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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.10.2019

Total absurd und trotzdem erschreckend nah an der Realität

Wolkenbruchs waghalsiges Stelldichein mit der Spionin
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„Wolkenbruchs waghalsiges Stelldichein mit der Spionin“ ist nach „Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse“ der zweite Band des Autors Thomas Meyer mit dem Protagonisten Motti Wolkenbruch. ...

„Wolkenbruchs waghalsiges Stelldichein mit der Spionin“ ist nach „Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse“ der zweite Band des Autors Thomas Meyer mit dem Protagonisten Motti Wolkenbruch. Zum Verständnis des Buches sind keine Vorkenntnisse aus dem ersten Teil erforderlich, aber lesenswert sind in jedem Fall beide, wenn sie auch große Unterschiede aufweisen.

Das Buch besteht aus zwei Handlungssträngen. Da ist Motti, der nach dem Kontaktbruch zu seinen jiddischen Eltern bei Familie in einem Kibbuz untergekommen ist. Dieser hat sich die Weltherrschaft zum Ziel gesetzt. Gleichzeitig hat sich in Bayern eine Gruppe Altnazis das gleiche Ziel gesetzt. Beide Parteien haben ausgesprochen skurrile Ideen, die sie zum Ziel bringen sollen und es dauert eine ganze Weile, bis sie aufeinandertreffen.

Obwohl die gesamte Story total absurd ist, ist sie gleichzeitig erschreckend nah an der Realität. Anfangs war ich mir gar nicht so sicher, ob ich darüber lachen darf, aber es handelt sich um eine Gesellschaftssatire, die rundum gelungen ist und über die man einfach lachen MUSS. Mit viel Witz, Ironie und einfach ganz unglaublichen Einfällen öffnet Thomas Meyer seinen Lesern die Augen über Rassismus, Vorurteile, Markenkult, Socialmedia und vieles mehr.

Ich fand das Buch genial, es ist unterhaltsam, humorvoll und gesellschaftskritisch und lebt von seinen liebenswerten Charakteren, von denen ich mich nur ungern getrennt habe – unbedingt lesen !

Veröffentlicht am 08.10.2019

Grandios !

Der Fund
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„Der Fund“ ist wieder ein gelungener Thriller aus der Feder des österreichischen Schriftstellers Bernhard Aichner.

Eigentlich möchte die 53-jährige Supermarktverkäuferin Rita nur wissen, wo die Bananen ...

„Der Fund“ ist wieder ein gelungener Thriller aus der Feder des österreichischen Schriftstellers Bernhard Aichner.

Eigentlich möchte die 53-jährige Supermarktverkäuferin Rita nur wissen, wo die Bananen herkommen, aber als sie den Karton öffnet, findet sie darin Kokain und nimmt dieses mit nach Hause. War das der Grund, warum Rita sterben musste ?

Das Buch lebt von dem ungewöhnlichen Schreibstil des Autors. Da ist der chronologische Erzählstrang von Rita, mit dem die Geschichte beginnt und dieser wird durch Augenzeugenberichte, Verhöre, Monologe und Ermittlungen im Mordfall immer wieder unterbrochen. Das macht das Leseerlebnis abwechslungsreich und spannend. Durch die kurzen, klaren Sätze ist man direkt von der ersten Seite an mitten im Geschehen.

Von Anfang an, hat die Handlung einen unglaublichen Sog entwickelt. Emotional, düster, packend, voller Action, verstörend und ein psychologisches Meisterwerk, dieser Thriller ist alles zugleich. Ich habe bis kurz vor Ende gerätselt, was denn nun eigentlich passiert ist und konnte deswegen das Buch kaum aus der Hand legen.

Auch wenn der Schreibstil typisch für Bernhard Aichner ist, mit diesem Thriller erfindet er sich neu und hat sich – meiner Meinung nach – noch einmal gesteigert. Leser die mehr wollen als Thriller nach Schema „F“ liegen mit diesem Buch genau richtig.

Mein Fazit: Unbedingt lesen !
Ich bin jedenfalls schon wahnsinnig gespannt was uns als nächstes von Bernhard Aichner erwartet.

Veröffentlicht am 03.10.2019

Atmosphärische und spannende Australien-Geschichte

Das Echo der Traumzeit
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„Das Echo der Traumzeit“ der in Deutschland geborenen und nach Australien ausgewanderten Autorin Josefine Meyer ist ein spannendes und unterhaltsames Leseerlebnis, in dem man die Liebe der Autorin zu Australien ...

„Das Echo der Traumzeit“ der in Deutschland geborenen und nach Australien ausgewanderten Autorin Josefine Meyer ist ein spannendes und unterhaltsames Leseerlebnis, in dem man die Liebe der Autorin zu Australien spüren und nachvollziehen kann.

Maries Tochter Lena ist in Australien und ein ungutes Gefühl veranlasst Marie ihre Tochter dort zu besuchen. Tatsächlich trifft sie diesen nicht in dem australischen Outback an und es beginnt eine abenteuerliche Reise und Suche mit dem charismatischen Cowboy Terry. Dadurch findet in Marie ein Umdenken statt und sie beginnt sich zu verändern.

Der Schreibstil ist angenehm und flüssig zu lesen und die Charaktere sympathisch und authentisch.
Die Beschreibungen der Landschaft, die Kultur, die Menschen, die Mythen der Aborigines, einfach das gesamte Flair des australischen Kontinents hat Josefine Meyer in diesem Buch eingefangen und in einer spannenden und interessanten Geschichte verpackt.

Mir hat die Reise in den weit entfernten Kontinent sehr gut gefallen, einen schönen Einblick in eine mir doch eher fremde Welt gegeben und ich bin gespannt auf weitere Bücher der Autorin.

Veröffentlicht am 03.10.2019

Erschütternd, beeindruckend und poetisch

Das Versprechen des Bienenhüters
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„Das Versprechen des Bienenhüters“ ist ein unglaublich beeindruckendes und emotionales Buch der Autorin Christy Lefteri, von dem man auch lange nach dem Lesen gedanklich nicht loskommt.

Nuri lebt mit ...

„Das Versprechen des Bienenhüters“ ist ein unglaublich beeindruckendes und emotionales Buch der Autorin Christy Lefteri, von dem man auch lange nach dem Lesen gedanklich nicht loskommt.

Nuri lebt mit seiner Frau Afra und seine Sohn Sami im syrischen Aleppo. Nuri ist Bienenhüter, das Leben der kleinen Familie ist einfach, aber sie sind zufrieden und glücklich bis der Krieg ihnen alles nimmt – Nuris Bienenstöcke werden zerstört, Sami kommt ums Leben und Afra erblindet. Nuris Cousin Mustafa ist bereits in England, hat dort einen Bienenstock und Nuri und Afra beschließen ihm zu folgen. Aber der Weg ist steinig und was vor ihnen liegt bringt sie an ihre Grenzen.

In zwei Erzähleben erfährt man Einzelheiten über die aktuelle Situation in England und über die Vergangenheit der Heimat in Syrien und die Flucht. Dabei hat die Autorin die beiden Zeitebenen meisterhaft dadurch verknüpft, dass das letzte Wort des beendeten Kapitels, das erste Wort des folgenden Kapitels ist. Die Verbindung ist fließend und gleichzeitig lässt sie einen kurz stocken.

Der Schreibstil ist intensiv und poetisch. Die Erlebnisse auf der Flucht, die Probleme der Flüchtlinge, die durch die vielen verschiedenen Charaktere zustande kommen, werden sehr eindringlich und authentisch geschildert. Obwohl mir die Ereignisse nicht wirklich neu waren, haben sie mich bei Lesen sehr berührt und mitgenommen. Das Leid der Menschen, die schwierige Situation von Nuri und Afra, das grausame Verhalten der Schlepper geht an die Grenzen dessen, was man ertragen kann. Hilflos liest man - wohl wissend dass es der Realität entspricht – eine Geschichte, die die Unmenschlichkeit der Welt nur allzu deutlich widerspiegelt.

Das Buch ist aber nicht nur inhaltlich ein echtes Highlight, auch die Gestaltung ist rundum gelungen. Immer wieder tauchen gezeichnete Bienen auf und runden

das Leseerlebnis perfekt ab.

„Wo Bienen sind, sind Blumen, und wo Blumen sind, da ist neues Leben und Hoffnung“

In ihrem Nachwort erzählt die Autorin, dass sie zu ihrem Roman durch ihre Arbeit in Flüchtlingslagern kam, in denen sie ehrenamtlich tätig war.

Für mich ist dieses Buch ein echtes Lesehighlight, das noch lange nachwirkt.


Veröffentlicht am 30.09.2019

Mystisch, packend, lesenswert

Melmoth
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Mit „Melmoth“ konnte mich die Autorin Sarah Perry wieder einmal überraschen. Schon bei „Die Schlange von Essex“ konnte sie mich fesseln und hat mich mit einem komplett anderen Buch als ich ursprünglich ...

Mit „Melmoth“ konnte mich die Autorin Sarah Perry wieder einmal überraschen. Schon bei „Die Schlange von Essex“ konnte sie mich fesseln und hat mich mit einem komplett anderen Buch als ich ursprünglich erwartet hatte, gefesselt und großartig unterhalten.
Das Gleiche ist ihr mit „Melmoth“ wieder gelungen.

Die 42-jährige Helen Franklin lebt in Prag in einem kargen Zimmer und gesteht sich nur das Nötigste zu. Als einer ihrer wenigen Bekannten -Karel Pražan - ihr ein Manuskript, in dem es um Melmoth – einer mystischen schwarzen Frau, die dazu verdammt ist über die Erde zu wandern – gibt, verändert sich ihr Leben. Helen fühlt sich verfolgt von ihren eigenen Schuldgefühlen und von Melmoth.

Der Schreibstil von Sarah Perry ist einzigartig, keineswegs einfach zu lesen, teilweise fast kryptisch und trotzdem so poetisch und wortgewaltig, dass sie mich damit gefesselt und fasziniert hat.

Obwohl man sich schon zu Beginn fragt, was sich Helen zu Schulden kommen lassen und warum sie sich selbst eine Strafe auferlegt hat, muss man lange warten, um Näheres zu erfahren. Stattdessen erfährt man durch das Manuskript über Augenzeugenberichte und Tagebuchauszüge bruchstückhaft immer mehr über Melmoth. Durch diese Sprünge und Brüche in der Handlung muss man sich konzentrieren. Die Ereignisse aus dem Zweiten Weltkrieg und dem 19. Jahrhundert ebenso grausam wie erschreckend und es bleibt lange unklar, worauf die Autorin abzielt. Mit Melmoth bringt sie eine mystische Atmosphäre in die Handlung, die für Gänsehaut sorgt und eine düstere Stimmung verbreitet.

Trotz der kleinen Kritikpunkte war das für mich ganz großartiger Lesestoff, absolut kein Mainstream sowohl inhaltlich als auch stilistisch. Sarah Perry hat ihre Botschaft durch Melmoth ein wenig kryptisch verpackt, so dass ich fürchte, dass es schwier
ig wird eine große Leserschaft dafür zu begeistern.
Mich hat das Buch gefesselt und ich bin gespannt auf weitere Werke der Autorin.

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