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Veröffentlicht am 26.09.2021

Ganz viel Fernweh und ein wenig Augenrollen

Löwenherzen
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Nachdem mich Gesa Neitzels Buch „Frühstück mit Elefanten“ vor einer Weile wirklich begeistern konnte, freute ich mich sehr auf die quasi Fortsetzung „Löwenherzen“. („The Wonderful Wild“ ließ ich aus, das ...

Nachdem mich Gesa Neitzels Buch „Frühstück mit Elefanten“ vor einer Weile wirklich begeistern konnte, freute ich mich sehr auf die quasi Fortsetzung „Löwenherzen“. („The Wonderful Wild“ ließ ich aus, das klang mir zu philosophisch für meinen Geschmack.) Hach ja, ich war in der Tat mal wieder bereit für eine ordentliche Portion Fernweh. Wenn man, Corona sei Dank, leider nicht persönlich auf Safari gehen kann, muss man sich eben mit Reiseberichten & Co. trösten.

Und ein klitzekleiner Trost ist es in der Tat. Schon der Fototeil in der Mitte lässt das Herz ein bisschen höher schlagen. Ganz tolle und auch qualitativ hochwertige Bilder, das hätten für meinen Geschmack ruhig noch mehr sein können!

Das Buch ist unterteilt in Erlebnisse in Botswana, Namibia und Sambia. Im Vorwort erklärt die Autorin, dass es sich nicht um eine einzelne Reise handelte und somit die einzelnen Kapitel nicht die chronologische Reihenfolge widerspiegeln, sondern eher thematisch bzw. geographisch sortiert sind. Vor allem in den ersten beiden großen Teilen, Botswana und Namibia, merkt man das als Leser überhaupt nicht. Die Geschichte wirkt hier recht gut aufeinander abgestimmt und wie aus einem Guss. Leider wirkt dagegen der letzte Teil, der in Sambia spielt, ein wenig wie ein Bruch. Irgendwie passen die einzelnen Kapitel hier nicht so schön aneinander, man merkt die Zeitsprünge sehr stark. Auch wird hier auf ein Schlüsselerlebnis, das im Prolog angeteasert wird, erneut eingegangen, aber auf mich wirkte es leider etwas konstruiert. Insgesamt ließ sich so das letzte Drittel etwas weniger flüssig lesen.

Der Erzählstil der Autorin war grundsätzlich wieder sehr angenehm zu lesen und machte die einzelnen Episoden gewohnt kurzweilig und man war gefühlt wirklich gut im Geschehen dabei, vor allem, wenn man sich zur Illustration die zugehörigen Bilder anschauen kann. Die Beschreibungen vor allem der Landschaften, Tiere und weiterer Begegnungen sind sehr stimmig und passen für mich einfach perfekt zum Setting.

Was mich allerdings doch überraschend stark gestört hat: Gendersternchen. Klar, es ist kein Roman, aber es ist als Reisebericht für mein Empfinden noch vom Schreibstil erzählend genug, dass ich es wirklich in der Menge als nervig empfand. Sehr lächerlich fand ich vor allem die Stelle, als die Autorin einen Dorfältesten zitierte, der von „Dorfbewohner*innen“ sprach. Hm, nee, tut mir leid, das war in dem Kontext einfach albern und unpassend und spätestens danach konnte ich an jeder weiteren Stelle nur noch mit den Augen rollen. Nutzt es meinetwegen in journalistischen Texten oder auch in Büchern mit entsprechendem Themenbezug, aber hier fand ich es einfach nur störend.

Insgesamt war das Buch aber dennoch im Großen und Ganzen definitiv unterhaltsam genug, dass ich für die beiden Kritikpunkte nicht mehr als einen Stern abziehen möchte. Dennoch eine absolute Leseempfehlung für alle, die zumindest in Gedanken gerne nach Afrika reisen möchten.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 19.12.2020

Vom dringend benötigten Humor

Die große Pause
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Vorab muss ich zugeben: Ich war bei der drölfzigsten Publikation zum Thema Corona schon ein wenig augenrollenderweise skeptisch, ob ich es lesen sollte oder nicht. Und bei den meisten anderen Autoren hätte ...

Vorab muss ich zugeben: Ich war bei der drölfzigsten Publikation zum Thema Corona schon ein wenig augenrollenderweise skeptisch, ob ich es lesen sollte oder nicht. Und bei den meisten anderen Autoren hätte ich sehr wahrscheinlich auch verzichtet, aber als kleiner Lehrerkind-Fan war ich einfach viel zu neugierig.

Bastian Bielendorfer nimmt den Leser mit in seinen ganz persönlichen Alltag in der Pandemie und bietet damit zum Teil recht spezifische Eindrücke, da er durch das zeitweilige komplette Auftrittsverbot zu jenen Berufsgruppen gehört, die von Corona stark betroffen waren und es auch immer noch sind. Trotz aller unterschwelligen Ernsthaftigkeit schwingt dennoch stets eine ordentliche Portion Humor mit und ich habe mich im Nachhinein sogar sehr geärgert, dass ich nicht mehr bis zur Veröffentlichung des Hörbuchs gewartet habe, so sehr hatte ich an einigen Stellen die Stimme im Ohr. Bei allem Humor ist dann der Epilog doch noch ein sehr persönliches, auch bewegendes Kapitel.

Ein klein wenig meckern auf recht hohem Niveau muss ich allerdings noch: Ich bin etwas pingelig bezüglich Fehler in Büchern (vor allem solchen aus großen Verlagen, bei denen ich einfach von einem ordentlichen Korrektorat ausgehe). Hier bin ich dann doch gelegentlich über ein paar Macken aus der beliebten Kategorie „Schusselfehler“ gestolpert, die eigentlich hätten vorher auffallen können. Weiterhin verursachte es bei mir leichtes Lidzucken, wenn schon gescheite Popkultur-Referenzen eingebaut werden – und dann aus Hobbingen Hobbitingen wird. Ups.

Aber wie gesagt, das ist ganz hohes Niveau und zumindest in diesem Fall nicht störend genug, das Lesevergnügen nachhaltig zu trüben. Deshalb bleibt es am Ende bei aufgerundeten 4,5 Sternen und hey, da der nächste Lockdown ja so gut wie vor der Tür steht, stehen vielleicht die Chancen auf einen Nachfolger gar nicht so schlecht…

Veröffentlicht am 14.02.2019

Ein Satz mit X...

Heartless, Band 1: Der Kuss der Diebin
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…das war wohl nix.


Herrlich! Es ist doch immer wieder erhebend, wenn man sich so richtig schön über ein literarisches Machwerk aufregen kann. Natürlich wäre es schöner, wenn das Buch so gut ist, dass ...

…das war wohl nix.


Herrlich! Es ist doch immer wieder erhebend, wenn man sich so richtig schön über ein literarisches Machwerk aufregen kann. Natürlich wäre es schöner, wenn das Buch so gut ist, dass man sich einfach daran erfreut, aber, um das Phrasenschwein kräftig zu füttern: Das Leben und Lesen ist eben kein Wunschkonzert. Macht man halt aus der Not eine Tugend und wettert ein wenig.

Dabei hatte ich mich doch so auf das Buch gefreut! Seit einer Weile das erste Buch aus dem Genre, das ganz weit oben auf meiner Wunschliste gelandet ist. Allein schon das Cover gefällt mir richtig gut. Vielleicht ein wenig verkitscht, aber alleine von der Haptik macht der Umschlag richtig was her.

Und auch die Leseprobe konnte mich absolut überzeugen. Zera, die Protagonistin, machte auf mich einen ordentlichen Eindruck: Eine trotz ihrer Vergangenheit recht selbstbewusste junge Frau, die zudem nicht auf den Mund gefallen war. Ich habe mich so sehr auf kurzweilige Wortgefechte mit dem Prinzen gefreut, den sie schließlich umgarnen sollte, um an sein Herz zu gelangen. Einziges Manko zu dem Zeitpunkt: Die Hexennamen sind in meinen Augen einfach unfassbar lächerlich. Nightsinger, Firewalker… wie alt ist die Zielgruppe? 11? Aber okay, die Hexen spielen keine dauerpräsente Rolle, da kann ich notfalls darüber hinwegsehen.

Über den ganzen schlimmen Rest dann allerdings leider nicht…

Das Tempo der Story ging nach der Leseprobe erstmal gemütlich in den Keller. Hier wird Zera bei einer quasi, sagen wir mal „Adoptivtante“ auf ihre Rolle bei Hofe vorbereitet. Also sozusagen den im Wald lebenden Bauerntrampel gesellschaftsfähig machen. An sich eine Konstellation, die Potenzial hat, aber irgendwie hat die Autorin es geschafft, mich damit grandios zu langweilen. Die Seiten zogen sich wie Kaugummi ohne besondere Höhe- oder auch Tiefpunkte. Aber zum Glück wird das am Schluss des Buches ausgeglichen, das „große Finale“ ist nämlich sehr hektisch und wischiwaschi auf die Seiten gerotzt. Ich habe das Auftauchen des großen Antagonisten sogar fast überlesen, so plötzlich kam alles. Okay, zwischen zäher, langer Einführung und Schluss war das Tempo meist in Ordnung, da las sich die Geschichte immerhin recht flott weg.

Punkt zwei, die Charaktere… Zera mutierte leider sehr schnell von erfrischender Schnodderschnauze zum emotionalen Hachseufz-Weibchen. Alles, was es dafür brauchte, war ein Blick in die dunklen Augen des Prinzen. Haaach… Nicht wirklich nachvollziehbare, übereilte Liebesentwicklung, bei der allerdings auch nicht viele Emotionen aufkamen, statt ordentlicher gegenseitiger Frotzelei. Schade. Zudem ging Zera auch übermäßig in ihrem Selbstmitleid auf und wenn irgendwann gefühlt auf jeder Seite geschrieben steht, was für ein Monster sie ist, weil sie jemanden getötet hat und ach, wie sehr sie davon verfolgt wird und ach, was für ein Unmensch sie ist, dann kommt da bei mir keine tragische Hintergrundgeschichte an, sondern nur noch nerviges Mimimi. Aber hey, als Ausgleich schwafelt ihr quasi „inneres Monster“ immer in ihre Gedanken und Gespräche rein und möchte einfach alles meucheln, was ihr in den Weg kommt. Blabla, Nebenwirkung des fehlenden Herzens, Rhabarber Rhabarber. Grad in der zweiten Buchhälfte hat es einfach nur noch unfassbar genervt, wenn ständig eine Stimme aus dem Off „TÖTE IIIIIHHHHN!“ keifte. Ein Kunstgriff der literarischen Freiheit, nur leider kein guter.

Apropos literarische Freiheit – der Stil wies auch so einige Tiefpunkte auf. Mit den schnodderigen, umgangssprachlichen Aussagen und Scherzen von Zera und der anderen Charaktere kam ich grundsätzlich klar. Man könnte bemängeln, dass das nicht zu einer am Königshofe spielenden Geschichte passt, aber es hat für mich das Buch zumindest erträglich zu lesen gemacht. Ein paar Mal konnte ich immerhin schmunzeln, juhu! Und dann wiederum gab es solche Prachtkerle von Satzkonstrukten, nach welchen ich das Buch tatsächlich angewidert zuschlagen und weit von mir entfernt weglegen musste:

“Der Spiegel wispert mir zu, dass ich hübsch bin, auch wenn alles, was ich sehe, die verdrehte, verkrümmte Dunkelheit meines Unherzens ist, das aus jeder Pore blutet.”

Ach du meine Fresse… Gibt es online vielleicht einen Generator für „schwurbeligen Fantasykitsch“? Anders kann ich mir das Zustandekommen dieser wüsten, unpassenden Aneinanderreihung von höchstdramatischen Worten nicht erklären. Sorry, aber spätestens hier war es vorbei und ich konnte das Buch einfach nicht mehr ernstnehmen.

Wenig hilfreich waren auch die Fantasywesen, deren Existenz mir doch ein wenig konstruiert und künstlich vorkam. Von wegen „Oh, ich schreibe Fantasy. Hexen gibt’s schon. Bau ich noch ein paar komische Viecher mit ein…“ Irgendwie passte mir hier alles nicht so recht zusammen, als hätte sich die Autorin ein bisschen übernommen und versucht, zu viel in zu wenig Seiten reinzuquetschen. Das Setting blieb teilweise etwas kulissenhaft, die Charaktere teils doch arg oberflächlich. Wer nicht eindeutig schwarz oder weiß war, wurde allzu offensichtlich in eine graue Schublade gequetscht. Die ganze Charakterentwicklung hatte zu wenig Substanz, ging zu schnell vonstatten. Ich bin immer wieder darüber gestolpert, wie wenig Zeit im Laufe der Story überhaupt vergeht. Gefühlt haben sich die Charaktere untereinander verhalten, als würden sie sich im Laufe mehrere Monate kennengelernt haben.

Also wenn ich für jedes Fluchen und ungläubige Kopfschütteln einen Stern abziehen würde, wären wir weit im Minusbereich gelandet. Warum trotzdem zwei Sterne? Weil es zwischen diesen leider sehr großen, miesen Passagen doch ganz gute Momente gab, in denen Tempo und Humor gut harmonierten. Grad das letzte Drittel las sich tatsächlich fast gut, bis das vom Finale mit dem Ar*** wieder eingerissen wird.

Und außerdem muss ja auch trotzdem ein wenig Luft nach unten bleiben – ich habe schließlich trotz allem noch schlechtere Bücher gelesen. Aber trotzdem gibt es nur ganz knapp einen zweiten Stern.

Veröffentlicht am 03.11.2018

Charakterschwäche

Iron Flowers – Die Rebellinnen
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Ich hätte auf mein Bauchgefühl hören sollen!

Zig mal bin ich um das Buch herumgeschlichen, habe überlegt: Will ich jetzt Prinzessinnen-Gedöns á la „Selection“ überhaupt lesen? Zumindest ließ ja die Beschreibung ...

Ich hätte auf mein Bauchgefühl hören sollen!

Zig mal bin ich um das Buch herumgeschlichen, habe überlegt: Will ich jetzt Prinzessinnen-Gedöns á la „Selection“ überhaupt lesen? Zumindest ließ ja die Beschreibung auf eine ähnliche Geschichte schließen. Das wird ja gerne mal simpel… aber vielleicht doch immerhin kurzweilig und unterhaltsam? Gut, die Leseprobe hat mich, als eigentlich überzeugtem Leseprobenmuffel, dann doch vom Kauf überzeugt.

Und es fing ja grundsätzlich auch echt nicht schlecht an. Der Schreibstil war nicht überragend, aber passte grundsätzlich zu einem Jugendbuch. Grad im weiteren Verlauf wurden die Dialoge zwar gefühlt stumpfer und platter, aber das war dann zu dem Zeitpunkt wirklich das kleinste Übel.

Der Einstieg in die beschriebene Welt fiel mir nicht ganz leicht. Mir fehlten fast durchweg doch irgendwie die Hintergrundinfos, was das für eine Welt überhaupt ist: Altmodische Vergangenheit oder doch dystopische Zukunft? Irgendwann in der Hälfte des Buches erfährt man zwar mal ein wenig, indem ein Geschichtsbuch vorgetragen wird, aber letztendlich war mir das zu wenig. Ich konnte mich durchweg nicht in die Geschichte hineinfühlen, weil mir doch zu viel Substanz der ganzen Welt fehlte. Es war alles nur eine Kulisse, nicht viel dahinter.

Ebenso wenig nachvollziehbar war mir eben aufgrund der fehlenden Hintergründe vor allem Serinas erklärtes Lebensziel, sich als lediglich hübsch anzuschauendes Püppchen in die königliche Sammlung von Haremsdamen zu begeben. Bis auf ihre Schwester Nomi scheint auch kaum Kritik an dem System aufzukommen. Jedenfalls nicht in einer Form, die ich erwartet hätte. Nomi selbst war als Charakter zu Beginn definitiv interessanter, wenn auch sehr plakativ als Serinas genaues Gegenteil angelegt. Auch der im Klappentext erwähnte Schicksalsschlag konnte mich noch fesseln und ich dachte: Hey, das könnte was werden.

(Achtung, die folgenden beiden Absätze enthalten zum Teil kräftige Spoiler zur Story!)

Ich habe nun nichts gegen Überraschungen in Büchern. Hier habe ich durchweg einen Selection-Verschnitt erwartet. Diesen bekam ich auch (mit allen Klischees, die dazugehören), allerdings auch eine gehörige Portion Panem – in sehr, sehr schlecht. Ich kann nicht mit dem Finger draufzeigen, was genau das große Problem war, aber ich konnte den gesamten Handlungsstrang auf der Insel der Powerfrauen überhaupt nicht ernstnehmen. Das fing schon mit der Einteilung in „Crews“ an (das Wort, das Wort, so lächerlich!) und wanderte über die hier bergab schlitternde Figurenentwicklung zu völlig absurden Szenarien fern jeder ansatzweisen Realität. Das süße Mädchen Serina muss nämlich auf einmal um Leben und Tod kämpfen – mit Fäusten und Waffen. Wo am Anfang betont wird, wie doof sie sich anstellt, heißt es später auf einmal, sie hat eine wunderbar schnelle und beeindruckende Entwicklung durchgemacht. Krass! Da ist sie wahrscheinlich wie Obelix in den Zaubertrank gefallen – aber leider wurde vergessen, das zu erwähnen. Und zum großen Finale wird sie derart verwundet, dass es einen kampferprobten Hünen umgehauen hätte, aber Super-Serina schleppt am Ende noch eine Person durch die Gegend. Klar! Logisch!

Zum Glück wurden ab Serinas Verbannung die Kapitel abwechselnd aus ihrer und Nomis Sicht erzählt und grad zu Beginn hat mich die Aussicht auf ein Kapitel mit Nomi noch gut zum Weiterlesen motiviert. Das war leider spätestens da vorbei, als sich auch Serinas Charakter zu entwickeln begann – nur leider nicht weiter, sondern quasi zurück. Aus der eigenständig denkenden, das System kritisierenden wird… eine naive, nicht ohne einen kräftigen Mann überlebensfähige kleine Grace. Ebenfalls eine wirklich nicht logische und nachvollziehbare Entwicklung…

(Spoiler Ende)

Insgesamt weiß ich gar nicht, was mich an dem Buch am meisten gestört hat, schließlich gibt es so viele Dinge zur Auswahl: Die absolut unlogische Charakterentwicklung. Die zum Großteil eher einfach und flach gezeichneten Nebencharaktere. Die unpassende und vor allem nach dem Twist zumeist unspektakuläre Storyentwicklung. Die mit der Zeit irgendwie immer platter werdenden Dialoge. Dieses Einbauen nahezu sämtlicher Klischees aus Selection und Panem und allem, was der Jugend in den letzten Jahren gefallen hat – zumindest kam es mir stellenweise so vor.

Den zweiten Stern bekommt das Buch tatsächlich nur, weil es sich dennoch recht flott und ohne große stilistische Aussetzer im erzählenden Teil lesen ließ. Aber vielleicht wird der nächste Teil ja besser, da sich die Autorin recht lange Zeit mit dem Schreiben lässt. Ich werde ihn dennoch nach dieser Erfahrung nicht mehr lesen.

Veröffentlicht am 03.11.2018

Fernweh

Blau Türkis Grün
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Dies ist ein Buch, bei dem ich fast zum reinen Coverkäufer geworden wäre. Glücklicherweise klang auch der Inhalt durchaus passend und interessant, von daher war die Entscheidung absolut vertretbar für ...

Dies ist ein Buch, bei dem ich fast zum reinen Coverkäufer geworden wäre. Glücklicherweise klang auch der Inhalt durchaus passend und interessant, von daher war die Entscheidung absolut vertretbar für mich. Und gleich vorweg: Ja, im Großen und Ganzen hält auch der Inhalt, was Cover und Titel versprechen. Für Menschen mit der ewigen Sehnsucht nach dem Meer, nach dem Geruch des Salzes in der Luft… für diese Menschen ist dieses Buch dahingehend geeignet, dass sich nach der Lektüre vermutlich ein paar neue Pins auf der mentalen „Da muss ich hin!“-Weltkarte befinden.

Aber ich fange lieber von vorne an. Das Buch ist in kurze Kapitel gegliedert, die immer einen auf irgendeine Weise bemerkenswerten Ankerpunkt der Weltumsegelung der Autorin beinhalten. Mal ist es das Land, mal die Menschen, mal Phänomene der Natur… Insgesamt sind die Kapitel angenehm kurz und stets mit mindestens einem, meist mehreren farbenprächtigen Bildern garniert. Die Qualität der Bilder kommt dabei allerdings nicht an die eines professionellen Bildbands heran (was ich im Vorfeld fälschlicherweise gedacht hatte), sondern sind eigentlich eher sehr gute Urlaubsschnappschüsse und Illustrationen der Reise. Aber zusammen mit dem eher lockeren, leichten Schreibstil passt das alles sehr gut zusammen.

Dazwischen eingestreut ist immer mal eine Doppelseite, auf der die Autorin ihre Gedanken zur Reise, zu ihrer Intention oder auch zum Thema Heimweh ein wenig erläutert. Aufgrund der Kürze empfand ich auch diese kleinen Unterbrechungen nicht als störend, sie fügten sich doch recht gut ins Gesamtbild ein.

Die Kapitel selbst schildern wie erwähnt ja nur einige der Stops. Diese sind zwar – bis auf das quasi einleitende Kapitel – in chronologischer Reihenfolge, geben aber natürlich nicht jedes einzelne Detail der Reise wieder. Und das hätte ich persönlich auch nicht gebraucht! Es kamen so schon teilweise recht viele Fachbegriffe aus dem Bereich des Segelns und der Schiffsbestandteile vor, und wer wie ich vielleicht noch den Bug vom Heck auseinanderhalten kann, es danach aber schon aufhört, der hätte sich vielleicht doch noch ein kleines Glossar gewünscht. Zumindest sind das Details, die ich gar nicht ausführlicher brauche, von daher passt das Buch in seiner Gesamtheit einfach sehr gut. Ich denke, es dient in erster Linie dazu, die Sehnsucht nach fernen Inseln, nach dem Meer zu wecken und veranschaulicht, warum die Autorin am Ende jahrelang auf ihre Heimat, Freunde und Familie verzichtete und sich dafür entschied, Urlauber um die Welt zu segeln. Ich hätte jetzt auf jedenfalls wirklich Lust, sie auf einer Etappe zu begleiten – und somit ist doch das Ziel erfüllt, denke ich.