truppe aus den verschiedensten Personen und ihre Zusammenarbeit - das Ende hat mich hoffen lassen, dass es eine Fortsetzung geben wird!

Überrascht war ich von "Liebe ist..." von Daniel Abraham, die sich am Anfang etwas schwer lesen lässt, aber seine Charaktere konnten einiges für mich raushauen und ich habe ein neues Lieblingszitat gefunden. Ein sehr tiefsinniges! (Scherz.)

"Liebe", murmelte Asa, "ist wie eine Taube, die auf die Menge scheißt." - "Wie das?" - "Wo sie landet, hat nichts damit zu tun, wer sie verdient hat." - S. 538

Der Autor Garth Nix wird hochgelobt und "Die Fracht aus Elfenbein" zeigt auch warum. Seine Story handelt von seinem bekannten Charakteren Sir Hereward und seinem Gefährten dem Magier Mister Fitz, der in einer verzauberten Puppe steckt. Wir lernen sie während eines Auftrags kennen, der letztendlich nicht so einfach endet wie sie gedacht haben. War klar. Und hier und da sickern interessante Informationen durch, die einen dazu verlocken seine Bücher zu lesen.

Inhaltlich in Ordnung und sprachlich gelungen war "Die Karawanne nach nirgendwo" von Phyllis Eisenstein. Kurz und bündig mit guten Beschreibungen wandern wir durch die Wüste und lernen seine Gefahren kennen - gerne hätte ich da mehr Tiefe gehabt und ein, zwei mehr Informationen.

Zwei weitere Top Storys sind auf jeden Fall "Wie der Marquis seinen Mantel zurückbekam" von Neil Gamain, eine Kurzgeschichte zu einer Figur aus "Niemalsland" - eins meiner liebsten Bücher und "Der Blitzbaum" von Patrick Rohtfuss. Beides zwei sehr verschiedene Autoren, die es aber gut verstehen schon nach wenigen Seiten, einen an das Buch zu ketten.

Die letzte Geschichte ist die von George R.R. Martin "Der Bruder des Königs", wie auch die Anthologie heißt. Nach so vielen wunderbaren Kurzgeschichten war diese einfach flach gewesen. Nett, könnte man noch sagen, aber nicht berauschend wie manch andere in diesem Band. Gefallen hat es mir, aber vielleicht wäre sie am Anfang besser gewesen und hätte nicht so einen unzufriedenen Nachgeschmack gelassen.

Zu denen die mir nicht so gefallen haben, es waren nur wenige gewesen und abgesehen von "Die unheimlichen Geschehnisse in Carterhook Manor" von Gillian Flynn und "Mit Pauken und Trompeten" von Bradley Denton habe ich keine abgebrochen. Was viel für mich bedeutet, da ich selten und meistens ungern über meine Lieblingsgenres hinauslese.

In der neuen Anthologie "Der Bruder des Königs" von Martin und Dozois findet jeder Leser eine Perle und eine leere Muschel. Es ist Unterhaltung für jeden geboten und auf jedenfall ein Blick wert.