Große Liebe und große Empfehlung!
Der Knochensplitterpalast‚The Bone Shard Daughter‘ ist jenes dieser Bücher, die ich schon in der Originalsprache im Auge hatte. Die Freude über die deutsche Übersetzung war entsprechend groß, ist es doch Fantasy genau nach meinem ...
‚The Bone Shard Daughter‘ ist jenes dieser Bücher, die ich schon in der Originalsprache im Auge hatte. Die Freude über die deutsche Übersetzung war entsprechend groß, ist es doch Fantasy genau nach meinem Geschmack – mehrere POVs, ein spannendes asiatisch angehauchtes Setting und ein faszinierendes Magiesystem.
Wenn du wissen willst, wie mir der Reihenauftakt gefallen hat, lies gerne in meiner Rezension weiter.
》Da mein Gedächtnis fehlerhaft war, glaubte Vater nicht, dass ich den Anforderungen genügen würde. Doch ich wusste, wer ich war. Ich war Lin. Ich war die Tochter des Kaisers. Und ich würde ihm beweisen, dass selbst kaputte Töchter Macht ausüben können.《
Zitat aus ‚Der Knochensplitterpalast – Die Tochter‘, S. 161
Darum geht’s:
Um das Reich vor den gefürchteten Alanga zu schützen und vor dem Untergang zu bewahren, erschafft der Kaiser des Phönixreiches eine Armee aus Konstrukten. In feierlichen Prozessionen wird jedem Einwohner ein Knochensplitter entnommen, mit denen die Konstrukte betrieben werden. Doch die Menschen zahlen einen hohen Preis zu Gunsten der Knochensplittermagie. Denn nach und nach wird Ihnen Lebensenergie entzogen. Lin, die Tochter des Kaisers, besitzt wie ihr Vater die magische Begabung. Sie hat jedoch durch eine Krankheit all ihre Erinnerungen verloren. Nur, wenn sie diese wieder erlangt setzt ihr Vater Lin als Nachfolgerin auf dem Thron ein. Andernfalls fällt dieser Bajan, dem Ziehsohn des Kaisers zu. Lin, welche dem Treiben ihres Vaters ein Ende setzen will, tut daher alles, um ihre Vergangenheit zurück zu bekommen, insbesondere die Knochensplittermagie zu erlernen.
Während Lin die Geheimnisse des Palastes ergründet, braut sich im Inselreich eine Revolution zusammen.
Meine Meinung:
Ich habe zu lesen begonnen und mir war schnell klar, dass das Buch ganz großes Kino werden wird. Nicht zuletzt wegen des wahnsinnig einnehmenden, sehr bildgewaltigen Schreibstils der Autorin.
Die Geschichte wird aus 5 verschiedenen Perspektiven erzählt, die zunächst scheinbar keine Berührungspunkte miteinander haben. Lin – die Tochter des Kaisers, Jovis – ein Schmuggler, Phalue – Tochter eines Governeurs, Ranami – Phalues Geliebte und Sand – eine Mangopflückerin auf einer abgelegenen Insel. Fünf Charaktere, aus den unterschiedlichsten Gesellschaftsschichten mit verschiedenen Missionen, deren Schicksale enger miteinander verbunden sind, als jeder einzelne von ihnen jemals vermuten würde. Jeder von ihnen spielt eine tragende Rolle in der Geschichte, Lin und Jovis stechen aber ganz klar als Hauptprotagonisten hervor. Aber, alle fünf sind wahnsinnig greifbare Charaktere und ihre Geschichten haben mich sehr berührt. Allen voran Lins Geschichte.
Lin ist eine tolle Protagonistin. Sie ist äußerst wissbegierig, stark und mutig. Ich fand es wahnsinnig spannend mit Lin die Geheimnisse des Palastes nach und nach aufzudecken, die Konstrukte zu erforschen und hinter verschlossenen Palasttüren die Knochensplittermagie zu ergründen, die dunkel, grausam uns faszinierend zugleich ist.
Jovis hat mich wiederum mit seiner lockeren Art um den Finger gewickelt. Er ist ein Schmuggler mit einer harten Schale und einem großen Herzen. Eigentlich ist Jovis auf der Suche nach seiner Verlobten, die vor Jahren verschwunden ist. Seitdem reist er quer durchs Inselreich und wird dabei eher unfreiwillig zum Retter zahlreicher Kinder. Immer an seiner Seite ist Mephi, ein geheimnisvolles Wesen, welches Jovis aus dem Wasser gerettet hat. Ganz nebenbei mein heimlicher Held in der Geschichte.
》Du redest immer so viel. Ständig erzählst du eine Geschichte nach der anderen! Erst als du verstummt bist, bekam ich ein Gespür dafür, wer du unter all diesen Worten wirklich bist.《
Zitat aus ‚Der Knochensplitterpalast – Die Tochter‚, S. 200
Phalue ist die Tochter des Governeurs der Insel Nephilanu. Sie soll einmal das Amt ihres Vaters übernehmen. Ranami, ihre Geliebte, kommt aus einfachen Verhältnissen. Immer wieder macht Ranami Phalue auf die Missstände in der Bevölkerung aufmerksam. Ranami ist es auch, die Kontakt zu den Rebellen knüpft und versucht Phalue zu einem Umdenken zu bewegen.
》Rebellionen verbanden die Menschen nicht nur, sie konnten sie auch auseinanderreißen.《
Zitat aus ‚Der Knochensplitterpalast – Die Tochter ‚, S. 280
Am geheimnisvollsten ist wahrscheinlich Sand, eine Frau, welche auf Maila, einer abgelegenen kleinen Insel, tagein tagaus Mangos pflückt. Eines Tages regt sich etwas in Sand und sie erkennt, dass sie eine Änderung an ihrer Situation herbeiführen muss.
Ich mochte jeden Einzelnen von ihnen unglaublich gerne. Alle Fünf lassen tief in sich Blicken, sie erzählen alle ihre eigene Geschichte – manche mehr davon, manche weniger. Ich habe mit Spannung jeden Handlungsstrang und jedes Schicksal verfolgt, mit den Charakteren mitgefiebert und war von Anfang an sehr gespannt darauf, wann sich die Wege der Protagonisten kreuzen werden, ob sie es tun und wie deren Geschichten miteinander verwoben sind.
Durch die wechselnden Perspektiven entsteht ein hohes Tempo beim Lesen, weil man immerzu wissen möchte, wie es weitergeht. Ich konnte mich nur schwer von den Seiten lösen, war gefesselt und gebannt. Ganz besonders eine Enthüllung hat mir schier den Atem geraubt.
Andrea Stewart hat mich an zahlreiche Orte im gesamten Inselreich geführt, einer faszinierender als der nächste. Mir hat das asiatisch inspirierte Setting unglaublich gut gefallen. Ich fand es toll einzutauchen in eine Welt voller Mythen, Legenden und geheimnisvoller Tiere – wie Mephi eines ist. Und auch die Knochensplittermagie ist absolut faszinierend. Die Art und Weise, wie sie gewirkt wird, wie durch die Magie Konstrukte zum Leben erwachen, ist beeindruckend und gleichzeitig abstoßend. Ich will mehr von allem und habe noch so viele Fragen, die hoffentlich bald beantwortet werden.
Für mich ist ‚Der Knochensplitterpalast – Die Tochter‘ ein mehr als gelungener Reihenauftakt und außerdem ein Highlight aus dem Fantasy-Genre.
»Das Kaiserreich wurde gegründet, um die Menschen vor den Alanga zu retten. Die Splitterlosen versuchen nun, dieselben Menschen vor dem Reich zu retten. Und wer wird sie anschließend vor den Splitterlosen retten?«
Zitat aus ‚Der Knochensplitterpalast – Die Tochter ‚, S. 270
Fazit:
5 verschienene Perspektiven, greifbare Charaktere mit Tiefgang, eine beeindruckende, asiatisch inspirierte Welt, und eine Magie, deren Anwendung grausam und faszinierend zugleich ist. Andrea Stewarts Reihenauftakt hat einfach alle meine Erwartungen erfüllt; sie sogar übertroffen. Für mich ist das Buch ein Highlight. Ich freue mich auf die Fortsetzung.
Große Liebe und große Empfehlung!